770 Fotografie, Video, Computerkunst
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Surrealismus - das steht für Skandal, Empörung, Schock. "Die Provokation war sogar eine wesentliche Daseinsberechtigung dieser Bewegung." erinnert sich Mitbegründer Philippe Soupault: Tristan Tzara gelang ein wirklicher Skandal als er vorschlug, während der Versammlung ein Gedicht zu verfassen, aus Worten, die auf Papierschnitzeln geschrieben und in einem Hut zusammengeworfen wurden. [...] Wir waren [...] von dem Resultat entzückt, denn dieser beginnende Skandal machte uns endgültig klar, dass wir systematisch Skandal erregen mussten, wenn wir unsere Empörung ausdrücken und verbreiten wollten. [...] Schimpfworte und faule Eier, Tomaten und Fleischreste wurden uns in reichlichen Mengen an den Kopf geworfen, wir wurden in allen Tonarten beschimpft, was uns überzeugte, dass wir auf gutem Wege waren.
Eine Familienfotografie weckt nicht nur Erinnerungen an die eigene Vergangenheit und Lebensgeschichte, sondern ruft auch Assoziationen und Verknüpfungen zu anderen Bildern und Narrationen auf, wie dieses Beispiel zeigt. Fotografie ist also mehr als eine Dokumentation von Erlebtem. Was sie unter verschiedenen Perspektiven leisten kann, soll hier anhand aktueller Interviewbeispiele untersucht werden. Dabei verfolge ich die These, dass eine Fotografie dann eine besondere Wertzuschreibung erhält, wenn es zu einem Objekt der Gegenwart wird, also eine Aktualisierung erfährt. Wenn man den Gebrauch von Fotografien näher betrachtet, scheinen sie ein gewisses Eigenleben zu führen: Sie fungieren nicht nur als Redeanlass, sondern der Betrachter kann den Eindruck haben, das Bild selber spräche zu ihm, würde ihm etwas mitteilen wollen oder hätte gar eine Botschaft. „La photographie n'est jamais qu'un chant alterné de ‘Voyez', ‘Vois', ‘Voici' [...]." stellt Roland Barthes in seinen Überlegungen zum Wesen der Fotografie 1980 in „La chambre claire" fest.
Im Spätherbst 2007 wurde in Mannheim eine Ausstellung mit früher bundesrepublikanischer Polizeifotografie eröffnet, die bis zum April 2008 gezeigt wurde. Die Bilder waren dabei über zwei Ausstellungsorte verteilt, denn die Schau fand sowohl im Museum Weltkulturen der Reiss-Engelhorn-Museen als auch im ersten Stock des Mannheimer Polizeipräsidiums statt. Die Besucher konnten somit ganz praktisch über die grundlegende Frage reflektieren, ob die Umgebung einer Ausstellung unmittelbare Rückwirkung auf die Wahrnehmung der Inhalte durch ihre Betrachter hat. ...
Die 16 Bücher, die Ed Ruscha zwischen 1963 und 1978 publizierte, teilen eine Reihe charakteristischer Eigenschaften. In ihrer unprätentiösen Erscheinung bestechen sie auf unverkennbare Art und Weise durch ein klares Layout und eine nüchterne Typografie, die scheinbar im Widerspruch zu den oft etwas absurd anmutenden Titeln wie 'Twentysix Gasoline Stations', 'Nine Swimming Pools', 'Some Los Angeles Apartments' oder 'Every Building on the Sunset Strip' stehen. Im Innern der Bücher ist jeweils eine Serie meist schwarz-weißer Fotografien zu sehen, welche abbildet, was im Titel angekündigt wird: Tankstellen, Swimmingpools, Parkplätze etc. Obschon einem beim Durchblättern auf den ersten Blick hauptsächlich die Fotografien ins Auge springen, wird rasch deutlich, dass diese immer in engem Zusammenhang mit ihrem Trägermedium, dem Buch, stehen. Zwei Aspekte von Ruschas Fotobüchern sind interessant im Hinblick auf das Prinzip der Reihung: einerseits das prototypische Vorgehen des Künstlers in der Produktion seiner Publikationen und andererseits der Zusammenhang zwischen der Präsentation einer fotografischen Serie in Buchform und der daraus resultierenden doppelten Zeitlichkeit.
Schon seit Ende der 1980er Jahre und bis heute setzt der Schweizer Künstler Thomas Hirschhorn Gesten in den öffentlichen Raum, aber auch in Museen und in Galerien, die das Wesen eines irrlichternden Mementos aufweisen, Zeichen einer kalkuliert in Szene gesetzten Hilflosigkeit. Dabei erfindet er sozusagen eine Kunstfigur, die seine Werke zu machen scheint. Seine wuchernden Objekte, Schrift- und Bildtafeln, entsprechen Handlungen, die ein Getriebener, ein Wahnsinniger gemacht haben könnte. Hirschhorn betätigt sich somit als Überbringer einer entfesselt leidenschaftlichen Emotionalität, die in krassem Kontrast steht zum kontrollierten, von der Vernunft gelenkten, von übertriebenen Affekten und Irrationalität geläuterten Idealbild des westlich aufgeklärten Kulturmenschen.
Barthes' Benjamin-Rezeption soll in einem ersten komparatistisch-dokumentarischen Teil genauer erfasst werden, indem die photographischen Illustrationen in der 'Literarischen Welt', dem 'Nouvel Observateur' und in 'La Chambre claire' gegenübergestellt und die Photographie-Zitate identifiziert werden. Als Zweites werden weitere mögliche Rezeptionswege zwischen Benjamin und Barthes angedeutet, die im Kontext der Photographie eine Rolle gespielt haben könnten. Dem wird drittens ein analytisch ausgerichteter Teil folgen, in dem problematisiert werden soll, inwiefern der theoretische Gegenstand selbst, d.h. die Photographie, als visuelles Bindeglied zwischen Benjamin und Barthes fungiert und auf welche Weise die Photographie-Zitate mit einigen Scharnierstellen in der Photographie-theoretischen Argumentation insbesondere bei Barthes zusammenhängen. Abschließend soll untersucht werden, inwiefern Barthes’ spezifische Zitierpraxis mit Benjamins eigener Zitier-, Montage- und Sammlerpraxis verwandt ist, inwiefern dadurch die Photographien "zu ihrem Rechte kommen" (GS V, 574) und inwiefern schließlich Rezeptionsgeschichte im Sinne von Benjamins Geschichtsverständnis exemplarisch zur Anschauung kommt.
In den ersten Tagen des Krieges 1992 pflegte man in Sarajevo in besorgten Gesprächen über die Situation der belagerten Stadt zu sagen: "Samo da ne bude Beirut" (Dass hier nur kein Beirut kommt). Wenn man jedoch, als jemand, der sich mit den Nachkriegskulturen der Balkanregion, speziell Bosnien-Herzegowina, beschäftigt, den Libanon besucht, dann scheint einem mitten in Beirut Sarajevo zu begegnen. Die Parallele zwischen Beirut und Sarajevo mochten die Sarajevoer 1992 aus naheliegenden Gründen nicht sonderlich - schließlich dauerte der libanesische Bürgerkrieg von 1975 bis 1990. Aufgrund der (oft anti-arabisch gefärbten) Präsenz des Libanons in europäischen und westlichen Massenmedien hält sich auch im heutigen Bosnien-Herzegowina beharrlich ein weitgehend negatives Bild des Landes. Dennoch werden immer wieder Vergleiche über die Kulturen beider Länder gezogen, meist von Personen, die Bosnien-Herzegowina und den Libanon nur mittelbar kennen, d. h. deren Kenntnisse allein auf Repräsentationen beruhen. Aus diesem Grund findet sich ihr und so auch mein Vergleich in der gleich en Falle wieder, wie die Repräsentationen selbst.
Die Literatur Eduard Mörikes hat häufig mit optischen Medien zu tun. Als Dichter, der zugleich Maler war, interessierte sich Mörike sehr für optische Techniken wie die Phantasmagorie, auch Laterna magica oder Zauberlaterne genannt, oder eben für die Photographie. Malerei, Phantasmagorie, Photographie - alle diese Techniken werden in Mörikes Schriften thematisch. Außerdem versuchte Mörike, in seinen Texten selbst, genauer: durch die Schriftzeichen, eine gewisse Bildlichkeit zu erzeugen. Somit wird die Bildlichkeit bei Mörike ein wichtiges Thema. Dieses soll im Folgenden untersucht werden und zwar, wie bislang selten unternommen, im Kontext der Mediengeschichte. Analysiert werden sollen hier drei Textbeispiele: Das erste Beispiel ist der erstmals 1832 erschienene Roman 'Maler Nolten', der ein von Mörike so genanntes "phantasmagorisches Zwischenspiel" mit dem Titel 'Der lezte König von Orplid' enthält. Als zweites wird sein in der Forschung kaum beachtetes Gedicht aus dem Jahr 1853 'Der Frau Generalin v. Varnbüler, Vorsteherin des Katharinenstifts' aufgegriffen, ein Gelegenheitsgedicht über Gruppenphotos. Das dritte Beispiel schließlich ist 'Die schöne Buche', ein Gedicht von 1842, das manchmal auch als Dinggedicht bezeichnet wird. Die Analyse dieser Werke wird zur Erhellung der folgenden Frage führen: Was veranlasste Mörike zum Schreiben der Dinggedichte, oder wie wurde das Genre Dinggedicht durch ihn in die Geschichte der deutschen Literatur eingeführt?
Schlagen wir an einem beliebigen Tag die Fernsehzeitung auf, begegnet uns auf mindestens einem Fernsehsender eine kriminalpathologische Serie. Die Faszination des Menschen am Tod lässt dieses Format wie Pilze aus dem Boden schießen. Doch woher kommt die Lust am Morbiden? Einen emotionalen Zusammenhang kann es nicht geben, da es sich nur um fiktive Personen handelt. Doch wenn die persönliche Trauer keine Rolle spielt, warum schauen sich dann so viele Menschen Leichen in Film und Fernsehen an? Vielleicht ist es die Angst vor dem Unbekannten, vor dem Tod, die uns dazu treibt. Der Mensch strebt auf diese Weise danach, Erfahrungen mit dem Tod zu sammeln, in dem er versucht den Objekten des Todes, also den Toten, nahe zu kommen. Es ist ein Versuch mit dem Unausweichlichen umzugehen. Doch finden wir den inszenierten Tod nicht nur im Abendprogramm des Privatfernsehens. Häufig begegnet er uns auch in den Nachrichten besonders detailreich, wenn es sich dabei um den Tod eines Machthabers handelt. Der inszenierte Tod begegnet uns zum Beispiel in den verschiedenen Aufnahmen von der Hinrichtung Sadam Husseins. Die Präsentation dieser Bilder in den Medien hat noch eine weitere Dimension und um die soll es in der vorliegenden Arbeit gehen...
Die folgenden wissenschaftlichen Untersuchungen basieren auf dieser Fragestellung: Lassen sich die mit dem neuzeitlichen Medium der Videokamera dokumentierten Tsunamivideos mit den kunsthistorischen Abbildungen der biblischen Sintflut vergleichen? Und wenn ja, gibt es einen ikonographischen Zusammenhang zwischen den Bildern dieser augenscheinlich so konträren „Bildträgern“? Es ergeben sich somit zwei Themenschwerpunkte: Zum einen die Übertragung der beiden Tsunamis in Südasien und Japan durch das Kommunikationsmedium Handy und der Videokamera und die mit sich bringende Überlegung bezüglich der evozierten Emotionen durch diese neue Art der Dokumentation. Denn der Betrachter steht hilflos einer „Flut“ von Bildern gegenüber, die aus seinen eigenen Reihen kommen. Er sieht nicht mehr die für politische Zwecke oder von den Medien manipulierten Bilder, sondern Echtzeitzeugnisse menschlicher Schicksalsschläge und Ängste...
Der Werther-Effekt
(2014)
Die vorliegende Untersuchung spezialisiert sich auf das Thema des Suizids und listet dabei auserwählte prominente Persönlichkeiten auf, die ihrem Leben selbst ein Ende setzen wollten. Dabei soll besonders auf ein Phänomen eingegangen werden, das in der Wissenschaft allgemein unter dem „Werther-Effekt“ bekannt ist; eine seit Jahrhunderten beobachtete Häufung von Selbstmorden, denen immer der Suizid einer bekannten Persönlichkeit voran gegangen ist. Basierend auf den empirischen Untersuchungen von David Phillips, der einen kausalen Zusammenhang zwischen prominenten Suizidenten und Selbstmördern aus der Gesellschaft bestätigt hat, soll zunächst dargelegt werden, was genau unter dem „Werther-Effekt“ zu verstehen ist. In die Diskussion immer mit eingebunden ist die Rolle der Medien. Vorangestellt wird eine Erläuterung, die erklärt, warum diese Art Selbstmord „Werther-Effekt“ genannt wird. Anhand von vier berühmten Persönlichkeiten werden unterschiedliche Beispiele für den „Werther-Effekt“ dargestellt. Mit Marilyn Monroe als berühmteste und beliebteste Schauspielerin ihrer Zeit, zeigt sich inwieweit die Berichterstattung über ihren Tod durch die Medien zum Selbstmordantrieb für die normale Bevölkerung werden kann...
"Tank man and Ai Weiwei" : die Stilisierung zu
Heldenfiguren durch massenmediale Echtzeitübertragung
(2014)
Heute herrscht ein Drang zur exzessiven Rationalität. Unterstrichen wird diese durch die unhaltbare Dokumentation des banalen Alltags. Bei Facebook, Twitter und anderen Netzwerken darf jeder mitverfolgen, was sein nebenan zum Beispiel im Urlaub auf Bali zum Frühstück gegessen hat. Erzählungen reichen nicht mehr aus, um zu beweisen, dass ein Ereignis geschehen ist. Erst durch Fotos werden Erlebnisse authentisch oder zumindest fühlt es sich für viele noch echter an. Videos werden bei Youtube hochgeladen und ganze Fotoalben auf Facebook für die “Freunde” bereit gestellt. Diverse Massenmedien werden genutzt, um Tatsachen aufzuzeigen, wie man es auch aus dem Fernsehen kennt. Es geht um die Wiedergabe tatsächlicher Geschehnisse. Das gilt sowohl für den Alltag als auch beispielsweise für politische Angelegenheiten. Zwischen nüchternen Nachrichten und Berichterstattungen ergibt sich ein Raum für die Sehnsüchte nach eher irrationalen Geschichten, Verschwörungstheorien und modernen Mythen. Kein Wunder, dass scheinbar unauffällige Alltagsfiguren durch Presse und Fernsehen manchmal zu Heldentypen stilisiert werden. Auf der Bühne politischer Ereignisse kommt es zu einer Zusammenarbeit von Journalismus und „Übermenschfiktionen“...
Der dokumentarische Blick. Bild- und Geschichtsproduktion bei Omer Fast, Walid Raad und Sven Johne
(2014)
Der dokumentarische Blick. Bild- und Geschichtsproduktion bei Omer Fast, Walid Raad und Sven Johne Eine staubige Straße in einer kargen Landschaft irgendwo im nirgendwo. Zwei Fahrzeuge. Ein blutüberströmter junger Mann auf der Rückbank in den Armen einer Frau. Die Frontscheibe ist zersplittert. Eine Szenerie, die sich in Gedanken leicht ausmalen lässt. Es spielt noch keine Rolle ob sie wahr ist oder Fiktion. Das Bild taucht vor dem inneren Auge auf, konstruiert aus ein paar Schlagworten. Die beschriebene Szene stammt aus der Videoarbeit The Casting von Omer Fast.
Als am 11.10.1987 der Stern- Reporter Sebastian Knauer den toten, erst kurz zuvor vom Amt des Ministerpräsidenten in Kiel zurückgetretenen, Uwe Barschel (CDU) in der Badewanne seines Genfer Hotelzimmers fotografierte1, schuf er eine Fotografie, deren Bekanntheit und Streitbarkeit bis heute nicht verblasst ist.
Beim Durchblättern einer alten SPIEGEL-Ausgabe, die irgendwo herumlag, erregte ein Pressebild meine Aufmerksamkeit. Unter Mitteilungen war ein Photo zu sehen, das eine Person zeigte, die zum Sprung von einer Balkonbrüstung angesetzt hatte. Dieses Bild fesselte deshalb meinen Blick, weil dieser sich im Sprung befindende Mensch so gar nicht hineinpassen wollte in das mondäne, distinguierte Ambiente der Innenarchitektur. Als Fremdkörper störte er die klassizistische Fassade auf eine erhebliche, jedoch sehr leise Weise...