Jahrbuch des Bochumer Botanischen Vereins für das Jahr 2021 - Band 13 (2022)
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Crocus tommasinianus und Galanthus nivalis sind im Stadtgebiet Aachen vollkommen etabliert. C. vernus und G. elwesii verwildern selten und zeigen nur an wenigen Stellen eine Tendenz zur Etablierung. Generative Fortpflanzung außerhalb von Kulturen geht bei diesen Arten einher mit Hybridisation mit C. tommasinianus und G. nivalis. Hybridpopulationen von Galanthus elwesii × G. nivalis wurden genauso beobachtet wie Pflanzen, die sich von diesen Hybriden nur durch einen fehlenden Basisfleck auf den inneren Perigonblättern unterscheiden. Sie zeigen außerhalb dieses Merkmals dieselbe Morphologie wie Hybriden und werden deshalb vom Verfasser ebenfalls als Hybriden aufgefasst. Zusätzlich kann Introgression unter den G. nivalis morphologisch ähnlichen Populationen festgestellt werden. Intermediäre Hybriden Crocus tommasinianus × C. vernus sind im Untersuchungsgebiet selten. Hybriden, die morphologisch einer Elternart stärker ähneln, wurden häufiger beobachtet. Möglicherweise tendieren Formen, die C. tommasinianus morphologisch näher stehen, zu einer größeren Eigenständigkeit. Qualität und Größe des Pollens von Hybriden C. tommasinianus × C. vernus sind variabel. Als Hybriden betrachtete Pflanzen zwischen Crocus tommasinianus und C. vernus sowie zwischen Galanthus elwesii und G. nivalis werden detailliert vorgestellt.
Neben den bekannten Arten Avena fatua (Flug-Hafer) und A. sativa (Saat-Hafer) werden A. hybrida (Kurzhaar-Hafer), A. sativa-Fatuoide (oder morphologisch entsprechende Rückkreuzungen von A. hybrida × A. sativa mit A. hybrida), Hybriden A. fatua × A. sativa sowie mögliche Hybriden A. hybrida × A. sativa vorgestellt und diskutiert. Im Unterschied zur Literatur wird A. hybrida nicht über die Form der Kallusnarbe des dritten Blütchens definiert. Wesentliches Merkmal ist neben Länge und Intensität der Behaarung der Deckspelze deren Farbe zur Fruchtreife: Während die Deckspelze von A. hybrida wie die von A. sativa oder etwas schwärzlich gefärbt ist, ist die von A. fatua deutlich rotbraun gefärbt. Diese Merkmalskombination ist mit einer unterschiedlichen Phänologie korreliert, wobei A. fatua früher als A. hybrida blüht und fruchtet. Demgegenüber ist die Form der Kallusnarbe bei beiden Arten variabel und nicht mit anderen Merkmalen korreliert. Pflanzen, die A. sativa ähneln, aber rotbraun gefärbte Deckspelzen ausbilden, werden als Hybriden A. fatua × A. sativa betrachtet. Alle beobachteten Sippen werden anhand vieler Fotos vorgestellt.
Obwohl der Stechende Mäusedorn (Ruscus aculeatus L.) in Deutschland nicht heimisch ist, kennt ihn doch der ein oder die andere von Reisen ins Mittelmeergebiet. Im Jahr 2002 war er in Deutschland sogar Arzneipflanze des Jahres. Als Besonderheit scheinen bei ihm die auffälligen roten Früchte mitten auf dem Blatt zu stehen, was den Gesetzen der botanischen Morphologie widersprechen würde, ein Umstand, der bereits Dioskurides im Altertum auffiel und das Morphologenherz höherschlagen lässt. Die Art wird deswegen oft auch im Biologiestudium als Objekt untersucht und in diesem Porträt sollen ihr ausführliche Kapitel zur Morphologie und Anatomie gewidmet werden.
Dass Innenstädte für Botanikerinnen und Botaniker alles andere als langweilig sind, stellen wir immer wieder aufs Neue fest bei unseren jährlichen Rundgängen durch Bochum. Langweilig wäre es schon fast, wenn dabei kein Neufund oder wenigstens ein paar Seltenheiten auftauchen würden. Aber auch eine ganze Reihe von Arten, die in der Stadt häufig sind, im Umland aber nicht und daher als typische Stadtpflanzen gelten, begegnen und auf unseren Runden durch die Stadt.
In jüngerer Zeit häufen sich im Siedlungsraum des Ruhrgebiets Funde des Frühlings-Fingerkrauts (Potentilla verna), insbesondere in Zierrasen auf Friedhöfen. Der Ursprung der Vorkommen, ihr floristischer Status und die Relevanz für die Einstufung in die Rote Liste Nordrhein-Westfalens werden diskutiert.