580 Pflanzen (Botanik)
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Es kann gezeigt werden, daß die pflanzensoziologische Schule nach BRAUN-BLANQUET (1921 ff.) zu einem durchgängig extrinsischen und hierarchischen System führt, durch das ein sehr realistischer Abgriff an der Natur erreicht werden kann. Die verschiedenen hierarchischen Ebenen des Systems entsprechen verschiedenen Abstraktionsniveaus. Das System basiert auf der zentralen Erkenntnis, daß Pflanzen, die gemeinsam auf engem Raum wachsen, sich gegenseitig beeinflussen. Eine Aussagenlogik auf der kategorialen Ebene von Existenzsätzen, die sich auf diese Tatsache gründet, ist das durchgängige Agens des Systems. Nachbesserungen der Methoden im Detail sind notwendig, Erweiterungen in den Anwendungsbereichen möglich: Die Methode ist geeignet, fragmentarische Ausbildungen, Übergänge, Unikate ebenso zu repräsentieren wie inhomogene Bestände; das Kriterium des "einheitlichen Standortes" als Bedingung für die pflanzensoziologische Aufnahme ist begrifflich unscharf und im Gelände kaum jemals zu verwirklichen. Im Gegensatz zu den so genannten exakten Wissenschaften wird die Erfassung von Gesetzmäßigkeiten durch eine historische Komponente erschwert. Viele Fragen aus dem Problemfeld der a-Diversität und ihrer Dynamik, deren Beantwortung auch für den Naturschutz bedeutsam ist, sind noch unzureichend geklärt.
"Pflanzengesellschaft" als Allgemeines beinhaltet sowohl einen Typus- als auch einen Klassenbegriff. Der pflanzensoziologische Typus (Vegetationstypus) wird als (maximales) Merkmalskorrelat begriffen, das eine bestimmte Taxakombination und deren standörtliche Bindung umfasst. Das Modell des Vegetationstypus, das einen Aspekt des Typus darstellt, wird im allgemeinen lediglich auf einer Taxaverbindung begründet. Es basiert auf der Abstraktion von ähnlichen Vegetationsausschnitten. Der Typus ist nicht durch einen einzelnen Pflanzenbestand individualisierbar. Pflanzengesellschaft als Klasse (Gruppe), hier auf den Begriff „Vegetationseinheit" festgelegt, meint demgegenüber eine Gesamtheit von ähnlichen Vegetationsausschnitten. Diese verkörpern, allgemein gesprochen, die "Elemente" der Klasse. Die Definition der "künstlichen Vegetationseinheit" erfolgt anhand eines einzelnen Merkmals oder einiger weniger Merkmale. Die "natürliche Vegetationseinheit" wird über den Vegetationstypus, d.h. über eine maximale Merkmalskombination, definiert.
European Vegetation Survey — ein neuer Anlauf für eine Übersicht der Pflanzengesellschaften Europas
(1992)
Überlegungen zur Erarbeitung einer syntaxonomischen Übersicht der Pflanzengesellschaften (Prodromus) Europas gibt es schon seit den 20er Jahren, also fast seit Beginn der Pflanzensoziologie. Heute gibt es sowohl positive wie negative Vorzeichen für einen Neuanfang: Wir verfügen über wesentlich bessere Informationen aus Gebieten, die noch vor 20 Jahren als wenig gut erforscht galten (z.B. Frankreich, Italien), oder doch über Anfänge einer syntaxonomischen Bearbeitung, vor allem aus dem Osten Europas. Gleichzeitig ist aber die Zahl der Vegetationsaufnahmen ins Unermeßliche gestiegen (geschätzt einige 100 000). Trotzdem erscheint eine Synthese heute mit Hilfe der EDV aussichtsreicher als mit der noch üblichen Handarbeit vor 20 Jahren - trotz Schwierigkeiten und Bedenken sollte zumindest ein neuer Anlauf gewagt werden.
Syntaxonomische Klassifizierung von Pflanzengesellschaften unter Anwendung der deduktiven Methode
(1992)
Es werden die allgemeinen Voraussetzungen für die Anwendung der deduktiven Methode bei der syntaxonomischen Klassifizierung behandelt. 1. Die deduktive Methode (s. KOPECKY 1978, KOPECKY & HEJNY 1978) stellt eine Weiterentwicklung der Schule von BRAUN-BLANQUET dar. 2. Die deduktive Methode kann man nur in Gebieten anwenden, deren Vegetation schon auf induktive Weise bearbeitet wurde (z.B. das mitteleuropäische Gebiet im weitesten Sinne). 3. Die nach der deduktiven Methode beschriebenen Gesellschaftstypen (Basal- und Derivatgesellschaften) werden in das System der induktiv erarbeiteten höheren Einheiten (Klassen, Ordnungen und Verbände) von oben (deduktiv) eingereiht, und zwar nach dem Vorkommen der Bestimmungsmerkmale (Kenn- und Trennarten) der betreffenden höheren Einheiten. Deshalb muß der diagnostische Wert einzelner Arten im gegebenen Gebiet genügend bekannt sein. Das "Hilfsnetz" der abstrakten höheren Einheiten wird nach einer der bereits vorhandenen Gebietsmonographien definiert. 4. Bei der Anwendung der deduktiven Methode kann jeder aufgenommene Bestand (jede Phytozönose) in das System von höheren Einheiten eingereiht werden. Es kann jedoch nicht jede Phytozönose (jeder Bestand) als eine selbständige Basal-, Derivatgesellschaft oder Assoziation angesehen werden. Als einen Gesellschaftstyp (Basal-, Derivatgesellschaft oder Assoziation) bezeichnen wir nur eine solche Gruppe von Phytozönosen (mindestens 5 Aufnahmen), die zu einer sich wiederholenden Reproduktion in einer ähnlichen Artenzusammensetzung an mehreren Fundstellen fähig sind. 5. Für eine Typisierung und Einreihung der Basal- und Derivatgesellschaften in das System ist die Stetigkeit der in den aufgenommenen Beständen vorkommenden Arten entscheidend. 6. Die Basal- und Derivatgesellschaften, die eine "Zwischenstellung" zwischen zwei oder mehreren höheren Einheiten des Systems einnehmen, werden zu den Einheiten (im Rahmen der betreffenden Klassen) eingereiht, deren Kenn- und Trennarten mit höchster Stetigkeit in den Beständen vorkommen (Tab. 2). 7. Die Nomenklatur der Basal- und Derivatgesellschaften richtet sich nach den von KOPECKY (1978) oder KOPECKY & HEJNY (1978) angeführten Regeln. Es sind weitere Ergänzungen angeführt.
Nach der Erörterung Von Problemen eines Gesellschaftssystems auf der Grundlage von Charakterarten wird festgestellt, daß nur so eine großräumige, überschaubare Gliederung möglich erscheint. Neben Assoziationen mit Charakterarten können gleichrangig "Gesellschaften" mit eigenständiger Artenverbindung gestellt werden, denen Charakterarten fehlen. Zwei neue, von anderer Seite gemachte Vorschläge zur Einengung des Gültigkeitsbereiches von Charakterarten werden aufgegriffen und diskutiert: (a) Beschränkung auf drei Strukturtypen (Gehölze, niederwüchsige Gefäßpflanzenvegetation, Kryptogamenvegetation); (b) Geographische Begrenzung auf das Areal des nächst ranghöheren Syntaxons. An Beispielen aus Mitteleuropa werden die Vorteile dieser Regelungen erläutert.
In Anerkennung des von Reinhold Tüxen aufgebauten Forschungszentrums hat nach seinem Tode die Niedersächsische Landesregierung den wissenschaftlichen Nachlaß im Jahre 1981 erworben. Der Erlös aus dem Ankauf des wissenschaftlichen Nachlasses mit ihrer Lehrbuchsammlung, mehr als 40.000 Separata, ihren Karteien, pflanzensoziologischen Originaltabellen und ihren als Dokumente unersetzlichen Diapositiven ist auf testamentarischen Beschluß Tüxens in die REINHOLD-TÜXEN-GESELLSCHAFT e.V. und die REINHOLD-UND-JOHANNA-TÜXEN-STIFTUNG eingegangen. Satzungsgemäßer Zweck der Gesellschaft ist die Förderung der Pflanzensoziologie in Forschung, Lehre und Anwendung sowie die Betreuung und finanzielle Förderung wissenschaftlicher Arbeiten auf der Grundlage der von R. Tüxen entwickelten wissenschaftlichen Grundsätze.
Über 130 Teilnehmer hatten sich zur Jahrestagung der Floristisch-soziologischen Arbeitsgemeinschaft in Münster eingefunden. Bei der Vorbereitung und Durchführung wurde der Tagungsleiter Prof. Dr. F. J. A. Daniels unterstützt von Prof. Dr. K. Burrichter (Münster), Prof. Dr. R. Pott (Hannover), Dr. F. Runge, Dr. E. Schröder, Dr. G. Vester, Dr. A. Vogel (Münster), Dr. J. Hüppe (Hannover), Dr. G. Verbücheln (Düsseldorf), Dr. R. Aerts und Dr. W. Koerselmann (Utrecht, NL), B. Stabenow (Kiel), G. Bremer, J. Pallas, S. Paus und Ch. Rückriem (Münster) sowie anderen Doktoranden und Diplomanden der Arbeitsgruppe Geobotanik in Münster. Nach der Begrüßung der Teilnehmer durch Prof. Daniels im Hotel Lindenhof wurden einführende Vorträge gehalten. Danach fand die ordentliche Jahresversammlung der Floristisch-soziologischen Arbeitsgemeinschaft statt. Am Freitagnachmittag, dem 30.6., wurden 4 Exkursionen in die Umgebung von Münster durchgeführt. Am Samstag und Sonntag, dem 1. und 2.7., fanden ganztägige Exkursionen statt, zudem am Montag, dem 03.07. eine Nachexkursion in die Niederlande.
Einleitend werden einige grundsätzliche Überlegungen zur Kennartenmethode der pflanzensoziologischen Arbeitsweise erörtert. Danach ist evident, daß die Quercetalia robori-petraeae Tx. 1937, wie auch die Prunetalia Tx. 1952 zur Klasse der Querco-Fagetea gestellt werden sollten. Beide werden durch zahlreiche für eine Waldgesellschaft diagnostisch entscheidend wichtige Holzarten zugleich mit einer generellen Verflechtung und Überschneidung der gesamten Artengarnituren eng mit den Quercetalia pubescentis und den Fagetalia zu einer Einheit verbunden.
Die Querco-Fagetea bilden die zentrale Klasse der europäischen Fallaubwälder, die zusammen mit den beigeordneten Klassen der primären und sekundären Sonderstandorte den sommergrünen Vegetationskreis Europas aufbauen.
Da die Zusammenfassung korrespondierender sommergrüner Gesellschaften in anderen Erdteilen zu sogenannten Klassengruppen auf der Grundlage der Sippenverwandtschaft auf Gattungs- oder Familienebene erfolgt, kann der Begriff der Klassengruppe nicht als konsequente Fortsetzung und Krönung des nach dem einheitlichen Prinzip der Artenidentität aufgebauten synsytematischen Systems der Pflanzengesellschaften betrachtet werden. Die Klassengruppen werden deshalb besser als Formationsgruppen (oder Untergruppen) dem System der Formationen unterstellt.
Ziel der Arbeit ist eine zusammenfassende floristisch-pflanzensoziologische Darstellung der Wälder des Saarlandes. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Verbänden Carpinion betuli, Tilio platyphylli-Acerion pseudoplatani, Fagion sylvaticae und dem Deschampsio flexuosae-Fagion. Das Quercion robori-petraeae sowie das Quercion pubescenti-petraeae werden ebenfalls beschrieben und interpre-tiert. Hier besteht allerdings weiterer Untersuchungsbedarf, um die standörtlichen wie floristisch-soziologischen Details noch besser heraus zu arbeiten.
Das Aufnahmematerial (539 Aufnahmen) stammt von Dr. Erhard Sauer (erhoben in den 1960er und 1970er Jahren im Rahmen der forstlichen Standortkartierung) und vom Autor selbst (erfasst zwischen 2003 und 2014). Alle Vegetationsaufnahmen wurden nach der Methode von Braun-Blanquet erfasst. Zur Beschreibung und Interpretation der Waldgesellschaften im Untersuchungsgebiet werden zudem die vorliegenden Arbeiten aus Teilgebieten des Saarlandes mit herangezogen. Synsystematisch folgt der Autor im Wesentlichen Oberdorfer und Härdtle et al., in dem die azidophilen Buchenwaldgesellschaf-ten der Ordnung Quercetalia robori-petraeae zugeordnet werden.
Das gesamte Gesellschaftsspektrum weist mit seinen diagnostischen Arten auf die ausgesprochen subatlantische Klimatönung des Untersuchungsgebietes hin. Die Luzulo-Fagenion- sowie die Quercion roboris-petraeae-Gesellschaften werden der westlichen Teucrium scorodonia-Vikariante zugerechnet. In den wärmeliebenden Carpinion-Gesellschaften des West-Saarlandes kommen bereits die mediterran-atlantisch verbreiteten Arten Dioscorea communis und Viola alba vor und in den Tilio-Acerion-Gesellschaften Polystichum setiferum, ebenfalls eine submediterran-subatlantische Art. Floristisch gut charakterisierte Kalk-Buchenwälder in submontan-montaner Höhenlage gibt es im Saarland nicht, weshalb Hordelymo-Fagetum und Carici-Fagetum nur fragmentarisch ausgebildet sind. Das schwer-punktmäßig subkontinental verbreitete Galio-Carpinetum beschränkt sich im subatlantisch getönten Untersuchungsgebiet auf extrazonale wärmeliebende Standorte.