580 Pflanzen (Botanik)
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Die Genetik hat die Landwirtschaft erheblich vorangebracht, weil sich mit ihrer Hilfe wesentlich ertragreichere Arten züchten lassen. Dabei werden Pflanzen mit vorteilhaften Eigenschaften ausgewählt und mit solchen gekreuzt, die andere erstrebenswerte Merkmale aufweisen. Auf diese Weise erhält man hybride Pflanzensorten, die beispielsweise widerstandsfähiger gegenüber Schädlingen und Krankheiten sind und sich besser an unterschiedliche Umweltbedingungen anpassen können. Aber das reicht nicht mehr, selbst mit den leistungsfähigsten und ertragreichsten Zuchtpflanzen steht die Landwirtschaft vor großen Herausforderungen: Klimawandel, Wasserknappheit und schlechte Bodenqualität begrenzen die Höhe landwirtschaftlicher Erträge, gleichzeitig wächst mit der Weltbevölkerung natürlich auch der Bedarf an Nahrungsmitteln. Wesentliche Fortschritte in der Nahrungsmittelerzeugung sind allerdings zu erwarten, wenn bei der Entwicklung von Nahrung nicht nur genetische, sondern auch epigenetische Verfahren angewandt werden, um Nahrungspflanzen weiterzuentwickeln – Verfahren, die darauf beruhen, einzelne Gene gezielt an- und abzuschalten. Seit einigen Jahren forscht dazu an der Goethe-Universität der Molekularbiologe Dr. Sotirios Fragkostefanakis.
Buchbesprechungen
(2023)
Campanula cervicaria steht in Hessen kurz vor dem Aussterben und wurde im Rahmen des Kooperationsvertrages zwischen der Botanischen Vereinigung für Naturschutz in Hessen (BVNH) und dem Land Hessen untersucht. Das Ziel der Untersuchung war, herauszufinden wo Campanula cervicaria in Hessen noch vorkommt und wie groß die Populationen sind. In Hessen sind aktuell noch 20 Populationen vorhanden. Fast 90 % der Populationen befinden sich in der Umgebung von Lißberg, Hirzenhain und Gedern im Westlichen Unteren Vogelsberg. Zwei weitere liegen bei Jossa im Spessart und bei Ober-Gleen im Nördlichen Vogelsberg-Vorland. Die größte Population befindet sich an der Kreisstraße 216 bei Hirzenhain am Forsthaus Luisenlust. Campanula cervicaria wächst in Hessen an sonnenexponierten Wegböschungen und Windwurfflächen, meist zusammen mit Hypericum hirsutum und Brachypodium sylvaticum. Um auch zukünftig die Bestände von Campanula cervicaria zu sichern, müsste ein Artenhilfskonzept erarbeitet werden.
Betrachtet man die Anzahl der in Hessen ausgestorbenen Pflanzenarten über den gesamten Zeitraum ab Beginn der floristischen Erforschung, so scheint ein Zusammenhang zwischen der geringeren Anzahl ausgestorbener Arten in den letzten Dekaden und den gleichzeitig vermehrt ausgewiesenen Naturschutzgebieten zu bestehen. Es stellt sich daher die Frage, ob es auch einen kausalen Zusammenhang gibt, oder ob andere Faktoren einen Einfluss auf das Ausmaß an ausgestorbenen Pflanzenarten haben. Für die Entwicklung der Aussterberate in den kommenden Jahrzehnten wird es nötig werden, alle Vorkommen der derzeit vom Aussterben bedrohten Pflanzenarten dahingehend zu überprüfen, ob ihr Bestand gesichert und erhalten werden kann. So kann dann die Frage beantwortet werden, ob es gelungen ist, das Aussterben von Pflanzenarten in Hessen zu stoppen oder lediglich zu verlangsamen.
Im Rahmen des von der KfW Stiftung geförderten Artenschutzprojektes „Erhaltungskulturen von bedrohten Pflanzen in Hessen“ wurden in den Jahren 2014–2018 von 15 gefährdeten Pflanzenarten in verschiedenen Regionen Hessens Samen gesammelt und im Botanischen Garten der Stadt Frankfurt am Main vermehrt. In Zusammenarbeit mit Naturschutzbehörden, Forstämtern und Naturschutzverbänden wurden dokumentierte Wiederansiedlungsmaßnahmen oder Populationsstärkungen durchgeführt. Überzähliges Saatgut wurde im Botanischen Garten eingefroren und kann für zukünftige Artenschutzprojekte verwendet werden. Bei den 15 gefährdeten Arten handelt es sich um Allium strictum, Festuca albensis, Fumana procumbens, Iris spuria, Jurinea cyanoides, Mibora minima, Moenchia erecta, Nigella arvensis, Poa badensis, Scleranthus verticillatus, Sedum villosum, Spergula pentandra, Ventenata dubia, Veronica acinifolia und Vicia orobus. Alle diese Arten sind als Verantwortungsarten Bestandteil der hessischen Biodiversitätsstrategie. Im Jahr 2021, also drei Jahre nach dem Ende des Projektes, ergab eine Erfolgskontrolle folgendes Ergebnis: Von insgesamt 50 Wiederansiedlungsversuchen an 34 Orten sind immerhin 25 (50 %) erfolgreich. Weitere 5 (10 %) sind möglicherweise ebenfalls gelungen, jedoch sind die neu begründeten Populationen sehr klein. Eindeutig misslungen sind 20 (40 %). Die Gründe für das Misslingen sind meist klar erkennbar und werden thematisiert: Manchmal war der Zielort ungünstig gewählt, oder die verwendete Ansiedlungsmethode erwies sich als ungeeignet. Das Projekt konnte dazu beitragen, unser Wissen über Ökologie und Verbreitung sowie Gefährdung und Schutzbedarf dieser Verantwortungsarten teils erheblich zu vermehren. Damit leistet es auch einen Beitrag zum Schutz der bereits bestehenden Altpopulationen.
In diesem Artikel und weiteren geplanten Folgen werden Ergänzungen, Nachträge, Erläuterungen und Korrekturen sowohl zum von der Taunusflora (Wittig & al. 2022) erfassten Gebiet (Vortaunus, Hoher Taunus, kammnaher Hintertaunus) als auch zum bisher nicht bearbeiteten kammfernen Bereich des Hintertaunus publiziert. Bei den bisherigen Ergänzungen und Nachträgen handelt es sich um die Ergebnisse der Nachbestimmung eines Belegs (Allium christophii), den Fund einer für das Gebiet bisher nicht genannten Art (Hylotelephium vulgare) sowie um Hinweise auf ältere Funde (Bolboschoenus maritimus, Polystichum lonchitis) und einen neueren Fund (Luronium natans). Weiterhin werden die wichtigsten Ergebnisse der Begehungen sechs kammferner Rasterfelder präsentiert (Rote-Liste- und sonstige seltene Arten). Als selten werden diejenigen Arten angesehen, die im bisherigen Kartierungsgebiet in maximal 5 % (= 26) der insgesamt 523 Rasterfelder gefunden wurden. Außerdem werden in der Taunusflora enthaltene Fehler korrigiert.
Vergesellschaftung von Salzpflanzen an Straßenrändern unter besonderer Berücksichtigung des Taunus
(2023)
Im Taunus wurden an Straßen bisher fünf Arten festgestellt, die allgemein als Charakterarten der mitteleuropäischen Salzvegetation gelten und daher als Salzpflanzen im engeren Sinne bezeichnet werden können: Cochlearia danica, Plantago coronopus, Puccinellia distans, Spergularia marina und Trifolium fragiferum. Mit Ausnahme der Vorkommen von Trifolium fragiferum handelt es sich dabei oft um nur wenige weitere Arten enthaltende Dominanzbestände, wobei Trittpflanzen am häufigsten vertreten sind, so dass Straßenrandvegetation mit Puccinellia distans in der vorliegenden Literatur allgemein den Trittpflanzengesellschaften zugeordnet wurde (Plantaginetea majoris beziehungsweise Polygono-Poetea annuae). Entsprechendes gilt auch für viele Vorkommen von Plantago coronopus. Wie die vorliegende Arbeit zeigt, können aber einige der aus dem Taunus vorliegenden Aufnahmen mit Plantago coronopus zu den Salzwiesen im weiteren Sinne gestellt werden (Juncetea maritimi). Entsprechendes gilt für die hier präsentierte Vegetationsaufnahme eines Cochlearia-danica-Bestandes. Trifolium fragiferum wurde dagegen in einer als Flutrasen (Molinio-Arrhenatheretea, Agrostietalia stoloniferae) zu bezeichnenden Pflanzengesellschaft angetroffen.
Unsere bisherige Kenntnis zur Situation von Crepis praemorsa (Abbiss-Pippau) war ungenügend und wurde im Rahmen eines Kooperationsprojektes mit dem Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) erheblich verbessert. Die Untersuchungen zeigen, dass es in Hessen offenbar nur noch acht Vorkommen dieser Art gibt: Drei sehr kleine Reliktpopulationen an der Bergstraße, eine im nordhessischen Bergland und vier in der Rhön, davon zwei sehr kleine. Keine der Populationen kann als groß bezeichnet werden, die Anzahl der Individuen liegt zwischen wenigen Exemplaren bis zum niedrigen dreistelligen Bereich. Lediglich eine Population erscheint aktuell ungefährdet. Fehlende Nutzung oder Pflege und in der Folge Verbrachung und Verbuschung sowie Lichtmangel durch Beschattung sind maßgebliche Gefährdungen. Ohne aktive Hilfsmaßnahmen werden vier dieser acht Populationen in naher Zukunft erlöschen.
Buchbesprechungen
(2022)
Es werden folgende Publikationen rezensiert: Jansen W. & T. Gregor 2021: Rubi hassici – die Brombeeren Hessens; Schmidt M. & P. Meyer (Gesamtredaktion) 2019: Hessische Naturwaldreservate im Portrait. Waldgebiet östlich Oppershofen; Schmidt M. & P. Meyer (Gesamtredaktion) 2020: Hessische Naturwaldreservate im Portrait. Schloßberg; Schmidt M., J. Evers, T. Hövelmann, K. Lorenz, U. Paar, R. Starke & P. Meyer 2021: Hessische Naturwaldreservate im Portrait. Niestehänge; Stützel T. 2021: Botanische Bestimmungsübungen. 4. Auflage; Ssymank A., G. Ellwanger, M. Ersfeld, J. Ferner, S. Lehrke, C. Müller, U. Raths, M. Röhling & M. Vischer-Leopold 2021: Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. BfN-Handbuch zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG) und der Vogelschutzrichtlinie (2009/147/EG). Zweite, erweiterte und geänderte Auflage. Band 2.1: Lebensraumtypen der Meere und Küsten, der Binnengewässer sowie der Heiden und Gebüsche; Tietze A., C. Hepting, V. Hollmann, L. Jeske, I. Leyer, S. Liepelt, A. Peters & J. Weise 2020: Wilde Arnika – Ein Leitfaden für die Praxis; Verband Botanischer Gärten (2021): Neue Wilde – Globalisierung in der Pflanzenwelt.
Die Fundmeldungen in Band 34 von Botanik und Naturschutz in Hessen stammen von: Dirk Bönsel, Martin De Jong, Klaus Dühr, Uta Engel, Benjamin Feller, Christian Feuring, Thomas Gregor, Arthur Händler, Karsten Horn, Diemut Klärner, Julia Kruse, Eric Martiné, Hasko Friedrich Nesemann, Kai Uwe Nierbauer, Uwe Raabe, Susanne Raehse, Felix Reischmann, Bernd Sauerwein, Petra Schmidt, Fabian Schrauth, Christof Nikolaus Schröder, Helmut Siebert, Michael Thieme, Otto Wacker und Rüdiger Wittig.
Linaria arvensis steht in Hessen und bundesweit kurz vor dem Aussterben. Im Rahmen des Kooperationsvertrages mit dem Land Hessen wurde Linaria arvensis in Hessen untersucht. Insgesamt gab es zwei Positivnachweise am Auleberg bei Schlierbach und in einem Acker am Waldrand westlich Frankenbach. Die Populationen sind sehr klein und könnten in den nächsten Jahren verschwunden sein. Vor allem in Schlierbach steht die Population kurz vor dem Erlöschen. Alle weiteren untersuchten ehemaligen Fundstellen erbrachten keine neuen Nachweise.
2020 und 2021 wurden Kalksümpfe im Main-Kinzig-Kreis untersucht, für die meisten Gebiete liegen Daten aus der zweiten Hälfte der 1980er Jahre vor. Ein Großteil der Gebiete konnte durch Pflege erhalten werden. Das wichtigste Gebiet, die Lietebachquelle bei Ahlersbach, ist allerdings durch mangelnde Pflege deutlich beeinträchtigt. Ein isoliert liegendes Gebiet bei Meerholz wurde durch die Anlage von Tümpeln völlig zerstört. Insbesondere konkurrenzschwache, kleinwüchsige Arten wie Carex pulicaris sind stark rückläufig.
Die basenreichen, offenen Sand-Lebensräume des hessischen Oberrheingebietes sind bekannt für ihre mittlerweile hochgradig gefährdeten Pflanzen- und Tierarten sowie Vegetationstypen. Inzwischen kommen nur noch Reste der früher weitverbreiteten Lebensräume vor, und daher gibt es Projekte im Naturschutz, Trittsteine und Korridore zu restituieren, um die fragmentierten Lebensräume wieder zu verbinden. Seit dem Jahre 1998 entwickelten wir Methoden für Restitutionsprojekte und führten ein wissenschaftliches Monitoring in den Sand-Lebensräumen durch (zusammen mit dem Landkreis Darmstadt-Dieburg, der Stadt Darmstadt und einem Landschaftspflegehof). Dafür wurden biotische und teilweise zusätzlich abiotische Verbesserungen der Flächen kombiniert mit Beweidung. Erstmals können wir nun mit Hilfe von jährlichen pflanzensoziologischen Aufnahmen und ihrer Analyse die 16jährige Vegetationsentwicklung eines ehemaligen Sandackers als Modell für eine Restitution ohne abiotische Maßnahmen aufzeigen. Ergänzend vergleichen wir diese Aufnahmen auch mit solchen der nahegelegenen Leitbildfläche Griesheimer Düne. Die Restitutionsfläche wurde mit Pflanzenmaterial (Rechgut) von Leitbildflächen inokuliert und danach kontinuierlich mit Schafen und Eseln beweidet. Aus Sicht des Naturschutzes war die Entwicklung erstaunlich gut, obwohl die Phosphat-Konzentration im Oberboden trotz Reduktion im 16. Jahr immer noch beträchtlich war. Mittlerweile ist die Anzahl und die Deckung an Zielarten hoch, im Falle von Arten der Koelerio-Corynephoretea sogar höher als in der benachbarten Leitbildfläche. Auch kommt eine Vielzahl an Rote-Liste-Arten vor. Aber es gibt auch ein ruderales Potenzial vor allem mit den Schlüsselarten Calamagrostis epigejos und Cynodon dactylon. Das Beweidungsmanagement muss in der bisherigen Intensität fortgeführt werden, um die Entwicklung insbesondere dieser Arten zu kontrollieren.
Im Rahmen des Kooperationsvertrages mit dem Land Hessen wurde Teucrium scordium, der Knoblauch-Gamander, in Hessen 2021 nachgesucht. Das Ergebnis zeigt, dass Teucrium scordium in Hessen stark gefährdet ist. An den neun überprüften Stellen gab es vier Positivnachweise. Die größte Population befindet sich im Natura-2000-Gebiet „Untere Gersprenz“ bei Hergershausen. Weitere Positivnachweise gelangen in einem Graben am Reichelsheimer Flugplatz, in einer Nasswiese bei Nauheim sowie in einer Sandgrube bei Dudenhofen. Aktuell liegt nur in der Sandgrube eine Gefährdung durch Sukzession vor. Die übrigen Populationen scheinen stabil zu sein.