580 Pflanzen (Botanik)
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Bücherschau
(1997)
ROGISTER (1978) stellte in belgischen und nordwestfranzösischen Wäldern eine enge Beziehung zwischen Humusform und dem Produkt mittlere Reaktionszahl mal mittlere Stickstoffzahl fest. In der vorliegenden Arbeit konnte ein solcher Zusammenhang auch für Wälder in Hannover und im Bergland südlich von Hannover nachgewiesen werden. Es zeigte sich ferner, daß die für sich betrachteten Reaktions- und Stickstoffzahlen die Humusform genausogut indizieren wie das Produkt aus diesen Größen. Das arithmetische Mittel der Zeigerzahlen, der Zeigerzahlen-Median mit Angabe seiner Position in der Medianklasse und ein Zeigerzahlen-Quotient („Zeigerzahlen-Index“) geben die Humusqualität auf vergleichbarem Niveau wieder.
Einige Flechten sind im Verlauf der letzten Jahre deutlich häufiger geworden oder haben sogar ihr Areal ausgedehnt. Die Ausbreitung einiger hemerophiler Flechten in Mecklenburg-Vorpommern wird nachfolgend diskutiert. Anisomeridium nyssaegenum, Strangospora moriformis und Thellomma ocellatum sind neu für Mecklenburg-Vorpommern.
Trichomanietum speciosi ass. nov.: ein Farn-Prothallium als Charakterart einer Moosgesellschaft
(1997)
Der Hautfarn Trichomanes speciosum kommt in Mitteleuropa nur als Prothallium in sogenannten unabhängigen Gametophytenkolonien vor. Er vermehrt sich dort rein vegetativ. Bei Untersuchungen der Vorkommen im Spessart und Odenwald zeigte sich, daß der Hautfarn einen definierten Standort einnimmt. Er ist Charakterart einer artenarmen epilithischen Moosgesellschaft, des Trichomanietum speciosi ass. nov. Besiedelt werden Spalten, Klüfte und Höhlungen an Felswänden, Einzelfelsen und im Bereich von Blockmeeren des Buntsandsteins. Die Standorte zeichnen sich durch hohe Luftfeuchtigkeit und schwache, nur diffuse Bestrahlung aus.
Aus den nordungarischen Mittelgebirgen Budaer Gebirge, Pilis und Naszály bei Budapest werden die epiphytischen Moosgesellschaften der Ordnung Orthotrichetalia mit den Assoziationen Ulotetum crispae, Orthotrichetum striati, Orthotrichetum lyellii, Orthotrichetum pallentis, Pylaisietum polyanthae, Orthotrichetum fallacis, Syntrichietum pulvinatae und Leskeetum polycarpae beschrieben. Alle Assoziationen sind in ihrer soziologischen Struktur durch 44 Aufnahmen belegt und werden in ihrer Verbreitung, ihrem ökologischen Verhalten und ihrer synsystematischen Stellung charakterisiert.
Es wird über vierjährige Untersuchungen auf zwei Parzellenversuchen sowie Praxisschlägen in Bayern berichtet, bei denen im Vergleich zum intensiven Ackerbau die Auswirkungen von Extensivierungsprogrammen (Rotationsgrünbrache, Ökologischer Landbau, Bayerisches Kulturlandschaftsprogramm) und ihren Varianten auf die Segetalvegetation verfolgt wurden. Die Programme tragen in unterschiedlichem Maße zur Erhaltung einer standortgemäßen Segetalarten-Grundgarnitur bei. Besonders der Ökologische Landbau und die Rotationsgrünbrache mit Selbstbegrünung wirken sich positiv auf die Wildflora der Äcker aus. Generell ist für die Erhaltung von Segetalarten
- Extensivierung besser als Stillegung,
- Rotationsbrache besser als Dauerbrache,
- Selbstbegrünung besser als Ansaat.
Estland hat eine für die nördliche Lage artenreiche Ruderalflora, die nach bisherigen Kenntnissen jedoch auf ältere bzw. kompakte Siedlungs- und Industriezentren begrenzt ist. Die Mauerflora alter Bauwerke (Burgen, Stadtmauern, Kirchenruinen) ist mit über 80 Arten erstaunlich reich. Sie enthält nur sehr wenige Chasmophyten und spiegelt vor allem die Flora der Umgebung wider, während Ferntransport keine Rolle spielt. Die Mauerfugenvegetation wird mit pflanzensoziologischen Aufnahmen belegt. In den Städten werden die folgenden Ruderalgesellschaften mit Aufnahmen dokumentiert: Capsello-Descuraimetum sophiae, Urtico-Malvetum neglectae, Melilotus alba-Bestände, Carduus crispus-Bestände, Leonuro-Arctietum tomentosi, Artemisa vulgaris-Bestände. Die Sukzession der Artemisietea-Gesellschaften führt zum Sambuco-Salicion mit hauptsächlicher Beteiligung von Sambucus racemosa, in Tallinn auch von Acer negundo und Acer pseudoplatanus. In der Umgebung von alten Burgen häufen sich die Vorkommen archäophytischer Heilpflanzen. Die Vegetationsentwicklung auf dem Gelände alter Burgruinen führt zu Acer platanoides-Fraxinus excelsior-Ulmus glabra-Wäldern. Am Beispiel der Hauptstadt Tallinn werden die Eisenbahnanlagen untersucht, wobei mehr als 110 Arten von unmittelbaren Gleisgelände nachgewiesen wurden. Wichtigster Neophyt ist Bunias orientalis. Die Straßenrandvegetation außerhalb der Siedlungen ist artenreich und durch einen bunten Hochsommeraspekt geprägt. Neben Dauco-Melilotion-Arten finden sich auch viele Festuco-Brometea- und Trifolio-Geranietea-Arten in der Matrix. Der Hochsommeraspekt wird zumeist von Rumex thyrsiflorus dominiert. Auf der Insel Saaremaa finden sich auch gut ausgebildete Dauco-Mehlotion-Gesellschaften an den Straßenrändern.
Die systematische Gliederung der von mehrjährigen Arten dominierten Ruderalgesellschaften (Artemisietea vulgaris s.l.), die in verschiedenen anderen pflanzensoziologischen Arbeiten bislang teilweise auch in den Klassen Galio-Urticetea und Agropyretea repentis eingereiht wurden, wird auf der Basis einer konsequenten Anwendung der Kennartenmethode - bei Zulassung von je einem kennartenfreien Zentralsyntaxon je übergeordneter Einheit - evaluiert. Die Untersuchung basiert auf insgesamt 3928 Vegetationsaufnahmen, die größtenteils den Stetigkeitstabellen in OBERDÖRFER (1993b) entnommen wurden. Bei den Untersuchungen fand auch ein auf dem Sorensen-Index basierender Affinitäts- bzw. Homotonitätswert Anwendung. Es zeigt sich, dass eine Klasse Agropyretea repentis nicht aufrecht erhalten werden kann. Dagegen ist die Zweiteilung der Ruderalgesellschaften in die Klassen Galio-Urticetea und Artemisietea vulgaris s. str. einer einzigen, weitgefassten Klasse vorzuziehen. Allerdings sollte der Verband Arction lappae nach floristischen Gesichtspunkten zur Klasse Galio-Urticetea gestellt und dort mit dem Aegopodion podagrariae, zu dem er die höchste Affinität besitzt, in einer gemeisamen Ordnung vereint werden. Die soziologische Stellung von Dominanzbeständen der Kratzbeere (Rubus caesius) wird diskutiert und die Aufstellung einer Assoziation Elymo-Rubetum caesii innerhalb des Verbandes Convolvulo-Agropyrion repentis vorgeschlagen. Diese gliedert sich entsprechend der Bodenfeuchte in drei Subassoziationen, die ebenfalls neu beschrieben werden. Eine Emendation des Convolvulo-Agropyrion repentis ergibt, dass das Poo compressae-Anthemidetum tinctoriae und das Poo compressae-Tussilaginetum dem Dauco-Melilotion näher stehen und daher bei diesem eingegliedert werden sollten. Innerhalb des restlichen Verbandes bilden das Rubo-Calamagrostietum epigeji, das Saponario-Petasitetum spurii und das Elymo-Rubetum caesii einen neuen Unterverband, das Rubo-Calamagrostienion epigeji, während die anderen sechs Assoziationen zum Convolvulo-Agropyrenion repentis gehören. Das Resultat der Überarbeitung wird in Form einer auf 525 Aufnahmen beruhenden Stetigkeitstabelle zugänglich gemacht. Abschließend wird die Nützlichkeit des vorgestellten Affinitäts-/Homotonitätsindexes für synsystematisches Arbeiten betont und von einer übertriebenen Anwendung der deduktiven Methode bei der Klassifikation von Vegetationstypen abgeraten.
Drei Jahrzehnte nach meinen ersten Untersuchungen über Saumgesellschaften in mesophilen Laubwäldern ergaben neuere Erhebungen um Eberswalde: Veronico-Stellarietum holosteae, Galeopsio-Impatientetum parviflorae, Epilobio-Geranietum robertiani und Aegopodio-Fragarietum moschatae (Tab. 1-2). Der Vergleich mit den einstigen Ergebnissen zeigte: Das Veronico-Stellarietum hat sich erst nach 1970 etabliert, analog zu schleichenden floristischen Veränderungen in angrenzenden Beständen. Im Galeopsio-Impatientetum fielen einige frischeholde Schattenpflanzen aus (Tab. 3). Die Vorkommen der potentiell gefährdeten Fragaria moschata nahmen bis 1996 weiter merklich ab. Abschließend wird die syntaxonomische Stellung der Assoziationen zur Diskussion gestellt.