Geowissenschaften / Geographie
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Im Beitrag entwickeln wir einen kritischen Blick auf die Geographie der Wahlergebnisse der Alternative für Deutschland (AfD) bei den Bundestagswahlen 2017. Wir hinterfragen Erklärungsmuster, die in einem starren Stadt-Land-Gegensatz verhaftet bleiben und die komplexe Prozesshaftigkeit der Urbanisierung ignorieren. Dagegen gehen wir mit Henri Lefebvre und Theodor W. Adorno vom Urbanen und Ruralen als sozialen Verhältnissen aus, die sich im übergeordneten Prozess der Urbanisierung in dialektischer Weise scheiden sowie räumlich im Spannungsverhältnis von Zentrum und Peripherie materialisieren. Beispielhaft illustrieren wir diesen Prozess in der Diskussion von drei unterschiedlichen Orten, an denen die AfD bei den Bundestagswahlen besonders erfolgreich war: dem Landkreis Vorpommern-Greifswald als Fall einer umfassenden Peripherisierung, dem Quartier Pforzheim-Haidach als peripheres Zentrum und dem Stadtteil Mannheim-Schönau als zentrale Peripherie. Der Beitrag versucht damit eine räumliche Perspektive auf aktuelle Erfolge des Rechtspopulismus zu entwickeln wie auch Stadt-Land-Verhältnisse konzeptionell neu zu erfassen.
Nach einer Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes (2018) hatten von allen in Deutschland erfassten Lohn- und Einkommensteuerpflichtigen 19.000 Einkünfte von mindestens einer Million Euro. Dass Arbeit aber nicht die vorrangige Methode ist, um reich zu werden und zu bleiben, kann man daran erkennen, dass die Zahl der High-Net-Worth-Individuals (HNWI) mit mehr als einer Million Euro Vermögen jene der Einkommensmillionär_innen im Jahr 2017 um 1.345.600 in Deutschland überstieg. Auch die Entwicklung der HNWI ist in Deutschland günstiger als die der Einkommensmillionär_innen. Dem Statistischen Bundesamt zufolge nahm die Zahl der Einkommensmillionär_innen von 2013 bis 2018 "lediglich" um 1.600 zu (Statistisches Bundesamt 2018). Dem World Wealth Report 2018 von Capgemini zufolge konnten sich aber alleine von 2016 bis 2017 85.000 Personen mehr in Deutschland als HNWI bezeichnen (Capgemini 2018). Ganz offensichtlich ist Arbeit weniger erfolgversprechend, wenn man sich auf den Weg machen will, Millionär_in zu werden. Dies gilt nicht nur in Deutschland, sondern ist ein weit verbreitetes Phänomen. Es hat ganz einfach damit zu tun, dass Vermögen geringer besteuert wird als das Einkommen.
Aufbauend auf den Erfahrungen zweier Workshops zu (urbaner) Austerität in Griechenland und Deutschland diskutiert der Beitrag die (unterschiedliche) Geschichte und Geographie der Austerität mit besonderem Blick auf die Regionen Frankfurt/Rhein-Main und Athen. Die Erfahrungen der multiplen Krise seit 2008, die sich in Griechenland vor dem Hintergrund einer austeritätspolitischen "Shock Doctrine" und in der BRD im Kontext eines langfristigen Projekts der "scheibchenweisen" Austerität entwickelten, eröffnen dabei die Möglichkeit, die Debatten um urbane Austerität einem kritischen Blick zu unterziehen. Der Beitrag sieht insbesondere im Bereich der Krisen der (urbanen) sozialen Reproduktion sowie der Krisen der (städtischen) Politik und Repräsentation weiteren Forschungsbedarf.