Tuexenia : Mitteilungen der Floristisch-Soziologischen Arbeitsgemeinschaft, Band 27 (2007)
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Die Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft hat bisher - außer im Rahmen von Arbeitskreisen - keine Tagungsveranstaltung angeboten, die unabhängig von den Jahrestagungen mit Exkursion bestimmte Themen aufgreift und diskutiert. Auf Vorschlag von unserem jetzigen Ehrenmitglied Prof. Dr. E.-G. Mahn (Halle/Saale) und von Dr. P. Thomas (Hatzenbühl) wurde bereits auf der Mitgliederversammlung in Erlangen 2005 auf den Bedarf zusätzlicher Aktivitäten der Arbeitsgemeinschaft, z. B. zu praxisrelevanten Fragen, hingewiesen.
An dem 1. Workshop in Darmstadt nahmen etwa 70 Mitglieder und Interessenten teil. Die insgesamt 14 Vorträge und 16 Poster-Demonstrationen deckten eine breite Palette angewandter Fragestellungen ab. Eine Kooperation mit der „Arbeitsgemeinschaft Forstliche Standorts- und Vegetationskunde“, die auf der Mitgliederversammlung 2006 beschlossen wurde (Tuexenia 27: WALENTOWSKI et al., Waldoekologie online 3: 102) spiegelte sich bereits bei diesem Workshop mit insgesamt vier waldökologischen Vorträgen und drei Postern wider.
Die Arbeitsgruppe Vegetationsdatenbanken traf sich vom 28.2. bis 2.3.2007 auf Einladung von Sebastian Schmidtlein (Professur für Vegetationsgeographie) und des Bundesamtes für Naturschutz am Institut für Geographie der Universität Bonn zu ihrem 6. Workshop in Folge. Das Tagungsthema brachte bereits eine Neuerung zum Ausdruck: Auf besonderen Wunsch des Bundesamtes richtete sich das diesjährige Treffen über die engere vegetationsökologische Gemeinde hinaus an die Koordinatorinnen und Koordinatoren der floristischen Kartierung und die Mitglieder des 2006 gegründeten Netzwerks Phytodiversität Deutschland (NetPhyD). Mit 141 Anmeldungen aus 11 Ländern (in der Reihenfolge der Teilnehmerzahl: Deutschland, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Österreich, Schweiz, Italien, Luxemburg, Großbritannien, Niederlande, Bosnien-Herzegowina) war dies die bisher größte und internationalste Tagung dieser Reihe.
Das Zeigerarten-Ökogramm ist ein Formular zur Erfassung und Bewertung der an Waldstandorten bestimmbaren Zeigerpflanzen der Bodenvegetation. Es stellt eine Synthese der in der forstlichen Standortserkundung geläufigen ökologischen Artengruppen mit dem Prinzip der ökologischen Zeigerwerte nach Ellenberg dar. Vorgestellt wird eine gegenüber der Erstauflage von 2003 überarbeitete Version. 314 Sippen von Waldbodenpflanzen werden nach geschätzten Optima und Amplituden bezüglich Basenversorgung/pH und Wasserangebot/-überschuss 29 Artengruppen zugeordnet. Die Gruppen werden mit allen Mitgliedern in einem 2-dimensionalen Koordinatensystem dargestellt. Am Rand des Ökogramms werden zusätzlich 29 Stickstoff-Zeigersippen in drei Gruppen dargestellt. Elektronische Vorlagen des Ökogramms können im Internet herunter geladen werden (http://www.fh-weihenstephan.de/fw/homepages/ewald/webseite/default.htm). Im DIN A3-Format vervielfältigt, wird das Ökogramm für einen bis mehrere Waldstandorte durch Anstreichen der gefundenen Zeigerarten mit farbigen Leuchtstiften ausgefüllt. Für jeden Standort entsteht eine Wolke von Zeigerarten, deren Schwerpunkt und Umriss hinsichtlich der Standorteinschätzung und Ansprache der Waldgesellschaft ausgewertet wird. Es handelt sich also um ein grafisches, im Gelände umsetzbares Ordinationsverfahren. Die Methode ist Standard in der Ausbildung der Forstingenieure und Landschaftsplaner an der FH Weihenstephan und wird von den einschlägigen Fachstellen der bayerischen Forstverwaltung in den Bereichen Naturschutz und Standortskunde eingesetzt. In Kombination mit dem Handbuch der Waldgesellschaften Bayerns ermöglicht es eine objektivierte Ansprache der potentiellen natürlichen Vegetation. Diese erfolgt zum einen durch die gutachtliche Bestimmung der Position im Ökogramm, zu der anschließend die passende Waldgesellschaft abgegriffen wird. Zum anderen wird dieses Vorgehen durch Ökogramme der Waldgesellschaften verfeinert, die die diagnostische Artenkombination einschließlich von Ausschlussarten darstellen.
Am Peischlachtörl (2484 m Meereshöhe, nördliche Schobergruppe, Nationalpark Hohe Tauern) wurden Bültenböden vegetations- und bodenkundlich untersucht und mit einem typischen alpinen Rasen (Caricetum curvulae) verglichen. Insgesamt wurden 380 Vegetationsaufnahmen à 10 x 10 cm entlang von 14 Kleintransekten durchgeführt, um das Vegetationsmosaik von Bülten und Senken darzustellen. Die Untersuchungen umfassten auch die Bestimmung der Bodentypen, pH-Messungen und Korngrößenanalysen. Bodentemperaturmessungen erfolgten in 10 und 50 cm Bodentiefe von 2003 bis 2005. Es zeigte sich eine deutliche Vegetationszonierung von den Bülten zu den Senken. Die Bultkuppen werden von einer Gesellschaft bestimmt, die dem Caricetum curvulae zugeordnet werden kann, mit einer Loiseleuria procumbens-Ausbildung an einer kleineren Anzahl von Kuppen, einer Oreochloa disticha-Ausbildung für den überwiegenden Anteil der Kuppen sowie einer Ligusticum mutellina-Ausbildung im Übergang zu den Senken. Der alpine Rasen (Caricetum curvulae) lässt sich gut mit der Vegetation der Bultkuppen vergleichen, wobei der überwiegende Teil der Rasen-Aufnahmen zur Oreochloa disticha-Ausbildung gezählt werden kann. Die Senken der Bültenböden werden von einer Luzula alpinopilosa-Ausbildung charakterisiert. Eine pflanzensoziologische Zuordnung dieser Gesellschaft ist sehr schwierig, da Schneebodenarten, Gräser der subalpinen Stufe und Caricetum curvulae-Arten vermischt vorkommen. Im Bereich der Bülten wurde eine pseudovergleyte Braunerde bzw. ein Semipodsol festgestellt, in der Senke ein Pseudogley und im alpinen Rasen ein Eisen-Humus-Podsol. Bültenböden und alpiner Rasen unterscheiden sich signifikant hinsichtlich der Korngrößen: der Boden des alpinen Rasens ist wesentlich skelett- und sandreicher. Kuppen und Senken unterscheiden sich nur unwesentlich in ihrer Körnung. - Der erste Winter zeichnete sich durch fehlenden Bodenfrost aus, während im zweiten Winter sowohl der Boden des alpinen Rasens als auch die Bülten tief durchfroren. Die Temperatur in den Senken sank dagegen nur leicht unter 0 °C ab.
Bücherschau
(2007)
Im Untersuchungsgebiet ist die Ausbildung der Ackerunkrautgesellschaften hauptsächlich von der gemeinsamen Wirkung von fünf Standortfaktoren bestimmt. Diese sind die Bodenreaktion (sauer oder alkalisch), die Korngröße des Bodens (Sand, Lehm oder Ton), der Klimacharakter (kontinental oder subatlantisch), die Aspekte (Sommer oder Herbst) und die Intensität der Bewirtschaftung (extensiv oder intensiv). Die Böden des Transdanubischen Mittelgebirges sind eher basenreich und kalkhaltig, während die des Westungarischen Randgebietes überwiegend sauer sind. Parallel dazu ist auch ein ost-westlicher Klimagradient festzustellen. Das Klima des Mittelgebirges ist überwiegend kontinental. Jedoch sind auch submediterrane Klimaeinflüsse zu spüren, welche die hiesige Verbreitung von Caucalidion-Arten ermöglichen, was durch das aus Kalkstein und Dolomit bestehende Grundgestein noch zusätzlich begünstigt wird. Das Klima des Westungarischen Randgebietes trägt hingegen subatlantischen Charakter, was in Verbindung mit dem sauren Boden eher den Aphanion-Arten zusagt. Das Untersuchungsgebiet ist zwar grundlegend durch intensive, großbetriebliche Bewirtschaftung gekennzeichnet, aber es gibt auch noch genügend extensiv bewirtschaftete Kleinparzellen, um die Standortbedingungen in der Zusammensetzung der Unkrautgesellschaften verfolgen zu können. Daraus resultierend werden die folgenden Vegetationseinheiten beschrieben: Im Sommer-Aspekt (als Winterfrucht-Assoziation) auf basenreichen, kalkhaltigen Lehmböden das Camelino-Anthemidetum caucalidetosum, auf neutralen lehmigtonhaltigen Böden (oder bei intensiverer Bewirtschaftung) das Camelino-Anthemidetum typicum und auf sauren Böden das Camelino-Anthemidetum scleranthetosum. Diese Einheiten werden auf basenhaltigem Sand durch das Sisymhrio-Anthemidetum, auf saurem Sand durch das Spergulo-Anthemidetum abgelöst. Unter subatlantischem Klima-Einfluss herrscht auf sauren, lehmigen und tonigen Böden das Aphano-Matricarietum scleranthetosum vor. Das Capsello-Descurainietum bildet sich bei zunehmender Bewirtschaftungsintensität auf den Standorten des Camelino-Anthemidetum aus. Im Herbstaspekt wird das Camelino-Anthemidetum auf den Stoppelfeldern durch das Stachyo-Setarietum abgelöst, während auf dem Standort des Aphano-Matricarietum das Chenopodio-Oxalidetum die charakteristische Stoppel-Assoziation ist. In Hackfruchtkulturen ist - obwohl manchmal nur in sehr verarmter Form - das Echinochloo-Setarietum im ganzen Untersuchungsgebiet verbreitet.
Ziel der Arbeit ist es, die nitrophytischen Saum- und Waldverlichtungsgesellschaften grundwasserferner Standorte in Nordostniedersachsen standörtlich, strukturell und floristisch zu charakterisieren, sie diesbezüglich untereinander und mit den in Teil I behandelten Säumen nährstoffarmer Standorte zu vergleichen und sie schließlich in eine überregional stimmige syntaxonomische Gliederung einzureihen. In Nordostniedersachsen konnten wir auf der Basis von 200 eigenen Vegetationsaufnahmen 16 Assoziationen (oder ranggleiche Einheiten) unterscheiden. Für das temperate Europa haben wir diese mit Aufnahmen und Stetigkeitslisten aus 63 weiteren Literaturquellen aus 16 Ländern zu einer synoptischen Tabelle aller ausdauernden Ruderal- und nitrophytischen Saumgesellschaften grundwasserferner Standorte zusammengestellt, die insgesamt auf 10.347 Einzelaufnahmen beruht.
Sowohl die nordostniedersächsischen als auch die europaweiten Daten sprechen dafür, alle diese Gesellschaften, und damit auch Teile der bisherigen Klassen Epilobietea angustifolii und Galio- Urticetea, in den Artemisietea vulgaris zusammenzufassen. Die nitrophytischen Säume gehören darin zu zwei der vier Unterklassen: Die azidophytischen „Schlagfluren“ (Senecioni sylvatici-Epilobienea angustifolii subcl. nov.) umfassen nach derzeitigem Kenntnisstand nur die Ordnung Galeopsio-Senecionetalia sylvatici mit dem einzigen Verband Epilobion angustifolii (2 Assoziationen in Nordostniedersachsen). Die übrigen nitrophytischen Säume gehören zu zwei Ordnungen innerhalb der Unterklasse Lamio albi-Urticenea dioicae. Die Circaeo-Stachyetalia umfassen das Atropion bellae-donnae (basiphytische „Schlagfluren“, 2 Assoziationen) und das Impatienti noli-tangere-Stachyion sylvaticae (staufeuchte Innensäume, 3 Assoziationen, darunter das Scutellario galericulatae-Circaeetum lutetianae ass. nov.), während die Galio-Alliarietalia aus Geo-Alliarion (frische Innensäume, 5 Assoziationen, darunter das Bromo sterilis-Chelidonietum majoris ass. nov.) und Aegopodion podagrariae (Außensäume, 4 Assoziationen) bestehen. Wir unterziehen alle im Untersuchungsgebiet vertretenen Syntaxa einer nomenklatorischen Revision, mit umfassender Auflistung von Synonymen, Typennachweis bzw. erforderlichenfalls Typisierung für alle gültigen Namen und Begründung vorgesehener Anträge an die Nomenklaturkommission.
In einer vergleichenden Betrachtung (meist auf Verbandsniveau) arbeiten wir abschließend Gemeinsamkeiten und Unterschiede aller nordostniedersächsischen Saumgesellschaften hinsichtlich Standortbedingungen, Vegetationsstruktur und Phytodiversität heraus. Die Säume weisen, verglichen mit anderen Gesellschaften der Region, durchschnittlich eine höhere Artendichte auf. Dabei sind die Syntaxa basenreicher Standorte im Allgemeinen artenreicher als jene saurer Standorte. Unter anderem aufgrund ihres großes Längen-Breiten-Verhältnisses beherbergen Säume entlang von Gehölzen in ihrer Gesamtheit auf sehr kleiner Fläche einen erheblichen Teil des regionalen Arteninventars an Gefäßpflanzen und besitzen so einen bedeutenden Naturschutzwert.
Drosera anglica ( = D. longifolia L. nom. Rej.) weist in Niedersachsen einen extrem starken Rückgang auf. Von den früheren Fundorten aus 71 Messtischblättern sind im Jahre 2005 nur noch fünf vorhanden, was einem Rückgang von 93 % entspricht. Die Abnahme der Populationsgrößen an den einzelnen Fundorten kann seit Beginn des niedersächsischen Pflanzenarten-Erfassungsprogramms (1982) nachvollzogen werden. Dabei zeigt sich, dass auch größere Populationen mit über 100 Exemplaren innerhalb von wenigen Jahren verschwunden sind. Unter den verbliebenen Vorkommen finden sich zwei mit relativ großen Populationen, während die übrigen drei nur noch geringe Individuenzahlen aufweisen. Ein Vergleich von früheren und aktuellen Vegetationsaufnahmen zeigt eine deutliche Einengung der soziologischen Spannbreite der Art. In den 1960er Jahren war sie noch in einem breiten Spektrum von Hochmoorgesellschaften vorhanden, während sie zurzeit fast nur noch auf initialen Sphagnum magellanicum-Buhen zu finden ist. Als mutmaßliche Hauptfaktoren für den Rückgang werden die Entwässerung der Standorte und die Nährstoffeinträge durch atmosphärische Deposition angenommen. Die Austrocknung bewirkt vermutlich neben der direkten Schwächung der Pflanze auch eine verminderte Reproduktion, einen Rückgang der Beute und fördert die Konkurrenz der trockenheitstoleranteren Phanerogamen. Letztere werden darüber hinaus durch Depositionen noch zusätzlich gefördert. Eine Zukunftsprognose für die Art fällt dementsprechend pessimistisch aus. Kurzfristig können sich wohl nur die beiden großen Populationen halten, während mittel- oder langfristig unter den gegebenen Umständen ein völliges Aussterben der Art in Niedersachsen wahrscheinlich ist.
Die Arbeit beschreibt Vergesellschaftung und Standortbedingungen der sieben häufigsten Alchemilla-Arten im Grasland des Thüringer Waldes. Als Grundlage dient eine Vegetationsgliederung mit sieben Einheiten, denen 213 Aufnahmen mit Alchemilla-Arten zugeordnet werden. Die Beschreibung der Standortbedingungen basiert auf N-, F,- und R-Zeigerwerten der Begleitarten sowie pH(KCl)-Wer- ten des Bodens und berücksichtigt weiter allgemeine Angaben zum Wuchsort (z. B. Nutzung und Inklination). Die meisten Arten bevorzugen frische, mäßig nährstoffreiche bis nährstoffreiche Böden und haben ihren Schwerpunkt in Beständen des Polygono-Trisetion. Das gilt nicht für Alchemilla glaucescens (bevorzugt saure, nährstoffarme Standorte) und Alchemilla glabra (überwiegend an feuchten Wuchsorten vorkommend). Abschließend werden die Ergebnisse mit Literaturangaben verglichen und diskutiert.
Die ersten Vegetationskartierungen in Deutschland erfolgten durch Hueck in den 1930er Jahren: 1936 in seiner „Pflanzengeographie Deutschlands“ mit neun Karten der natürlichen Vegetation der neun deutschen Teilregionen 1:1 300 000 und einer Übersicht 1:6 Mio., 1938 im Atlas für Mitteleuropa 1:3 Mio. - 1964 veröffentlichten SCAMONI und Mitarbeiter eine „Karte der natürlichen Vegetation der Deutschen Demokratischen Republik“ 1:500 000 mit Erläuterungsband. Eine überarbeitete Version 1:750 000 im „Atlas DDR“ lag dem Beitrag zur Europakarte zugrunde. - In Westdeutschland wurde die Kartierung der Potentiellen Natürlichen Vegetation von TÜXEN (1956) initiiert und von TRAUTMANN vorangebracht mit 4 großräumigen Teilkarten 1:200 000 und einer groben Übersichtskarte der Bundesrepublik Deutschland 1:1 Mio., deren feiner gegliederte Version als Beitrag für die Europakarte diente. Ferner sind eine Vielzahl von Regional- und Landeskarten entstanden. - Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurden nach der neuen Konzeption die Karten der Potentiellen Natürlichen Vegetation in den östlichen Bundesländern und nachfolgend in Süddeutschland neu bearbeitet. Inzwischen liegen alle fünf Übersichtskarten von Deutschland im Maßstab 1:500 000 vor und werden mit zwei Erläuterungsbänden für Nord- und Süddeutschland zum Druck vorbereitet.