Komparatistik : Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft ; 2018
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Am 6. April 2018 fand die Tagung "Komparatistik in Österreich: Literatur- und kulturwissenschaftliche Perspektiven" am Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien statt. An dieser ersten Zusammenkunft von Komparatist*innen aus Österreich nahmen Vertreter*innen jener österreichischen Universitäten teil, an denen die Komparatistik - in unterschiedlicher Form - verankert ist. Organisiert wurde die Tagung von der Innsbrucker Vergleichenden Literaturwissenschaft und dem Institut für Kulturwissenschaft und Theatergeschichte der ÖAW in Wien. Die Eröffnungsworte von Michael Rössner und Federico Italiano (ÖAW) sowie Sebastian Donat (Universität Innsbruck) skizzierten das doppelte Anliegen der Tagung: zunächst die Vorstellung der Forschungs- und Lehrschwerpunkte der Fachbereiche und der Wissenschaftler*innen sowie der jeweiligen Form der Institutionalisierung der Komparatistik an den verschiedenen Standorten in Österreich (in 27 Kurzpräsentationen), dann die Diskussion von Strategien für eine verstärkte Zusammenarbeit.
Kurz nach dem Erdbeben von Lissabon am 24. November 1755 schreibt Voltaire an seinen Bankier Tronchin: "Man wird ganz schön in Verlegenheit sein zu enträtseln, wie die Gesetze der Bewegung solche furchtbaren Verwüstungen in der besten aller möglichen Welten anrichten können […]." Man wird auch ganz schön in Verlegenheit gewesen sein, welche Gesetze der Interpretation auf "Candide oder der Optimismus", die Beste aller Welten etc., in den nunmehr vergangenen fast 260 Jahren zwecks Enträtselung der erdbebenartigen Erschütterung seines Textes anzuwenden waren, vom ersten Satz, märchenhaft, ganz zu schweigen: "Il y avait en Westphalie, dans le château de Mr. le Baron de Thunder-ten-tronckh, un jeune garçon […]."
"[E]s hätte vielleicht genügt zu bemerken, daß die Hölle Dantes die Vorstellung von einem Kerker übersteigert, die Beckfords hingegen die Höhlengänge eines Alptraums", fasst Borges sein Argument in den "Prólogos" zusammen. Indem Borges die beiden Höllenschilderungen ästhetisch und qualitativ voneinander abgrenzt, verweist er implizit auch auf seine eigene Höllenkonzeption, die er im Vorwort zu seiner Anthologie "Libro del Cielo y del Infierno" von 1960, die er zusammen mit Adolfo Bioy Casares herausgab, durchblicken lässt: Seit Swedenborg werde die Hölle nämlich nicht mehr als Ort, sondern als Zustand begriffen. Borges versucht keine große, theologische Wahrheit nachzuzeichnen; vielmehr sieht er die Wahrheit in der Unendlichkeit - im Kleinen, das in Summe ein unerkennbares, großes Ganzes ergibt. Die genaue Unterscheidung zwischen Beckfords und Dantes Höllenkonzeptionen dient hier beispielhaft dem Zweck, die Vielfalt dieses Ganzen sichtbar zu machen.