Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt, Jahrgang 31 (1994), Sonderheft
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Der Brockengarten
(1994)
Die Idee. auf dem höchsten Harzgipfel einen "Alpengarien" einzurichten, hatte Ende des vergangenen Jahrhunderts Prof, Dr. Albert Peter, seinerzeit Direktor des Botanischen Gartens der Universität Göttingen. Sein Ziel war es, der einzigartigen. aber bereits damals gefährdeten Brockenflora eine Überlebenschance zu geben und experimentell nachzuweisen, dass die Brockenkuppe von Natur aus baumfrei ist. Zum anderen wollte er den Brockenbesuchern die Möglichkeit bieten, einen Eindruck von der Formenvielfalt der Hochgebirgsflora zu erhalten. Gleichzeitig sollte u.a. das Wuchsverhalten der "Importpflanzen" aus den Hochgebirgen der Welt unter den ökologischen und klimatischen Bedingungen des Brockens wissenschaftlich begleitet werden.
Der Naturraum des Hochharzes
(1994)
Der Harz ist das nördlichste deutsche Mittelgebirge mit - wie an anderer Stelle ausführlicher dargestellt - einer natürlichen Waldgrenze. Dieses verhältnismäßig kleine Mittelgebirge ragt als isolierter Grundgebirgskomplex (Horstgebirge) schroff aus dem ihn umgebenden Hügelland zwischen Saale und Leine heraus. Insbesondere die Nordharzrandslufe (ca. 400 m Steilabfall) bildet eine markante Landschaftsgrenze.
Das Gebiet des heutigen Nationalparks ist sowohl durch die ehemals so wilde Urnatur des Hochharzes wie durch die frühe Geschichte des Deutschen Reiches und des Herzogtums Sachsen geprägt worden. Der Gebirgszug des Harzes bildete über viele Jahrhunderte die Scheide zwischen den Volksstämmen der Sachsen und Thüringer. In Werla, Goslar und Quedlinburg am Nordharz lagen die Lieblingsresidenzen und Pfalzen der sächsischen und salischen Könige und Kaiser. Bevor Goslar bis in das 13. Jh hinein seine überragende Bedeutung als Kaiserplalz innehatte, besaß Werta, unweit an der Oker gelegen, bis 1005/1015 diesen Rang. Werta war zugleich aber auch die Versammlungsstätte der sächsischen Großen und Fürsten. Damit blieb der Harz als Jagdrevier im 10. Jh, wie schon zuvor unter Kaiser Karl d. Gr., Bannforst. Das war die erste Unterschutzsteilung des Harzes.
Die Pflanzenwelt
(1994)
Der Hochharz wird pflanzengeographisch als eigener Distrikt im Florengebiet des Harzes ausgewiesen und damit von Oberharz und Unterhatz abgetrennt (Weinert 90, Herdam et al. 53). Der wesentliche Unterschied zu den anderen Distrikten Ist mit dem Auftreten der Fichte und ihrer Dominanz in den naturnahen Wäldern gegeben.
Die Tierwelt
(1994)
Die zoologische Erforschung des Harzes hat eine lange Tradition. Forscher wie Rüling, Stübner, Goeze, Rimrod, Blasius, E. Schulze, Wolterstorff, Goldfuß, Petry, Löns und Borchert haben daran erheblichen Anteil, doch stehen diese Namen hier nur stellvertretend für Generationen von Freizeit- und Berufsforschern sowie Aktivitäten mehrerer naturwissenschaftlicher Vereine, die sich bis heute mit der Tierwelt dieses Mittelgebirges befasst haben.
Flechten
(1994)
Obwohl schon Thal (179) in seiner "Sylva Hercynia" auf Flechten im Harz hinwies und zahlreiche lichenologen bis in die heutige Zeit hinein die Flechtenflora des Harzes untersuchten, ist bisher keine zusammenfassende Darstellung des Flechtenbestandes erfolgt. Vorliegende Beschreibungen betreffen in der Regel mehr oder weniger eng umgrenzte Untersuchungsgebiete (u.a. Klement 62; Scholz 70: hier findet sich auch eine umfassende Auflistung der lichenologischen Literatur zum Harz) oder beschäftigen sich mit dem Problem der Bioindikation durch Flechten (Wegener 88, Heine 52). Der Hochharz mit dem Brocken als höchster Erhebung und seinen pflanzengeographischen Besonderheiten zählt hier zu den lichenologisch besser erfassten Bereichen.
Höhere Pflanzen
(1994)
Der Harz gilt seit dem Wirken der Botaniker Valerius Cordus (1515-1544) und Johannes Thal (1542-1583) als Ausgangspunkt der wissenschaftlichen Floristik. Eine umfassende Beschreibung der Geschichte der botanischen Erforschung des Harzes von dem Anfangen bis zur Gegenwart ist von Herdam et al. (53) vorgenommen worden. Das Gebiet des Nationalparks Hochharz umfasst neben allgemein verbreiteten Arten auch montane, oreale und subalpine Florenelemente, von denen einige als "glaziale Relikte" angesehen werden. Auf eine Auswahl solcher Charakter- oder Leitarten des Hochharzes soll, aufbauend auf einer Beschreibung von Drude (36), im Folgenden eingegangen werden.