Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt, Jahrgang 50 (2013), Jahresheft
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Die Auen naturnaher Ströme und großer Flüsse weisen eine Vielzahl unterschiedlicher Auengewässer auf. Dazu zählen auch die Altgewässer, d. h. ehemals durchflossene Flussabschnitte oder Verzweigungsstrecken, die heute vom Fließgewässer abgetrennt sind und oft einen Standgewässercharakter aufweisen. Ihre natürliche Entstehung verdanken sie der Dynamik der Fließgewässer z. B. durch Gewässerbettverlagerungen oder Mäanderdurchbrüche. In Abhängigkeit von ihrer Entfernung zum Fluss und je nachdem, ob sie noch eine Verbindung zum Fließgewässer haben, nur noch bei Hochwasser überflutet werden oder außerhalb des Einflussbereichs des Stroms liegen, durchlaufen sie verschiedene Entwicklungs- bzw. Sukzessionsstadien, die von frühen Pionierstadien bis zur völligen Verlandung reichen können. Diese Vielgestaltigkeit ist Grundlage für das Vorkommen unterschiedlicher Lebensgemeinschaften mit teilweise stark bedrohten und naturschutzfachlich bedeutsamen Pflanzen- und Tierarten und europaweit geschützter Lebensräume. Reichhoff (2003) gibt allein für das Mittelelbegebiet 59 verschiedene Pflanzengesellschaften an, die an Altgewässer gebunden sind.
Im soeben erschienenen Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts (Jentzsch & Reichhoff 2013) wird für das FFH-Gebiet "Feuchtwiese bei Dobien" (FFH0250LSA) angegeben, dass keine Kenntnisse zur Fauna vorliegen. Daher erscheint es angebracht, über das dortige Vorkommen einer gefährdeten Tagfalterart zu informieren. Herrn Dr. Hünefeld (UNB Wittenberg) gebührt Dank für die Überlassung von Informationen aus unveröffentlichten Berichten der Behörde.
Der Deutsche Rat für Landespflege e.V. (DLR) und der Bund Heimat und Umwelt e.V. (BHU) befassen sich in einer Studie mit dem Um- und Ausbau des Höchstspannungsstromnetzes und geben Empfehlungen zu einer natur- und umweltverträglichen Planung und Gestaltung. Das Ergebnis dieser Studie sowie zahlreiche dafür verwendete Einzelbeiträge sind im Heft 84 der vorliegenden Schriftenreihe veröffentlicht. Die Aufsätze vermitteln einen tieferen Einblick in die unterschiedlichen Facetten des geplanten Netzausbaus und werden daher jedem empfohlen, der sich näher mit der Thematik beschäftigen muss oder möchte.
Im zweiten Teil der Vorstellung der Orchideen-Arten des Anhanges II der FFH-Richtlinie soll im Folgenden die Situation des Frauenschuhs (Cypripedium calceolus) in Sachsen-Anhalt analysiert werden. Während das Sumpf-Glanzkraut (vgl. Teil 1, Korschefsky & Meysel 2011) als stenöke Art nur eine sehr enge ökologische Nische zu besiedeln vermag, so weist der Frauenschuh eine wesentlich größere Standort- und Habitatamplitude auf. Dennoch ist die Art in weiten Teilen ‒ zumindest ihres mitteleuropäischen Teilareals ‒ stark gefährdet. Ob diese Orchideenart in unseren Landschaften erhalten und somit den Verpflichtungen, die sich aus der FFH-Richtlinie ergeben, Rechnung getragen werden kann, wird insbesondere von der Vermeidung von Störungen an den Wuchsorten sowie von der Wirksamkeit gezielter Managementmaßnahmen abhängen. Diese wurden in der Vergangenheit eher sporadisch umgesetzt. Seit dem Jahr 2010 realisiert der Arbeitskreis Heimische Orchideen Sachsen-Anhalt e. V. ein Förderprojekt im Rahmen der Naturschutz-Richtlinie des Landes Sachsen- Anhalt, das von der EU kofinanziert wird. Bestandteil dieses Projektes ist eine Erfolgskontrolle, deren erste Ergebnisse hier vorgelegt werden können. Grundlage für dieses Vorhaben waren landesweite und weitgehend vollständige Erfassungen der Populationen von Cypripedium calceolus, die im Auftrag des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt in den Jahren 2005, 2009 und 2010 erfolgten.
Am 26. Oktober 2013 vollendete Dr. rer. nat. sc. Lutz Reichhoff sein 65. Lebensjahr. Alle die ihn näher kennen wissen, dass diese Jahreszahl noch lange nicht seinen Ruhestand einläuten wird. Wir nehmen dennoch gern diesen Tag zum Anlass, seine umfangreichen und vielfältigen Leistungen im beruflichen und ehrenamtlichen Wirken zu würdigen.
In den letzten zwei Jahrzehnten wurde mit der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (Richtlinie 92/43/EWG), der Wasserrahmenrichtlinie (Richtlinie 2000/60/EG) und der EU-Aalverordnung (Verordnung [EG] Nr. 1100/2007) eine Reihe europäischer Regelungen verabschiedet, die die Bedeutung der ökologischen Durchgängigkeit von Fließgewässern in den Fokus rückten. In diesem Zusammenhang sind besonders Wanderhindernisse wie Wasserkraftanlagen zu bewerten, die bei der flussabwärts gerichteten Migration von Fischen ein zum Teil enormes Gefährdungspotenzial darstellen, welches unbedingt minimiert werden sollte.
Hardtke, H.-J., F. Klenke & F. Müller (2013): Flora des Elbhügellandes und angrenzender Gebiete
(2013)
Nach dem "Atlas der Farn- und Blütenpflanzen Sachsens" und der "Flora Sachsens" liegt nun schon wieder die abschließende Veröffentlichung eines grundlegenden Gemeinschaftswerks vieler, zumeist ehrenamtlich wirkender Botaniker aus Sachsen vor, für dessen Gelingen offenbar Herr Prof. Hardtke sowohl organisatorisch als auch inhaltlich einen wesentlichen Beitrag geleistet hat.
Der Tagungsband zum 1. Schreiadlersymposium enthält acht Fachbeiträge, die sich mit dem Schutz der in Deutschland stark gefährdeten Art beschäftigen. Anders als etwa bei Fisch- und Seeadler, deren Bestände sich in Deutschland in den letzten Jahrzehnten erfreulich positiv entwickelt haben, sind die Zukunftsaussichten für den Schreiadler schlecht. Der Bestand ist von 130 bis 135 Brutpaaren zu Beginn der 1990er Jahre auf 102 Brutpaare im Jahr 2010 gesunken und ohne massive Anstrengungen ist mit einem weiteren Rückgang zu rechnen.
Nachruf für Wolfram Weiner
(2013)
Am 24. September 2011 verstarb für uns alle unerwartet Wolfram Weiner im Alter von 69 Jahren in Wolfen. Geboren wurde er am 13.08.1942 in Brandis bei Leipzig. In den Jahren von 1963 bis 1991 war Wolfram eines der aktivsten Mitglieder in der Fachgruppe "Ornithologie und Naturschutz Bitterfeld" des Kulturbundes. Viele organisatorische und praktische Arbeiten liefen unter seiner Anleitung. Besonders intensiv beschäftigte er sich mit Greifvögeln und Eulen.