ZfL Blog : Blog des Leibniz-Zentrums für Literatur- und Kulturforschung, Berlin
Refine
Year of publication
Document Type
- Part of Periodical (188)
Language
- German (169)
- English (18)
- Multiple languages (1)
Has Fulltext
- yes (188)
Is part of the Bibliography
- no (188)
Keywords
- Geschichte (42)
- Theorie (23)
- Literaturwissenschaft (18)
- Begriff (14)
- Literatur (13)
- Wissenschaft (8)
- Diversität (7)
- Fragebogen (7)
- Vielfalt (7)
- Aktivismus (6)
Verbraucher
(2018)
Das Wort 'Verbraucher' hat einen vertrauten Klang und erfreut sich besonders in Form verschiedener Komposita wie 'Verbraucherschutz' oder 'Verbraucherpolitik' großer Wertschätzung. Abgeleitet ist es vom Verb 'verbrauchen'. Es scheint damit verwurzelt in einem anthropologischen Grundtatbestand, denn der Mensch ist nun einmal, als gesellschaftliches Naturwesen, auf den Verbrauch bestimmter Dinge angewiesen. Allerdings ist bereits das Verb 'verbrauchen' keineswegs so selbstverständlich, wie es zunächst scheint. Wer vom Verbrauchen redet, abstrahiert nämlich schon von den konkreten Formen und Zwecken der Aneignung der Dinge und stellt allein den Aspekt des Verlusts oder Endes ihrer Brauchbarkeit heraus. [...] Auch der Blick auf den Komplementärausdruck des Gebrauchens zeigt, dass es sich beim Verb 'verbrauchen' um eine Schwundform handelt. Eine weitere Reduktion wird vollzogen, wenn aus ihm das Substantiv 'Verbraucher' abgeleitet wird. Anhand der gängigen Unterscheidung von Gebrauchs- und Verbrauchsgütern lässt sich das verdeutlichen. Im Vergleich zu den Gebrauchsgütern ist der Anteil der Verbrauchsgüter, also der Dinge, die zum unmittelbaren Verzehr zur Erhaltung der Existenz bestimmt sind, sehr gering. Wenn nun der Mensch als Verbraucher angesprochen wird, dann wird gerade diese elementare Erhaltungsfunktion totalisiert und zur Wesensbestimmung aufgebläht. Was umgekehrt heißt: Im 'Verbraucher' ist der Mensch als kulturelles Wesen ausgelöscht. Wie ist es dazu gekommen?
The conception of the whole as a system, that is, as a totality determined by one principle or idea, has dominated the philosophical tradition from Kant and Hegel to Marxism - and, as Louis Althusser's critique of Hegelianism shows, not without implicit social, political, and ideological consequences. The possibility of breaking with the idealist tradition in all of these respects rests on the articulation of an alternative conception of the whole. Althusser advances the notion of the social whole as a complex unity that is constituted through its own effects - what he calls "overdetermination." Such overdetermination of the whole displaces the conception of the whole as totality (Hegel) in favor of Spinoza's notion of modal unity - the whole as singularity.
2018 ist Georgien Ehrengast der Frankfurter Buchmesse. Zum ersten Mal nach der Wende wird die georgische Literatur damit prominent in einer fremden Sprache präsentiert. Gerade die Literaturen kleiner Nationen sind auf internationale Anerkennung dieser Art besonders angewiesen. Doch gibt es einen qualitativen Unterschied zwischen Literaturen 'kleiner' und 'großer Nationen'? Diese Frage ist im Spannungsfeld zweier Konzepte zu diskutieren, die mit dem der Nationalliteratur als lange dominierendem Ordnungsprinzip literarischer Texte konkurrieren: kleine Literatur und Weltliteratur.
Das kürzlich erschienene Büchlein "Schalamow. Lektüren" versammelt die Vorträge eines Kolloquiums zum Werk des russischen Schriftstellers Warlam Schalamow (1907–1982), das im Mai 2016 am ZfL stattfand. Unmittelbarer Anlass war damals der 65. Geburtstag von Franziska Thun-Hohenstein. Sie hat selbst zahlreiche Lektüren seiner Texte vorgelegt - nicht zuletzt in Gestalt der Nachworte in den mittlerweile sieben Bänden der Schalamow-Werkausgabe, deren Herausgeberin sie ist. Auch wenn der zweite Band kein Nachwort enthält und das Nachwort zum dritten von Michail Ryklin stammt, sind es doch Thun-Hohensteins Nachworte, die die Werke in Einzelbänden in besonderer Weise prägen.
Diversität - und mehr noch das englische 'diversity' - ist ein Zauberwort, das für die verschiedensten Anliegen verwendet werden kann: vom bloßen Lobpreis der Vielfalt über den Appell bis hin zur regulativen Idee globalen politischen Handelns. Der Anthropologe Steven Vertovec sieht in diesem Wort Potential für ein "organizing concept" der Sozial- und Lebenswissenschaften. In der Tat ist Diversität nicht nur ein Bezugspunkt verschiedener Wissenschaften. Auch Körperschaften wie Schule und Universität regeln Chancengleichheit und Zugang im Namen von Diversität, und Unternehmen betreiben ein sogenanntes Diversitätsmanagement, bei dem heterogene Belegschaften zu einer wirtschaftlichen Ressource funktionalisiert werden. Vermutlich ist es gerade der vielfachen Adressierbarkeit geschuldet, dass wir es bei 'Diversität' mit einem politisch hochgradig überformten, theoretisch jedoch weithin unterbestimmten Begriff zu tun haben.
An ein philosophisches Fachpublikum richtete sich Blumenberg zuerst mit "Die sprachliche Wirklichkeit der Philosophie", geschrieben 1946 und veröffentlicht im Jahr darauf in der Hamburger Akademischen Rundschau. [...] Der Essay von nur vier Seiten zeugt von Blumenbergs Hadern mit allen Versuchen, die Philosophie von Grund auf neu zu errichten. Erstaunlich daran ist nun, dass Blumenberg dabei nicht als Vertreter der Phänomenologie und Anthropologie auftritt, als der er heute vor allem gelesen wird. Stattdessen erscheint er in diesem Anfangstext als Sprachtheoretiker.
Der Einsicht, dass die Zeitschrift kein simpler "cargo truck" für intellektuelles Frachtgut ist, wird inzwischen auch in der Forschung Rechnung getragen. Damit wird nachgeholt, was für die 'history of books' schon längst selbstverständlich ist: Zeitschriften weisen Eigenlogiken auf, die kultur- und wissensgeschichtlich untersucht werden können und sollten. Nicht zuletzt sind sie immer auch Interventionen in eine spezifische historische Situation. [...] Periodika sind in der Geschichte der Ideen und Theorien, der Künste und der Wissenschaften der Neuzeit allgegenwärtig, und gerade deshalb sind sie theoriebedürftig. Der Arbeitskreis Kulturwissenschaftliche Zeitschriftenforschung hat sich 2017 als Initiative von und für Nachwuchsforscher*innen gegründet, die über Perspektiven auf diesen selbstverständlich-unselbstverständlichen Gegenstand nachdenken.
Diverse museum diversities
(2018)
'Diversity' has become a lively key word in contemporary museum discourse and practice, with numerous policies and initiatives being conducted under its banner. Achieving 'diversity' is seen as something to be celebrated - a good thing in itself. But quite what 'diversity' refers to is itself heterogeneous, with this only rarely explicitly articulated or even recognised. As such, what exists is a shifting field of diverse diversities, which variously interlink and reinforce each other but which may also mask critical discrepancies, disconnects, incompatibilities and even contrary ambitions.
Gegründet 1988, vier Studioalben zwischen 1991 und 1996, zwei Kompilationen und eine Abschiedstournee 1998: so die Eckdaten der Berliner Band Lassie Singers. Gegründet wurde sie von den Sängerinnen Almut Klotz und Christiane Rösinger, die sich zunächst Almut Schummel und C.C. Hügelsheim nannten. Hügelsheim ist der Name des badischen Geburtsortes von Christiane Rösinger. Auch die vor ein paar Jahren früh verstorbene Almut Klotz war Mitte der Achtzigerjahre aus Baden-Württemberg, aus dem tiefen Schwarzwald, nach Berlin gekommen. Die Lassie Singers sind also ein Beispiel für den schwäbisch-badischen Kulturtransfer ins alte West-Berlin und ins Wende-Berlin um 1990.