300 Sozialwissenschaften
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Auf Basis ethnographischer Feldforschung untersucht der Beitrag den Zusammenhang zwischen prekären Wohnverhältnissen und der Entstehung politischer Kollektivität unter Mieter*innen. Theoretisch-konzeptionell knüpft er dabei an Debatten der kritischen Stadtforschung zu Verdrängungsprozessen, Forschungsarbeiten zu Prekarisierung sowie poststrukturalistisch inspirierte Perspektiven der sozialen Bewegungsforschung an. Empirisch ist der Blick gerichtet auf die Lebensrealitäten von Bewohner*innen einer Frankfurter Vonovia-Wohnsiedlung. Gefragt wird danach, wie Mieter*innen ihre Wohnsituation in Anbetracht drohender Mieterhöhungen infolge von Modernisierungsarbeiten wahrnehmen, welche Bedeutung sie der Wohnungsfrage zuschreiben und welche sozialräumlichen Bedingungen, Handlungspraktiken und diskursiven Deutungsmuster die Entwicklung einer kollektiven politischen Handlungsfähigkeit erschweren.
"People are border-crossers who make daily transitions between two worlds – the world of work and the world of family" (Campbell Clark 2000: 748). Diese Feststellung von Campbell Clark hebt die Vereinbarkeitsproblematik von Beruf und Familie im Leben von Männern und Frauen hervor, die oft unbemerkt, aber unzählige Male im Alltag auftritt. Familie und Beruf sind die zentralen Lebensbereiche von Frauen und Männern in der heutigen europäischen Gesellschaft. Diese zwei Bereiche stehen in einer wechselseitigen, aber nicht gleichgewichtigen Beziehung. Im Folgenden wird diese Problematik detailliert aufgegriffen und mit zukunftsfähigen Handlungsempfehlungen verbunden. Wir beginnen mit einem kurzen historischen Überblick zu Familie und Beruf in Europa.
Grundlage des Artikels ist der Berliner Teil der zweijährigen Studie "Moriana", in der – im ersten Jahr – Wandel der Produktion und Wirtschaftsstruktur, der Arbeits- und Beschäftigungsverhältnisse, der Sozialstruktur und die Rezeption dieser Veränderungen durch Politik, Gewerkschaften, Arbeitgeber, Forschung und Dritter Sektor untersucht wurden. Im zweiten Jahr wurden die Situation und die Bedürfnisse von selbstständig Beschäftigten genauer betrachtet. Das Forschungsprojekt wurde von dem Institut A.A.STER in Mailand unter der Leitung von Aldo Bonomi koordiniert und in den Städten Berlin (D), Paris (F), Valencia (ES), Mailand (I), Turin (I), Genua (I) und Neapel (I) durchgeführt. Das Projekt arbeitete – vor allem im zweiten Teil – mit dem Ansatz der "aktiven Untersuchung", im Rahmen derer die Betroffenen selbst ihre Situation und Bedürfnisse beschreiben und ihre subjektive Wahrnehmung im Mittelpunkt steht. In Berlin wurden dafür im Jahr 2000 u.a. ausführliche Interviews mit 30 Selbstständigen verschiedener Einkommensstufen sowie unterschiedlichen Qualifikationsgrades geführt, und diesen ein zusätzlich ein Fragebogen mit 100 Fragen vorgelegt. Die Ergebnisse können zwar nicht als repräsentativ bezeichnet werden, zeigen aber eine Tendenz auf.