Tuexenia : Mitteilungen der Floristisch-Soziologischen Arbeitsgemeinschaft, Band 27 (2007)
Refine
Year of publication
- 2007 (31)
Document Type
- Article (31)
Has Fulltext
- yes (31)
Is part of the Bibliography
- no (31)
Keywords
- phytosociology (5)
- Koelerio-Corynephoretea (2)
- Stellarietea mediae (2)
- disturbance (2)
- floodplain (2)
- ordination (2)
- site conditions (2)
- succession (2)
- syntaxonomy (2)
- vegetation (2)
- Abies alba (1)
- Allio-Stipetum (1)
- Austria (1)
- Biological invasions (1)
- Bundesland (1)
- Caricetum curvulae (1)
- Carici-Tilietum (1)
- Carinthia (1)
- Central Germany (1)
- Czech Republic (1)
- Ellenberg indicator values (1)
- Endangered plant (1)
- Epilobietea angustifolii (1)
- Erzgebirge (1)
- Festuca rubra-Agrostis capillaris-community (1)
- Festuco-Brometea (1)
- Floodplain forests (1)
- Galio-Urticetea (1)
- Germany (1)
- Heuckenlock nature reserve (1)
- NCS color system (1)
- North Germany (1)
- Pinus strobus (1)
- Poland (1)
- Polygono-Trisetion (1)
- Salicetum albae (1)
- Ulmo-Fraxinetum (1)
- Upper Lausitz (1)
- Upper Rhine Valley (1)
- Urtico-Aegopodietum (1)
- Violetea calaminariae (1)
- alien species (1)
- alpine grassland (1)
- ancient woodland (1)
- autumn association (1)
- backwater (1)
- biodiversity (1)
- biodiversity informatics (1)
- biological invasion (1)
- biotope tradition (1)
- castle and palace gardens (1)
- color phenology (1)
- coloriscopy (1)
- colour sequence (1)
- coniferous forest (1)
- cut material (1)
- dispersal (1)
- diversity (1)
- dynamics (1)
- ecological assessment (1)
- extinction (1)
- flooding duration (1)
- grazing (1)
- habitat continuity (1)
- historical distribution (1)
- inoculation (1)
- land use history (1)
- life form (1)
- mountain meadows (1)
- natural vegetation of Europe (1)
- naturalization (1)
- nature conservation (1)
- nomenclatural revision (1)
- numerical classification (1)
- pasture (1)
- periglacial structures (1)
- phytosociological amplitude (1)
- plant geography (1)
- plant species diversity (1)
- population decline (1)
- potential natural vegetation (1)
- reed (1)
- relevés (1)
- ruderal vegetation (1)
- ruderalisation index (1)
- seasonal rhythm (1)
- sediment removal (1)
- sheep and donkey grazing (1)
- silviculture (1)
- site ecology (1)
- soil conditions (1)
- soil factors (1)
- soil types (1)
- species richness (1)
- strategy type (1)
- structure (1)
- summer association (1)
- top soil (1)
- transfer (1)
- vegetation change (1)
- vegetation classification (1)
- vegetation databank (1)
- vegetation units (1)
- vegetation zonation (1)
- weed communities (1)
„Naturnähe“ ist kein naturschutzfachliches Dogma, sondern ein anwendungsorientierter Maßstab für eine klare und differenzierte Ableitung von naturschutzfachlichen Zielen. Dazu werden verschiedene Maßstabsebenen (z. B. Waldgebiete, Waldbestände, Einzelbaumstrukturen) und verschiedene Bezugsgrößen der Naturnähe benötigt wie 1. Flora und Vegetation, 2. Strukturen und Dynamik, 3. Biotoptradition und Habitatkontinuität. Die Geobotanik liefert für die 1. Bezugsgröße die entscheidenden Grundlagen (Nullpunkt: heutige potenzielle natürliche Vegetation). Für die 2. und 3. Bezugsgröße liefern neben floristischen besonders faunistische Artengruppen maßgebliche Indikatoren („Urwaldreliktarten“, die an spezifische Urwaldstrukturen und -ressourcen gebunden sind und häufig hohe Totholzmengen benötigen). Somit bringt eine Naturnähebewertung des Waldes den Standort, die Pflanzen- und Tierwelt in einen Gesamtzusammenhang. In Bezug auf eine Naturnäheentwicklung gibt es unterschiedliche Ausgangsbedingungen, verschiedene Qualitätsziele und Prioritäten. In der Kulturlandschaft kann nicht immer, aber möglichst oft eine große Naturnähe im Wirtschaftswald das vorrangige naturschutzfachliche Ziel sein.
Die Wurzeln von AFSV und Flor.-Soz. AG liegen eng beieinander, die Geobotanik bildet ihre gemeinsame Grundlage. Auf der Jahresversammlung der Flor.-Soz. AG am 15.06. 2006 in Lüneburg wurde die Kooperation bekräftigt. Zweifellos wird man Traditionen am besten dadurch gerecht, indem man auf Basis der Wurzeln, der Entwicklungen und der Aktivitäten unserer Arbeitsgemeinschaften nach vorne schaut und versucht, neue Wege ausfindig zu machen und zu beschreiten (Tab. 1).
Beispiele für neueste Aktivitäten von Vertretern der Arbeitsgemeinschaften sind:
• Die elektronische Schriftenreihe „Waldökologie online“ der AFSV (Hrsg.: KARRER & WALENTOWSKI), die inzwischen mit drei Heften erschienen ist fwww.afsv.de). Ein profundes peer rrazew-Verfahren garantiert hohe Qualität. Es wird über einen mit namhaften Wissenschaftlern interdisziplinär besetzten Fachredaktionsbeirat abgewickelt.
• Die umgearbeiteten Manuskript-Richtlinien von TUEXENIA, die z. B. besagen, dass nun alle Original-Vegetationsaufnahmen aus Deutschland einer großen Datenbank zur Verfügung gestellt werden sollen (DIERSCHKE 2005, EWALD 2005) und das etablierte peer review-System von TUEXENIA (Schwabe et al. 2006).
• Zusammenarbeit mit den Vegetationsdatenbank-Workshops (der 5. Workshop fand vom 22.-24. 02. 2006 in Bremen, der 6. Workshop vom 1.-2.03.2007 an der Universität Bonn statt).
• AFSV-Schwerpunkttagungen zum Thema GIS- und Fernerkundung in der Forstlichen Standorts- und Vegetationskunde (am 17.-19.05.2006. in Wolfenbüttel und am 20.-23.09. 2006 in Benediktbeuern).
• Workshops der Flor.-Soz. AG am 25.09.2006 in Darmstadt und in den Folgejahren.
Die Arbeit beschreibt Vergesellschaftung und Standortbedingungen der sieben häufigsten Alchemilla-Arten im Grasland des Thüringer Waldes. Als Grundlage dient eine Vegetationsgliederung mit sieben Einheiten, denen 213 Aufnahmen mit Alchemilla-Arten zugeordnet werden. Die Beschreibung der Standortbedingungen basiert auf N-, F,- und R-Zeigerwerten der Begleitarten sowie pH(KCl)-Wer- ten des Bodens und berücksichtigt weiter allgemeine Angaben zum Wuchsort (z. B. Nutzung und Inklination). Die meisten Arten bevorzugen frische, mäßig nährstoffreiche bis nährstoffreiche Böden und haben ihren Schwerpunkt in Beständen des Polygono-Trisetion. Das gilt nicht für Alchemilla glaucescens (bevorzugt saure, nährstoffarme Standorte) und Alchemilla glabra (überwiegend an feuchten Wuchsorten vorkommend). Abschließend werden die Ergebnisse mit Literaturangaben verglichen und diskutiert.
In der vorliegenden Untersuchung werden die Ergebnisse eines Experimentes zur Restitution von Sandtrockenrasen vorgestellt. In einer Pilotstudie im Darmstadt-Dieburger Sandgebiet, die im Jahre 1998 begann und deren erste Bestandsaufnahme im Jahre 1999 erfolgte, wurden in einem stratifiziert-randomisierten Versuchsdesign inokulierte, beweidete Flächen bzw. nicht-inokulierte beweidete und unbeweidete Vergleichsflächen mit pflanzensoziologischen Aufnahmen dokumentiert. Dieses Gebiet wies mit 87 mg/kg trockener Boden relativ hohe Gehalte an pflanzenverfügbarem Phosphat-P auf; eine Reduzierung dieser Werte war hier nicht möglich. Die Samenbank und der Diasporen-Niederschlag waren nach den Ergebnissen einer Voruntersuchung ruderal geprägt.
In den ersten drei Jahren etablierten sich auf den inokulierten Flächen die Arten der Leitbildgesellschaften (Pionierfluren der Corynephoretalia und Bestände des Allio-Stipetum), die auch als Donorflächen fungierten (mit 70-76 % der in den Donorflächen vorhandenen Arten). Die Übertragung von Mäh- oder Rechgut zeigte geringste Eingriffe in die Bestände der Spendergebiete. Die Übertragung von Soden ist aufwändiger und beeinträchtigt die Donorflächen in höherem Maße. Die Übertragungsrate bei Sodenversetzung war im ersten Jahr besser als die der Rech-/Mähgut-Inokulation, die Rate der Rech-/Mähgut-Inokulation glich sich jedoch im dritten Jahr an. - Im Laufe des Untersuchungszeitraumes kam es auf den nicht-inokulierten Flächen zu einer Ablösung von kurzlebigen Stellarietea- durch mehrjährige Artemisietea-Arten; dies korrespondiert mit der Ablösung von kurzlebigen Koelerio-Corynephoretea- durch mehrjährige Festuco-Brometea-Arten auf den inokulierten Flächen. - Der selektive Fraß von Schafen und Eseln, insbesondere an höherwüchsigen Arten, konnte den Grad der Ruderalisierung senken. Anhand von Ruderalisierungs-Indices, die die Summe bzw. die Deckung von Ruderalarten im Vergleich zu Zielarten in Beziehung setzen, kann dies belegt werden. Der Ansatz „Beweidung ohne Inokulation" führte nicht zur Entwicklung von Beständen, die sich in stärkerem Maße den Leitbildgesellschaften annähern, wenn auch die Dominanz von Calamagrostis epigejos hier gemindert wurde. Die Untersuchungen zeigen die Eignung vor allem der Mahd- und Rechgutübertragung für die Restitution von Sandtrockenrasen. Die Ergebnisse der Modellstudie dienen als Grundlage für größerflächige Ansätze im Rahmen von Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben, z. B. im Landkreis Darmstadt-Dieburg und im Emsland (Niedersachsen). In diesen Projekten wird - wenn möglich - sehr nährstoffarmer Sand verwendet (z. B. Tiefensand).
Die Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft hat bisher - außer im Rahmen von Arbeitskreisen - keine Tagungsveranstaltung angeboten, die unabhängig von den Jahrestagungen mit Exkursion bestimmte Themen aufgreift und diskutiert. Auf Vorschlag von unserem jetzigen Ehrenmitglied Prof. Dr. E.-G. Mahn (Halle/Saale) und von Dr. P. Thomas (Hatzenbühl) wurde bereits auf der Mitgliederversammlung in Erlangen 2005 auf den Bedarf zusätzlicher Aktivitäten der Arbeitsgemeinschaft, z. B. zu praxisrelevanten Fragen, hingewiesen.
An dem 1. Workshop in Darmstadt nahmen etwa 70 Mitglieder und Interessenten teil. Die insgesamt 14 Vorträge und 16 Poster-Demonstrationen deckten eine breite Palette angewandter Fragestellungen ab. Eine Kooperation mit der „Arbeitsgemeinschaft Forstliche Standorts- und Vegetationskunde“, die auf der Mitgliederversammlung 2006 beschlossen wurde (Tuexenia 27: WALENTOWSKI et al., Waldoekologie online 3: 102) spiegelte sich bereits bei diesem Workshop mit insgesamt vier waldökologischen Vorträgen und drei Postern wider.
Ziel der vorliegenden Arbeit war, zu klären, ob es bei Altarmen aus naturschutzfachlicher Sicht sinnvoller ist, der natürlichen Sukzession durch Entlandung entgegen zu wirken und die aquatischen Lebensräume zu erhalten oder ob gerade das Nebeneinander unterschiedlicher Verlandungsgrade als besonders wertvoll anzusehen ist. Um einen Beitrag zur Beantwortung dieser Fragen zu leisten, wurden 16 Altarmkomplexe entlang der Amper in Oberbayern ausgewählt und nach fünf verschiedenen Verlandungsgraden (Altarmtypen: „Tiefwasser“, „Flachwasser“, „Röhricht“, „Röhricht mit Gehölz“ und „Wald“) und dem Einfluss des Fließgewässer (angeschlossene Altarme, Hochwasser- beeinflusste und Totarme) in 48 Altarmabschnitte eingeteilt. Außerdem wurden die aquatischen Altarmabschnitte in kürzlich entlandete und nicht entlandete Altwasser unterschieden. Bei den Vegetationsaufnahmen im Jahre 2004 wurden pro Altarmabschnitt neben einer Gesamtartenliste drei bis zwölf Stichproben in Form 1 x 1 m großer Quadrate erfasst. Für die Bewertung wurden Artenzahlen, Anteile von Arten unterschiedlicher pflanzensoziologischer Einheiten sowie Anzahl und Anteil von Rote-Liste-Arten ermittelt. Insgesamt wurden 197 Arten gefunden, von denen 42 auf der Roten Liste Bayerns stehen. Die Gesamtartenzahl der Altarmabschnitte und die mittlere Artenzahl der Aufnahmequadrate steigen von den aquatischen Stadien über „Röhricht“ und „Röhricht mit Gehölz“ zum „Wald“ an. Die meisten Rote-Liste-Arten wurden dagegen in den aquatischen Pionierstadien gefunden. Der aus naturschutzfachlicher Sicht allgemein positiv bewertete Einfluss des Fließgewässers auf die Vegetation von Altwässern konnte bestätigt werden. Sowohl Artenzahl als auch Anzahl und Anteil der Rote-Liste-Arten steigen mit dem Einfluss des Fließgewässers von Totarmen über nur durch Hochwasser beeinflusste bis hin zu angeschlossenen Altarmen an. Auch der Anteil der Potamogetonetea-Arten steigt von Totarmen zu angeschlossenen Altwässern, während der Anteil von Phragmiti-Magnocaricetea-Arten sinkt. In entschlammten Altwässern sind die Artenzahlen tendenziell höher als in nicht entschlammten, dabei ist der Unterschied jedoch nicht signifikant. Der Anteil der Potamogetonetea-Arten ist in entlandeten Altwässern jedoch signifikant höher als in nicht entlandeten. In der Naturschutzpraxis sollte angestrebt werden, möglichst alle Verlandungs- und Altersstadien in einem zusammenhängenden Gebiet zu erhalten. Nach Möglichkeit sollten Altwasser an die Fließgewässer angeschlossen werden oder zumindest regelmäßigen Hochwasserereignissen ausgesetzt sein. In einem Altarmkomplex sollten Entschlammungen - soweit notwendig - zyklisch durchgeführt werden. Gegen die Entlandungsmaßnahmen spricht nichts, solange dabei bestmöglich Rücksicht auf die Fauna und die Vegetation angrenzender Flächen genommen wird.
Die ersten Vegetationskartierungen in Deutschland erfolgten durch Hueck in den 1930er Jahren: 1936 in seiner „Pflanzengeographie Deutschlands“ mit neun Karten der natürlichen Vegetation der neun deutschen Teilregionen 1:1 300 000 und einer Übersicht 1:6 Mio., 1938 im Atlas für Mitteleuropa 1:3 Mio. - 1964 veröffentlichten SCAMONI und Mitarbeiter eine „Karte der natürlichen Vegetation der Deutschen Demokratischen Republik“ 1:500 000 mit Erläuterungsband. Eine überarbeitete Version 1:750 000 im „Atlas DDR“ lag dem Beitrag zur Europakarte zugrunde. - In Westdeutschland wurde die Kartierung der Potentiellen Natürlichen Vegetation von TÜXEN (1956) initiiert und von TRAUTMANN vorangebracht mit 4 großräumigen Teilkarten 1:200 000 und einer groben Übersichtskarte der Bundesrepublik Deutschland 1:1 Mio., deren feiner gegliederte Version als Beitrag für die Europakarte diente. Ferner sind eine Vielzahl von Regional- und Landeskarten entstanden. - Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurden nach der neuen Konzeption die Karten der Potentiellen Natürlichen Vegetation in den östlichen Bundesländern und nachfolgend in Süddeutschland neu bearbeitet. Inzwischen liegen alle fünf Übersichtskarten von Deutschland im Maßstab 1:500 000 vor und werden mit zwei Erläuterungsbänden für Nord- und Süddeutschland zum Druck vorbereitet.
Im Untersuchungsgebiet ist die Ausbildung der Ackerunkrautgesellschaften hauptsächlich von der gemeinsamen Wirkung von fünf Standortfaktoren bestimmt. Diese sind die Bodenreaktion (sauer oder alkalisch), die Korngröße des Bodens (Sand, Lehm oder Ton), der Klimacharakter (kontinental oder subatlantisch), die Aspekte (Sommer oder Herbst) und die Intensität der Bewirtschaftung (extensiv oder intensiv). Die Böden des Transdanubischen Mittelgebirges sind eher basenreich und kalkhaltig, während die des Westungarischen Randgebietes überwiegend sauer sind. Parallel dazu ist auch ein ost-westlicher Klimagradient festzustellen. Das Klima des Mittelgebirges ist überwiegend kontinental. Jedoch sind auch submediterrane Klimaeinflüsse zu spüren, welche die hiesige Verbreitung von Caucalidion-Arten ermöglichen, was durch das aus Kalkstein und Dolomit bestehende Grundgestein noch zusätzlich begünstigt wird. Das Klima des Westungarischen Randgebietes trägt hingegen subatlantischen Charakter, was in Verbindung mit dem sauren Boden eher den Aphanion-Arten zusagt. Das Untersuchungsgebiet ist zwar grundlegend durch intensive, großbetriebliche Bewirtschaftung gekennzeichnet, aber es gibt auch noch genügend extensiv bewirtschaftete Kleinparzellen, um die Standortbedingungen in der Zusammensetzung der Unkrautgesellschaften verfolgen zu können. Daraus resultierend werden die folgenden Vegetationseinheiten beschrieben: Im Sommer-Aspekt (als Winterfrucht-Assoziation) auf basenreichen, kalkhaltigen Lehmböden das Camelino-Anthemidetum caucalidetosum, auf neutralen lehmigtonhaltigen Böden (oder bei intensiverer Bewirtschaftung) das Camelino-Anthemidetum typicum und auf sauren Böden das Camelino-Anthemidetum scleranthetosum. Diese Einheiten werden auf basenhaltigem Sand durch das Sisymhrio-Anthemidetum, auf saurem Sand durch das Spergulo-Anthemidetum abgelöst. Unter subatlantischem Klima-Einfluss herrscht auf sauren, lehmigen und tonigen Böden das Aphano-Matricarietum scleranthetosum vor. Das Capsello-Descurainietum bildet sich bei zunehmender Bewirtschaftungsintensität auf den Standorten des Camelino-Anthemidetum aus. Im Herbstaspekt wird das Camelino-Anthemidetum auf den Stoppelfeldern durch das Stachyo-Setarietum abgelöst, während auf dem Standort des Aphano-Matricarietum das Chenopodio-Oxalidetum die charakteristische Stoppel-Assoziation ist. In Hackfruchtkulturen ist - obwohl manchmal nur in sehr verarmter Form - das Echinochloo-Setarietum im ganzen Untersuchungsgebiet verbreitet.
Auf Weidezaunstreifen innerhalb von Koppelkomplexen herrschen aufgrund fehlender Bodenverdichtung und stärkerem Verbiss gegenüber der Weidenarbe besondere Standort- und Konkurrenzbedingungen. In einer neu begründeten Grünlandnarbe reichern sich in den von uns untersuchten Cynosurorion-Gesellschaften bereits 3-5 Jahre nach der Zaunziehung Festuca rubra agg., Dactylis glomerata, Holcus lanatus und Arrhenatherum elatius an. Etwa 7-9 Jahre nach der Zaunziehung geht die Deckung des Rotschwingels langsam auf etwa 45 % zurück. In den entstehenden Lücken und an Auswurfhügeln bestehen gute Ansiedlungsbedingungen für Moose. Das höhere Porenvolumen kann zu höheren Mineralisierungsraten führen und begünstigt damit die Ansiedlung von Eutrophierungszeigern und Weideunkräutern. Durch schwache oder späte Beweidung werden im Weidezaunstreifen die Entwicklung von Weideunkräutern und Dominanzen von Obergräsern gefördert. Bei zeitig im Jahr genutzten Weiden ist der Verbiss auf dem Weidezaunstreifen etwa doppelt so hoch oder höher als auf den angrenzenden Weidenarben. Dieser starke Verbiss bedingt, bei kontinuierlicher Bewirtschaftung, eine Zunahme von Arten mit einer hohen Störungstoleranz. Die Düngergaben im Rahmen der Weidepflege führen im Weidezaunstreifen nur zu einer schwachen Kompensation des Nährstoffentzuges, sodass sich nach weniger als 9 Jahren die Festuca rubra- Agrostis capillaris-Gesellschaft mit einem hohen Anteil von Rosettenpflanzen, Geophyten und Arten, die ein hohes Regenerationsvermögen aufweisen, etabliert.
In zwei Landschaftsausschnitten im nördlichen Teil des Kreises Herzogtum-Lauenburg (Gesamtfläche von 19.142 ha) wurde die Waldvegetation auf der Basis eines selbst entwickelten Schlüssels kartiert. Mit Hilfe eines Geographischen Informationssystems (GIS) wurde die Vegetationskartierung mit Karten der historischen Waldbedeckung (Kurhannoversche Landesaufnahme von 1777, Varendorfsche Karte des Herzogtum Holstein von 1789-1796) sowie mit der geologischen Übersichtskarte verschnitten, um Aussagen über die Waldentwicklung in den letzten 250 Jahren an Standorten mit unterschiedlichem geologischen Ausgangsmaterial (Jungmoräne, Sander) treffen zu können. Darüber hinaus wurde in den Wäldern des Untersuchungsgebietes das Vorkommen von insgesamt 33 seltenen Waldgefäßpflanzenarten kartiert und mit Angaben für den Zeitraum 1960 bis 1985 verglichen.
Mit 5.550 ha (29 %) Waldbedeckung ist das Untersuchungsgebiet für Schleswig-Holstein relativ waldreich. Die besseren Böden der Grund- und Endmoräne tragen allerdings nur mit 9 %, die vergleichsweise nährstoffarmen, sauren Böden der Sanderflächen mit 19 % zur Waldfläche bei. Ein Vergleich der Waldkartierung mit den Angaben zur Bewaldung in den historischen Karten zeigt, dass seit Ende des 18. Jahrhunderts die Waldfläche insgesamt um 636 ha (13 %) zugenommen hat. Auf den Böden der Grund- und Endmoräne übersteigen Rodungsmaßnahmen allerdings bei weitem die Aufforstung (Bilanz: - 544 ha). Im Bereich der Sander führt insbesondere die Aufforstung von ehemaligen Heideflächen, Ackern und Viehtriften mit Nadelholz zu einer Waldvermehrung um 1.198 ha. Die anhand ihrer Frequenz im Verbreitungsatlas der Flora von Schleswig-Holstein ausgewählten seltenen Waldgefäßpflanzenarten haben ihren Verbreitungsschwerpunkt an den nährstoffreichen und feuchten Standorten der Jungmoräne und hier vor allem im Stellario-Alnetum (Alno-Ulmion) und Hordelymo-Fagetum (Galio-Fagion). Auffällig ist die enge Bindung dieser Arten an Standorte mit kontinuierlicher Waldbedeckung. Nur 12 der 72 Standorte, an denen mindestens eine der seltenen Arten gefunden wurde, sind eindeutig Neuaufforstungen von landwirtschaftlichen Flächen. - Ein Vergleich der Vorkommen der seltenen Arten mit Fundangaben im Verbreitungsatlas lässt einen starken Rückgang vieler dieser Arten vermuten. Die Gründe hierfür werden diskutiert.
Mittels numerischer Analysen werden 1104 kombinierte Standorts- und vegetationskundliche Aufnahmen entlang der badisch-elsässischen Rheinaue in 20 Gruppen klassifiziert und ökologisch interpretiert. In einem numerischen Vergleich mit früher publizierten Aufnahmen verschiedener Autoren wird die floristische und ökologische Nähe zu bereits definierten syntaxonomischen Einheiten geprüft. Aufgrund der Ergebnisse werden Vorschläge für eine syntaxonomische Neugliederung der Auewälder der badisch-elsässischen Rheinaue unterbreitet. Im Bereich der Weichholz- und der Übergangsaue tritt das Salicetum albae auf, für das drei Subassoziationen vorgeschlagen werden. Auch die Wälder der Tiefen Hartholzaue mit Stiel-Eiche und Ulmen müssen aufgrund ihrer floristischen Ähnlichkeit zu den Weichholz-Auewäldern des Salicetum albae gestellt werden. An Stelle des als „nomen ambiguum“ identifizierten Querco-Ulmetum Issler 1924 ist auf den sandig-lehmigen und lehmigen Standorten der Mittleren und Hohen Hartholzaue das Ulmo-Fraxinetum (Tx. apud Lohmeyer 1952) nom. invers. Oberd. 1953 als gebietstypische Waldgesellschaft anzusprechen. Das Ulmo-Fraxinetum bildet am Oberrhein in Abhängigkeit von den hydrologischen Standortsbedingungen drei Subassoziationen aus. Auf mäßig frischen bis trockenen Sanden und Kiesen der Altaue der südlichen Oberrheinebene stellt das Carici albae-Tilietum cordatae in zwei Subassoziationen eine Schlusswaldgesellschaft dar. In den Räumen der überflutungs- und grundwasserfernen Altaue nördlich Breisach/Marckolsheim treten zudem Gesellschaften von Fagus sylvatica auf.
Am Peischlachtörl (2484 m Meereshöhe, nördliche Schobergruppe, Nationalpark Hohe Tauern) wurden Bültenböden vegetations- und bodenkundlich untersucht und mit einem typischen alpinen Rasen (Caricetum curvulae) verglichen. Insgesamt wurden 380 Vegetationsaufnahmen à 10 x 10 cm entlang von 14 Kleintransekten durchgeführt, um das Vegetationsmosaik von Bülten und Senken darzustellen. Die Untersuchungen umfassten auch die Bestimmung der Bodentypen, pH-Messungen und Korngrößenanalysen. Bodentemperaturmessungen erfolgten in 10 und 50 cm Bodentiefe von 2003 bis 2005. Es zeigte sich eine deutliche Vegetationszonierung von den Bülten zu den Senken. Die Bultkuppen werden von einer Gesellschaft bestimmt, die dem Caricetum curvulae zugeordnet werden kann, mit einer Loiseleuria procumbens-Ausbildung an einer kleineren Anzahl von Kuppen, einer Oreochloa disticha-Ausbildung für den überwiegenden Anteil der Kuppen sowie einer Ligusticum mutellina-Ausbildung im Übergang zu den Senken. Der alpine Rasen (Caricetum curvulae) lässt sich gut mit der Vegetation der Bultkuppen vergleichen, wobei der überwiegende Teil der Rasen-Aufnahmen zur Oreochloa disticha-Ausbildung gezählt werden kann. Die Senken der Bültenböden werden von einer Luzula alpinopilosa-Ausbildung charakterisiert. Eine pflanzensoziologische Zuordnung dieser Gesellschaft ist sehr schwierig, da Schneebodenarten, Gräser der subalpinen Stufe und Caricetum curvulae-Arten vermischt vorkommen. Im Bereich der Bülten wurde eine pseudovergleyte Braunerde bzw. ein Semipodsol festgestellt, in der Senke ein Pseudogley und im alpinen Rasen ein Eisen-Humus-Podsol. Bültenböden und alpiner Rasen unterscheiden sich signifikant hinsichtlich der Korngrößen: der Boden des alpinen Rasens ist wesentlich skelett- und sandreicher. Kuppen und Senken unterscheiden sich nur unwesentlich in ihrer Körnung. - Der erste Winter zeichnete sich durch fehlenden Bodenfrost aus, während im zweiten Winter sowohl der Boden des alpinen Rasens als auch die Bülten tief durchfroren. Die Temperatur in den Senken sank dagegen nur leicht unter 0 °C ab.
Im Sommer 2005 wurde die Vegetation flussbegleitender Meldenfluren des Chenopodion glauci (Klasse: Bidentetea tripartitae) an der unteren Oder untersucht. Zur Analyse der Standort- und Entwicklungsbedingungen wurden 112 Vegetationsaufnahmen angefertigt und die Parameter Bodenart, pH-Wert, Carbonat-, Kohlenstoff-, Stickstoff- und Wassergehalt sowie die Überflutungsdauer erfasst. Die Ermittlung der Anteile der Lebensformentypen nach Raunkiaer und Strategietypen nach Grime diente zur weiteren Kennzeichnung der Bestände.
Bei sommerlichem Niedrigwasser entwickeln sich auf den offenen, flussbegleitenden Ufern sehr schnell lückige bis dichte, zum Teil sehr niedrigwüchsige Bestände des Chenopodion glauci. Die Flussmelden-Gesellschaften besiedeln sandige, langüberflutete Standorte, die im Schnitt etwa 50 cm oberhalb der Niedrigwasserlinie liegen. Therophyten dominieren mit 61 % klar, gefolgt von Hemikryptophyten mit 15 % und Geophyten mit 11 %. Unter den Strategietypen herrschen CR-Strategen mit 35 % vor. In Abhängigkeit von der Lage über der Niedrigwasserlinie und der Störungsintensität durch fließendes Wasser kommen verschiedene Gesellschaften und Untereinheiten vor: Im Unteren Odertal ist das Chenopodion durch das Xanthio-Chenopodietum und die Xanthium albinum-Gesellschaft vertreten. Auf die Artenkombination wirken sich die benachbarte Vegetation, die Samenbank vor Ort, Überflutungen und Störungen entscheidend aus. Die Standorte des Xanthio-Chenopodietum zeigen eine weite Amplitude von schnell abtrocknenden bis nahezu ständig überfluteten Flächen. Aufgrund unterschiedlicher Standortbedingungen konnten drei Subassoziationen des Xanthio-Chenopodietum unterschieden werden, die sich wiederum in Abhängigkeit von der Höhe über der Niedrigwasserlinie in Varianten untergliedern ließen. -Standorte mittlerer Störungsintensität, aber mit geringer Überflutung, werden von der Xanthium albinum-Gesellschaft besiedelt. Diese wächst auf höher gelegenen Sandflächen oftmals als schmaler Streifen vor Phragmites australis-Röhrichten. Im Vergleich zum Xanthio-Chenopodietum hat die Xanthium albinum-Gesellschaft hohe Anteile an Geophyten und Hemikryptophyten. Ebenso weist der hohe Anteil an Konkurrenz-Strategen auf bessere Etablierungsbedingungen für langlebige Arten aufgrund geringerer Störungsintensität hin.
Besonders auf langsam abtrocknenden, bodenfeuchten Standorten des Xanthio-Chenopodietum nehmen Charakterarten der Isoëto-Nanojuncetea qualitativ und quantitativ zu. Eine eindeutige soziologische Einordnung dieser Bestände in das Cypero-Limoselletum oder das Xanthio-Chenopodietum ist schwierig. In der vorliegenden Arbeit wurden die Cyperus fuscus-reichen Pionierfluren wegen des steten Vorkommens von Rzifercieiezz-Charakterarten dem Xanthio-Chenopodietum unterstellt.
Drosera anglica ( = D. longifolia L. nom. Rej.) weist in Niedersachsen einen extrem starken Rückgang auf. Von den früheren Fundorten aus 71 Messtischblättern sind im Jahre 2005 nur noch fünf vorhanden, was einem Rückgang von 93 % entspricht. Die Abnahme der Populationsgrößen an den einzelnen Fundorten kann seit Beginn des niedersächsischen Pflanzenarten-Erfassungsprogramms (1982) nachvollzogen werden. Dabei zeigt sich, dass auch größere Populationen mit über 100 Exemplaren innerhalb von wenigen Jahren verschwunden sind. Unter den verbliebenen Vorkommen finden sich zwei mit relativ großen Populationen, während die übrigen drei nur noch geringe Individuenzahlen aufweisen. Ein Vergleich von früheren und aktuellen Vegetationsaufnahmen zeigt eine deutliche Einengung der soziologischen Spannbreite der Art. In den 1960er Jahren war sie noch in einem breiten Spektrum von Hochmoorgesellschaften vorhanden, während sie zurzeit fast nur noch auf initialen Sphagnum magellanicum-Buhen zu finden ist. Als mutmaßliche Hauptfaktoren für den Rückgang werden die Entwässerung der Standorte und die Nährstoffeinträge durch atmosphärische Deposition angenommen. Die Austrocknung bewirkt vermutlich neben der direkten Schwächung der Pflanze auch eine verminderte Reproduktion, einen Rückgang der Beute und fördert die Konkurrenz der trockenheitstoleranteren Phanerogamen. Letztere werden darüber hinaus durch Depositionen noch zusätzlich gefördert. Eine Zukunftsprognose für die Art fällt dementsprechend pessimistisch aus. Kurzfristig können sich wohl nur die beiden großen Populationen halten, während mittel- oder langfristig unter den gegebenen Umständen ein völliges Aussterben der Art in Niedersachsen wahrscheinlich ist.
Es werden Vergesellschaftungen mit Geranium phaeum als Vikariante des Urtico-Aegopodietum beschrieben. Es lassen sich eine Typische Variante sowie eine Variante von Alliaria petiolata und eine von Arrhenatherum elatius unterscheiden. Die Gesellschaft wächst vorwiegend auf basischen Böden in kollin-subalpinen Lagen mit subkontinental getöntem Klima.
Am 21. Mai 2005 verstarb RNDr. Emilie Balátová-Tuláčková, Dr. Sc., nach mehrjähriger schwerer Krankheit im 79. Lebensjahr. Mit ihr ist eine der höchst profilierten Vertreterinnen der tschechischen Pflanzensoziologie dahingegangen, die ein Lebenswerk von klassischer Geschlossenheit hinterlässt. Sie hat, mit wenigen Ausnahmen, ihre gesamte Arbeitskraft den Feuchtwiesen im weitesten Sinn gewidmet, von Röhrichten- und Großseggengesellschaften, bis zu Wirtschafts-Feuchtwiesen, die den größten Teil ihres umfangreichen Lebenswerks umfassen.
Erste phänologische Farbbeobachtungsreihen wurden im NSG Heuckenlock an der Süderelbe bei Hamburg an Weichholzaue und Röhricht im direkten Vergleich der Landschaftsfarben mit standardisierten Farbmustern des NCS-Systems® unter Tageslichtbedingungen durchgeführt.
Die Farbsequenzen von Weiden, Pappeln und Schilfröhricht zeigen im Jahresrhythmus eine sanfte Pendelbewegung des Bunttons. Die Farbigkeit der Landschaft wechselt von einem gelblichen Braun im Winter zum Blattgrün des Sommers. Sie durchschreitet den Gelbsektor des Farbkreises zweimal im Jahr: während des Ergrünens im Erstfrühlung (April) und während der Laubverfärbung im Vollherbst (Oktober). Die höchsten Farbsättigungen wurden Ende Mai/Anfang Juni und Ende Oktober beobachtet. Zu diesen Wandelzeiten treten auch die Farbaspekte mit dem größten Buntton-Umfang auf. Die Pendelbewegung wird an ihrem Maximum und Minimum (Hochsommer und Winter) langsamer und beschleunigt sich, wenn im Frühling und Herbst der Gelbbereich durchquert wird. WlLMANNS (1999) bestätigend haben die vegetativen Vorgänge (Laubausbruch, Blattverfärbung und -fall) einen größeren Einfluss auf die Farbveränderungen als die generativen Prozesse (Blüte und Fruchtreife). Aus den Einzelelementen einer Landschaft lassen sich unter Berücksichtigung von Flächenanteil und Sättigung farbliche Summen einzelner Aspekte (Durchschnittsfarben der Aspekte) bilden. TÜXEN (1961) postulierte einer Harmonie naturnaher Systeme. Ihm folgend könnte die Sequenz der Aspektsummen als farbharmonische Grundtonfolge im Jahreslauf aufgefasst werden.
Die Farbenphänologie erweitert Geobotanik und Pflanzensoziologie um neue Forschungsfelder. Unser wachsendes Wissen um dynamische Farbzusammenhänge in der Natur kann sich positiv auf die vom Menschen gestaltete Umwelt auswirken.
Die in den Bänden 25 und 26 der Tuexenia abgedruckten 1.212 Vegetationsaufnahmen wurden in der Online-Datenbank VegetWeb unter www.floraweb.de bereitgestellt. Sie können kostenfrei nach beliebigen Kriterien des Taxonbestandes und der Kopfdaten durchsucht werden und werden in Form von Kreuztabellen ausgegeben.
Das Zeigerarten-Ökogramm ist ein Formular zur Erfassung und Bewertung der an Waldstandorten bestimmbaren Zeigerpflanzen der Bodenvegetation. Es stellt eine Synthese der in der forstlichen Standortserkundung geläufigen ökologischen Artengruppen mit dem Prinzip der ökologischen Zeigerwerte nach Ellenberg dar. Vorgestellt wird eine gegenüber der Erstauflage von 2003 überarbeitete Version. 314 Sippen von Waldbodenpflanzen werden nach geschätzten Optima und Amplituden bezüglich Basenversorgung/pH und Wasserangebot/-überschuss 29 Artengruppen zugeordnet. Die Gruppen werden mit allen Mitgliedern in einem 2-dimensionalen Koordinatensystem dargestellt. Am Rand des Ökogramms werden zusätzlich 29 Stickstoff-Zeigersippen in drei Gruppen dargestellt. Elektronische Vorlagen des Ökogramms können im Internet herunter geladen werden (http://www.fh-weihenstephan.de/fw/homepages/ewald/webseite/default.htm). Im DIN A3-Format vervielfältigt, wird das Ökogramm für einen bis mehrere Waldstandorte durch Anstreichen der gefundenen Zeigerarten mit farbigen Leuchtstiften ausgefüllt. Für jeden Standort entsteht eine Wolke von Zeigerarten, deren Schwerpunkt und Umriss hinsichtlich der Standorteinschätzung und Ansprache der Waldgesellschaft ausgewertet wird. Es handelt sich also um ein grafisches, im Gelände umsetzbares Ordinationsverfahren. Die Methode ist Standard in der Ausbildung der Forstingenieure und Landschaftsplaner an der FH Weihenstephan und wird von den einschlägigen Fachstellen der bayerischen Forstverwaltung in den Bereichen Naturschutz und Standortskunde eingesetzt. In Kombination mit dem Handbuch der Waldgesellschaften Bayerns ermöglicht es eine objektivierte Ansprache der potentiellen natürlichen Vegetation. Diese erfolgt zum einen durch die gutachtliche Bestimmung der Position im Ökogramm, zu der anschließend die passende Waldgesellschaft abgegriffen wird. Zum anderen wird dieses Vorgehen durch Ökogramme der Waldgesellschaften verfeinert, die die diagnostische Artenkombination einschließlich von Ausschlussarten darstellen.
Die Arbeitsgruppe Vegetationsdatenbanken traf sich vom 28.2. bis 2.3.2007 auf Einladung von Sebastian Schmidtlein (Professur für Vegetationsgeographie) und des Bundesamtes für Naturschutz am Institut für Geographie der Universität Bonn zu ihrem 6. Workshop in Folge. Das Tagungsthema brachte bereits eine Neuerung zum Ausdruck: Auf besonderen Wunsch des Bundesamtes richtete sich das diesjährige Treffen über die engere vegetationsökologische Gemeinde hinaus an die Koordinatorinnen und Koordinatoren der floristischen Kartierung und die Mitglieder des 2006 gegründeten Netzwerks Phytodiversität Deutschland (NetPhyD). Mit 141 Anmeldungen aus 11 Ländern (in der Reihenfolge der Teilnehmerzahl: Deutschland, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Österreich, Schweiz, Italien, Luxemburg, Großbritannien, Niederlande, Bosnien-Herzegowina) war dies die bisher größte und internationalste Tagung dieser Reihe.
Die Strobe (Pinus strobus) ist in Mitteleuropa eine der forstwirtschaftlich bedeutendsten nichteinheimischen Baumarten. Einleitend wird in dieser Arbeit die Einfuhr- und Ausbreitungsgeschichte in Mitteleuropa dargestellt. Im speziellen Teil wird für Österreich eine Analyse der Ausbreitung durchgeführt. Derzeit kommt die Strobe in Österreich nur selten verwildert vor. Die Vorkommen beschränken sich auf einige Gebiete in den Bundesländern Oberösterreich, Niederösterreich, Steiermark und Kärnten. Im Kobernaußer Wald treten Verwilderungen der Strobe auf etwa 150 km2 auf, in den übrigen Gebieten sind sie auf kleine Flächen beschränkt. Vorkommen sind aus 17 Quadranten der Kartierung der Gefäßpflanzen Österreichs bekannt. Die Ausbreitung begann in Österreich spätestens ca. 1965. Die Anzahl der besiedelten Quadranten der floristischen Kartierung nimmt seit den 1960er Jahren linear zu. Die pflanzensoziologische Charakterisierung der besiedelten Lebensräume erfolgte mit 25 Vegetationsaufnahmen. In Österreich treten Verwilderungen besonders in Nadelbaum-Forstgesellschaften auf. Unter den naturnahen Waldbeständen sind bodensaure Buchenwälder (Luzulo-Fagetum) vom Eindringen der Strobe betroffen. Altere Kahlschläge mit Nadelbaumjungwuchs und Forststraßenböschungen stellen ebenfalls wichtige Standorte dar. Auf Grund der Erfahrungen zum Ausbreitungsverlauf im übrigen Mitteleuropa und den naturräumlichen Gegebenheiten erscheint für einige Gebiete Österreichs eine Ausbreitung in den nächsten Jahrzehnten wahrscheinlich. Dies sind v. a. submontane Lagen in den Hauptanbaugebieten, v. a. im Kobernaußer Wald und angrenzenden Gebieten.
Vorwort
(2007)
Ein neuer Band ist fertig geworden und wird die bereits recht ansehnliche Tuexenia-Reihe bereichern. Ich hoffe, dass wieder viele Leser etwas für sie Interessantes finden werden. Das Spektrum angesprochener Pflanzengesellschaften und ihrer Flora reicht von Wäldern über Moore, Gewässer und Ufer, Grasland und Säume bis zu Ruderal- und Ackerwildkrautfluren, vom Tiefland bis in die alpine Stufe. Hinzu kommen allgemeinere Themen zur Vegetationskartierung und zu Farben in Vegetation und Landschaft, ergänzt durch Berichte von Tagungen und anderen Veranstaltungen sowie einen Nachruf. Wieder sollen kleinere Veränderungen zur Verbesserung unserer Bände beitragen. Besonders hingewiesen sei auf den neu ausgelobten Preis für junge Autoren/innen (s. Rückseite).
Seit 1987 wird von der Stadt Rinteln zum Andenken an ihren Ehrenbürger alle 2-3 Jahre der Reinhol-Tüxen-Preis verliehen, wohl der einzige internationale Preis für Wissenschaftler aus dem Bereich der Geobotanik. Vorgeschlagen werden verdiente Forscherinnen und Forscher vom Kuratorium der Reinhold- und Johanna-Tüxen-Stiftung.
Bücherschau
(2007)
Ziel der Arbeit ist es, die nitrophytischen Saum- und Waldverlichtungsgesellschaften grundwasserferner Standorte in Nordostniedersachsen standörtlich, strukturell und floristisch zu charakterisieren, sie diesbezüglich untereinander und mit den in Teil I behandelten Säumen nährstoffarmer Standorte zu vergleichen und sie schließlich in eine überregional stimmige syntaxonomische Gliederung einzureihen. In Nordostniedersachsen konnten wir auf der Basis von 200 eigenen Vegetationsaufnahmen 16 Assoziationen (oder ranggleiche Einheiten) unterscheiden. Für das temperate Europa haben wir diese mit Aufnahmen und Stetigkeitslisten aus 63 weiteren Literaturquellen aus 16 Ländern zu einer synoptischen Tabelle aller ausdauernden Ruderal- und nitrophytischen Saumgesellschaften grundwasserferner Standorte zusammengestellt, die insgesamt auf 10.347 Einzelaufnahmen beruht.
Sowohl die nordostniedersächsischen als auch die europaweiten Daten sprechen dafür, alle diese Gesellschaften, und damit auch Teile der bisherigen Klassen Epilobietea angustifolii und Galio- Urticetea, in den Artemisietea vulgaris zusammenzufassen. Die nitrophytischen Säume gehören darin zu zwei der vier Unterklassen: Die azidophytischen „Schlagfluren“ (Senecioni sylvatici-Epilobienea angustifolii subcl. nov.) umfassen nach derzeitigem Kenntnisstand nur die Ordnung Galeopsio-Senecionetalia sylvatici mit dem einzigen Verband Epilobion angustifolii (2 Assoziationen in Nordostniedersachsen). Die übrigen nitrophytischen Säume gehören zu zwei Ordnungen innerhalb der Unterklasse Lamio albi-Urticenea dioicae. Die Circaeo-Stachyetalia umfassen das Atropion bellae-donnae (basiphytische „Schlagfluren“, 2 Assoziationen) und das Impatienti noli-tangere-Stachyion sylvaticae (staufeuchte Innensäume, 3 Assoziationen, darunter das Scutellario galericulatae-Circaeetum lutetianae ass. nov.), während die Galio-Alliarietalia aus Geo-Alliarion (frische Innensäume, 5 Assoziationen, darunter das Bromo sterilis-Chelidonietum majoris ass. nov.) und Aegopodion podagrariae (Außensäume, 4 Assoziationen) bestehen. Wir unterziehen alle im Untersuchungsgebiet vertretenen Syntaxa einer nomenklatorischen Revision, mit umfassender Auflistung von Synonymen, Typennachweis bzw. erforderlichenfalls Typisierung für alle gültigen Namen und Begründung vorgesehener Anträge an die Nomenklaturkommission.
In einer vergleichenden Betrachtung (meist auf Verbandsniveau) arbeiten wir abschließend Gemeinsamkeiten und Unterschiede aller nordostniedersächsischen Saumgesellschaften hinsichtlich Standortbedingungen, Vegetationsstruktur und Phytodiversität heraus. Die Säume weisen, verglichen mit anderen Gesellschaften der Region, durchschnittlich eine höhere Artendichte auf. Dabei sind die Syntaxa basenreicher Standorte im Allgemeinen artenreicher als jene saurer Standorte. Unter anderem aufgrund ihres großes Längen-Breiten-Verhältnisses beherbergen Säume entlang von Gehölzen in ihrer Gesamtheit auf sehr kleiner Fläche einen erheblichen Teil des regionalen Arteninventars an Gefäßpflanzen und besitzen so einen bedeutenden Naturschutzwert.
Ambrosia artemisiifolia L. (Beifußblättrige Ambrosie) ist eine einjährige Art der Asteraceae aus den Präriegebieten Nordamerikas, die inzwischen in vielen Ländern der gemäßigten Zonen vorkommt. Entgegen bisheriger Prognosen ist A. artemisiifolia auch im nördlichen Mitteleuropa in der Lage, keimfähige Samen zu produzieren. Auf der Grundlage eigener Experimente wird die Etablierungswahrscheinlichkeit in Deutschland bewertet. Habitate und Vergesellschaftung von A. artemisiifolia in Deutschland werden erstmals untersucht und im mitteleuropäischen Kontext verglichen. Wegen der großen ökologischen und soziologischen Amplitude ist A. artemisiifolia nur als Stellarietea mediae Klassenkennart einzustufen. Wichtigste Quelle für die Einschleppung nach Deutschland ist Vogelfutter. Gegenwärtig gibt es in Deutschland neben zahlreichen unbeständigen Vorkommen eine räumlich eng umgrenzte Häufung in der Niederlausitz (Brandenburg) sowie einen weiteren Schwerpunkt im Raum Mannheim/Ludwigshafen. Wichtige Habitate sind Acker, Ackerbrachen, Straßenränder und Industriebrachen. Entgegen anders lautender Medienberichte gibt es keine Hinweise auf eine Verdrängung einheimischer Arten. Auch wenn A. artemisiifolia im Verlauf der Sukzession rasch verschwindet, wird sie mit hoher Wahrscheinlichkeit Bestandteil der Flora von Mitteleuropa bleiben, insbesondere bei Anstieg von Temperatur /oder Kohlendioxid-Konzentration. Wegen des hohen allergenen Potentials sollte eine Bekämpfung erfolgen; Maßnahmen zum Management der betroffenen Flächen werden empfohlen.
The vegetation of silver fir forests in southeastern Bohemia (Czech Republic) was studied using the Braun-Blanquet approach. On the basis of 57 phytosociological relevés, three associations were subjectively distinguished: (1) oligotrophic Vaccinio vitis-idaeae-Abietetum, (2) oligo-mesotrophic Luzulo luzuloidis-Abietetum, and (3) mesotrophic Galio rotundifolii-Abietetum (all of them with drier and wetter subtypes). Each association is characterised by species composition, basic soil properties (soil type, humus form), and distribution in the study area. Ellenberg indicator values and detrended correspondence analysis were used to visualize the similarity of vegetation types and detect the main ecological factors determining the proposed classification. The syntaxonomy of fir-dominated forests is discussed.
Wir untersuchen Zusammenhänge zwischen der Artenzusammensetzung, dem Artenreichtum und den Umweltbedingungen der Schwermetallrasen und Trockenrasen der Bottendorfer Hügel in Nord-Thüringen. In diesem Gebiet wachsen primäre und sekundäre Schwermetallrasen und verschiedene Trockenrasengesellschaften auf nicht-schwermetallhaltigen Böden mit einer artenreichen Xerothermrasen-Flora. Anhand von 206 Aufnahmen unterscheiden wir neun Pflanzengesellschaften aus sechs Verbänden der Klassen Koelerio-Corynephoretea (Sedo-Veronicion, Alysso-Sedion) und Festuco-Brometea (Festucion pallentis, Koelerio-Phleion, Festucion valesiacae, Cirsio-Brachypodion). Vier Trockenrasengesellschaften, in denen die Metallophyten Armeria maritima subsp. halleri und Minuartia verna subsp. hercynica häufig Vorkommen, werden als spezielle Subassoziationen (armerietosum halleri) von vier Assoziationen (Teucrio-Festucetum, Thymo-Festucetum, Filipendulo-Helictotrichetum, Adonido-Brachypodietum) neu beschrieben. In einer DCA mit angezeigten Umweltvektoren bilden die Gesellschaften klare Gruppen. Das Teucrio-Festucetum armerietosum und Thymo-Festucetum armerietosum sind in der DCA mit den Gehalten des Bodens an Kupfer und Blei sowie dem C/N-Verhältnis des Bodens eng korreliert, das Adonido-Brachypodietum teucrietosum und Festuco-Stipetum teucrietosum mit dem pH und Karbonatgehalt des Bodens. Der Artenreichtum an Gefäßpflanzen, Moosen und Flechten nimmt bis pH 7,5 zu und dann ab. Der Artenreichtum steigt mit dem Karbonatgehalt und der Leitfähigkeit des Bodens und nimmt mit dem C/N-Verhältnis des Bodens ab. Der Artenreichtum der Gefäßpflanzen nimmt mit dem Kupfergehalt des Bodens ab, während die Wahrscheinlichkeit des Vorkommens der Metallophyten mit dem Kupfer- und Zinkgehalt steigt. - Unsere Studie zeigt, dass Bodenfaktoren wie der pH und der Karbonatgehalt für die Zusammensetzung und den Artenreichtum der Vegetation auf kontaminierten Böden ebenso wichtig sind wie der Gehalt an Schwermetallen. Schwermetallrasen können daher Trockenrasen auf nicht-schwermetallhaltigen Böden floristisch sehr ähnlich sein.
Reinhold Tüxen (1899-1980)
(2007)
Reinhold Tüxen gründete 1927 in Göttingen die Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft. Seit 1928 war er Herausgeber der „Mitteilungen“, die bis 1939 in 5 Bänden, ab 1949 in neuer Folge (1-22) erschienen. Zum Gedenken an unseren langjährigen Vorsitzenden und Ehrenvorsitzenden, zugleich einen der geistigen Väter der heutigen Pflanzensoziologie, erscheinen unsere Mitteilungen seit 1981 als neue Serie „Tuexenia“.
Tuexenia erscheint jährlich in einem Band, der möglichst im Frühjahr fertiggestellt sein soll. Autoren erhalten von jeder Arbeit gemeinsam 50 Sonderdrucke kostenlos; weitere können gegen Rechnung bezogen werden.
Manuskripte sollten möglichst früh, spätestens bis Ende September des Vorjahres in zwei Exemplaren eingereicht werden. Später eintreffende Manuskripte werden nur akzeptiert, wenn sie vorher rechtzeitig mit Angabe des Umfanges angemeldet sind und noch Platz zur Verfügung steht.
Jedes Manuskript wird von zwei Gutachtern beurteilt, die über Annahme, eventuelle Korrekturen und Verbesserungen oder Ablehnung entscheiden. Bei zu hohem Eingang angenommener Manuskripte entscheidet für die Aufnahme das Datum der ersten Einreichung.