Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt, Jahrgang 50 (2013), Jahresheft
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Gemäß Paragraph 18 Absatz 1 NatSchG LSA wird im Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (LAU), der Fachbehörde für Naturschutz, das Naturschutzregister für das Land Sachsen-Anhalt geführt.
Die Fachdaten für die nach Naturschutzrecht geschützten Gebiete und Objekte des Landes Sachsen-Anhalt werden mit den Naturschutzbehörden jeweils zum Jahresende abgeglichen.
Die Tabelle 1 gibt eine statistische Übersicht der nach Naturschutzrecht geschützten Gebiete und Objekte des Landes Sachsen-Anhalt mit Stand 31.12.2012.
Im soeben erschienenen Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts (Jentzsch & Reichhoff 2013) wird für das FFH-Gebiet "Feuchtwiese bei Dobien" (FFH0250LSA) angegeben, dass keine Kenntnisse zur Fauna vorliegen. Daher erscheint es angebracht, über das dortige Vorkommen einer gefährdeten Tagfalterart zu informieren. Herrn Dr. Hünefeld (UNB Wittenberg) gebührt Dank für die Überlassung von Informationen aus unveröffentlichten Berichten der Behörde.
Nachruf für Wolfram Weiner
(2013)
Am 24. September 2011 verstarb für uns alle unerwartet Wolfram Weiner im Alter von 69 Jahren in Wolfen. Geboren wurde er am 13.08.1942 in Brandis bei Leipzig. In den Jahren von 1963 bis 1991 war Wolfram eines der aktivsten Mitglieder in der Fachgruppe "Ornithologie und Naturschutz Bitterfeld" des Kulturbundes. Viele organisatorische und praktische Arbeiten liefen unter seiner Anleitung. Besonders intensiv beschäftigte er sich mit Greifvögeln und Eulen.
Am 26. Oktober 2013 vollendete Dr. rer. nat. sc. Lutz Reichhoff sein 65. Lebensjahr. Alle die ihn näher kennen wissen, dass diese Jahreszahl noch lange nicht seinen Ruhestand einläuten wird. Wir nehmen dennoch gern diesen Tag zum Anlass, seine umfangreichen und vielfältigen Leistungen im beruflichen und ehrenamtlichen Wirken zu würdigen.
Peter Ibe zum 65. Geburtstag
(2013)
Peter Ibe wurde am 22.01.1948 als zweites von vier Kindern in Wolmirstedt geboren. Die Verbindung zur Natur ‒ eine der Konstanten seines Lebens ‒ geht zurück bis in die früheste Kindheit; naturbegeisterte Eltern und die Mitarbeit in der AG "Junge Naturforscher", organisiert und gefördert durch den Klassenlehrer, legten bereits in den ersten Schuljahren den Grundstein dafür. Sein Vater war neben der beruflichen Tätigkeit als Landwirt begeisterter ehrenamtlicher Ornithologe. Von ihm lernte er nicht nur die Kennzeichen der heimischen Singvögel, sondern auch Fang und artgerechte Haltung zahlreicher Arten in Gefangenschaft. Wurden verletzte oder flugunfähige Vögel im Ort gefunden, erfuhren die Pfleglinge bei Familie Ibe Aufnahme und fachmännische Betreuung. Schon damals konnte Peter Ibe auf erste Erfolge bei der Zucht von schwierig zu züchtenden Taubenrassen und Zwerghühnern verweisen.
Im Gegensatz zu den anderen Wirbeltieren spielt sich das Leben der Fische ausschließlich im Wasser ab und bleibt den Blicken des Menschen verborgen. Systematische Arterfassungen werden erst seit jüngerer Zeit durchgeführt, aber jede Methode der Bestandserfassung liefert nur ein unvollkommenes Bild. Daher blieb es auch lange Zeit unbekannt, dass etliche Fischarten nur noch in geringen Restbeständen vorkommen, einige sogar völlig verschwunden sind. Als diese Situation bekannt wurde (Paepke 1981), erregte sie kaum Aufmerksamkeit. Erst in den 1980er Jahren begannen auch im heutigen Sachsen-Anhalt Fischkundler mit der systematischen Erfassung der Vorkommen von Fischen und Rundmäulern (Engelke 1988, Wüstemann 1989, Zuppke 1986). Nach 1990 wurden diese Bemühungen dank der Verfügbarkeit effektiverer Fanggeräte intensiviert.
Die Erforschung natürlicher Eigendynamik von Ökosystemen gehört zu den wichtigsten Betätigungsfeldern der Nationalparkverwaltung. Im vorliegenden Band wird dieser spannende Prozess der Naturwaldentwicklung am exemplarischen Beispiel der Waldforschungsfläche (WFF) Bruchberg, in der Naturdynamikzone des Nationalparks auf niedersächsischer Seite gelegen, dokumentiert. Im Vordergrund stehen Methodik und Ergebnisse der Wiederholungsinventur von 2008/09 und deren Vergleich mit voraus gegangenen Untersuchungen. Unter Federführung von Ute Springemann ist es den Autoren gelungen, die Ergebnisse jahrzehntelanger Feldforschung in übersichtlicher und konzentrierter Form aufzubereiten.
Vor dem Hintergrund der Diskussionen zur Regulierung des Kormoranbestandes möchten auch die anerkannten Naturschutzverbände Naturschutzbund Deutschland (NABU), Landesverband Sachsen-Anhalt e.V. und Ornithologenverband Sachsen-Anhalt e.V. (OSA) ihre Position zum Kormoran- bzw. Fischartenschutz darstellen. Anhand von wissenschaftlichen Fakten soll dem in der Öffentlichkeit weit verbreiteten Vorurteil, der Kormoran (Phalacrocorax carbo sinensis) störe im Land Sachsen-Anhalt das ökologische Gleichgewicht, entgegengetreten werden. Der Beitrag liefert so auch die Argumente für fach- und sachgerechtes administratives Handeln.
Der Tagungsband zum 1. Schreiadlersymposium enthält acht Fachbeiträge, die sich mit dem Schutz der in Deutschland stark gefährdeten Art beschäftigen. Anders als etwa bei Fisch- und Seeadler, deren Bestände sich in Deutschland in den letzten Jahrzehnten erfreulich positiv entwickelt haben, sind die Zukunftsaussichten für den Schreiadler schlecht. Der Bestand ist von 130 bis 135 Brutpaaren zu Beginn der 1990er Jahre auf 102 Brutpaare im Jahr 2010 gesunken und ohne massive Anstrengungen ist mit einem weiteren Rückgang zu rechnen.
In den letzten zwei Jahrzehnten wurde mit der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (Richtlinie 92/43/EWG), der Wasserrahmenrichtlinie (Richtlinie 2000/60/EG) und der EU-Aalverordnung (Verordnung [EG] Nr. 1100/2007) eine Reihe europäischer Regelungen verabschiedet, die die Bedeutung der ökologischen Durchgängigkeit von Fließgewässern in den Fokus rückten. In diesem Zusammenhang sind besonders Wanderhindernisse wie Wasserkraftanlagen zu bewerten, die bei der flussabwärts gerichteten Migration von Fischen ein zum Teil enormes Gefährdungspotenzial darstellen, welches unbedingt minimiert werden sollte.
Von den Heuschreckenarten Deutschlands gehören die Blauflüglige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) und die Blauflüglige Sandschrecke (Sphingonotus caerulans) zu den vergleichsweise gut untersuchten Arten. Die Biologie, Biotopwahl und Habitatansprüche dieser beiden geschützten und regional seltenen Arten scheinen recht gut bekannt zu sein, so dass der Rezensent mit einer gewissen Neugier, was es dahingehend noch Neues zu berichten gibt, dieses Werk las. Der Autor des vorliegenden Buches hat die reizvolle Gelegenheit genutzt, die Biologie und Ökologie dieser beiden, in der Regel nur noch aus Sekundärhabitaten bekannten Arten in einem naturnahen Lebensraum im Bereich der Mittleren Mulde in Nordwestsachsen zu untersuchen. Dabei flossen in die Arbeit Beobachtungen und Ergebnisse aus nahezu zwei Jahrzehnten der Beschäftigung mit den beiden Arten ein, welche ein zumindest für die mitteldeutsche Kulturlandschaft ungewöhnliches Bild einer durch quasi-natürliche Dynamiken bedingten Metapopulationsstruktur zeichnen.
Parkanlagen, Friedhöfe und andere Grünanlagen, besonders innerhalb von Städten, sind bekanntermaßen für die Menschen wichtige, der Erholung dienende Oasen. Daneben sind diese Flächen bedeutende Rückzugsgebiete für viele Tier- und Pflanzenarten. Ornithologisch werden diese Anlagen schon seit Jahrzehnten intensiv beobachtet, was auch die Vielzahl von einschlägigen Veröffentlichungen zeigt. Es gibt aber auch eine Vielzahl von Arbeiten, die sich mit der Erfassung von Säugetierarten im urbanen Raum auseinandersetzen (z. B. Klausnitzer 1989, 1993, Jentzsch 1992, 2004, Meyer et al. 2003) und seit der politischen Wende hat in Ostdeutschland die Stadtökologie zusätzlich an Bedeutung gewonnen.
Die Auen naturnaher Ströme und großer Flüsse weisen eine Vielzahl unterschiedlicher Auengewässer auf. Dazu zählen auch die Altgewässer, d. h. ehemals durchflossene Flussabschnitte oder Verzweigungsstrecken, die heute vom Fließgewässer abgetrennt sind und oft einen Standgewässercharakter aufweisen. Ihre natürliche Entstehung verdanken sie der Dynamik der Fließgewässer z. B. durch Gewässerbettverlagerungen oder Mäanderdurchbrüche. In Abhängigkeit von ihrer Entfernung zum Fluss und je nachdem, ob sie noch eine Verbindung zum Fließgewässer haben, nur noch bei Hochwasser überflutet werden oder außerhalb des Einflussbereichs des Stroms liegen, durchlaufen sie verschiedene Entwicklungs- bzw. Sukzessionsstadien, die von frühen Pionierstadien bis zur völligen Verlandung reichen können. Diese Vielgestaltigkeit ist Grundlage für das Vorkommen unterschiedlicher Lebensgemeinschaften mit teilweise stark bedrohten und naturschutzfachlich bedeutsamen Pflanzen- und Tierarten und europaweit geschützter Lebensräume. Reichhoff (2003) gibt allein für das Mittelelbegebiet 59 verschiedene Pflanzengesellschaften an, die an Altgewässer gebunden sind.
Hardtke, H.-J., F. Klenke & F. Müller (2013): Flora des Elbhügellandes und angrenzender Gebiete
(2013)
Nach dem "Atlas der Farn- und Blütenpflanzen Sachsens" und der "Flora Sachsens" liegt nun schon wieder die abschließende Veröffentlichung eines grundlegenden Gemeinschaftswerks vieler, zumeist ehrenamtlich wirkender Botaniker aus Sachsen vor, für dessen Gelingen offenbar Herr Prof. Hardtke sowohl organisatorisch als auch inhaltlich einen wesentlichen Beitrag geleistet hat.
Der Deutsche Rat für Landespflege e.V. (DLR) und der Bund Heimat und Umwelt e.V. (BHU) befassen sich in einer Studie mit dem Um- und Ausbau des Höchstspannungsstromnetzes und geben Empfehlungen zu einer natur- und umweltverträglichen Planung und Gestaltung. Das Ergebnis dieser Studie sowie zahlreiche dafür verwendete Einzelbeiträge sind im Heft 84 der vorliegenden Schriftenreihe veröffentlicht. Die Aufsätze vermitteln einen tieferen Einblick in die unterschiedlichen Facetten des geplanten Netzausbaus und werden daher jedem empfohlen, der sich näher mit der Thematik beschäftigen muss oder möchte.
Im zweiten Teil der Vorstellung der Orchideen-Arten des Anhanges II der FFH-Richtlinie soll im Folgenden die Situation des Frauenschuhs (Cypripedium calceolus) in Sachsen-Anhalt analysiert werden. Während das Sumpf-Glanzkraut (vgl. Teil 1, Korschefsky & Meysel 2011) als stenöke Art nur eine sehr enge ökologische Nische zu besiedeln vermag, so weist der Frauenschuh eine wesentlich größere Standort- und Habitatamplitude auf. Dennoch ist die Art in weiten Teilen ‒ zumindest ihres mitteleuropäischen Teilareals ‒ stark gefährdet. Ob diese Orchideenart in unseren Landschaften erhalten und somit den Verpflichtungen, die sich aus der FFH-Richtlinie ergeben, Rechnung getragen werden kann, wird insbesondere von der Vermeidung von Störungen an den Wuchsorten sowie von der Wirksamkeit gezielter Managementmaßnahmen abhängen. Diese wurden in der Vergangenheit eher sporadisch umgesetzt. Seit dem Jahr 2010 realisiert der Arbeitskreis Heimische Orchideen Sachsen-Anhalt e. V. ein Förderprojekt im Rahmen der Naturschutz-Richtlinie des Landes Sachsen- Anhalt, das von der EU kofinanziert wird. Bestandteil dieses Projektes ist eine Erfolgskontrolle, deren erste Ergebnisse hier vorgelegt werden können. Grundlage für dieses Vorhaben waren landesweite und weitgehend vollständige Erfassungen der Populationen von Cypripedium calceolus, die im Auftrag des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt in den Jahren 2005, 2009 und 2010 erfolgten.
Artenreiche Grünlandflächen sind in unserer Kulturlandschaft selten geworden. Gründe hierfür sind insbesondere Nutzungsaufgabe oder -änderung wie z. B. durch Intensivierung, Unternutzung, Melioration oder Grünlandumbruch. Im Jahr 2012 gab es in Deutschland noch 4,63 Millionen Hektar Dauergrünland, vorläufige Ergebnisse zeigen bereits einen Rückgang auf 4,6 Millionen Hektar (Statistisches Bundesamt 2013a, Tab. 1).