Egge - Weser : vereinsinterne Veröffentlichungen des Naturkundlichen Vereins Egge - Weser, Band 5, Heft 1 (1988)
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Besprechungen
(1988)
Dieser Artikel ist eine Zusammenstellung von Buchbesprechungen über „Abschlussheft der Westfälischen Pilzbriefe; Bodendenkmalpflege im Kreis Höxter; Naturschutz in Nordhessen; Pflanzen der Äcker und ihre Ökologie; Naturschutz und Landschaftspflege in Niedersachsen: u.a. Vorschriften, Statistik, gefährdete Ackerwildkräuter.
Sondermülldeponie in den Nieheimer Tongruben : Giftmüll kontra Unken, Fledermäuse und Orchideen
(1988)
Am nordöstlichen Stadtrand Nieheims (Ostwestfalen, Kreis Höxter) soll eine stillgelegte Ziegeleigrube als Sondermülldeponie genutzt und verfüllt werden. Bei dem geplanten Deponiestandort handelt es sich um eine von zwei ausgebeuteten Tongruben, der Grube "Rath" und der Grube "Lücking", die inzwischen den Lebensraum für eine selten so reichhaltige und bemerkenswerte Flora und Fauna darstellen. Nach Aussage der Landesanstalt für Ökologie, Landesentwicklung und Forstwirtschaft (LÖLF NW), der Fachkompetenz beim nordrhein-westfälichen Umweltminister Matthiesen, stellen die Nieheimer Tongruben ein Biotopgefüge dar, das insgesamt überregionale Artenschutzbedeutung vor allem für Amphibien, Wasserinsekten, Fledermäuse und Pflanzen hat.
Zwischen dem Frühjahrs- und dem Herbstzug 1987 liegt ein bedeutungsvoller Schnitt. Der Naturkundliche Verein Egge-Weser hat eine Geschäftsstelle eingerichtet, die zu feststehenden Zeiten telefonisch erreichbar ist. Sie ist mit einem jungen Zivildienstleistenden besetzt, der vogelkundlich interessiert und erfahren ist. So war es möglich, zu einer umfassenden Beobachtung im ganzen Kreis aufzurufen. Die zweite Liste ist das Ergebnis. Sie mußte teilweise anders bearbeitet werden als die bisherigen.
Beobachtungen des Löfflers im deutschen Binnenland sind außergewöhnlich selten. Das verwundert, denn aus ihren Brutgebieten in Europa ziehen diese auffälligen Vögel alljährlich nach Afrika und zurück. Aber die niederländischen wandern die Atlantikküste entlang. Nur im Rheintal treten immer wieder Löffler einzeln oder in Trupps auf (GEBHARDT/SUNKEL 1954). An der Küste der Nordsee streifen holländische Tiere durch die Watten weit nach O bis N. 1962 kam es zu einer gesicherten, aber erfolglosen Brut auf der Insel Memmert (RINGLEBEN 1978). Jetzt kommt der Kreis Höxter dazu. Am 10. September 1987, 16.00 Uhr, sah August Held, Amelunxen, als erster das auffällige Tier in seiner Heimatgemarkung.
Auswertung und Interpretation meiner Lachmöwen-Beobachtungen 1971 - 1987 im Gebiet um Holzminden
(1988)
Zum Status der Lachmöwe im südlichen Niedersachsen gibt es bislang nur wenig detaillierte Untersuchungen, geschweige denn Aussagen. Für das Weserbergland sind die beiden "Standard"-Quellen PREYWISCH (1962) und SCHERNER (1977). Laut SCHERNER ist die Lachmöwe im Solling (speziell) ein "unregelmäßiger" Durchzügler" - er nennt nur drei Beobachtungen. Darüber hinaus hält er sie für Süd- Niedersachsen (allgemein) für einen "zu allen Jahreszeiten häufigen Durchzügler und Gastvogel an größeren Gewässern". Er betont die enge Bindung der Art an das Wesertal (in unserem Raum) und zitiert PREYWISCH, der seinerseits nur eine Beobachtung abseits der Weser nennt. Doch ist PREYWISCH wesentlich genauer. Neben der allgemeinen Einleitung "an der Weser ziemlich regelmäßiger Durchzügler, der beim Südzug im beachtlichen Schwärmen auftritt. Gelegentlich Überwinterer. Abseits der Weser ... selten gesehen", nennt er eine Anzahl von Beobachtungsdaten. Dabei stellt er den Südzug mit beachtlichen Hoch/Spätsommer-Vorkommen heraus. Gerade das habe ich anhand meiner Beobachtungen auch festgestellt und ausführlicher ausgearbeitet, um daran meinen "Vogel des Monats Juli: Die Lachmöwe" im TAH 22.07.88 aufzuhängen. Neben dieser volkstümlichen Vorstellung der Lachmöwe in der Holzmindener Tageszeitung soll hier etwas "wissenschaftlicher" dargestellt werden.
Im Laufe einer Exkursion durch die Weserwiesen nördlich Holzmindens wurde am 20.12.1987 eine Schneegans (Anser caerulescens) beobachtet. Bei lauen Südwest-Winden mit mehr oder minder ununterbrochenem leichten Nieselregen herrschte wegen der dichten Bewölkung nur sehr trübes Licht. Meine Wanderung führte von der Lindenallee (Holzminden) an der Müllkippe entlang nach Norden durch die Kiesteiche (ein Rothalstaucher = Podiceps griseigena) , und dann westlich in die Wiesen und Weiden an der Weser. Als ich die Wasserfläche flußabwärts (nach Norden) absuchte, gewahrte ich in großer Entfernung (ca. 500 m) einige große weiße Vögel, offensichtlich Schwäne. Mit dem Glas konnte ich sie als Höckerschwäne (Cygnus olor) bestimmen. Bei der Durchsicht fiel mir in der Gruppe ein kleinerer Vogel auf. Der schien auf diese Distanz grauer, und vielleicht an Kopf und Schwanz ("vorn und hinten") dunkler, womöglich schwärz/schwärzlich. Einen halbwüchsigen Jungvogel konnte ich wegen der Jahreszeit ausschließen. Gänsesäger- Männchen, Brandgans und andere Arten wären interessant gewesen, daher beschloß ich, mir den Vogel näher anzusehen. Dabei gewährte mir die Baumreihe am Hellgraben Sichtschutz bis auf die letzten etwa 100 m. Als ich durch diese Baumreihe stieß, erkannte ich unter zwölf Höckerschwänen eine einzelne Schneegans.
Heuschrecken im Weserbergland : ein Aufruf zur Mitarbeit an der geplanten Heuschrecken-Kartierung
(1988)
Neben schon seit langem "populären" Insektengruppen, wie den Tagschmetterlingen und den Libellen, gewinnen zunehmend auch bislang recht unscheinbare und relativ unbekannte Artengruppen, wie die der Heuschrecke, mehr und mehr an Bedeutung für den praktischen Naturschutz. Die Kenntnis dieser Arten und ihrer Lebensräume läßt häufig wichtige Rückschlüsse auf die Qualität noch vorhandener Lebensräume zu. Heuschrecken besiedeln fast alle Bereiche, von den trockensten, vegetationslosen Ruderalstellen, über Wälder und Gärten bis zu den Sumpfwiesen und Seggenbeständen. Einige Arten haben sich auch dem Menschen eng angeschlossen, so daß selbst Mülldeponien, warme Hauskeller und Gewächshäuser bewohnt werden. Mit ihrem lauten, abwechslungsreichen und zum Teil melodischen "Gesang" gehören sie zu den auffälligsten Insekten im Spätsommer und bis in den Herbst hinein. Um so verwunderlicher ist es, daß sich bis heute kaum jemand im hiesigen Raum mit dieser interessanten Insektenordnung beschäftigt hat. Abgesehen von einigen älteren und lückenhaften Literaturangaben existiert zur Zeit keine aktuelle Übersicht über das Vorkommen und die Verbreitung der Heuschrecke im Weserbergland. Ziel dieses Aufsatzes ist es, das Interesse für diese Gruppe von Insekten zu wecken, einen kleinen Einblick in die Gefährdungssituation, die Biologie und die Bedeutung zu vermitteln und zu einer Kartierung aufzurufen. Diese Kartierung ist als ein erster Schritt zu verstehen, die zum Teil heute schon gefährdeten Arten mit ihren Lebensräumen dauerhaft zu schützen und zu erhalten.
Seit "Die Verbreitung der Wirbeltiere im Kreis Höxter" erschien (forthin als 1983 bezeichnet), hat Steinborn, oft zusammen mit Vierhaus, planmäßig die Fledermäuse weiter erforscht. Auch die Neufunde in "Die Säugetiere Westfalens", im Text als SW 1984, in den Karten als SW/WM bezeichnet, gehen auf ihn zurück. Dagegen ruhte die Arbeit bei den übrigen Kleinsäugern. So werden hier nur Zufallsbeobachtungen und Angaben neuer Gewährsleute wiedergegeben. Die kurze Übersicht soll anregen, auf die Wirbeltiere mehr zu achten und auch Beobachtungen mit genauen Zeit- und Ortsangaben zu vermerken, die nicht so wichtig erscheinen. Als Beispiel möge der nördlichste Nachweis der Großhufeisennase dienen, dessen Bedeutung seinerzeit unerkannt blieb.