220 Bibel
Refine
Document Type
- Part of a Book (12) (remove)
Has Fulltext
- yes (12)
Is part of the Bibliography
- no (12)
Keywords
- Bibel (5)
- Kommentar (4)
- Andenken <Motiv> (1)
- Astruc, Jean (1)
- Aufklärung (1)
- Barthes, Roland (1)
- Begriff (1)
- Belonging (Social Psychology) (1)
- Bibel. Genesis, 32 (1)
- Bibel. Kohelet (1)
- Bibel. Offenbarung des Johannes, 1 (1)
- Bibel. Rut (1)
- Bibelkritik (1)
- Books mentioned in the Bible (1)
- Bousset, Wilhelm (1)
- Deuteengel (1)
- Deutsch (1)
- Diaspora <Religion> (1)
- Displacement (1)
- Elija (1)
- Evangelienharmonie (1)
- Fälschung (1)
- Geschichte (1)
- Herder, Johann Gottfried von (1)
- Homosexuality (1)
- Homosexualität (1)
- Jenseitswanderung (1)
- Jewish Diaspora (1)
- Judentum (1)
- Kanontafeln (1)
- Kongress (1)
- Konkordanz (1)
- Literatur (1)
- Lohmeyer, Ernst (1)
- Loss (1)
- Mantel <Motiv> (1)
- München <2003> (1)
- Old Testament (1)
- Polyglotte (1)
- Reimarus, Hermann Samuel (1)
- Schrift (1)
- Spinoza, Benedictus de (1)
- Strauß, David Friedrich (1)
- Synopse (1)
- Zeuge (1)
- Zeugnis (1)
- Zugehörigkeit (1)
- Äthiopisches Henochbuch, 1-36 (1)
- Übersetzung (1)
- משל (1)
Andenken
(2009)
Wenn man in der Bibelkritik nach Figuren der Fälschung sucht, muß man eine Reihe verwandter Phänomene wie Betrug, Plagiat, Textverderbnis, Kopie usw. miteinbeziehen: jene Konzepte, die an die Stelle der Fälschung treten, ihr aber oft zum Verwechseln ähnlich sehen. Zu untersuchen ist daher, wie die Frage, ob die Bibel oder Teile von ihr echt oder gefälscht sind, nicht nur immer wieder anders beantwortet, sondern auch immer wieder anderes gestellt wird. Im folgenden werden daher an vier Autoren - Baruch de Spinoza, Jean Astruc, Hermann Samuel Reimarus und David Friedrich Strauß - vier Aspekte der Fälschung thematisiert: Fälschung als Grenzsetzung, Materialität der Fälschung, Urfälschung und schließlich die doppelte Aufklärung der Fälschung.
Ruth Preser's essay 'Things I Learned from the "Book of Ruth": Diasporic Reading of Queer Conversions' performs a queer appropriation of history. The "Book of Ruth" is a biblical narrative that opens with two women, Naomi the Israelite, a bereaved woman who wishes to return from Moab to Judea, and her no-longer-daughter-in-law Ruth the Moabite, who pledges to follow Naomi, turning away from her gods and people. This laconic tale of nomadic intimacies and speech-acts of pledges and conversions has become an iconic narrative and a seminal text in Judaism, and it has also been appropriated by contemporary feminist and lesbian readings. Indeed, since it is not fully narrated but rather full of gaps, voids, and 'ghostly matters', the "Book of Ruth" provides apt ground and a malleable vessel for contemporary appropriation by stories seeking incarnation beyond linear or teleological constraints. In Preser's 'palimpsest reading', the biblical tale continues to communicate a story of successful assimilation of the poor and the foreign, and of a 'home-coming', but it is troubled by displacement, unresolved diasporic longing, and an acute and continuous sense of vulnerability. Thinking with Avery Gordon's modality of haunting, Preser's reading aims to understand contemporary forms of dispossession and their impact, especially when their oppressive nature is denied. It reflects on what kind of theory might emerge by remobilizing the category of 'home' through its de-constitution, through movement rather than destination, through disintegration rather than determination. Troubled by questions of race, nomadism, gender, and sexuality, in an era when (some) bodies may traverse national, sexual, and class borders, Preser's investigation asks what happens to bodies that continuously signify precarity and loss.
Weil die Bibel als formativer Text der europäischen Kultur bis in die Neuzeit hinein einen zentralen epistemischen Ort hatte sind an ihr historisch schon sehr früh Instrumente zur Suche entwickelt worden, die nicht nur für die Vorgeschichte modernen Suchens interessant sind, sondern auch auf paradigmatische Weise zeigen, wie die Instrumente der Suche das Wissen selbst prägen: in diesem Sinne das besondere geistliche Wissen der Schrift, das in ihrer Durchsuchbarkeit immer wieder aktualisiert, ja erst eigentlich konstituiert wird. Denn zur Heiligen Schrift wird die Schrift gerade in dem Maße, in dem man sie in jeder Situation verwenden kann, und das kann man eben besonders gut, wenn man schnell das Richtige in ihr findet. Das soll im Folgenden an einigen der wichtigsten und charakteristischsten Suchinstrumente gezeigt werden: den Konkordanzen, den Polyglotten, den Kanontafeln, Harmonien und Synopsen.
משל [maschal] - Spruch, Gleichnis, Herrschaft, Prägung ... : über die Faszination einer Wurzel
(2018)
In dem 1792 veröffentlichten Aufsatz "Spruch und Bild, insonderheit bei den Morgenländern" entwickelt Johann Gottfried Herder eine Apologie der Spruchdichtung, die zwischen Poesie und Prosa, zwischen Volksdichtung und Kunstliteratur stehe und vor allem im 'Morgenland' - also bei den Persern, Arabern und Hebräern - in Blüte gestanden habe. [...] Dabei bezeichne jenes 'Wort' משל nicht nur Ursprung und Natur der Sprüche, sondern sogar den expressiven Charakter der menschlichen Sprache überhaupt, wie Herder mit einem Hamann-Zitat fortsetzt: "Poesie ist die Muttersprache des menschlichen Geschlechts [...]. Sinne und Leidenschaften verstehen nichts als Bilder." Sprüche, Bilder, Sinne, Leidenschaften - all das, so legt der Text nahe, bildet einen Zusammenhang, den Herder und auch andere gerne den des 'Ausdrucks' nennen, der hier aber "mit einem einzigen Wort" umrissen wird, eben mit dem Graphem משל, einem Ausdruck von 'Ausdruck'. Was 'bedeutet' dieser Ausdruck und was bedeutet es, diesen Ausdruck so in den Text einzufügen, wie Herder das tut?
In Matthias Däumers Beitrag zum altjüdischen "Wächterbuch" (dem ersten Teil des äthiopischen Henoch-Pentateuchs) werden die Bedingungen untersucht, unter welchen ein Jenseitsreisender zum Zeugen werden kann. In der dargestellten Konstellation wird Henoch Zeuge einer schwer vermittelbaren Erfahrung, der des Sheol, bei der er von einem Engel als Zeugenschaftshelfer geleitet wird. Es erweist sich, dass die Konstellation 'Jenseitsreise mit begleitendem Zeugenschaftshelfer' später zum Modell für weitaus literarischere Jenseitsbegegnungen wird, wie zum Beispiel jener in Dantes "Commedia". Aus diesem Wandel vom religiösen zum literarischen Text ergibt sich aber auch rückwirkend und damit systematisch, dass die spezifische Zeugenschaftskonstellation der Jenseitsreisen generell als Reflexion (profan-)medialer Bedingungen gesehen werden kann. Der Zeugenschaftshelfer ist nicht nur eine authentifizierende, dem bereisten Ort immanente Figur, sondern Mittlerfigur des mit dem Ort verbundenen Wissens, das in der Jenseitsreise entweder nicht direkt sichtbar oder nicht direkt verstehbar ist. Damit aber wird der Engel zum Kristallisationspunkt der allgemeinen medialen Bedingungen von Zeugenschaft - und Literatur.
Die erste Sportverletzung : Genesis 32 zwischen religiösem Kommentar und säkularer Philologie
(2017)
Der Beitrag von Brian Britt befasst sich mit Bibelkommentaren, genauer mit Kommentaren zu Genesis 32, geht allerdings nicht von der theologischen Exegese, sondern von der (post-)strukturalistischen Kommentierung dieser Bibelstelle durch Roland Barthes aus. Dabei wird Britts Lektüre von vornherein dadurch geleitet, dass er ein "Spannungsfeld" zwischen dem traditionellen, religiösen Kommentar (etwa Rashi, Calvin u.a.) einerseits und der modernen, wissenschaftlichen, säkularen Philologie (etwa Barthes, Sherwood u.a.) andererseits annimmt - und dies innerhalb wie auch außerhalb der Bibelwissenschaft. Dabei zeigt er, dass die strikte Grenzziehung zwischen 'frommer' und 'wissenschaftlicher' bzw. 'religiöser' und 'säkular-philologischer' Deutungspraxis nicht nur von den Kommentaren, sondern bereits von den kommentierten Bibeltexten selbst unterlaufen werden. Die Bewegungen von Text und Kommentar ähneln sich also, woraus Britt folgert, dass auch die modernen, wissenschaftlich-säkularen Bibelkommentare letztlich der biblischen Tradition angehören, insofern sie methodisch den keineswegs widerspruchsfreien biblischen Texten selbst nachempfunden sind.
Andreas Mauz betrachtet, methodisch und disziplinär zwischen der Theologie und der Literaturwissenschaft changierend, zwei theologische Kommentare zur Johannesoffenbarung aus dem 20. Jahrhundert, und zwar aus narratologisch-poetologischer Perspektive. Ausgehend von der Patmos-Szene von Offb 1, deren "Selbstsakralisierung" ihre hervorstechendste Autorisierungsstrategie ist, fragt Mauz danach, wie Bibelkommentare mit dieser umgehen. In den betrachteten Kommentaren von Bousset (1906) und Lohmeyer (1926) finden sich dabei 'säkularisierende' und 'sakralisierende' Bewegungen, in denen Vokabulare der "visionären Autorschaft" bewusst eingesetzt werden, um theologische Dogmen zu untermauern. Somit stellt sich die Frage nach Säkularisierungs- und Sakralisierungsdynamiken in der Kommentarpraxis selbst, wobei gerade die selbstreflexiven Eröffnungsgesten, oder "Schrift-Schriftstellen", oft zur Konsolidierung fundamentaltheologischer Autorisierungen herangezogen werden. Ein Korrektiv zu dieser Tendenz, so Mauz' Schlussfolgerung, könne ein literaturwissenschaftlicher Spezialkommentar zur Offenbarung darstellen, der bis heute fehle.
Der Beitrag von Daniel Weidner stellt anhand dreier kommentierter Bibelübersetzungen im 18. Jahrhundert verschiedene Kommentierungsverfahren als Möglichkeiten kritischer Bibellektüre vor, die sich eben nicht nur an ein Fachpublikum, sondern vor allem auch an die Öffentlichkeit wendet. Seine Untersuchung setzt an der Zäsur in der Aufklärung an. Anhand der Kommentierungsverfahren in der Wertheimer Bibel (1702-1749), in Michaelis' kommentierender Bibelübersetzung "mit Anmerkungen für Ungelehrte" (1769-1792) und in Herders Liedern der Liebe (1778) zeigen sich durchaus verschiedene Strategien der Übertragung, Aktualisierung und Anpassung: Die Wertheimer Bibel 'übersetzt' die Wörter der Bibel in die Sprache der kritischen Vernunft, Michaelis will popularisieren, nutzt aber die Historisierung auch zur Apologetik gegen etwa deistische Kritik, und Herder zerlegt den Text kritisch, um ihn poetisch lesen zu können und den Leser zu erreichen. Indem die verschiedenen Kommentare dabei auch ihre eigenen Spannungen und Paradoxien ausstellen - etwa, indem sie ihrerseits weitere Kommentare fordern oder sich unlösbare Aufgaben stellen -, wird deutlich, wie schwer auf einen Nenner zu bringen der Übergang zur Moderne ist.
Der historisch-systematische Beitrag von Melanie Köhlmoos über den Kommentar als theologische Gattung eröffnet den Band. Ausgehend von der durchaus symptomatischen Beobachtung, dass es bislang keine systematische Geschichte des Bibelkommentars innerhalb der Theologie gibt, obwohl der Kommentar eine der wichtigsten theologischen Textformen darstellt, versucht die Autorin, die Geschichte des Kommentars zumindest zu skizzieren, wobei sie in der Aufklärung, d.h. auf der Schwelle zur Moderne, eine deutliche Zäsur feststellt: Weil die Bibel seit der Aufklärung kaum mehr als kohärente, widerspruchsfreie Einheit angesehen wird, sondern stattdessen als Texte-Sammlung, kommt es zu einem Bruch zwischen Exegese und Dogmatik, wobei sich die Exegese als säkulare historische Textwissenschaft versteht. Ganz in diesem Sinne gewinnt auch die Einleitung zum Stellenkommentar seit dem frühen 18. Jahrhundert an Bedeutung. Dass seitdem in weiten theologischen Kreisen nicht mehr vom Dogma der Einheit der Schrift her kommentiert wird, bezeichnet Köhlmoos als Säkularisierung des theologischen Kommentars in der Moderne - der nicht zuletzt auch dadurch geprägt sei, dass auch die Bibeltexte selber, wie sie abschließend zeigt, mehr und mehr zu allgemeinem Kulturgut werden.