700 Künste; Bildende und angewandte Kunst
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Der Warschauer Künstler Karol Radziszewski gestaltet seit 2015 das Queer Archives Institute (QAI). Es ist bis Ende September 2019 im Schwulen Museum Berlin zu sehen und präsentiert Dokumente queeren, vor allem schwulen Lebens aus verschiedenen Ländern Osteuropas in der Spätzeit des Staatssozialismus und während der ersten Jahre nach dessen Untergang.
Das Bildnis des sogenannten "Lübecker Wunderkinds" stellt eine Kuriosität in der Porträtsammlung Holzhausen dar. Anhand zweier Porträts wird die märchenhaft anmutende, doch in Wahrheit zutiefst traurige Lebensgeschichte des Christian Heinrich Heinecken erzählt, dem seine zu jener Zeit einzigartigen Talente zum Verhängnis werden sollten.
Faul sein. Den Sonntag gemütlich auf der Couch verbringen. Die To-Do-Liste zur Seite legen. Mal keinem getakteten Tagesablauf folgen. Die Zeit einfach vorbeiziehen lassen. Zur Ruhe kommen und nichts tun geht häufig mit einem negativen Gefühl einher. Von Vorwürfen der Unproduktivität bis hin zu rassistischen Ressentiments, die mit dem Nichtstun verknüpft werden: Faulheit gehört zu den Dingen, die in der kapitalistischen Gesellschaft keinerlei Wertschätzung erfahren. Neu ist die negative Konnotation des Begriffs allerdings nicht. Bereits im vierten Jahrhundert verpönt die christliche Theologie die "Trägheit" als eine der sieben Todsünden. Die abschätzige Bewertung überdauerte den christlichen Glauben, wurde sozusagen profanisiert und ist heute – in Zeiten von Überstunden, Zweit- oder auch gleich Drittjobs und ständiger Verfügbarkeit – ein No-Go. ...
Die Idee und inhaltliche Ausrichtung der Ausstellung HOUSE OF NORWAY stand bereits fest, als ich Mitte März in das Frankfurter Museum Angewandte Kunst als Projektkoordinatorin für eben diese Ausstellung kam. Dass die gesamte Fläche des Museums bespielt werden sollte, erinnerte mich an die Schau The Empty House im Jahr 2013, bei der ich damals als Praktikantin mitgewirkt hatte: Auch die Performance des Konzeptkünstlers Olaf Nicolai fand im gesamten Richard-Meier-Bau statt, welcher zuvor in seinen Originalzustand von 1985 zurückversetzt worden war. HOUSE OF NORWAY war so zumindest in seiner Dimension vorangegangenen Ausstellungen nicht unähnlich – auch die Ausstellung Jil Sander. Präsens vor zwei Jahren wurde im gesamten Museumsgebäude gezeigt. ...
Wir lassen die überwältigende Fülle an Werken im Arsenale hinter uns. Das Ziel sind die Giardini, der ursprüngliche und neben dem Arsenale zweite große Ausstellungsort der Kunstschau. Dort befindet sich einer der Hauptanziehungspunkte der Biennale: Im Zentralpavillon steht die in den Medien bereits oft erwähnte und gezeigte sogenannte "Blutmaschine". Ein riesiger Roboterarm mit überdimensionaler Wischschaufel, wirkt sie in ihrer Motorik dennoch ausgesprochen menschlich. Die 32 Bewegungen, die das chinesische Künstlerduo Sun Yuan und Peng Yu dem Industrieroboter "in den Leib" programmiert haben, erinnern an Winken, Tanzen, Po-Wackeln, Innehalten und Überlegen. ...
Kunstmekka und kitschig-schöne Serenissima : Teil 1/2: Rundgang über die 58. Biennale in Venedig
(2019)
Ein guter Grund alle zwei Jahre in die Serenissima zu reisen ist ihre Kunstbiennale. Seit über 100 Jahren, genauer seit 1895, öffnet von Mai bis November die größte Kunstschau der Welt in Venedig ihre Pforten.
Die Biennale verteilt sich auf mehrere Ausstellungsorte. Da sind die Giardini, ein für venezianische Verhältnisse großzügiger Park und zudem die einzige Grünanlage der Stadt. Sie beherbergen neben dem Zentralpavillon auch 28 nationale Länderpavillons, darunter einen deutschen Pavillon. 1999 kam aus Platzgründen das Arsenale, die Schiffswerft des ehemaligen Militärhafens, als Ausstellungsfläche hinzu. Zusätzlich verteilen sich weitere Länderpavillons und Ausstellungen über die Stadt, in angemieteten Etagen verschiedener Palazzi. Letztere zeigen sich zumeist als sehenswerte Architektur. Nicht selten lassen sich dort Kronleuchter aus Muranoglas, wertvolle Stofftapeten oder Wandmalereien sowie monumentale und reichverzierte Treppen bewundern.
May You Live in Interesting Times lautet der Titel, den der Amerikaner Ralph Rugoff, diesjähriger Kurator für die zentrale Ausstellung, der 58. Kunstbiennale gegeben hat. Die Besonderheit in diesem Jahr: Es stellen nur lebende Künstler aus und davon sind alle einmal sowohl in den Giardini als auch im Arsenale mit Werken vertreten. Die nationalen Länderpavillons haben jeweils eigene nationale Kuratoren und Künstler ausgewählt und bespielen ihre Häuser unabhängig vom Hauptmotto. Es kommen darüber hinaus auch noch viele sogenannte Kollateral-Ausstellungen in den berühmten Museen oder in bekannten Kirchen und Palazzi hinzu. Selbst ein einwöchiger Aufenthalt böte nicht genug Zeit, um alles zu sehen.
Der betongraue Bunker ist von Zwangsarbeitern der Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg errichtet worden. Geplant war er als Luftschutzbunker für die Mitarbeiter und Kunden der Reichsbahn, damit sie sich im Ernstfall vom nah gelegenen Bahnhof, dem heutigen Bahnhof Friedrichstrasse, vor dem Bombenhagel retten konnten; bis zu 2.500 Menschen finden darin Platz. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Bunker sehr unterschiedlich genutzt: Zuerst diente er als Kriegsgefängnis der Roten Armee, danach als Lager für Textilien und anschließend für Südfrüchte, was ihm den Namen „Bananenbunker“ einbrachte. Nach dem Mauerfall ging das Gebäude in den Besitz des Bundes über und die Kultur Berlins zog ein: Erst in Form eines Techno-Clubs, in welchem auch Theaterstücke aufgeführt wurden, bis der Bund das Gebäude vorerst schloss. Der Werbeagentur-Inhaber Christian Boros erwarb zusammen mit seiner Frau Karen Boros den Bunker schließlich und baute ihn fünf Jahre lang um: Seit 2008 werden die Kunstwerke aus Boros’ privater Kunstsammlung präsentiert. ...