580 Pflanzen (Botanik)
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Die Brockenexkursion umfasst die Bergfichtenwälder, Moore und Bergheiden von 850 m ü. NN bis zur Brockenkuppe 1142 m ü. NN. Das Gebiet ist, ausgehend von den Fichtenwäldern und Mooren, relativ artenarm, aber strukturreich. Der Weg zum Brocken führt zunächst zwar durch ausgedehnte Fichtenforsten, dann auch durch die Bergfichtenwälder (Calam agrostio villosae-Piceetum, Sphagno girgensohnii-Piceetum, Betulo carpaticae Piceetum) auf dem Königsberg und am Brocken. Ausgedehnte Moore finden wir zwischen Torfhaus und dem Brocken sowie an den Brockenhängen, mit folgenden Gesellschaften: Eriophoro-Trichophoretum cespitosi, Sphagnetum magellanici, Eriophorum angustifolium-Sphagnum-Gesellschaft, Caricetum nigrae u.a. Von besonderem Interesse, wenn auch nur kleinflächig vorhanden, sind die subalpinen Bergheiden mit der Anemone micrantha-Calluna vulgaris-Gesellschaft auf der Brockenkuppe, die trotz der hohen Besucherzahlen nicht gefährdet ist. Die Kenntnis der Pflanzenarten der Alpen sowie der bedeutendsten Gebirge der übrigen Kontinente kann im 112 Jahre alten Brockengarten vervollständigt werden.
Flechten
(1994)
Obwohl schon Thal (179) in seiner "Sylva Hercynia" auf Flechten im Harz hinwies und zahlreiche lichenologen bis in die heutige Zeit hinein die Flechtenflora des Harzes untersuchten, ist bisher keine zusammenfassende Darstellung des Flechtenbestandes erfolgt. Vorliegende Beschreibungen betreffen in der Regel mehr oder weniger eng umgrenzte Untersuchungsgebiete (u.a. Klement 62; Scholz 70: hier findet sich auch eine umfassende Auflistung der lichenologischen Literatur zum Harz) oder beschäftigen sich mit dem Problem der Bioindikation durch Flechten (Wegener 88, Heine 52). Der Hochharz mit dem Brocken als höchster Erhebung und seinen pflanzengeographischen Besonderheiten zählt hier zu den lichenologisch besser erfassten Bereichen.
Die Pflanzenwelt
(1994)
Der Hochharz wird pflanzengeographisch als eigener Distrikt im Florengebiet des Harzes ausgewiesen und damit von Oberharz und Unterhatz abgetrennt (Weinert 90, Herdam et al. 53). Der wesentliche Unterschied zu den anderen Distrikten Ist mit dem Auftreten der Fichte und ihrer Dominanz in den naturnahen Wäldern gegeben.
Höhere Pflanzen
(1994)
Der Harz gilt seit dem Wirken der Botaniker Valerius Cordus (1515-1544) und Johannes Thal (1542-1583) als Ausgangspunkt der wissenschaftlichen Floristik. Eine umfassende Beschreibung der Geschichte der botanischen Erforschung des Harzes von dem Anfangen bis zur Gegenwart ist von Herdam et al. (53) vorgenommen worden. Das Gebiet des Nationalparks Hochharz umfasst neben allgemein verbreiteten Arten auch montane, oreale und subalpine Florenelemente, von denen einige als "glaziale Relikte" angesehen werden. Auf eine Auswahl solcher Charakter- oder Leitarten des Hochharzes soll, aufbauend auf einer Beschreibung von Drude (36), im Folgenden eingegangen werden.
Seit langem angekündigt, liegt jetzt die Kyffhäuserflora von K. -J. BARTHEL und J. PUSCH vor. Wer die beiden Autoren kennt, hat nichts anderes erwartet als eine gediegene Zusammenstellung, die allen Ansprüchen an eine moderne Regionalflora genügt. Zu dem inhaltlich ausgewogenen und vom Ahorn-Verlag sehr gut ausgestatteten Buch darf man den Autoren gratulieren. Da der Anspruch an eine Flora über ein botanisch so reichhaltiges und geschichtsträchtiges Gebiet ohne Zweifel sehr hoch ist, ist es schwer, in der würdigen Reihe der Vorläufer-Floren einen entsprechenden Platz zu behaupten. Dieser ist dem vorliegenden Werk schon heute sicher.
Zu einer gemeinsam veranstalteten wissenschaftlichen Tagung luden am 7. und 8. Juli 1995 der Landesfachausschuss Botanik, das Institut für Geobotanik und Botanischer Garten der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Botanische Arbeitskreis Nordharz e.V. in das Museum "Kleines Schloss" in Blankenburg/Harz ein. Gastgeber waren hier die Stadt Blankenburg und der Botanische Arbeitskreis. Etwa 100 Teilnehmer waren angereist. Sie kamen überwiegend aus Sachsen-Anhalt, aber auch aus anderen Bundesländern wie Niedersachsen, Hessen, Thüringen und Bayern. Unter ihnen waren zwei Ururenkel des Blankenburger Apothekers und Botanikers Ernst Hampe sowie eine Ururenkelin von Hermann Blumenau, des späteren Stadtgründers in Brasilien, der als junger Mann in Hampes Apotheke die Apothekerkunst erlernt hatte.
In diesem Beitrag werden an einigen Beispielen die Auswertungsmöglichkeiten aufgezeigt, die die digital vorliegende Vegetationskarte des Nationalparks Harz bietet. Es wird deutlich, dass beim Vergleich der vorliegenden Daten mit Wiederholungsaufnahmen Aussagen zu den ökologischen Veränderungen im Nationalpark Harz gemacht werden können, die das Ergebnis der natürlichen Sukzession bzw. das Ergebnis forstlicher Initialmaßnahmen sind. Die Arbeit zeigt, dass neben den Flächenanteilen der erfassten Pflanzengesellschaften die vorkommenden Arten und ihre Deckungsanteile in der jeweiligen Gesellschaft berechnet werden können. Damit ist es z. B. perspektivisch möglich, flächendeckende Aussagen zu den Ausbreitungstendenzen der Arten z. B. in den Pflanzengesellschaften und in den unterschiedlichen Höhenstufen des Nationalparks Harz zu machen. So zeigt die aktuelle Verbreitung von Picea abies im Nationalpark Harz, dass die Verteilung der Baumart nicht annähernd deckungsgleich mit der Verteilung ihrer natürlichen bzw. naturnahen Waldgesellschaften ist. Diese Diskrepanz tritt bei Fagus sylvatica nicht ganz so extrem auf. Am größten ist die Differenz in Höhenbereichen, in denen Fagus sylvatica ihr natürliches Verbreitungsgebiet hat, aber auch in der Vergangenheit am stärksten zurückgedrängt wurde. Das sind genau die Gebiete, in denen die Rotbuche im Rahmen der forstlichen Initialmaßnahmen des Nationalparks verstärkt eingebracht wurde. Ob Fagus sylvatica dort, wo sie gepflanzt wurde und in höheren Deckungsgraden auftritt, in der Lage ist, das Potenzial für natürliche Buchenwaldgesellschaften zu bilden, wird mit Hilfe der hier dargestellten Erfassungsmethode perspektivisch nachweisbar sein. Dass es sinnvoll ist, zu dem jetzigen Zeitpunkt zwischen naturnahen Waldgesellschaften und Fichtenforsten zu unterscheiden, wird anhand des Vergleichs ausgewählter Parameter aufgezeigt.
Die Ausweisung von Nationalparken innerhalb der mitteleuropäischen Kulturlandschaft bietet die einmalige Chance, Strukturveränderungen in anthropogen überprägten aber auch in den Resten naturnaher Lebensräume zu erfassen. Vor allem Pflanzengesellschaften als wichtige Strukturkomponenten der Ökosysteme geben wichtige Hinweise zum Zustand der verschiedenen Lebensraumtypen (ELLENBERG 1996). Regelmäßige pflanzensoziologische Untersuchungen können somit quantitative wie qualitative Veränderungen in den Lebensräumen aufzeigen. Dazu wurden zunächst die Farn- und Blütenpflanzen des Nationalparks Hochharz erfasst (KISON & WERNECKE 2004) und darüber hinaus flächendeckend die Pflanzengesellschaften.
Die bedeutendste Gefährdung für das in Deutschland vom Aussterben bedrohte Ruten-Hasenohr (Bupleurum virgatum CAV.) geht derzeit vom Menschen aus. Durch touristische Übernutzung wurden am bislang letzten Standort der Art (Selketal: „Alter Falkenstein“) Ruderalisierungs- und Eutrophierungsprozesse initiiert, durch die sich der für B. virgatum verfügbare Lebensraum ständig verkleinert. Darüber hinaus werden jährlich zahlreiche Individuen der annuellen Art durch menschliche Tritteinwirkung geschädigt bzw. gänzlich zerstört. Die vordringlichste Aufgabe zur Erhaltung des Ruten-Hasenohrs in Deutschland besteht deshalb darin, durch wirksame Besucherlenkung den Standort der Art am „Alten Falkenstein“ zu entlasten und zu sichern.