610 Medizin und Gesundheit
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Auf der I. Internationalen wissenschaftlichen Leprakonferenz, welche im Oktober 1897 zu Berlin stattfand, konnten über die Verbreitung der Lepra in Deutschland und den deutschen Schutzgebieten nur lückenhafte Angaben gemacht werden. Dem V. internationalen Dermatologenkongreß (Berlin 1904) konnte ich schon etwas genaueres mitteilen. Die inzwischen angestellten Erhebungen ermöglichen es jetzt, eine zuverlässige Darstellung zu geben. Die Lepra, welche in Deutschland wie im übrigen Europa während des Mittelalters im Vordergrunde des Interesses stand, galt bei uns seit Mitte des 17. Jahrhunderts als erloschen. Wie wenig man in der Folge mit ihr rechnete, geht auch daraus hervor, daß das preußische Regulativ vom 8. VIII. 1835 den Aussatz nicht erwähnt. Um so größer war das Erstaunen und die Besorgnis, als Mitte der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts bekannt wurde, daß im Nordosten Deutschlands, im preußischen Kreise Memel, ein Lepraherd vorhanden wäre. ...
Die folgende Arbeit besteht aus drei Teilen: I. Einer physiologischen Untersuchung zwecks Auffindung einer Methode zur Bestimmung des Schwerpunktes des menschlichen Körpers in aufrechter Stellung. II. Der Anwendung dieser Methode auf die Erforschung gewisser, die aufrechte Körperhaltung beeinflussender Dinge, wie Korsetts und hoher Schuhabsätze. . III. Der Anwendung der so gewonnenen Resultate auf die Erforschung gewisser Formen chronischen Rückenschmerzes und ihrer Behandlung.
The question of athrepsia
(1911)
Eine ganz ungewöhnliche Beobachtung von traumatischen Schulter-, Schlund-Kehlkopflähmung durch Kopfsturz, die wir im Laufe des letzten Jahres machten, veranlasste mich, nach ähnlichen Fällen Umschau zu halten. Dabei zeigte sich, dass, wie wir erwartet hatten, die betreffende Kasuistik eine sehr kleine ist, und dass den wenigen über verschiedene Zeitschriften und Dissertationen zerstreuten Fällen dieser Art von den Chirurgen und Laryngologen kaum genügend Beachtung geschenkt worden ist. Es dürfte sich somit wohl lohnen, diese Krankengeschichte (als Fall XII) in extenso gleichzeitig mit den Resultaten unserer literarischen Untersuchung zu veröffentlichen , dann aber auch noch einen selbst beobachteten, weiteren Fall von Lähmung dieser Nervengruppen mitzuteilen, welcher durch eine Sinusthrombose (mit Empyem des Saceus endolymphaticus und Kleinhirnabszess) verursacht war. Gelegentlich werden wir einige interessante Krankengeschichten von Lähmung durch Aufhängen am Kopf resp. am Halse kurz erwähnen, die wir bei unseren Sachforschungen zufällig gefunden haben, und die selbst in unsern grössern Lehrbüchern ebenfalls noch nicht Berücksichtigung gefunden haben.
Die Herediät der Psychosen
(1913)
Ererbt ist dasjenige, was die Nachkommen von den Vorfahren durch die Keimzellen erhalten haben (0rth). Während es im strengen Sinne des Wortes keine ererbten Krankheiten gibt, so können wir doch einerseits eine Reihe von erblich übertragbaren Anomalien und Missbildungen Sechslingrigkeit, Kolobom) und andrerseits nehmen wir in vielen Fälen eine Erblichkeit der Krankheits-Anlage an. ...
Über Rassenhygiene
(1913)
Der Zahnarzt im Felde
(1916)
Postoperative Psychosen
(1916)
Chaulmoograöl und viele andere Oele haben durch ihren Gehalt an ungesättigten Säuren eine große spezifische wachstumhindernde Wirkung auf Kulturen von Tuberkelbacillen und anderen Säurefesten. Darin liegt vielleicht eine Erklärung für die bekannte Wirkung des Ohaulmoograöles bei Lepra und des Lebertrans bei einigen Fällen von Tuberkulose. Diese Öele wirken als direkte chemotherapeutische Reagentien und nicht als Stimulatoren auf Phagocytose, wofür die Wirkung des Ohaulmoograöles in der Leprabehandlnng angesehen wurde, oder als ein Tonikum, wie die gute Wirkung des Lebertrans bei Tuberkulose im allgemeinen gedeutet worden ist. Diese Annahme ist durch die gleichartige Wirkung des Ohaulmoograöles aus Taraktogenus Kurzii auf Kulturen und auf klinische Fälle bestärkt worden, da es. nicht nur das wirksamste Oel bei der Leprabehandlung ist, sondern auch auf Kulturen von säurefesten Bacillen die stärkste Wirkung ausübt. Die Frage, welcher Teil des Üeles der wirksamste ist, haben wir in der Weise beantwortet, daß die Wirksamkeit ohne Zweifel in den ungesättigten Säuren liegt. Nicht alle ungesättigten Säuren 1laben dieselbe Wirkung. Wir haben in unserrem Körper normalerweise auch eine Menge von ungesättigten Fettsäuren, wie es die Verdauung der Fette zeigt. Sogar in dem Wachsgehalt der Lepra- und Tuberkelbacillen sind ungesättigte Fettsäuren vorhanden. Darum wäre es ein Fehler, die therapeutische Aktivität der Fettsäuren allein ungesättigten Fettsäureit zuzuschreiben. Es ist möglich, daß die Aktivität der Zahl der Doppelbindungen im Säuremolekül proportional ist, oder wir müssen in den aktiven Üelen entweder eine neue, unbekannte ungesättigte Säure annehmen, oder eine homologe ungesättigte Säure, die uns noch nicht bekannt ist. Wir schlagen die Behandlung mit Öelen von einer ausgesprochenen spezifischen wachstumhindernden Wirkung auf Kulturen von säurefesten Bacillen vor: 1) bei allen Fällen der Lepra; 2) bei allen Fällen von Tuberkulose bei welchen die Behandlung mit Lebertran angezeigt ist.
Emil Sioli †
(1923)