580 Pflanzen (Botanik)
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In der vorliegenden Zusammenschau sollen ausgewählte archäologische und historische Quellen sowie die im Gelände erkennbaren Überreste der Kulturlandschaft vorgestellt werden. Die Darstellung endet in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, d. h. in einer Zeit, in der die Erinnerung der ältesten heute lebenden Mitbewohner einsetzt.1 Bis hierhin reichen die Erinnerungen der ältesten heute noch lebenden Menschen zurück. Berücksichtigung finden unterschiedliche Aspekte des Siedlungswesens und Befestigungsbaus, der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung sowie der bürgerlichen Fest- und Freizeitkultur. Manche Objekte und Flächen, wie z. B. der Südosthang des Ziegenberges, zahlreiche Grabhügel oder die Brunsburg, wurden bereits unter den Schutz des Natur- oder Denkmalschutzgesetzes des Landes Nordrhein- Westfalen gestellt. In anderen Fällen, wie z. B. besonders deutlich ausgeprägten, ehemals landwirtschaftlich genutzten Terrassen, erscheint eine solche Unterschutzstellung jedoch exemplarisch ebenfalls empfehlenswert. Zu einer vollständigen Erfassung und Dokumentation der kulturlandschaftlichen Relikte im Stadtgebiet von Höxter bedarf es noch weiterer Erkundungen im Gelände. Hierfür ist die Hilfe von freiwilligen Mitstreitern erforderlich.2 Wünschenswert wäre für die gesamte Region eine Laserscan-Prospektion aus dem Flugzeug oder Hubschrauber heraus, wie sie im Frühjahr 2009 großflächig im benachbarten Südniedersachsen durchgeführt wurde.3 Durch das feinmaschige Abtasten der Geländeoberfläche gelingt es, vom Menschen bewirkte Veränderungen, wie etwa Wege- und Ackerrelikte, verlassene Siedlungsplätze und technische Anlagen in einem weiträumigen Zusammenhang ermitteln und darstellen zu können.
Im Rahmen stadtfloristischer Untersuchungen des Ruhrgebietes wurden in Brunnen- und Kellerlichtschächten Vorkommen von Pteris cretica var. albolineata (Pteridaceae) und Adiantum raddianum (Adiantaceae) nachgewiesen, beide taxonomisch im weiteren Sinne zu verstehen. Die Wuchsorte, Populationsgrößen und Begleitvegetation werden beschrieben, Status und Ausbreitungstendenzen der Taxa diskutiert.
Asplenium adiantum-nigrum (Aspleniaceae, Pteridophyta) breitet sich seit ca. 20 Jahren von seinem Arealrand im Rheinisch-Westfälischen Mittelgebirge ins Tiefland hinein aus. Die bislang in Nordrhein-Westfalen collin-montan verbreitete Farnart besaß dort bis zum Ende der 1980er Jahre eine stabile Verbreitungsgrenze mit Vorkommen an Felsstandorten des Ruhrtals (südliches Ruhrgebiet). Ausbreitungsgeschichte, Populationsentwicklung, Gesellschaftsanschluss sowie die neuen Wuchsorte werden dargestellt. Insgesamt konnten seit 1990 25 Neufunde, 16 davon im planaren Raum des Niederrheinischen Tieflandes und der Westfälischen Bucht, mit einer Gesamtpopulation von über 580 Individuen verzeichnet werden. Die Ursachen der Arealerweiterung werden anhand von vier Hypothesen und unter Berücksichtigung von Untersuchungsergebnissen aus West- und Nordwesteuropa diskutiert. Eine derzeit häufig diskutierte mögliche Ursache der Arealerweiterung ist die seit Jahren erkennbare Klimaerwärmung, bei der insbesondere die milderen Winter und wärmeren Sommer u.a. zu einer Veränderung der Luftfeuchtigkeit führen. Diese scheidet jedoch im Falle von Asplenium adiatum-nigrum zumindest als monokausale Erklärung aus. Die veränderten klimatischen Faktoren überlagern sich zeitgleich mit einer einhergehenden Luftverbesserung (insbesondere Verringerung der SO2-Immissionen) und höheren Stickstoffimmissionen, welche letztlich die Wuchsbedingungen des Farntaxons insgesamt positiv beeinflussen können. Ein belegbarer Zusammenhang zwischen Ausbreitung des Taxons und den veränderten Klima- sowie Umweltbedingungen ist derzeit allerdings nicht gegeben.
Seit fünf Jahren wird aufgrund der Initiative des Botanischen Sondergartens Wandsbek (Hamburg) eine "Giftpflanze des Jahres" ausgerufen. Hiermit will man auf giftige Pflanzen aufmerksam machen, die in Haus und Garten wachsen und deren Giftigkeit in der Öffentlichkeit häufig nicht (genügend) bekannt ist. Aus unserer Sicht etwas unglücklich ist die Wahl im Jahr 2009 auf Tabak (Nicotiana spec., ohne Festlegung auf eine Art) gefallen. Unglücklich deshalb, weil es in Deutschland wohl kaum überhaupt mal eine Vergiftung durch die (lebende) Pflanze gegeben hat. Einerseits wird Tabak nämlich in weiten Teilen Deutschland gar nicht angebaut und tritt nur gelegentlich in Form von Ziertabak (s. u.) in Gärten auf, andererseits verführt die Pflanze nicht zum Verzehr. Gefährlich für den Menschen sind eher die Giftpflanzen, die lecker aussehende Früchte ausbilden wie z. B. Tollkirsche (Atropa belladonna) oder Lorbeerkirsche (Prunus laurocerasus). Auch die Blätter des Aronstabs verführen zum Probieren, weil sie schon sehr früh im Jahr erscheinen und nach Sauerampfer schmecken (aber eben hochgiftig sind). Es sind diese Arten, die regelmäßig zu Vergiftungen führen, insbesondere bei Kindern. Hier ist eine intensive Aufklärung nötig. So wurde sinnvollerweise als Giftpflanze des Jahres 2008 der Riesen- Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) gewählt, der durch seine Phytotoxizität bei Berührung eine wirkliche Gefährdung darstellt. Anders als die anderen "Titelträger der Natur des Jahres" (Blume des Jahres, Baum des Jahres, etc.) wird die Giftpflanze des Jahres nicht ernannt, sondern per Abstimmung aus vier vorgegebenen Kandidaten gewählt. Hierbei kann jeder teilnehmen. So hat in diesem Jahr der Tabak die bei uns als Giftpflanzen deutlich relevanteren Arten Aronstab, Efeu und Lebensbaum auf die Plätze verwiesen. Die Wahl dürfte sicherlich durch die anhaltenden Diskussionen um das Rauchverbot im Jahr 2008 beeinflusst worden sein und somit eher eine politisch-soziologische darstellen. Jedenfalls ist die Tabakpflanze in der Tat eine Giftpflanze von globaler Bedeutung, sie dürfte heute die am weitesten verbreitete Giftpflanze überhaupt sein. Das Produkt, der Tabak, ist hochgiftig und wirkt in Anwendung als Genussmittel bei übermäßiger Anwendung krebserregend. Schon seine "Entdeckungsgeschichte" und die weltweite Erfolgsgeschichte sind interessant genug, dass wir ihn hier gerne vorstellen möchten.
Die Garten-Ringelblume ist aus keinem traditionellem Bauern- und Hausgarten wegzudenken. Sie wird im nördlichen Skandinavien ebenso angepflanzt wie am Mittelmeer und ist auf den Höhen des Pamir in Zentralasien so beliebt wie in den weiten Steppen Russlands. Diese außerordentliche Beliebtheit ist neben den geringen Standortansprüchen auf zwei wesentliche Eigenschaften zurückzuführen. Einerseits besitzt die Art zahlreiche Heilkräfte, die zum Teil schon seit der Antike bekannt sind, andererseits bereichern die attraktiven und vor allem reichlich blühenden Pflanzen von Frühling bis Herbst das Blumenbeet.
Zur aktuellen Verbreitung von Gagea bohemica (ZAUSCHN.) SCHULT. & SCHULT. f. in Sachsen-Anhalt
(2009)
Nach neueren genetischen Untersuchungen stellt Gagea bohemica eine hoch variable Spezies dar, wobei die Unterscheidung spezifischer oder infraspezifischer Taxa, charakterisiert durch morphologische und genotypische Merkmale mit unterschiedlicher geographischer Verteilung oder Habitatanforderungen, nicht länger aufrechterhalten werden kann. Für die Vorkommen von Gagea bohemica s. l. wurde unter Einbeziehung von Gagea saxatilis für Sachsen-Anhalt eine Rasterkarte erarbeitet, aus der hervorgeht, dass der Felsen-Goldstern aktuell noch an einer großen Zahl von Fundorten im mittleren und südlichen Gebiet Sachsen- Anhalts auftritt.
Zum Wandel der Flora von Bochum im Ruhrgebiet (Nordrhein-Westfalen) in den letzten 120 Jahren
(2009)
In der vorliegenden Arbeit wird die historische Flora von Bochum (HUMPERT 1887) mit der rezenten Online-Flora von Bochum (JAGEL 2009) quantitativ und qualitativ verglichen. Der Wandel in der Flora wird exemplarisch anhand verschiedener Lebensräume dargestellt und der Landschaftswandel in Bochum aufgezeigt. Die dargestellte Entwicklung kann als typisch für die gesamte Region des Ballungsraumes Ruhrgebiet angesehen werden. Trotz der 142 ausgestorbenen Arten liegt die Gesamtartenzahl der dauerhaft ansässigen Arten in Bochum heute bei 779 und damit höher als bei HUMPERT (602 dauerhaft ansässige Arten). Die Anzahl der Neuzugänge überwiegen die Abgänge, dies wird beispielsweise durch den Anstieg eingebürgerter Neophyten von 26 (4 % der Gesamtflora) in HUMPERTS FLORA auf 110 (16 %) heute deutlich. Ein "Rückgang der Arten" liegt also quantitativ nicht vor, wohl aber qualitativ. Der tiefgreifende Wandel der Flora kommt im Wesentlichen durch einen deutlichen Rückgang der Arten landwirtschaftlicher Flächen (Äcker und Grünland) zustande. Insbesondere Arten mit Ansprüchen an nährstoffarme Standorte sind deutlich im Rückgang begriffen. Einige dieser Arten konnten einen Standortwechsel auf Bahn- und Industriebrachen vollziehen und sind nur deswegen noch nicht aus dem Stadtgebiet verschwunden. Ungefähr die Hälfte der Rote-Liste-Arten Bochums wachsen heute auf solchen Brachflächen (fast ein Drittel sogar ausschließlich), nur knapp ein Viertel dagegen in Naturschutzgebieten. Mit der zunehmenden Bebauung bzw. durch eine sog. “Inwertsetzung“ dieser Brachen gehen nun auch diese Standorte zunehmend verloren und durch den Niedergang der Montanindustrie und dem bereits vollzogenen Strukturwandel fallen heute keine neuen Industrieflächen mehr brach, die diesen Flächenverlust kompensieren können. Es ist daher zu befürchten, dass viele der gefährdeten Arten in näherer Zukunft aussterben werden. Ebenfalls einen starken Rückgang erfuhren die Arten der Gewässer. Dieser begann bereits Ende des 19 Jhds. durch den Einfluss der Zechen und Schwerindustrie, hält aber auch heute noch durch Eutrophierung der Landschaft und den hohen Freizeitdruck auf entsprechende Lebensräume an. Verglichen mit der verheerenden Situation dieser Lebensräume zu Zeiten des Bergbaus hat sich die Situation der Bachsysteme heute aufgrund erfolgter Renaturierungsmaßnahmen aber etwas gebessert.
In Gartencentern findet man im Herbst und Winter manchmal die Knollen der Eidechsenwurz (Sauromatum venosum = S. guttatum, gelegentlich als "Arum cornutum" angeboten). Man kann diese Knollen so, wie sie sind, auf die Fensterbank legen. Im Frühjahr erscheint dann eine außergewöhnliche "Blüte". Aufgrund dieser ungewöhnlichen Kultur wird die Eidechsenwurz auch "Wunderblume" genannt. Neben dem spektakulären Blütenstand wird die Art aber auch wegen ihrer ungewöhnlichen, fußförmigen Blätter kultiviert. Die Stiele der Blätter sind etwa 50 bis 75 cm lang und gepunktet, die Blattspreite wird bis 50 cm breit. In Nordrhein-Westfalen wurde im Jahre 2008 erstmals ein verwildertes Vorkommen der Eidechsenwurz nachgewiesen.
In Karten wird die Verbreitung von 49 Alchemilla-Arten im Französischen und Schweizer Jura dargestellt. A. psilopodia wird als Art neu beschrieben. Mehrere Erstnachweise werden erbracht: Neu sind A. oscensis für Mitteleuropa, A. hybrida für die Schweiz, A. jaquetiana für Frankreich, A. firma, A. propinqua, A. speciosa, A. squarrosula für den Jura. Die aus Südwesteuropa einstrahlenden Arten (A. hybrida, A. oscensis, A. vetteri) werden ausführlich beschrieben und in Abbildungen, Bestimmungs- und Merkmalstabellen mit ähnlichen Arten verglichen (A. colorata, A. exigua, A. filicaulis, A. glaucescens, A. monticola, A. plicata, A. propinqua, A. psilopodia, A. strigosula, A. subglobosa).