580 Pflanzen (Botanik)
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Es wird über die aktuelle Bestandssituation von Fritillaria meleagris sowie das soziologische Spektrum, in dem die Art vergesellschaftet ist, berichtet. Gegenwärtig existieren sieben Fundorte mit Individuenzahlen von einem bis ca. 1150 Exemplaren (2009). Die Prognose für den Fortbestand der Art ist je nach Standortbedingungen unterschiedlich und reicht von gesichert bei fortgeführtem derzeitigem Management bis stark gefährdet. Das soziologische Spektrum der Art in Sachsen-Anhalt umfasst folgende Vegetationsverbände: Phragmition australis, Caricion elatae, Calthion palustris, Filipendulion ulmariae, Arrhenatherion elatius sowie unspezifische lichte Gebüsche.
Zur Schließung von Kenntnislücken zur Flora der Gewässer Hessens wurden 2009 von der BVNH neun Altarme von Rhein und Main untersucht. Die Ergeb-nisse zeigen, dass viele als sehr selten oder verschollen geltende Gewässermakrophyten noch oder wieder in den Altarmen des hessischen Oberrheinabschnitts zu finden sind. Insgesamt wurden 51 Arten nachgewiesen, darunter fünf Armleuchteralgen.
Flechten gehören zu den herausragenden Indikatorgruppen für Veränderungen in Wäldern. Im Rahmen des Forschungsprojektes „Biodiversität und Klima“ (BIOKLIM) wurden im Jahr 2007 im Nationalpark Bayerischer Wald entlang von 4 Forschungslinien 125 baumbewohnende Flechten, 5 lichenicole Pilze sowie 1 nicht lichenisierter Ascomycet festgestellt. Alte Wälder und Prozessschutzwälder wiesen dabei signifikant die größte Artendiversität und die höchste Anzahl an bedrohten Arten im Vergleich mit den noch gemanagten Wäldern auf. Die herausragende Bedeutung von alten Wäldern und Prozessschutzflächen für den Erhalt und die Ausbreitung gefährdeter Flechten und lichenicoler Pilze für den ostbayerischen Mittelgebirgsraum wird dargestellt. Die sehr seltenen und hochgradig gefährdeten lichenicolen Pilze Chaenothecopsis viridialba, Sphinctrina anglica und Sphinctrina turbinata und die Flechte Mycobilimbia sphaeroides werden als Neufunde für den Bayerischen Wald genannt. Der in der Bundesrepublik Deutschland als verschollen geltende Flechtenpilz Sphinctrina tubiformis wurde im „Rachelseeurwald“ wiederentdeckt. Für alte naturnahe Wälder des Bayerischen und Böhmischen Waldes werden folgende Zeigerarten beschrieben: Lecanactis abietina, Pyrenula nitida, Micarea cinerea, Microcalicium disseminatum, Loxospora cismonica und Thelotrema lepadinum. Abschließend werden für das Management montaner und hochmontaner Wälder Mitteleuropas Empfehlungen abgeleitet.
Von anthropogenen Sonderstandorten Südniedersachsens und Ostsachsens werden Federschwingel-Gesellschaften beschrieben. Das soziologische Spektrum von Vulpia myuros reicht im Leinebergland von trocken-warmen Trittgesellschaften über artenreiche, leicht ruderale Therophyten-Gesellschaften des Thero-Airion in Steinbrüchen bis zu lückigen Ruderalfluren an Bahnhöfen. In der Lausitz, wo Vulpia myuros häufig vorkommt, bestehen engere Verflechtungen zu Spergularia rubra-Trittgesellschaften und Silbergrasfluren. Vor dem Hintergrund der hier deutlich werdenden floristisch-soziologischen Differenzierung der Federschwingel-Gesellschaften wird der Frage nach der Abgrenzung und Untergliederung des Filagini-Vulpietum myuros Oberd. 1938 nachgegangen. Dazu werden in einer Übersichtstabelle die bisher aus Deutschland mitgeteilten Federschwingel-Gesellschaften abgebildet. Anhand dieser Tabelle wird die Syntaxonomie der Gesellschaften verhandelt und es wird die Untergliederung des Filagini- Vulpietum in mehrere Subassoziationen dargestellt.
Nach der Öffnung der innerdeutschen Grenze ist ab 1990 der grenznahe Raum im Altmarkkreis Salzwedel (Altmark, Sachsen-Anhalt) floristisch erforscht worden. Für 39 ausgewählte Arten werden die Fundorte und Angaben zum Populationsumfang mitgeteilt. Da die meisten Vorkommen mehrfach aufgesucht wurden, können Aussagen zu deren Entwicklung unter den veränderten Bedingungen getroffen werden.
Im Folgenden werden für den Bochum-Herner Raum bemerkenswerte Pflanzenfunde aus dem Jahr 2009 aufgeführt. Zur besseren Auswertung wurden hinter den Fundorten die MTB-Angaben
(Topographische Karte 1:25.000) angegeben und ggf. eine Bewertung des
floristischen Status sowie eine Bewertung des Fundes für den hiesigen Raum.
Das Verhalten ausgewählter hortifuger Taxa in der freien Landschaft ist über mehrere Jahre verfolgt worden. Die Beobachtungsergebnisse lassen den Schluss zu, dass die untersuchten Gartenflüchtlinge ausgeprägte Einbürgerungstendenzen aufweisen, die zu einer dauerhaften Etablierung in unserer Flora, wenn vorerst auch nur lokal begrenzt, führen können.
Die Möglichkeiten zum Recherchieren von botanischer Literatur über Hessen in sieben Online-Datenbanken werden vergleichend betrachtet. Unter anderem werden Testrecherchen zu Beiträgen in den Zeitschriften Hessische Floristische Briefe und Botanik und Naturschutz in Hessen ausgewertet. Es stellt sich heraus, dass im Feld der getesteten Datenbanken die Hessische Bibliographie sowie Biological Abstracts jeweils eine besondere Stellung einnehmen; mehrere weitere, überwiegend lizenzfrei nutzbare Datenbanken liefern ebenfalls substanzielle Beiträge. Die von der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Frankfurt am Main aufgebaute Virtuelle Fachbibliothek Biologie (vifabio) erleichtert den Zugang zu einigen wesentlichen Ressourcen; unter anderem können Hessische Bibliographie und Biological Abstracts sowie weitere Datenbanken in vifabio mit einer einzigen Suchanfrage parallel durchsucht werden.
Die Brackwasser-Armleuchteralge (Chara canescens) und die Faden-Armleuchteralge (Chara filiformis) wurden im Juni 2009 erstmals in Hessen im Borkener See, einem Restgewässer des Braunkohleabbaus in Nordhessen, nachgewiesen. Chara filiformis wurde erstmals in Deutschland in einem künstlichen Gewässer nachgewiesen. Chara canescens kommt hier in einem elektrolytarmen Gewässer vor.
Breutelia ist eine Gattung, die weltweit mit kanpp 100 Arten vertreten ist, vorwiegend in den tropischen Gebirgen und der südlichen Hemisphäre, wo sie besonders um die Waldgrenze artenreich vertreten ist. In Nordamerika ist die Gattung gar nicht vertreten, in Europa hingegen mit 2 endemischen Arten, Breutelia azorica nur auf den Azoren und B. chrysocoma (Abb. 1) in Westeuropa. Dafür gibt es zwei Hypothesen. Entweder sind diese Arten Tertiärrelikte, die sich über die Eiszeit in den milden ozeanischen Gebieten Westeuropas gehalten haben. Breutelia azorica hätte sich dann von dem damaligen Festland auf die vulkanischen Inseln verbreitet und dort überlebt, B. chrysocoma hätte in küstennahem Gebieten Westeuropas (die heute unter Wasser liegen) die Kaltzeiten überdauert. Oder beide Arten sind mit tropischen Arten identisch und über Sporen vermutlich von den Neotropen auf die Azoren bzw. nach Europa verbreitet worden. In vielen Fällen sind solche Arten wie Campylopus cygneus, C. shawii, Plagiochila heterophylla, P. bifaria, P. longispina u.a. zunächst in Unkenntnis ihres Vorkommens in den Tropen unter eigenem Namen aus Europa beschrieben worden.
Der Haupt Verlag hat sein Angebot zur Naturkunde der Alpen um einen weiteren speziellen Titel bereichert, der eine sowohl botanisch als auch geologisch vielfältige Region eingehend beleuchtet – das Gebiet zwischen Thuner und Genfer See. Während nicht nur das touristische, sondern häufig auch das botanische Interesse auf eher traditionelle „Highlights“ fokussiert ist, wie z.B. das Wallis als hot spot der Biodiversität oder die bekannten Gipfel und Hochlagen der Alpen, fristen nicht minder interessante Gebiete geringeren Bekanntheitsgrades oft ein unberechtigtes Schattendasein. Im vorliegenden Fall ist es dem günstigen Umstand zu verdanken, dass sich das Naturhistorische Museum Freiburg als anerkanntes Kompetenzzentrum für das Studium der regionalen Biodiversität seit geraumer Zeit der Erforschung der Voralpen widmet. Im Ergebnis dessen liegt nun ein inhaltsreiches und ansprechendes Kompendium in Form einer Regionalflora vor, die sicher dazu beitragen wird, den Interessentenkreis für diese Gegend erheblich zu vergrößern.
Nach der im Jahr 2001 von Werner Müller veröffentlichten und sehr erfolgreichen Flora von Hildesheim (der Band ist vergriffen), liegt nun eine Ergänzung und Aktualisierung vor, die der Flora der Stadt Hildesheim einen Gesamtumfang von mehr als eintausend Arten „beschert“. Umfasste der Bestand im Jahr 2001 immerhin bereits 960 Arten, konnten dank gezielter Suche bei den bisher als selten eingestuften Arten, besonderer Berücksichtigung kritischer Sippen sowie von Neophyten und der planmäßigen Bearbeitung besonders stark anthropogen geprägter Biotope, wie Friedhöfe, Weg- und Gartenränder weitere 80 Arten im Stadtgebiet nachgewiesen werden.
Das im Jahr 1995 begonnene Projekt der floristischen Kartierung Hamburgs hat vor kurzem mit der Herausgabe des Hamburger Pflanzenatlas einen fulminanten Höhepunkt erreicht. Als Abschluss sollten solche Kartierungen schließlich nicht bezeichnet werden, da die Herausgabe von Floren letztlich nur Zwischenstände markieren und eher zu weiterem Suchen, Vergleichen und Aktualisieren anregen, als dass damit ein tatsächliches Ende der Bearbeitung markiert wird.
Die Nationalparkverwaltung Harz als Herausgeberin des vorliegenden Werkes hat sich ein weiteres Mal verdient gemacht bei der Initiierung und Veröffentlichung fundierter Forschungsergebnisse aus ihrem Wirkungsbereich. Mit der umfangreichen Publikation über die Großpilzflora des Nationalparks Harz liegt für diese biogeografisch interessante Region eine erste geschlossene Darstellung im Ergebnis der Bestandserfassung dieser ökologisch außerordentlich bedeutsamen Organismengruppe vor, deren Rolle wegen ihrer kryptischen Lebensweise oft kaum wahrgenommen bzw. unterschätzt wird. Nicht ganz so stark außerhalb der allgemeinen Wahrnehmung sind die fruchtkörperbildenden Großpilze, die zumindest dank ihrer Formen, Farben und nicht zuletzt kulinarischen Bedeutung Aufmerksamkeit erregen.
Gegenstand dieses Berichts ist der Erstfund des Großfrüchtigen Hornkrautes Cerastium lucorum (Schur) Möschl in Niedersachsen im Jahre 2008, einer bisher nur in Ost- und Süddeutschland vereinzelt nachgewiesenen und wohl übersehenen Sippe aus der Artengruppe des Gewöhnlichen Hornkrautes (Cerastium fontanum agg.). Als differenzierende Bestimmungsmerkmale von C. lucorum vs. C. holosteoides sind nach eigenen Beobachtungen u. a. die Drüsenbehaarung der Kelchblätter und der oberen Stängelabschnitte, die Größe der Kapsel, die Oberfläche des Samens sowie die Bewurzelung der seitlichen Sprosse von Bedeutung. Im Fundgebiet besiedelt C. lucorum bevorzugt Standorte wie Säume an Forstwegen, Holzlagerplätze und andere Lichtungen auf frischem bis feuchtem, basenreichem Substrat. Vegetationsaufnahmen belegen die Vergesellschaftung von C. lucorum in frischen Waldsäumen (Impatienti noli-tangere-Stachyion sylvaticae), insbesondere im Stachyo sylvaticae-Impatientetum noli-tangere und außerdem in Trittrasen (Prunello vulgaris-Ranunculetum repentis). – C. lucorum ist in Europa endemisch, mit einem Verbreitungsschwerpunkt im östlichen und südöstlichen Mitteleuropa mit isolierten Vorkommen in Nordspanien. Seine Verbreitung ist in Deutschland nur sehr lückenhaft dokumentiert, was teilweise der möglichen Verwechslung mit dem vielgestaltigen Gewöhnlichen Hornkraut (C. holosteoides) geschuldet sein kann.
Das Gnadenkraut (Gratiola officinalis) gehört zu den seltensten hessischen Pflanzenarten und gilt seit der ersten hessischen Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten als vom Aussterben bedroht. Im Rahmen der von der Botanischen Ver-einigung für Naturschutz in Hessen durchgeführten Artenhilfsprogramme sollte eine umfassende Bestandsaufnahme durchgeführt und für die letzten Bestände Maßnahmen zur Sicherung und Erhaltung vorgeschlagen werden. Zwar konnten aktuell keine Vor-kommen mehr nachgewiesen werden – die Art muß deshalb für Hessen als verschollen gelten – doch erscheint es möglich, aus der noch vorhandenen Samenbank des letzten bekannten Wuchsortes neue Bestände zu begründen.
Die Pflanzensammlungen im Osnabrücker Museum am Schölerberg dokumentieren auf einzigartige Weise die Entwicklung der Flora Nordwestdeutschlands. Das Herbarium des Naturforschers Matthias Brinkmann (1879-1969) zählt mit zu diesen stummen Zeitzeugen. Die vorliegende Arbeit listet alle von Brinkmann in der Zeit zwischen 1945-1960 in Nordwestdeutschland gesammelten Belege mit ihren Fundangaben auf. Die Daten werden mit Karten aus bereits vorhandenen Verbreitungsatlanten verglichen und alle Neufunde sowie interessante Belege bemerkenswerter Arten werden kommentiert.
Im Jahre 2009 wurde erstmals eine umfassende Bestandsaufnahme der ehemaligen und aktuellen hessischen Vorkommen des inzwischen vom Aussterben bedrohten Lungen-Enzians (Gentiana pneumonanthe) durchgeführt. Dabei stellte sich heraus, dass etwa 85 % der früheren Wuchsorte verloren gingen und alle heutigen Vor-kommen – trotz ihrer Lage in südhessischen Schutzgebieten – auch in jüngster Zeit noch Verluste aufweisen. Für das Überleben dieser sich offenbar nur generativ vermehrenden Art in Hessen ist es deshalb notwendig, dass geeignete Schutz- und Hilfsmaßnahmen zur Sicherung und Entwicklung der letzten Bestände ergriffen werden, wobei unbedingt auch phänologische Aspekte zu berücksichtigen sind.
In den Jahren 2006-2007 wurde die epiphytische Flechtenflora im Nordbezirk Moskaus erneut untersucht, um sie mit den Ergebnissen aus den Untersuchungen der Jahre 1988-1991 zu vergleichen. Statt 18 konnten nun 55 Flechtenarten nachgewiesen werden. Als Hauptursache für diese Zunahme wird die erhöhte Eutrophierung der Standorte angenommen.
Die Ergebnisse umfangreicher floristischer Kartierungen von Farn- und Blütenpflanzen auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Oranienbaumer Heide in den Jahren 2008 bis 2010 werden vorgestellt. Dabei wird vor allem auf naturschutzfachlich wertgebende Pflanzenarten fokussiert. Die Oranienbaumer Heide zählt heute aufgrund ihrer Nutzungsgeschichte, der Überschneidung kontinentaler und subatlantischer Verbreitungsareale sowie vielfältiger Standortbedingungen zu den artenreichsten Gebieten in Sachsen-Anhalt. Durch umfangreiche Literaturrecherchen sowie über die Auswertung historischen Kartenmaterials konnten die Nutzungsgeschichte des Gebietes sowie die historische Flora seit Beginn des 18. Jahrhunderts, zumindest in Teilen, rekonstruiert werden. Die Recherchen ergaben unter anderem, dass über einen langen Zeitraum ein Kontinuum an mehr oder weniger großen Offenflächen (Heiden, Magerrasen) im Gebiet vorhanden war. Eine Auswertung historischer Daten zu Pflanzenfunden für die Oranienbaumer Heide hat ergeben, dass ein großer Teil der schon früher für das Gebiet bekannt gewesenen Flora auch heute noch vorzufinden ist. Nur 18 Taxa konnten seit 1990 nicht wieder nachgewiesen werden. Insgesamt wurden für die Oranienbaumer Heide über 800 Pflanzenarten erfasst, darunter 74 Arten der Roten Liste des Landes Sachsen-Anhalt (FRANK et al. 2004), 38 Arten der Roten Liste Deutschlands (KORNECK et al. 1996) und 22 Arten nach Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV 2005). Viele der im Untersuchungsgebiet naturschutzfachlich wertgebenden Pflanzenarten kommen darüber hinaus in außergewöhnlich großen Populationen vor.
Die Südwesteifel, das Gebiet des sog. Naturpark Südeifel, grenzt im Westen an die Sauer (= Grenze von Luxemburg) und im Süden an die Mosel. Das Gebiet ist von einer besonderen geologischen Diversität: in einer Schichtstufenlandschaft ist hier fast das ganze Mesozoikum auf kleinstem Raum vertreten. Ursprünglich haben Jura (Lias), Keuper, Muschelkalk und Bundsandstein konkordante Ablagerungen auf dem eingerumpften variszischen Gebirge hinterlassen, welches aus devonischen Schiefern und Kalken bestand. Durch Anhebung dieses Rumpfes wurden die mesozoischen Schichten im Norden und Süden der Eifel gekippt und abgetragen. Am Rande haben sich die Reste nach dem Alter gestaffelt erhalten. So haben wir dort saure nährstoffarmen Buntsandstein, kalkreichen Muschelkalk und Keuper sowie teils sauren, teils leicht basischen Liassandstein. Dies führt bei den Moosen zu einer enormen Artenvielfalt, unterstützt durch einen atlantischen Floreneinschlag.
Es hat den Anschein, als wenn in den letzten Jahrzehnten (von Ausnahmen abgesehen) der nötige Bryologen-Nachwuchs ausbleibt und damit auch die Möglichkeit, nicht nur praktische Artenkenntnis im Gelände sondern auch die Kenntnis besonderer Fundorte und besonderer Arten weiterzugeben. Waren bei den ersten Exkursionen der Bryologisch-Lichenologischen Arbeitsgemeinschaft vor 30-40 Jahren noch viele junge Leute vertreten (die Autoren eingeschlossen), so sind diese jetzt in die Jahre gekommen oder schon gestorben. Problematisch erscheint, dass die Kenntnis von Vorkommen interessanter Arten, welche diese Bryologen akkumuliert haben, verlustig geht. Dazu kommt, dass Artenlisten von interessanten Standorten heute nicht nicht publiziert werden können, so dass sie der Nachwelt erhalten bleiben. Gab es früher noch Veröffentlichungen von Fritz Koppe, Fridolin Neu u.a. über die Moosflora bestimmter Gebiete, so besteht heute keine Chance mehr so etwas gedruckt zu bekommen, da Floristik in völliger Verkennung der Situation als minderwertig eingestuft wird. Sie ist zwar keine eigentliche Wissenschaft, mit der man sich habilitieren könnte, aber durchaus wissenschaftlich. Selbst Artenlisten von Exkursionen wie z.B. der jährlichen Exkursionen der BLAM sind nur ausnahmsweise publiziert oder vervielfältigt worden, die dabei erhobenen Daten nicht mehr verfügbar, ganz im Gegenteil zu den bryologischen Vereinen in Großbritannien und den Niederlanden, wo über die Jahrzehnte sämtliche Exkursionen dokumentiert sind und damit die Arten bestimmter Gebiete.
Das Gebiet ist nahezu ein bryologisches Niemandsland. Zu Niedersachsen gehörig ist das Emsland durch die Moosflora von Koppe (1964) abgedeckt. Schwerpunktmäßig wurde im niedersächsischen Flachland von Bremen, Hannover und Hamburg aus gesammelt, auch in Ostfriesland. Aus dem Emsland liegen nur wenige verstreute Angaben älterer Autoren aus dem 19. Jahrhundert von Ehrhart oder Brockhausen vor. Offenbar um die Lücke für die Erstellung seiner Moosflora von Niedersachsen zu füllen, hat Fritz Koppe das Emsland von 1948 an mindestens acht Mal besucht. Hinzu kommen neben Einzelangaben Funde von Alex von Hübschmann aus den Jahren 1951, 1953, 1954 und 1958, der das Emsland vielleicht beruflich besucht hat. Außerdem gibt es Angaben von Fridolin Neu aus Coesfeld im benachbarten Westfalen, ebenfalls aus den Fünfziger Jahren. Seitdem sind nach meiner Literaturlage nur wenige bryologische Beiträge für das Emsland geleistet worden (Dierßen 1972, Klinger 1979, Muhle 1982, de Bryun 2005).
Das Gebiet ist eines der am wenigsten durchforschten Gebiete Deutschlands. Es gibt keinerlei Gesamtflora. Es gibt vier spezielle Publikationen, und von denen datieren drei aus den Jahren 1990-1994. Einige besondere Funde wurden von Lauer (1968) und Werner & Holz (1994) angegeben. Lauer führte Timmia bavarica, Calypogeia arguta und Tortula atrovirens an, Werner und Holz u.a. Nardia compressa und Hyocomium armoricum. Caspari (1994) gab in seiner Diplomarbeit eine detailierte Bearbeitung der Moose der Moore und Feuchtgebiete des südwestlichen Hunsrücks. Danach enthält die Moosflora von Feld (1958) „erstmals zahlreiche konkrete Angaben zu Moosvorkommen aus dem Hunsrück“, bei denen es sich aber zumeist um Angaben aus den Moselseitentälern und das Nahetal handelt. Matzke (1990) führte Lepidozia cupressina und Anastrepta orcadensis an.
Das Siegerland ist für seinen früheren Bergbau bekannt. Obgleich auch in anderen Gegenden des devonischen Schiefergebirges Gangerze abgebaut wurden, ist dies im Siegerland in besonderem Ausmaß geschehen. Bereits auf der Generalkarte sind südlich von Siegen mehr als ein Dutzend entsprechende Kartensymbole verzeichnet. Und das sind nur die größeren Plätze. Allein auf dem Messtischblatt 5214 (Burbach) sind es 14 solcher Orte. Und dennoch ist aus dieser Gegend bislang nichts über Schwermetallmoose bekannt geworden.
Die Moosvegetation des Herrscherbergs und des Bocks bei Nebra (Burgenlandkreis, Sachsen-Anhalt)
(2010)
Im Gebiet des Herrscherbergs und des Bocks bei Nebra, im südlichen Sachsen-Anhalt gelegen, wurden auf Sandsteinblöcken, Mineralböden, Borke lebender Gehölze und morschem Holz die Moosgesellschaften und die Moosflora erfasst. Charakteristische Gesellschaften sind azidophytische Assoziationen der Verbände Grimmion commutatae, Isothecion myosuroidis und Dicranellion heteromallae, basiphytische Assoziationen der Verbände Grimmion tergestinae, Grimaldion fragrantis, Neckerion complanatae und Fissidention gracilifolii, epiphytische Gesellschaften der Verbände Dicrano scoparii-Hypnion filiformis, Ulotion crispae und Syntrichion laevipilae sowie auf morschem Holz Gesellschaften des Verbandes Bryo-Brachythecion. Alle Gesellschaften sind durch zahlreiche Aufnahmen in 22 Tabellen dargestellt. Insgesamt konnten 42 Moosgesellschaften und 155 Moosarten (9 Lebermoose, 146 Laubmoose) nachgewiesen werden.
Diese Flechtenart gehört zu der umfangreichen Gattung Cladonia, den Becher-, Säulen- und Rentierflechten. Innerhalb dieser Gattung bilden die Rentierflechten eine eigene Gruppe nah verwandter Strauchflechten, die aufrechte, reich verzweigte Stämmchen aufweisen und an ein unbelaubtes Bäumchen oder ein übermäßig gegliedertes Geweih erinnern. Sie werden auch als eigene Gattung Cladina in einigen Bearbeitungen abgetrennt.
Wir untersuchten den Einfluss der Umwelt und Landnutzung auf die Vegetation artenreicher Wiesen und Weiden im nordwestdeutschen Mittelgebirgsraum in Südniedersachsen. In drei Teilgebieten (Ith, Rühler Schweiz, und Wangelnstedter Berge) wurden 152 Vegetationsaufnahmen von artenreichen Wiesen und Weiden erstellt und für jede Aufnahmefläche der pH-Wert, die Meereshöhe, Hanglage, Hangneigung, Ellenberg-Zeigerwerte für Nährstoffe, Feuchte, Reaktion und Temperatur, Nutzungswertzahlen nach Briemle sowie die aktuelle Landnutzung bestimmt. Die meisten Bestände im Ith und in den Wangelnstedter Bergen stellen magere Glatthaferwiesen des Arrhenatheretum ranunculetosum dar. In der Rühler Schweiz kommen vor allem magere Kammgrasweiden des Cynosuro-Lolietum luzuletosum vor. Magere Grasländer auf mäßig sauren Böden wurden als Borstgrasrasen des Polygalo-Nardetum sowie Rotschwingelrasen innerhalb der Arrhenatheretalia klassifiziert. Die floristischen Hauptgradienten in der Vegetation sind mit Variablen, die die Nährstoffversorgung der Standorte anzeigen, aber auch mit dem pH-Wert des Bodens und der Bodenfeuchte eng korreliert. Die Meereshöhe der Flächen (130–385 m ü. NN) hat nur einen mäßigen Einfluss auf die Variation der Vegetation, ist aber für das Vorkommen mehrerer Montanzeiger wichtig. Der Pflanzenartenreichtum der Grasländer ist positiv mit der Hangneigung der Flächen und dem pH-Wert des Bodens und negativ mit den Zeigerwerten für Nährstoffe und Feuchte korreliert. Die Nutzungswertzahlen zeigen bei Borstgrasrasen niedrige und sonst hohe Pflegebedürftigkeit. Hohe Trittzahlen der Glatthaferwiesen können auf ihre Nutzung als Extensivumtriebsweide zurückgeführt werden. Anscheinend eignet sich diese Nutzungsform in Untersuchungsgebiet zum Erhalt magerer Wiesen.
Nach einer kurzen Einführung wird das Untersuchungsgebiet im Südteil von Sachsen-Anhalt umgrenzt. Bei den Untersuchungen konnten 15 Characeen-Arten nachgewiesen werden. Darunter waren mit Chara braunii und Nitella syncarpa zwei Arten für die aus Sachsen-Anhalt noch keine sicheren Nachweise vorlagen. Die Häufigkeiten der einzelnen Sippen werden in einer Tabelle und die Artenzahlen in einer Karte dargestellt. Für die seltenen Arten werden die konkreten Fundorte genannt.
Es werden 66 Neu- oder Wiederfunde sowie nicht publizierte Funde von Flechten und flechtenbewohnenden Pilzen in Hessen gemeldet und kurz kommentiert. Sechs Arten sind zugleich Neufunde für Deutschland: Absconditella pauxilla, Acremonium antarcticum, Calicium adaequatum, Psammina inflata, Ramonia chrysophaea und Tubeufia heterodermiae. Die hessische Artenliste umfasst mittlerweile annähernd 1200 Flechten und flechtenbewohnende oder flechtenähnliche Pilze.
Das unter Naturschutz stehende Gebiet des Bövinghauser Bachtals (NSG Oberes Ölbachtal in Bochum, NSG Ölbachtal in Dortmund) wurde floristisch, vegetationskundlich und avifaunistisch untersucht. Insbesondere die Ergebnisse der botanischen Untersuchungen werden hier vorgestellt und zur Analyse herangezogen, um Veränderungen festzustellen, die sich seit ersten Untersuchungen Anfang der 1980er Jahre ergeben haben. Insgesamt wurden 437 Sippen an Höheren Pflanzen festgestellt, 366 davon wurden als dauerhaft ansässige Arten gewertet. 19 Arten stehen in einer der Roten Listen, 5 Arten werden auf der Vorwarnliste Nordrhein-Westfalen geführt. Festgestellt wurde insbesondere ein Rückgang oder sogar der Verlust von Arten, die nährstoffarme und/oder eine niedrige Vegetation benötigen. Pflanzensoziologisch wurden die gebietstypischen und dominierenden Pflanzengesellschaften erfasst. Fünf der gefundenen Pflanzengesellschaften stehen in einer Kategorie der Roten Liste. Zu den regional wichtigsten und auch für die Tierwelt bedeutendsten Biotopen gehören die großflächig ausgebildeten Röhrichtgesellschaften im Haupttal des Bövinghauser Baches, die in Form des Scirpo-Phragmitetums sowie der Großseggenrieder des Caricetum gracilis und des Caricetum acutiformis landesweit gefährdet sind. Auffällig ist die "Verbrennnesselung" der Gesellschaften, die sich insbesondere an Wegrändern und in den Feuchtgebieten bemerkbar macht. Hierauf weist auch das reichliche Auftreten von Gesellschaften hin, die aufgrund der Bevorzugung eutropher Standorte landesweit in Ausbreitung begriffen sind. Diese Befunde weisen auch auf die starke Nährstoffbelastung, insbesondere Stickstoffbelastung, des Gebiets hin. Gründe hierfür sind insbesondere der Eintrag durch die angrenzende Landwirtschaft sowie durch Hunde- und Pferdekot. Die Kartierung des Vogelbestands ergab insgesamt 70 Arten. Unter ihnen wurden 44 Brutvogelarten mit 230 Paaren festgestellt. Von den Vogelarten des Gebietes stehen insgesamt 22 auf der Roten Liste, davon 9 Brutvögel. Das Gebiet bietet durch seine Vielgestaltigkeit und hier insbesondere durch die großflächig ausgebildeten Feuchtgebiete einen in der näheren Umgebung einzigartigen Lebensraum für viele seltene Brutvogelarten. So wurden im Untersuchungsjahr Bruten von Feldschwirl, Schwarzkehlchen, Rohrammer und Teichrohrsänger festgestellt. Insgesamt ist festzustellen, dass die Anzahl der Brutpaare besonders in den Röhricht- und Hochstaudenbereichen vor allem auf Grund der häufigen Störungen durch Spaziergänger und freilaufende Hunde relativ niedrig bleibt. Auch für die Gewässerbrüter bestehen derzeit keine ausreichenden Ruhezonen.
Das Felsenmeer bei Hemer (früher auch als Felsenmeer bei Sundwig bezeichnet) liegt im Bereich eines devonischen Massenkalkzuges (nicht Tertiär, wie bei Wikipedia steht), der sich von Wuppertal mit Unterbrechungen über Iserlohn bis nach Brilon erstreckt. Durch Karsterscheinungen (man vergleiche die zahlreichen Höhlen speziell im umgebenden Gebiet) sind große unterirdische Höhlungen entstanden, die im Gebiet östlich Hemer eingestürzt sind, so dass mit Felsblöcken gefüllte Vertiefungen entstanden sind (Abb. 1). Zudem ist im Mittelalter hier Bergbau betrieben worden, wobei zusätzlich Schächte und Stollen entstanden sind. Das Gebiet ist 35 ha groß und wurde 1958 unter Schutz gestellt. Wegen Lebensgefahr sind alle Wege eingezäunt, so dass heute kaum mehr Gelegenheit zur bryologischen Erforschung besteht. Das Felsenmeer ist schon lange Ziel von Bryologen gewesen. Wie Carsten Schmidt (2004) in seiner peniblen Auflistung der bryologischen Aktivitäten in seinem Arbeitsgebiet schreibt, war H. Müller bereits am 18.9.1859 dort, dann 1879 noch einmal. Es folgten Brockhausen (1908), Grebe (1900), H. Schmidt (1928), F. & K. Koppe (1934), F. Koppe (1936, 1961), W. Kleinewächter (1935) und R. May (1988).
Das Untersuchungsgebiet wurde ausgewählt, da die Harpener Teiche eine lokale Kuriosität darstellen. Sie wurden einst als Klärteiche für die Bergbauabwässer der nahegelegenen Zeche Robert Müser genutzt. Heute dient der Schacht der zentralen Wasserhaltung. Hier wird Grubenwasser gehoben und in die Harpener Teiche geleitet, damit die Grubenbaue der weit entfernten Zechen, in denen heute noch Kohle gefördert wird, nicht unkontrolliert voll laufen. Das Grubenwasser enthält gelöste Mineralien, welche die grauweißen Ablagerungen im Bereich des Ausflusses bilden und das Wasser türkisblau färben.
Die Einleitung des salzhaltigen Wassers bedingte früher das Auftreten einiger Halophyten (salztolerante Pflanzenarten, vgl. GALHOFF & KAPLAN 1983), die aber heute aufgrund von Sukzession (natürliche Entwicklung) verschwunden sind. Die direkte Umgebung der Harpener Teiche zeichnet sich außerdem durch verschiedene heimische und gebietsfremde Gehölzarten auf. Die Nähe zum Siedlungsbereich führt zum Auftreten einiger interessanter, nicht einheimischer Pflanzen, die durch den Menschen eingeführt bzw. abgelagert wurden (Adventivarten, Gartenmüll). Zu diesem engeren Untersuchungsgebiet (Gebiet 1), in dem auch die zentrale Anlaufstation bzw. der Infostand eingerichtet wurde, wurde außerdem aus Gründen der Strukturvielfalt die Industriebrache der ehmaligen Zeche Robert Müser (Gebiet 2) und der Bereich der Halde mit einem Teil des Geländes der ehemaligen Zeche Amalie (Gebiet 3) miteinbezogen.
Der Bochumer Stadtpark zeichnet sich durch eine große Anzahl von seltenen Gehölzen aus, die in vielen Fällen schon eine bemerkenswerte Größe erreicht haben. Eine von den etwa 100 unterschiedlichen Baumarten des Parks ist der Oregon-Ahorn, der als direkte Übersetzung des lateinischen Namens auch Großblättriger Ahorn genannt wird. Das Exemplar steht im Südwesten des Parks oberhalb des Weges der nördlich des Museumsteiches verläuft. Die Art wird außerhalb von Gehölzsammlungen in Deutschland nicht gepflanzt und ist daher bei uns selten. Der Baum im Stadtpark dürfte mit seiner Größe von ca. 25 m und einem Stammumfang von 2,50 m auch bundesweit zu den Raritäten gehören.
Zu den Besonderheiten der europäischen Moosflora gehören tropische Arten. Damit sind nicht die Neophyten gemeint, die alle aus gegenden der Südhemisphäre durch den Menschen zu uns gelangt sind und aus vergleichbaren Klimaten stammen. Das gilt auch nicht für an Baumfarnstämmen aus Neuseeland in Teilen Englands und Irlands eingeschleppte Arten oder durch Gärtnereien eingeschleppte Arten wie Sematophyllum adnatum in Oberitalien. Echt tropische Arten sind z.B. das im nördlichen Süd- und Mittelamerika beheimatete Heterophyllium affine, welches im 19. Jahrhundert einige Male in Mitteleuropa gefunden wurde und dann nie wieder. Ein weiteres Beispiel ist erst vor einigen Jahren an das Licht der Öffentlichkeit gekommen, als sich die Population von Bartramia stricta an der Mosel als Anacolia laevisphaera herausstellte. Ein weiterer Vertreter ist Hyophila involuta.
Die Einführung gebietsfremder Taxa durch direkte oder indirekte Mithilfe des Menschen kann zu biologischen Invasionen führen. Aufgrund der möglichen negativen Folgen für heimische Ökosysteme, den Menschen und seine Umwelt müssen gebietsfremde Taxa besonders sorgfältig studiert werden. Dabei haben sich in der Vergangenheit häufig Probleme bezüglich der Klassifizierungssysteme zur Bestimmung des Status eines Taxons und der dafür verwendeten Terminologie ergeben, auch in der internationalen Zusammenarbeit.
Hier wird ein Barrierekonzept-basiertes Klassifizierungssystem für gebietsfremde Pflanzenarten, das von Richardson et al. (2000) entwickelt, von Pyšek et al. (2004) verbessert und von Geltman (2006) ins Russische übersetzt wurde, in die Sprachen Deutsch, Französisch und Spanisch übersetzt, wobei auch Vor- und Nachteile kurz diskutiert werden. Seine praktische Anwendbarkeit wird am Beispiel der Verbreitung und Einstufung des Eschenahorns (Acer negundo L.) in der südwestsibirischen Altai-Region (Russland) nachvollzogen. So konnte der Eschenahorn in diesem sekundären Verbreitungsgebiet, der Altai-Region, mit einfachen Mitteln als invasiv in (semi-) natürlichen Habitaten eingestuft werden.
Das Jahrbuch des Bochumer Botanischen Vereins e. V. (Zitiervorschlag: Jahrb. Bochumer Bot. Ver.) erscheint einmal jährlich und umfasst Berichte über die Aktivitäten des Vereins. Regelmäßige Beiträge betreffen die folgenden Rubriken:
1. Veröffentlichungen des Bochumer Botanischen Vereins: Die Veröffentlichungen erscheinen im Laufe des Jahres zunächst online. Vor dem Erscheinen werden sie von der Schriftleitung bzw. externen Gutachtern beurteilt. Nach Erscheinen werden keine inhaltlichen Änderungen mehr vorgenommen. Am Ende des Jahres werden die "Veröffentlichungen" ins Jahrbuch übernommen. Durch das Erscheinen als Printversion bekommen dann die ggf. in den Veröffentlichungen publizierten taxonomischen Umkombinationen oder Neubeschreibungen von Sippen nomenklatorische Gültigkeit.
2. Exkursionsberichte: Kurzberichte und Artenlisten zu den im Jahr durchgeführten Exkursionen des Bochumer Botanischen Vereins.
3. Bericht zum regionalen GEO-Tag der Artenvielfalt: Kurzbeschreibung des untersuchten Geländes im Bochumer Raum mit der Gesamtartenliste der Pflanzen, Tiere und Pilze.
4. Floristische Funde: Zusammenstellung interessanter Pflanzenfunde des jeweiligen Jahres aus Bochum und Umgebung.
5. Pflanzenporträts: Die Pflanzenporträts werden von Vereinsmitgliedern geschrieben. Sie bieten eine mehr oder weniger ausführliche Zusammenstellung von Informationen zu einer Art, die oft Schwerpunkte auf Ökologie, Bestimmung und Verbreitung in Nordrhein-Westfalen legen sowie aussagekräftige Fotos zeigen. Darüber hinaus werden am Anfang des Jahres die Pflanzen der "Natur des Jahres" behandelt, am Ende Weihnachtspflanzen oder winterblühende Arten. Im Unterschied zu den "Veröffentlichungen" können die Porträts im Laufe des Jahres noch verändert bzw. ergänzt werden. Am Ende des Jahres werden sie ins Jahrbuch übernommen. Danach werden keine Änderungen mehr vorgenommen.
Das Jahrbuch des Bochumer Botanischen Vereins für das Jahr 2009 (erschienen 2010) enthält neun bereits vorab online publizierte Veröffentlichungen des Bochumer Botanischen Vereins. Darüber hinaus bietet das Jahrbuch eine Zusammenstellung "bemerkenswerter Pflanzenvorkommen im Bochum-Herner Raum im Jahr 2009", einen Bericht zum Regionalen GEO-Tag der Artenvielfalt, sowie zahlreiche Pflanzenporträts und Berichte über durchgeführte Exkursionen.
In den Jahren 2005 bis 2009 wurde die Moosflora der Felseneremitage bei Bretzenheim an der Nahe untersucht. An den kalk- und sehr nährstoffhaltigen Felsen des Unteren Sandsteins wurden insgesamt 37 Moose auf einer relativ kleinen Fläche festgestellt; von ihnen sind sechs Rote-Liste- Arten. Besonders hervorzuheben sind Zygodon viridissimus var. stirtonii, Gymnostomum aeruginosum und Trichostomum crispulum. Eine Gefährdung der Moose auf dem Felsenbiotop ist nicht zu erkennen.
In den Jahren 2009 und 2010 hat der Autor die Moosflora des Naturdenkmals „Auf dem Bäder“ südlich von Bad Kreuznach untersucht. Auf den sauren, relativ nährstoffarmen Böden der Felstrockenrasen und umgebenden Gebüsche wuchsen insgesamt 58 Arten. Die seltenste Spezies ist das submediterran-subozeanische Lebermoos Riccia ciliifera, das in den letzten Jahrzehnten in Rheinland-Pfalz einen drastischen Rückgang verzeichnen musste. Weitere bemerkenswerte Arten sind Hedwigia ciliata und Rhynchostegium megapolitanum. Alle sind gefährdet durch Sukzession, starken Wildbesatz und Ruderalisierung der Trockenrasen.
Die 9,5 ha große Sandgrube am Weilersberg bei Heidesheim ist im Kalkflugsandgebiet Rheinhessens ein einmaliges Biotop mit einer bemerkenswerten Moosflora. Dort sind die postglazial aufgewehten Kalkflugsande vor etwa 40 Jahren bis auf ihre Auflagefläche aus Kalkmergel und Tertiärkalk entnommenen worden, wobei auch der Grundwasserhorizont angeschnitten wurde. Hieraus resultierten vielfältige Lebensstätten, in die eine Vielzahl von Moosen einwanderten. Die Untersuchungen in den Jahren 2008 bis 2010 ergaben 74 Arten. Bemerkenswerte Vertreter sind Bryum pseudotriquetrum var. bimum, Phascum cuspidatum var. elatum, Pleurochaete squarrosa und Rhynchostegium megapolitanum.
Drei neue Rubus-Arten (Haselblattbrombeeren) der Sektion werden beschrieben: Rubus tilioides W. JANSEN & H.E. WEBER mit Vorkommen vor allem in Thüringen, außerdem in Sachsen und Sachsen-Anhalt; R. anhaltianus H.E. WEBER (mittleres bis südwestliches Sachsen-Anhalt, angrenzendes Thüringen) und R. orbifrons H. E. WEBER (südwestliches Sachsen-Anhalt, ein Nachweis auch im angrenzenden Thüringen). Neu für Sachsen-Anhalt nachgewiesen wurde Rubus xiphophorus H. E. WEBER. Außerdem wurden weitere Fundorte für Rubus wahlbergii ARRH. bei Bergwitz und Helbra in Sachsen-Anhalt ermittelt. Die neuen Arten sind illustriert durch Fotos ihrer Holotypen und von lebenden Pflanzen im Gelände. Ihre Verbreitung wird durch Auflistung von Herbarbelegen und durch Rasterkarten mitgeteilt.
In den Jahren 2005 bis 2009 wurde die Verbreitung von Mannia fragrans im Trockengebiet des unteren Nahetals untersucht. Grundlage waren Erhebungen, die bereits vor etwa 50 Jahren von KORNECK (1961a,b) durchgeführt wurden. In dem ausgewählten Lebensraum konnten sämtliche Fundortsangaben bestätigt werden. Obwohl die Vorkommen fast alle in Naturschutzgebieten liegen, ist die Gefährdung der Art durch Sukzession und Beeinflussung durch Wild erheblich.
Krokusse gehören zu den frühesten Boten des Frühlings. Wenn es im Spätherbst und Winter wärmer ist als gewöhnlich, sprießen schon sehr zeitig die charakteristischen grasartigen, aber fleischigen Blätter mit dem deutlich abgesetzten weißen Mittelstreifen (Unterschied zum Milchstern [Ornithogalum], bei dem das Weiß eher verschwommen und undeutlich abgesetzt ist). Die Blüten der ersten Arten öffnen sich bei uns ab dem zweiten Februardrittel, je nachdem wie die Witterung es zulässt. Diese Schwertliliengewächse (Iridaceae) besitzen wie die meisten Einkeimblättrigen eine einfache Blütenhülle, diese ist trichter- bis becherförmig ("Große Trichterblume"), mit gleich langen Abschnitten und einem röhrig erweiterten Schlund. Die Blüten öffnen sich nur bei Sonnenschein.
Eines der markantesten Symbole der Advents- und Weihnachtszeit sind die in unterschiedlichsten Farben, Formen und sogar Düften angebotenen Kerzen. Ihr Licht gibt der Jahreszeit eine besondere Atmosphäre, sie unterstützen neben anderen Dekorationsartikeln die erwünschte besinnliche Stimmung. Kerzen stehen traditionell sinnbildlich für Licht, Wärme und Reinheit und symbolisieren damit im Christentum das Lebenslicht des Menschen und Christus als das Licht der Welt. Man könnte nun meinen, dass Kerzen auf den Seiten des Bochumer Botanischen Vereins nichts zu suchen haben, sondern eher dem Bereich Chemie (Stearin) oder Zoologie (Bienenwachs) zugeordnet werden sollten. Aber die Botanik hat auch hier schon immer eine wesentliche Rolle gespielt und steht auch heute noch im wörtlichen Sinne im Zentrum jeder Kerze, denn Wachs brennt ohne sie nicht: die Kerzendochte. Dabei ist die Erfindung des Dochtes weitaus älter als die der Kerzen. Bei den alten Griechen z. B. waren Kerzen noch weitestgehend unbekannt, man verwendete Öllampen, die einen (meist) pflanzlichen Docht enthielten.
Nachdem Plagiochila britannica von Paton (1979) aus Großbritannien beschrieben worden war und 2008 neu für Deutschland im Allgäu gefunden worden war (Offner 2009), war ich etwas für diese Art sensibilisiert und hielt ein Vorkommen in den Vogesen für möglich. Auf einer Exkursion am 21.5.2010 durchsuchte ich den Westhang des Hohnecks-Massivs zwischen Col des Faignes sur Vologne und Col de la Schlucht. In einem Bergahornwald bei 1000 m Höhe (Abb. 1) fiel mir eine Plagiochila mit reifen Sporogonen ins Auge (Abb. 2). Sie glich habituell einer P. porelloides, bereits unter der Lupe zeigte sie aber eine für diese Art ungewöhnlich starke Blattzähnelung (Abb. 3), wie sie selbst bei P. asplenioides kaum anzutreffen ist. Die Zähne waren sehr unterschiedlich lang und bestanden aus 1-5 Zellen, wobei die langen Zähne gebogen waren.
Auf Basis einer Literaturauswertung paläobotanischer Befunde werden Facetten zur Entstehung, Bedeutung und Erhaltung der Phytodiversität heimischer Offenland-Lebensräume im Waldland Bayern aufgezeigt: Bayern liegt in der temperaten Waldregion mit sommergrünen Laubwäldern, die zu 80 % von Buchenwald-Gesellschaften dominiert werden. Der heutigen Dominanz der Buche steht eine fehlende Kontinuität der Buche in der quartären Vegetationsgeschichte Mitteleuropas gegenüber. 70–80 % des Quartärs überwogen offene oder halboffene Landschaften. Die Buche erlangte ihre Vorherrschaft erst im Spätholozän vor ca. 5.000 Jahren. Die heimische Diversität entwickelte sich im Quartär zu 99,7 % außerhalb von Buchenwäldern. So war Bayern die letzten 1,8 Mio. Jahre vorrangig von periglazialen Steppentundra-Komplexen dominiert. Aus dieser Habitattradition entstammen zahlreiche Relikt - arten der Steppen und Tundren, die heute als Glazialrelikte in Sonder-Lebensräume eingebunden sind. Sie sind das historische Zeugnis des mehrfachen und tiefgreifenden Landschafts- und Florenwandels während des Quartärs, der in seiner Intensität weltweit einmalig ist. Wie Auswertungen der Floristischen Kartierung Bayerns zeigen, sind die nur auf wenigen Prozent der Landesfläche vorkommenden lichten Mager-, Trocken- und Nass-Standorte die entscheidenden Refugien für das Überleben der seltenen Gefäßpflanzen und die entscheidenden Inseln für den Erhalt der Phytodiversität, die die regional - typischen Vegetationsausprägungen ausmachen und den wesentlichen Genpool für zukünftige Entwicklungen bergen. Nur etwa 12 % der bayerischen Gefäßpflanzen sind an Wald als Lebensraum gebunden, in dem zudem die besonders seltenen Sippen mit 9 % stark unterrepräsentiert sind. Fast alle (Sub-) Endemiten wachsen auf lückigen Offenland-Wuchsorten, keiner wächst in mehr oder minder dichten Wäldern. Populationsbiologisch betrachtet stehen Sippen auf räumlich isolierten Sonderstandorten im Spannungsfeld zwischen der Gefahr des Aussterbens (z. B. Carex capitata, Chondrilla chondrilloides usw.) und dem Impuls zur Ausbildung neuer Sippen (z. B. Gattung Cochlearia). Zudem lief, besonders für agamosperme Pflanzengruppen, die Evolution wohl v.a. in (halb-)offenen Landschaften ab und ließ schnell optimal angepasste Spezialisten entstehen, die bis heute auf Sonderstandorten erhalten geblieben sind. Insbesondere an den kleinen Arealen der Reliktarten und Endemiten auf Sonderstandorten werden die ausbreitungsbiologischen Probleme von Pflanzensippen deutlich, was neue Gesichtspunkte für die Biotopvernetzung hervorhebt. Entscheidend ist die Förderung der Prozesse, die eine Ausbreitung von Diasporen verbessern und eine Kontrolle ubiquitärer, starkwüchsiger Sippen. Die Ausführungen münden in eine konkrete Strategie für den Schutz der bayerischen Phytodiversität: Das Management der (halb-)offenen Lebensräume mit Reliktarten und regionaltypischen Endemiten ist eine große Herausforderung für den Naturschutz. Geeignete Konzepte und Maßnahmen müssen mit zielgerichteten Artenhilfsprogrammen erarbeitet werden.
Der typische Sukzessionsverlauf auf basenreichen offenen Sandstandorten im Binnenland führt von Pionierstadien der Koelerio-Corynephoretea zu artenreichen Allio-Stipetum-Beständen (Festuco-Brometea). Innerhalb weniger Jahre können sich aber auch artenarme Dominanzbestände mit hohem Ruderalisierungsgrad entwickeln, die durch generalistische konkurrenzstarke Graminoide bestimmt werden. 32 Dauerbeobachtungsflächen, die ohne Pflegemanagement sind und mittlerweile seit bis zu 15 Jahren von uns untersucht werden, ermöglichen einen detaillierten Blick auf die unterschiedlichen Sukzessionslinien und die Geschwindigkeiten, mit denen sich Änderungen in der Artenzusammensetzung vollziehen. Dabei stehen uns neben den Daten der Vegetationsaufnahmen und den daraus abgeleiteten Informationen (wie z. B. mittleren Ellenberg-Zeigerwerten) für verschiedene Flächen auch Boden-Daten (N, P, pH) zur Verfügung. Eine Analyse aller Flächen dokumentiert die relative Stabilität offener Sandvegetation nährstoffarmer Standorte für die untersuchten Zeitfenster. Pioniergesellschaften des Sileno conicae-Cerastietum semidecandri s. l. und Jurineo-Koelerietum glaucae zeigen z. T. strukturelle Änderungen (so z. B. Zunahmen der Kryptogamendeckung). Eine Zunahme von Stipa capillata kann z. T. in 11–12 Untersuchungsjahren im Jurineo-Koelerietum festgestellt werden; dies korrespondiert mit einer Abnahme von Koeleria glauca und z. T. mit einer Ablösung von Tortula ruraliformis durch Hypnum cupressiforme var. lacunosum. Dennoch konnten sich während der Untersuchungsjahre in den Beständen die Arten des Jurineo-Koelerietum halten. Bestände des Allio-Stipetum zeigen in der spontanen Sukzession z. T. lange Stagnationen von mehr als 14 Jahren; vereinzelt tritt der Polykormonbildner Prunus spinosa auf. Stellenweise kommt es mit zunehmender Deckung von Stipa capillata jedoch zu gravierenden Abnahmen der Artenzahl. Bestände, die in ihrer Pionierphase durch höhere Bodennährstoffgehalte (besonders Phosphat) und höhere Ellenberg-Feuchtezahlen gekennzeichnet sind, entwickeln sich innerhalb weniger Jahre zu artenarmen Ruderalbeständen. Die gewonnenen Ergebnisse werden in einem Sukzessionsmodell dargestellt. Für ein Pflegemanagement ergibt sich aus den Ergebnissen, dass intakte Koelerion glaucae-Flächen oft nur sehr extensiv beweidet werden müssen. Insbesondere zur Dämpfung der Ruderalisierung in den nährstoffreicheren Flächen sowie zur Dynamisierung in größeren homogenen Beständen des Allio-Stipetum ist ein Pflegemanagement jedoch eine essentielle Maßnahme. Die in unseren Fällen eingesetzte Schaf- und/oder Eselbeweidung führt zur partiellen Förderung der besonders gefährdeten Pionierstadien im Mosaik mit dem Allio-Stipetum.
Die Gattung Palaua gehört zur Tribus der Malveae (Malvaceae, Malvoideae). Sie umfasst fünfzehn einjährige oder ausdauernde krautige Arten, die für die Nebeloasen („Lomas“, „Desierto Florido“) der Küstenwüste Perus und Chiles endemisch sind. Abweichend von den meisten anderen Gattungen der Malveae besitzt Palaua (mit Ausnahme von P. sandemanii) unregelmäßig übereinander angeordnete Merikapien. Dieses Merkmal ist ansonsten nur von den beiden altweltlichen Gattungen Kitaibela und Malope bekannt, weshalb diese früher mit Palaua in der Tribus Malopeae vereint wurden. Palynologische, cytogenetische und molekulare Analysen zeigten jedoch, dass die Malopeae eine polyphyletische Gruppe bilden und dass die in Südamerika verbreiteten Gattungen Fuertesimalva und Urocarpidium die nächsten Verwandten von Palaua sind. Ebenso wie im Aufbau des Gynözeums unterscheidet sich Palaua auch durch das Fehlen eines Epicalyx vom Großteil der Malveae, einschließlich ihrer Schwestertaxa. Seit der Erstbeschreibung der Gattung durch Cavanilles im Jahr 1785 sind nur zwei detaillierte Bearbeitungen der Gattung Palaua veröffentlicht worden. Die umfassendste davon stammt von Ulbrich (1909). Auf der Grundlage der umfangreichen Aufsammlungen von August Weberbauer beschrieb er mehrere neue Arten in seinem Werk „Malvaceae austro-americanae imprimis andinae“, das er in nachfolgenden Jahren (1916, 1932) vervollständigte. Die zweite bedeutsame Bearbeitung ist die Revision der Gattung durch Macbride (1956) in der „Flora of Peru“. Seit den 50er Jahren des vorherigen Jahrhunderts kamen jedoch zahlreiche Aufsammlungen hinzu, insbesondere durch den peruanischen Botaniker Ramón A. Ferreyra (1912-2005), sowie durch Ernesto Günther (1870-?) zusammen mit Otto Buchtien (1859-1946), Gerd K. Müller (1929-) und Michael O. Dillon (1947-), so dass eine Neubearbeitung von Palaua erforderlich wurde. Darin bestand das Hauptziel der hier vorgestellten Dissertation. Für die Revision der Gattung wurden 618 Herbarbelege der wichtigsten Herbarien morphologisch untersucht. In den Jahren 2002 und 2003 wurden während mehrmonatiger Geländearbeiten in den Lomas-Standorten Perus und Chiles eigene botanische Aufsammlungen durchgeführt sowie Daten zur Verbreitung der Arten und ihrer Ökologie erfasst. Des Weiteren wurde aus dem mitgebrachten Samenmaterial eine mehrere Arten einschließende Lebendsammlung angelegt, mit deren Hilfe detaillierte Untersuchungen zur Blütenmorphologie und Karyologie realisiert werden konnten. Besonders schwierig gestaltete sich die Bearbeitung nomenklatorischer Fragestellungen, da viele der in Berlin (B) aufbewahrten Typusbelege von Weberbauer im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden und somit eine Identifizierung vieler Arten problematisch war. Auch die Ermittlung des Typusbelegs der Gattung, den Cavanilles für seine Beschreibung vorliegen hatte, war mühsam. Neben dem Studium der Originalbelege und Protologe mussten auch die historischen Begebenheiten rekonstruiert und Reiseberichte zu den Aufsammlungen durchgesehen werden, um unter anderem den Holotypus der Gattung identifizieren zu können. Die eigenen taxonomischen Studien führten zur Festlegung von insgesamt 8 Lectotypen, 3 Epitypen and 2 Ikonotypen. Im Rahmen der morphologischen Untersuchungen wurden sämtliche taxonomisch relevanten Merkmale detailliert erfasst, einschließlich der verschiedenen Behaarungstypen. Neben den für die Malvaceen bekannten Sternhaaren, sind hier auch Drüsenhaare für Palaua beschrieben und charakterisiert worden. Die anatomischen Studien konzentrierten sich auf Blatt- und Samenmerkmale. Zusätzlich zu den morphologisch-anatomischen Studien wurden molekularsystematische Analysen durchgeführt. Zwei Methoden kamen dabei zur Anwendung: DNA-Sequenzierung und Amplified Fragment Length Polymorphism (AFLP). Letztere wurde eingesetzt, um insbesondere die Verwandtschaftsverhältnisse junger Taxa, die sich mit DNA-Sequenzdaten kaum auflösen lassen, zu rekonstruieren. In umfangreichen Versuchen stellte sich jedoch heraus, dass diese Methode keine reproduzierbaren Ergebnisse hervorbrachte, vermutlich bedingt durch den sehr hohen Polysaccharidgehalt der DNA-Template, wie es von Malvaceen her bekannt ist. Selbst die Erprobung zahlreicher Reinigungsschritte und –methoden ergab kein zufriedenstellendes Resultat. Für die phylogenetische Rekonstruktion wurden daher ausschließlich DNA-Daten verwendet, und zwar Kern-DNA (Internal Transcribed Spacer, ITS) und Plastiden-DNA (psbAtrnH Intergenic Spacer). Andere getestete Marker, wie z.B. die trnL-F-Region, wiesen zu wenig phylogenetisch informative Merkmale auf. Die morphologischen Analysen ergaben, dass Merkmale wie die Behaarung der Kelch- und Laubblätter, die Blattform und die Größe der Blüten besonders hilfreich für die Abgrenzung der Arten sind. Im Gegensatz zu anderen nah verwandten Gattungen ist die Form der Merikarpien in Palaua relativ uniform und daher als diakritisches Merkmal ungeeignet. Die Größe der Blüte nimmt in der Regel mit der Anzahl der Staubgefäße und Merikarpien zu. Die Palaua-Arten zeigen einige Anpassungen an ihren extrem trockenen Lebensraum. Die meisten Arten sind Annuelle und vollziehen eine rasche Entwicklung während der kurzen Zeit, in der ausreichend Feuchtigkeit verfügbar ist. Bei solchen Pflanzen findet man als Anpassung häufig eine Tendenz zur vermehrten Samenproduktion. In diesem Zusammenhang ließe sich auch die innerhalb des Verwandtschaftskreises ungewöhnliche Stellung der Merikarpien bei Palaua interpretieren, mit der es den Arten gelingt, mehr Samen als bei Arten mit einreihiger Merikarpienanordnung zu produzieren. Als weitere Anpassung findet man bei den ausdauernden Arten größtenteils eine sehr dichte Behaarung, wobei die Sternhaare mehrjähriger Arten wesentlich mehr Strahlen besitzen als die bei den einjährigen Arten. In der hier vorgestellten Revision der Gattung werden 15 Arten anerkannt: P. camanensis, P. dissecta, P. guentheri, P. inconspicua, P. malvifolia, P. modesta, P. mollendoensis, P. moschata, P. rhombifolia, P. sandemanii, P. tomentosa, P. trisepala, P. velutina, P. weberbaueri sowie die neu zu beschreibende P. spec. nov. Die morphologisch abweichende P. sandemanii wird aufgrund der molekularen Analysen ebenfalls zu Palaua gestellt. Die auch in der jüngeren Literatur meist als getrennte Arten aufgefassten P. concinna und P. moschata lassen sich nach Durchsicht des umfangreichen Materials nicht mehr als eigenständige Arten aufrechterhalten. Die vormals als chilenischer Endemit behandelte P. concinna wird hier in die Synonymie von P. moschata gestellt. Auch die peruanische P. micrantha var. hirsuta wurde in die Synonymie der zuvor rein chilenischen P. modesta verwiesen, was bedeutet, dass sich das Vorkommen von P. modesta nun auch auf Peru ausdehnt. Auf infraspezifischem Niveau wurden einige Varietäten und eine Form neu beschrieben, um die im Sammlungsmaterial vorhandene morphologische Variabilität besser zu gliedern. Das ist der Fall bei P. dissecta (2 Varietäten), P. tomentosa (1 Varietät), P. weberbaueri (1 Varietät) und P. mollendoensis (1 Form). Die neuen Taxa werden an anderer Stelle gültig publiziert. Die von Baker (1890) and Ulbrich (1909) gewählte infragenerische Klassifikation mit der Einteilung in die Sektionen Annuae (einjährige Arten) und Perennes (mehrjährige Arten) erweist sich als nicht haltbar. Weder die morphologischen noch die molekularen Daten bieten hierfür Unterstützung. Auch die von Hochreutiner (1956) vorgeschlagene Ausgliederung von P. trisepala als eigene Untergattung Rauhia, aufgrund des Vorkommens von lediglich drei statt fünf Kelchblättern, erscheint nicht sinnvoll. Abgesehen von ihrer reduzierten Kelchblattzahl (3 statt 5 Kelchblätter) ist diese Art morphologisch P. moschata und P. velutina sehr ähnlich. Die Aufstellung einer eigenen Untergattung würde die tatsächlichen Verwandtschaftsverhältnisse verwischen und vermutlich eine paraphyletische Einheit schaffen. Im Vergleich zur Anzahl der Kelchblätter sind Merkmale wie der Aufbau der Infloreszenzen, die Blütengröße und -farbe, sowie die Blattmorphologie (geteilte vs. ungeteilte Blätter) nützlicher für eine infragenerische Unterteilung. Die Form der Stipeln, die von Ulbrich (1909) für eine weitere Unterteilung seiner Sektionen verwendet wurde, ist weniger für eine infragenerische Gliederung als für die Abgrenzung mancher Arten geeignet. Formell wurde in der hiesigen Arbeit auf eine infragenerische Unterteilung verzichtet, da zunächst abgewartet werden soll, ob weiterführende molekularsystematische Untersuchungen nicht doch zu einer besseren Auflösung und auch Unterstützung der basalen Knoten der Palaua-Phylogenie führen. Andernfalls steht zu befürchten, dass wiederum künstliche Sippen geschaffen werden. Nichtsdestotrotz, sprechen die eigenen morphologischen und zum Teil auch die molekularen Daten für eine Gliederung der Gattung in drei taxonomische Einheiten (siehe unten). Die Ergebnisse der molekularen Analysen (kombinierte Analyse von ITS- und psbA-trnHSequenzen) ergaben drei mehr oder weniger gut gestützte Kladen innerhalb einer sehr gut gestützten monophyletischen Palaua. Interessanterweise bildeten die Arten P. inconspicua und P. modesta eine Klade (88% Jackknife-Unterstützung, JK), die die Schwestergruppe zu den restlichen Arten der Gattung darstellt. Beide Arten haben eine von der restlichen Gattung abweichende Blütenmorphologie (kleine Petalen, weniger Merikarpien) und die razemösen Infloreszenzen enthalten neben Einzelblüten in den Achseln der Trägblätter auch 2-4-blütige Teilinfloreszenzen, an denen die Blüten kein Tragblatt aufweisen. Die zweite Klade (JK 97%) beinhaltet die Arten des P. dissecta-Komplexes, dessen Arten sich durch tief geteilte Blätter und große, auffällig rosarot bis violett gefärbte Blüten mit zahlreichen Merikarpien auszeichnen. In der dritten Klade (JK 73%) bildet P. guentheri die Schwestergruppe zu den restlichen Arten. Die hier vereinten Arten sind durch den Besitz ungeteilter Blätter und meist großer, auffällig rosarot bis violett gefärbter Blüten mit zahlreichen Merikarpien gekennzeichnet. Eine Ausnahme bildet P. guentheri, die geteilte Blätter hat und von daher Übereinstimmungen mit den Arten um P. dissecta aufweist. Sie weicht jedoch von den Arten des P. dissecta-Komplexes aufgrund ihrer geringeren Blütengröße und der geringeren Merikarpienanzahl ab. Außerdem sind die Blätter meist stärker reduziert und weniger regelmäßig geteilt als jene. Allerdings bedarf die Stellung von P. guentheri innerhalb der Gattung noch einer eingehenderen Überprüfung mit zusätzlichen (molekularen) Daten, da die Unterstützung für diese Klade vergleichsweise moderat ausfällt. Interessanterweise schließt diese Klade auch die aberrante P. sandemanii ein. Eine phylogenetische Rekonstruktion der Karpellanordnung ergab, dass die einreihige Anordnung der Karpelle in P. sandemanii vermutlich sekundär in Palaua entstanden ist. Allerdings zeigten Hypothesentests (Templeton-Test, Shimodaira-Hasegawa-Test), dass die Datengrundlage nicht ausreichend robust ist, um auch die Alternativhypothese einer sekundären Entstehung der unregelmäßig übereinander angeordneten Karpelle, wie sie die restlichen Arten der Gattung kennzeichnen, zu verwerfen. Innerhalb der Integrifolia-Klade lassen sich außerdem zwei Gruppen von Arten morphologisch deutlich unterscheiden. Die erste Gruppe besteht aus den einjährigen P. malvifolia und P. rhombifolia, die sich durch ihr fast kahles Indumentum auszeichnen und in Nord- bis Zentral-Peru vorkommen. Die zweite Gruppe, gebildet von den ausdauernden P. moschata, P. trisepala und P. velutina, ist durch ein samtiges Indumentum gekennzeichnet. Während sich P. moschata über das gesamte Verbreitungsgebiet der Gattung erstreckt, kommen die anderen Arten nur in Südperu vor. Die Chromosomenzahl von Palaua ist ein wichtiges Merkmal und diente Bates (1968) für deren Zuordnung zur Sphaeralcea-Allianz. Bis dato sind Chromosomenzählungen nur für zwei Arten bekannt gewesen: P. rhombifolia und P. moschata (beide mit 2n = 10 Chromosomen). In dieser Arbeit wurden weitere Zählungen durchgeführt und es wurde bestätigt, dass es neben diploiden auch tetraploide Arten mit 2n = 20 Chromosomen gibt. Polyploidie scheint dabei auf die ausdauernden Arten beschränkt zu sein. In manchen Arten, insbesondere in denjenigen des P. dissecta-Komplexes und in P. tomentosa, findet man eine ausgeprägte phänotypische Variabilität, die die Abgrenzung derselben stark erschwert. Ohne die Ursachen abschließend klären zu können, erscheint diese Variabilität zumindest teilweise als Ergebnis von Hybridisierung, Introgression und Polyploidisierung zu sein. In Bezug auf die Biogeographie der Gattung, zeigt sich, dass 11 Palaua-Arten endemisch für Peru sind und 4 Arten auch in Chile vorkommen. Das Verbreitungszentrum von Palaua ist das Gebiet der Lomas im Süden Perus (Departments Arequipa, Moquegua, Tacna), in dem 12 der 15 Arten auftreten. Die Blütezeit der Palaua-Arten variiert von Jahr zu Jahr, abhängig davon, wie viel Nebelfeuchtigkeit in der südhemisphärischen Winter-/Frühlingszeit für die Pflanzen zur Verfügung steht. Die Entstehung der Nebel variiert außerdem von Norden nach Süden, so dass sich die Blühphasen entlang dieses Gradienten verschieben. So liegt die Blütezeit in Nordperu zwischen Juli und August, in Zentral-Peru zwischen August und September und in Südperu und Chile zwischen Oktober und November. Abweichungen von diesem Schema entstehen vor allem in El Niño-Jahren, in denen auch während des südhemisphärischen Sommers die Lomaspflanzen blühen. Die Lomasvegetation ist eine bedrohte Pflanzenformation, deren Artenvielfalt bisher aber nur in Form eines recht kleinen Naturreservats geschützt wird. Da sich viele Lomasstandorte in der Nähe von Siedlungen befinden, sind etliche der lokal nur begrenzt vorkommenden Arten in ihrem Bestand bedroht. Dies betrifft insbesondere P. rhombifolia und P. malvifolia, deren Verbreitungszentrum im Gebiet der Hauptstadt Lima liegt. Eigene Beobachtungen am Standort haben zudem bestätigt, dass einige Populationen dieser Arten durch von Käfern verursachter Herbivorie nahezu vollständig zerstört werden. Weitere Schutzmaßnahmen zum Erhalt der Palaua-Arten (wie auch der anderen Lomas-Arten) wären daher dringend geboten.
Taxonomische Neukombinationen zur Flora Mittel- und Osteuropas, insbesondere Nordrhein-Westfalens
(2010)
Im Rahmen der Erarbeitung mehrerer umfassender floristischer Inventare von Regionen Mittel- und Osteuropas wurden umfangreiche phytotaxonomische Studien durchgeführt. Als ein Ergebnis dieser Untersuchungen werden Neu- und Umkombinationen bei Sippen verschiedener Familien in den Art- und Unterartstatus vorgenommen und kommentiert sowie einige Gattungen und infragenerische Taxa neu aufgestellt.
Tortula aestiva wurde 1801 von Hedwig als Varität von Tortula muralis beschrieben. Bereits vier Jahre später erhob Palisot de Beauvais die Varietät in den Artenrang. Die Autoren der Bryologia Europaea (Bruch, Schimper & Gümbel 1836-51) vermerkten, dass die Art an manchen Standorten in T . muralis übergeht. Das wäre allerdings ein Grund, das Taxon nicht einmal als Varietät zu unterscheiden, sondern nur als Standortmodifikation. Im Gegensatz dazu führt Limpricht (1890) das Taxon dann wieder als Art an, bezeichnet sie als T. muralis nahestehende Art und – wohl unter dem Einfluss des Darwinismus – als „werdende“ Art. In der Folgezeit wird sie wieder als Varietät von T. muralis eingestuft. Nur Smith (2004) bezeichnet das Taxon wieder möglicherweise nur als Standortmodifikation von T. muralis. Was ist nun richtig?
Im vorliegenden Beitrag werden Möglichkeiten zur Nutzung von amtlichen Laserscannerdaten zur Erfassung, Beobachtung und Bewertung von FFH-Gebieten beschrieben. Dabei werden zunächst verschiedenen Informationsebenen definiert, die für die Charakterisierung von FFH-Gebieten von Bedeutung sind. Basierend auf dieser Definition wird für jede beschriebene Informationsebenen geprüft, inwieweit die Information aus Laserscannerdaten abgegriffen werden kann. Hierbei werden verschiedene Methoden der Informationsableitung getestet. Untersuchungsgebiete waren FFH-Gebiete im voralpinen Raum, die eine möglichst vielseitige Ausstattung ausweisen. Untersucht wurde sowohl die Erfassung von Geländestrukturen, wie die Kartierung der Hangneigung unter Wald und die automatische Erfassung von Schluchten als auch Gräben. Bei der Erfassung der Waldstrukturen war vor allem die Ausweisung homogener und inhomogen strukturierter Bereiche, die Kartierung von Überhältern und Lücken, aber auch die Erfassung von Bestandestypen, Totholzanteil und Biotopbäumen von Bedeutung. Während Aussagen zum Totholzanteil und zu Biotopbäumen mit den gering aufgelösten amtlichen Daten nicht möglich waren und die Erfassung von Bestandestypen nur grob erfolgen konnte, hat die Nutzung von Laserscannerdaten zur Erfassung von Geländestrukturen und Waldstrukturen sehr gute Ergebnisse erbracht.
Vegetation und Management seltener Pflanzenarten im Küstengrünland einer dänischen Ostseeinsel
(2010)
Die vorliegende Arbeit beschreibt die Vegetation des Küstengrünlandes im Naturschutzgebiet „Vestamager“ (ca. 2000 ha) südlich von Kopenhagen sowie Vorkommen von Iris spuria, Selinum dubium und Cerastium subtetrandrum. Die mit diesen Arten verbundenen Pflanzengesellschaften und Standort - faktoren werden ermittelt, um das Management des Naturschutzgebietes zu verbessern. Auf der Grundlage von 73 Vegetationsaufnahmen werden mit TWINSPAN-Klassifikation und indirekter Gradientenanalyse (DCA) die Hauptvegetationseinheiten und wichtigsten Umweltgradienten bestimmt. Die Vegetationsentwicklung 2004–2008 wird in einer weiteren Ordination mit Hilfe historischer Aufnahmen untersucht. Die vegetationsbestimmenden Faktoren auf Vestamager sind Salinität, Feuchtigkeit und Beweidung. Magere, salzgeprägte Weidegesellschaften des Lolio-Cynosuretum sind häufig; innerhalb dieser Assoziation ist zwischen einer wechselfeuchten Ausbildung mit Molinion-Elementen und einer wechseltrockenen Ausbildung mit floristischen Beziehungen zum Mesobromium zu unterscheiden. Im Südwesten des Gebietes wird das Lolio-Cynosuretum mit steigender Salinität durch Salzrasen des Juncetum gerardii ersetzt. Innerhalb der Salzrasen ist auf Ameisenhaufen Salzpioniervegetation entwickelt. Der Übergangsbereich zum Hydrolitoral wird von Brackwasserröhrichten besiedelt. Auf feuchten bis nassen Standorten geht das Lolio-Cynosuretum in Flut- und Trittrasengesellschaften des Ranunculo repentis-Alopecuretum geniculati über. Bei schwacher Beweidung bilden sich Calamagrostis epigejos- Dominanzbestände aus. Iris spuria und Selinum dubium kommen mit je einer Population in der wechseltrockenen Ausprägung des Lolio-Cynosuretum juncetosum gerardii im nördlichen Teil des Gebietes vor. Kleinere Vorkommen von Selinum dubium finden sich auch in Flut- und Trittrasengesellschaften. Cerastium subtetrandrum kommt mit mehreren Kleinpopulationen in Salzpionierrasen auf Ameisenhaufen vor. Iris spuria reagiert empfindlich auf Beweidung und ist in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. Selinum dubium ist toleranter gegenüber Beweidung, und vegetative Individuen können auch auf beweideten Flächen überdauern. Cerastium subtetrandrum ist indirekt von Beweidung abhängig, da potentielle Standorte dieser Art durch Beweidung erhalten und gefördert werden. Intensivierte Beweidung sowie Entfernen von Gehölzen haben Hochgräser zurückgedrängt und Arten offener, salzgeprägter Weidelandschaften gefördert, jedoch ohne Erhöhung der floristischen Diversität. Der optimale Schutz der Zielarten kann nur durch kombinierte Nutzungskonzepte erreicht werden. Für eine langfristige Erhaltung von Iris spuria und Selinum dubium ist eine Reduzierung der Beweidung notwendig. Die Erhaltung von Cerastium subtetrandrum erfordert dagegen eine niedrige Vegetation mit relativ intensiver Beweidung. Eine stärkere Differenzierung der Beweidungsintensität würde alle drei Zielarten auf Vestamager fördern.
Auf der Insel Usedom (Mecklenburg-Vorpommern) wurden vegetations- und standortkundliche Untersuchungen in fünf Vorwäldern, die sich nach Aufgabe der Ackernutzung durch spontane Sukzession entwickelten, durchgeführt. Es konnte gezeigt werden, dass sich unter den gegebenen klimatischen Verhältnissen insbesondere in Abhängigkeit von den Bodenverhältnissen verschiedene Bestände etablieren können. Aufgrund der auftretenden Formengruppen und dominierenden Baumarten konnten zwei Blaubeer-Kiefern-Vorwälder sowie je ein Blaubeer-Sauerklee-Pappel-, Sauerklee-Birkenund Riesenschwingel-Berg-Ahorn-Vorwald ausgewiesen werden. Die beste Verjüngung von Arten mesophiler Laubmischwälder tritt im Birken-Vorwald auf. Die Analyse der Zeigerwerte von Ellenberg zeigt, dass insgesamt sowohl Arten stickstoffarmer als auch bodensaurer Standorte deutlich weniger vertreten sind als Arten stickstoff- und basenreicher Böden und dass Unterschiede zwischen den einzelnen Beständen auftreten. Die überwiegend durch schluffige Sande gekennzeichneten, mäßig frischen Standorte weisen Unterschiede in den pHWerten und der Stamm-Nährkraftstufe auf. Die Vorwälder mit Laubbaumarten sind durchweg durch enge C/N-Verhältnisse sowie die Humusform mullartiger Moder gekennzeichnet und weisen in pH-Werten und der Basensättigung Unterschiede auf. In den Blaubeer-Kiefern-Vorwäldern treten deutliche Unterschiede in den Stickstoffgehalten der Auflagehumusformen auf, die sich in der Vegetation widerspiegeln. Die Nutzungsaufgabe erfolgte zwischen etwa 1955 und 1970, für den Verlauf der Sukzession kann, aufgrund der zunehmenden Akkumulation von Stickstoff, auch der Zeitpunkt der Nutzungsaufgabe relevant sein. Mit der vorliegenden Untersuchung wird gezeigt, dass die im Rahmen der forstlichen Standorterkundung erarbeiteten Methoden und Ergebnisse auch für die Charakterisierung der Sukzessionswälder eine wichtige Grundlage darstellen. Unter den gegenwärtigen, anthropogen veränderten Standortbedingungen sind zum Teil andere Entwicklungen als die bisher im Rahmen der forstlichen Standortkartierung aufgezeigten Vegetationsentwicklungen möglich. Eine Weiterführung kombinierter vegetations- und standortkundlicher Arbeiten unter den aufgrund des Landnutzungswandels veränderten Bedingungen der mitteleuropäischen Kulturlandschaft ist erforderlich.
Sorbus cordigastensis N. Mey. (Kordigast-Mehlbeere) ist eine Rote-Liste-Art aus dem Komplex hybridogener Sippen von Sorbus aria und S. torminalis, die endemisch am Kordigast, einem Zeugenberg des Oberen Jura in der Weismainalb (Naturraum „Nördliche Fränkische Alb“) vorkommt. Ziel der Untersuchung war es, die Verbreitung und Größe der Population sowie den Zustand ihrer Verjüngung zu erfassen. Zu diesem Zweck wurden sämtliche im Gebiet vorkommenden Individuen mit einer Wuchshöhe über 1,3 m punktgenau kartiert. In drei etwa 0,35–0,4 ha großen Waldbeständen wurden mittels Stichprobenverfahren die Anzahl und Wuchshöhe der Jungpflanzen sowie das Ausmaß der Wildschäden ermittelt. Sorbus cordigastensis ist mit etwa einem größeren (> 1,3 m hoch) Individuum pro Hektar im untersuchten Gebiet selten, kommt aber lokal und insbesondere an Waldrändern gehäuft vor. In Beständen mit fruktifizierenden Altbäumen verjüngt sich die Art gut. In den drei untersuchten Waldbeständen konnten, bezogen auf einen Hektar Fläche, im Durchschnitt etwa 1500 Jungpflanzen mit einer Wuchshöhe < 1,3 m nachgewiesen werden. Der Großteil davon ist weniger als 30 cm hoch, Jungpflanzen über 90 cm Höhe fehlen jedoch. Eine der Ursachen dafür sind starke Wildschäden. Bei zwei Drittel aller Jungpflanzen ist der Leittrieb ein- oder mehrmals verbissen. Verschiedene Beobachtungen weisen darauf hin, dass darüber hinaus Lichtmangel in den relativ dichten Beständen die dauerhafte Etablierung der Verjüngung beeinträchtigt. Die Population der Kordigast-Mehlbeere ist derzeit an ihrem Naturstandort noch relativ groß und gut zur Reproduktion fähig. Da sich ihre Verjüngung aber nicht ausreichend etablieren kann, ist der Bestand auf längere Sicht vom Aussterben bedroht. Schutzmaßnahmen müssen darauf abzielen, die Bedingungen für das Aufwachsen der Verjüngung durch Verringerung der Wildschäden und Auflichtung der Bestände zu verbessern.
Die seltene und in den Anhängen II und IV der FFH-Richtlinie aufgeführte Sumpf-Siegwurz (Gladiolus palustris) kommt deutschlandweit in größeren Populationen nur noch in Südbayern vor. Trotz der hohen naturschutzfachlichen Bedeutung liegen keine überregionalen wissenschaftlichen Studien zur Vergesellschaftung und Ökologie der Art vor. Diese Arbeit analysiert mit Hilfe von numerischen Klassifikations- und Ordinationsverfahren anhand von 151 Vegetationsaufnahmen die Vergesellschaftung und Standortbindung der Art in Südbayern. Die Sumpf-Siegwurz hat ihren Vorkommensschwerpunkt in regelmäßig spät gemähten Pfeifengras-Streuwiesen (Molinion caeruleae), tritt aber fast ebenso häufig in gemähten Kalkflachmooren (Caricion davallianae) und Kalk-Halbtrockenrasen (Bromion erecti) sowie in grasreichen Schneeheide-Kiefernwäldern (Erico-Pinion) auf. Diesen Standorten gemeinsam ist eine sehr geringe Nährstoffversorgung sowie die neutrale bis schwach saure Reaktion der meist kalkreichen Böden. Neben der Nutzung (späte Mahd) hat vor allem die Bodenfeuchte eine entscheidende Bedeutung für die Differenzierung der Bestände. Die Erico-Pinion-Bestände als Primärhabitate der Art wurden früher regelmäßig beweidet. Gegenwärtig ist noch unklar, ob das langfristige Brachfallen dieser Standorte auf lange Sicht eine Gefahr für den Erhalt der G. palustris-Populationen darstellt. Anhand der Ergebnisse der vorliegenden Studie werden Empfehlungen für das Management von G. palustris-Populationen gegeben.
Es werden Funde von seltenen und gefährdeten Wasser- und Sumpfpflanzen in Fließgewässern, Auengewässern, Altwasserflachseen und Sekundärgewässern (Abgrabungsgewässer, Gräben, Teiche) im Norden von Sachsen-Anhalt dokumentiert. Für Armleuchteralgen-Funde haben Abgrabungsgewässer im Untersuchungsgebiet eine besondere Bedeutung. Wasser- und Sumpfpflanzen (13 Rote Liste-Arten) des Lebensraumtyps 3150 „Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions“ zeigen in mehreren Gewässern eine gute Wasserqualität an.
Es werden cleistocarpe Formen einer Pottia mit langen Seten und langzylindrischen Kapseln sowie kurzen Seten mit kugeligen Kapseln dokumentiert. Da sie in Kontakt zu Pottia bryoides wuchsen, wurden sie dieser Art zugeordnet. Erstere suggerieren einen Hybriden mit Pottia lanceolata. Da diese aber reife Sporen in Größe und Ornamentation von P. bryoides enthielten, wird dies ausgeschlossen. Da alle Nachweise aus Weinbergen kommen, wird vermutet, dass hier erbgutschädigende Wirkungen von Herbiziden im Weinbau zum Ausdruck kommen, wie sie schon früher von Phascum cuspidatum und Pottia bryoides erwiesen wurden.
Der Offenlandcharakter und der FFH-Status vieler bisher extensiv beweideter Niedermoore Oberbayerns sind aktuell durch ein abnehmendes Nutzungsinteresse seitens der Landwirtschaft gefährdet. Bei abnehmendem Beweidungsdruck breiten sich Waldinseln in die bisher vom Weidevieh offen gehaltenen Moorflächen (Caricion davallianae, Caricion lasiocarpae) aus. Da der Zeitbedarf der progressiven Sukzession und Waldentwicklung das Zeitbudget des normalen Vegetationskundlers bei weitem übersteigt, wurden die wichtigsten Sukzessionspfade durch das Verfahren der "time-by-site-substitution" rekonstruiert. Hierzu wurden Offenland-Wald-Ökotone in noch bestehenden extensiv beweideten, großflächigen Allmendweiden (> 50 ha) auf Anmoor-, Kalkflachmoor- und Zwischenmoorstandorten untersucht. Die Sukzessionen streben über Waldpionierstadien Schwarzerlen-Fichten-Auwäldern, Fichten- Schwarzerlen-Bruchwäldern bzw. Fichten-Moorwäldern entgegen, wobei der Fichte (Picea abies) in den (bisher erreichten) Endstadien der Vegetationsentwicklung gegenüber der in den intermediären Sukzessionsstadien vorherrschenden Schwarzerlen (Alnus glutinosa) und Moorkiefern (Pinus x rotundata) in den voralpinen Standorten eine hohe Bedeutung zukommt. Die Ansiedlung nässeempfindlicher Pflanzenarten, darunter auch der Fichte, wird durch die Bultbildung der Schwarzerle bzw. der Torfmoose (auf den Zwischenmoorstandorten) begünstigt, womit die biogene Bultbildung zu einem entscheidenden sukzessionsbestimmenden Faktor avanciert. Die Beweidung wirkt auf Anmoor- und Kalkflachmoorstandorten sukzessionsbeschleunigend durch die Schaffung von Keimungsnischen für die Schwarzerle, während sie auf Zwischenmoorstandorten die Bultbildung der Torfmoose und damit die Ansiedlung von Moorkiefer und Fichte als späte Sukzessionsarten unterdrückt. Die Artenzahlen (a-Diversität) sind in den späten Sukzessionsstadien der verschiedenen Moorwaldgesellschaften aufgrund der bultbedingten Vielfalt an Kleinstandorten signifikant höher als in den frühen (Grasland betonten) Sukzessionsstadien. Trotzdem sollte naturschutzfachlich ein Nebeneinander von frühen und späten Stadien angestrebt werden, weil es sich bei den lichtbedürftigen Offenlandarten und den schattenverträglichen Waldarten um komplementäre Artengruppen handelt, womit auf kleiner Fläche außergewöhnlich hohe Gesamtartenzahlen (y-Diversität) erreicht werden können.
Im inneren Ötztal (Zentralalpen, Tirol/Österreich) wurden in zwei benachbarten Seitentälern (Obergurgl, Vent) Bürstlingsrasen (Sieversio-Nardetum strictae) und Goldhaferwiesen (Trisetetum flavescentis) syntaxonomisch klassifiziert und hinsichtlich ihrer floristischen Verschiedenheiten sowie ihrer Standorts-, Bewirtschaftungs- und Diversitäts-Unterschiede miteinander verglichen. Die Klassifizierung von 222 Aufnahmen wurde mit dem Programm TWINSPAN durchgeführt, die Ordination mit CANOCO (Detrended Correspondence Analysis DCA, Canonical Correspondence Analysis CCA). Bei den subalpin-alpinen Borstgrasrasen werden ein S.-N. trifolietosum repentis, ein S.-N. callunetosum und ein S.-N. festucetosum halleri unterschieden. Die Goldhaferwiesen untergliedern sich in ein T. nardetosum und in ein T. typicum. Die Differenzierung der beiden Assoziationen entspricht der Bewirtschaftungsweise. Das Sieversio-Nardetum strictae wird überwiegend beweidet, das Trisetetum flavescentis hingegen wird mit verschiedenen Intensitäten gemäht (zwei Mal pro Jahr bis alle zwei Jahre) und gedüngt. Brachflächen spielen beim Sieversio-Nardetum strictae eine bedeutende Rolle. Dieses weist eine deutlich höhere Artenvielfalt auf als das Trisetetum flavescentis, welches im Vergleich zu Goldhaferwiesen anderer Gebiete auffällig artenarm ist. Für die Aufgliederung in Subassoziationen stellen beim Sieversio-Nardetum strictae die Höhenlage gefolgt von der Bewirtschaftung die entscheidenden Größen dar. Das S.-N. trifolietosum repentis weist zahlreiche Elemente der Fett- und Frischwiesen der Klasse Molinio-Arrhenatheretea auf. Seine beiden Varianten stellen verschiedene Ausprägungen in den jeweiligen Seitentälern dar. Das S.-N. callunetosum umfasst überwiegend brach liegende Bestände, das S.- festucetosum halleri hingegen wird fast durchwegs mit Schafen beweidet. Beim Trisetetum flavescentis ist der bestimmende Faktor für die Differenzierung der beiden Subassoziationen die unterschiedliche Intensität der Bewirtschaftung. Das T. nardetosum zeichnet sich durch zahlreiche Arten der Klasse Caricetea curvulae aus. Die Varianten repräsentieren zumeist verschiedene floristische Ausprägungen in den beiden Seitentälern. Die Gesellschaften in Obergurgl weisen im Vergleich zu Vent eine deutlich geringere Artenvielfalt auf. Dafür verantwortlich ist die Art und Intensität der Bewirtschaftung. In Obergurgl erfolgt eine sehr starke Konzentration der Bewirtschaftung auf Gunstlagen, während zahlreiche weniger gut zu bewirtschaftende Flächen aufgelassen wurden und bereits seit Jahrzehnten verbrachen. Beim Sieversio-Nardetum strictae ist die größere Höhenlage in Vent mitentscheidend für die floristischen Unterschiede. Der höhere Artenreichtum in Vent wird vermutlich auch durch die besonders enge Verzahnung mit anderen Gesellschaften verursacht.
In der Mittelgebirgslandschaft des Mittleren Schwarzwaldes werden wenig ertragreiche Weideflächen zunehmend aufgelassen oder aufgeforstet. Ertragreichere Flächen werden gedüngt und intensiver genutzt. Der Flächenanteil magerer Weideflächen in mittleren Höhenlagen geht immer weiter zurück. Im Mittleren Schwarzwald sind dies Besenginsterweiden oder Borstgrasrasen, die beide als FFH-Lebensraumtyp naturschutzfachlich von Bedeutung sind. In diesem Kontext wurde unter sucht, ob Kleinstrukturen in der Landschaft, wie z. B. Böschungen oder Weidezaunbereiche, für die Artenvielfalt im Raum von Bedeutung sind und ob sich diese Strukturen als Refugien für die Arten der Magerweiden eignen. In zwei Tälern wurden die Kleinstrukturen in Höhenlagen von 400 bis 800 m ü. NN kartiert. An 60 stratifiziert zufällig auf den Kleinstrukturen verteilten Punkten wurden Vegetationsaufnahmen gemacht. Die Vegetationsdaten wurden klassifiziert und einer Korrespondenzanalyse (CA) unterzogen. Auf den untersuchten Kleinstrukturen lassen sich fünf verschiedene Vegetationseinheiten unter scheiden, die nicht an spezielle Typen von Kleinstrukturen gebunden sind. Vier dieser Einheiten können den montanen Borstgrasrasen zugeordnet werden, die fünfte ist eher als Saumgesellschaft anzusprechen. Die Vegetation der Kleinstrukturen wurde mit der Vegetation von Magerweiden in der gleichen Region und der gleichen Höhenlage mit Hilfe einer weiteren Ordination (CA) verglichen. Die beiden Vegetationsdatensätze sind auf der ersten Ordinationsachse weitgehend voneinander getrennt. Die Vegetation der Kleinstrukturen hat einige Gemeinsamkeiten mit der Vegetation magerer Weideflächen, wird darüber hinaus aber von der umgebenden Vegetation stark beeinflusst. So finden sich z. B. Ajuga reptans, Filipendula ulmaria und Hieracium lachenalii eher in den Kleinstrukturen als auf den Magerweiden. Aber auch Kennarten der Nardetalia wie Galium saxatile, Luzula multiflora oder Meum athamanticum haben dort ihren Schwerpunkt. Kleinstrukturen sind artenreicher als Weideflächen. Hier heben sich insbesondere Felsflächen und Böschungen am Wegrand deutlich ab. Dieser Sachverhalt wird zum einen der strukturellen Vielfalt und zum anderen Randeffekten, die bei Kleinstrukturen aufgrund ihrer Geometrie eine große Rolle spielen, zugeschrieben. Kleinstrukturen können so zu einem gewissen Grad eine Rolle als Refugium für Arten der Magerweiden spielen. Die Artenkombination weicht aber in den meisten Fällen deutlich von derjenigen der Magerweiden ab.
Artenreiches Magergrünland ist inzwischen sehr selten im nordwest deutschen Tiefland und heutzutage meist auf militärische Übungsgelände oder Naturschutzgebiete beschränkt. Im Grünland zählen Wiesen-Glockenblume (Campanula patula) und Echtes Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea) zu den Indikatoren für artenreiche Bestände und bestenfalls mäßig nährstoffreiche Standorte. Dennoch ist der Kenntnisstand zur Ökologie der Arten gering. In dieser Studie werden die Standortansprüche von C. patula und C. erythraea in Weidelgras-Weißkleeweiden (Lolio-Cynosuretum) auf einem militärischen Übungsplatz im Sandmünsterland (Nordrhein- Westfalen) untersucht. In der Vegetationsperiode 2008 wurden für beide Arten die Verbreitung (100 m × 100 m-Raster) erfasst, Vegetationsaufnahmen von Beständen mit Vorkommen (Präsenzaufnahmen) und ohne Vorkommen (Absenzaufnahmen) angefertigt sowie die Populationsstruktur auf den Präsenzflächen aufgenommen. C. patula und C. erythraea haben innerhalb des Untersuchungsgebiets ähnliche Standortansprüche: Sie besiedeln frische, mäßig saure und höchstens mäßig stickstoffreiche Magerweiden auf schluffig-sandigen Substraten. Die deutlichsten Unterschiede bestehen hinsichtlich der Wasserversorgung. C. erythraea besiedelt im Vergleich zu C. patula feuchtere, oft wechselfrische bis -feuchte Standorte. Als Offenlandarten sind beide Sippen auf Nutzung oder Störungen angewiesen. Nach den Ergebnissen der vorliegenden Studie vertragen sie Mahd mäßig bis gut und Beweidung mäßig. C. erythraea scheint im Vergleich etwas höhere Beweidungs intensitäten zu tolerieren. Zur Verjüngung sind beide Sippen auf offene Bodenstellen angewiesen. Dies gilt insbesondere für die Pionierart C. erythraea. Zum Erhalt von Magergrünland und den beiden Zielarten C. patula und C. erythraea ist ein extensives Mahd- oder Beweidungsmanagement ohne Düngung, das Störstellen für die Keimung schafft, notwendig.
Im Rahmen des BIOKLIM-Projekts wurden im Nationalpark Bayerischer Wald Daten zu verschiedenen Tier- und Pflanzenarten sowie Umweltfaktoren erhoben. Die folgende Auswertung beschränkt sich auf die Weichtiere (Gastropoda, Bivalvia). Ziel war es, herauszufinden, welche Umweltfaktoren die Arten- und Individuenanzahlen beeinflussen, was die Lebensgemeinschaften steuert und welche Parameter sich auf ausgewählte Einzelarten auswirken. In Quasi-Poisson-Modellen haben sich als Einflussgrößen für die Individuenanzahl Höhe, Alter, Magnesium und pH-Wert feststellen lassen. Auf die Artenanzahl wirkte sich der Vegetationsreichtum, die Höhe und der Managementtyp aus. Die Einzelarten werden von sehr unterschiedlichen Faktoren beeinflusst. Die Lebensgemeinschaften werden vor allem von der Höhe über dem Meeresspiegel, der Temperatur und dem Auflichtungsgrad bestimmt, was sich in verschiedenen Ordinationsverfahren gezeigt hat.
In den Publikationsreihen der Floristisch-soziologischen Arbeitsgemeinschaft (Mitteilungen, Tuexenia, 1928–2009) wurden alle einzeln publizierten Vegetationsaufnahmen gezählt und innerhalb von 52 Vegetationsklassen den Assoziationen oder Gesellschaften zugeordnet. Insgesamt wurden 38.419 Aufnahmen gezählt, davon 33.699 zu 753 Vegetationseinheiten europäischer Pflanzengesellschaften (davon 7,1 % Kryptogamenvegetation) gestellt. Die 20 Klassen mit den meisten Aufnahmen (insgesamt 82,5 %) und die 10 aufnahmereichsten Assoziationen werden gesondert aufgezählt. Im Anhang befindet sich eine umfangreiche Bibliografie aller Vegetationseinheiten, welche den Zugang zu den reichhaltigen Vegetationsdaten erleichtern soll. Zu Beginn wird die Bedeutung pflanzensoziologischer Literatur - bibliographien und Vegetationsdatenbanken erörtert.