800 Literatur und Rhetorik
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Um 1800 verstärkt sich das Problembewusstsein für eine der wissenschaftlichen Reflexion adäquate Darstellung, da sich die Überzeugung durchsetzt, die Sprache sei nicht nur ein Werkzeug, sondern vielmehr ein "bildendes Organ des Gedankens" (Wilhelm v. Humboldt). Das enge Verhältnis von Aussage und Ausdruck rückt die Wissenschaft in der deutschen Tradition geradezu zwangsläufig in die Nähe zur Literatur. Dabei zeigt sich das wissenschaftliche Selbstverständnis dieser Jahre in der Frage v.a. seiner Adressierung von einer interessanten Paradoxie geprägt. So soll der jeweilige Sprachgebrauch überhaupt erst den szientistischen Anspruch wissenschaftlicher Projekte beglaubigen und diese gleichsam als Spezialdiskurse legitimieren, zugleich muss der ideale Adressat der Wissenschaft solche Spezialdiskurse aber immer auch überschreiten. J. G. Fichte etwa weist den Vorwurf der "Unverständlichkeit" seiner "Wissenschaftslehre" als implizites Verlangen nach "Seichtigkeit" seitens der Leser zurück, zugleich aber erlegt er dem Wissenschaftler die Aufgabe auf, einen Beitrag zum "Fortgang des Menschengeschlechts" zu leisten. Derartigen Spannungen spürt der Band im Kontext vornehmlich des Niedergangs (wie Fortlebens) der Rhetorik und der Neubegründung der Universität nach.
Bu makalenin amacı, Osmanlı Devleti'ne gerçekleştirilen gezilere ilişkin seyahatnamelerin Almancadan Türkçeye yapılmış olan çevirilerini Genette (2016)'in yanmetin kavramı bağlamında irdelemektir. Bu seyahatname çevirileri 1960–2017 yılları arasında yayınlanmıştır. Temel alınan bütünce 16 farklı seyahatnameye ait 34 çeviri sürümü içermektedir. Seyahatname, yanmetin ve çeviri ilişkisine değinildikten sonra sözü edilen seyahatname sürümlerinin yıllara göre dağılımı gösterilmiştir. Seyahatname çevirileri erek kültür dizgesinin bir parçası olduğundan, bu çeviri kitaplardaki iç metinler, erek okurların çeviri metni nasıl okumaları gerektiği ve kendilerini nelerin beklediği konusunda aracılık etmektedir. Böylelikle bu iç metinler, okurların olası ihtiyaçlarını karşılamak üzere ve erek kültürün koşullarına göre üretilmektedir. Örneklerle bu iç metinler aracılığıyla erek okurla nasıl bağ kurulduğu gösterilmiştir. Bu çalışmada ayrıca, belli başlı iç metin türlerinin niceliksel ve niteliksel incelemesiyle çeviri olgusu, çevirinin amacı, çevirmenin görünürlüğü/görünmezliği, yayınevlerinin çeviri politikası, çeviriyi etkileyen etmenler vb. konularda bilgiler sunmak amaçlanmıştır. Toplanan veriler, iç metinlerin bir yandan erek okurların olası ihtiyaçlarına göre şekillenebildiğini gösterirken diğer yandan erek kültür dizgesinin bazı ideolojik dinamiklerine hizmet edebildiğine işaret etmektedir.
Der Entwicklung einer sprachwissenschaftlichen Terminologie bei Jacob Grimm gilt das Interesse von David Martin. Für das Problem sowohl des Deutschen als auch der Wissenschaftssprache bilde Grimm insofern ein schlagendes Beispiel, als eine potentielle Unterscheidung zwischen Objekt- und Metasprache die (frühe) Sprachwissenschaft zwangsläufig vor besondere Herausforderungen habe stellen müssen. Grimms Lösung dieses Problems bestehe nun darin, eine solche Differenz gar nicht erst aufbrechen zu lassen, das Subjekt dem Objekt der Erkenntnis regelrecht 'auszuliefern' und weniger "über die Sprache" als "mit ihr" zu sprechen. Dadurch komme es bei Grimm zwar durchgehend zu einer Annäherung der Darstellung an ihren Gegenstand, doch dürfe diese über die tendenzielle Artifizialität insbesondere seiner Fachausdrücke nicht hinwegtäuschen. Grimm untersuche eine Sprache, "die er zu deren Beschreibung zugleich entdeckt und erfindet".
Einleitung
(2019)
Über Wissenschaft zu reden ist keine Selbstverständlichkeit, ist doch Wissenschaft selber die Rede über alle möglichen Gegenstände, eine Rede zumal, die ihre eigenen Prinzipien setzt und sich autonom bestimmt, also auch die Rede über sich kontrolliert und davon ausgeht, eine nichtwissenschaftliche Rede über Wissenschaft müsse diese wesentlich verfehlen. Dieser Anspruch auf Autonomie manifestiert sich sprachlich etwa in der Ausbildung von Terminologien, von Ausdrücken, deren Bedeutung sich von ihrem allgemeinen Sprachgebrauch ablöst und weitgehend selbstreferentiell funktioniert, weshalb es auch wenig produktiv scheint, über Terminologien zu sprechen, man muss sie vielmehr benutzen. Doch auch wenn man sie beherrscht, wird man im gleichen Maße von ihnen beherrscht. Freilich ist diese Autonomisierung - wie jede gesellschaftliche und diskursive Differenzierung - niemals absolut, denn auch die Wissenschaft muss bei verschiedenen Gelegenheiten nach außen kommunizieren: pädagogisch, um neue Mitglieder auf die interne Kommunikation vorzubereiten, aber auch politisch, um der allgemeinen Öffentlichkeit Rechenschaft über das eigene Tun abzulegen. In der wissenschaftlichen Selbstverständigung kommt es daher zu einer permanenten Vermischung von wissenschaftlicher und nichtwissenschaftlicher Kommunikation, und es ist just diese Vermischung, die das Reden über Wissenschaft möglich und auch nötig macht.
Die Übersetzung der Kashinawa-Mythen in Theodor Koch-Grünbergs "Indianermärchen aus Südamerika"
(2019)
Neben seinen ethnologischen und linguistischen Studien zu indigenen Kulturen der Amazonasregion beschäftigte sich der deutsche Brasilienforscher Theodor Koch-Grünberg auch mit indigenen Mythen und hatte klare Vorstellungen davon, wie diese mündlich überlieferten Erzählungen dokumentiert und übersetzt werden sollten. Modellcharakter hatte für ihn die interlineare Übersetzung des brasilianischen Historikers João Capistrano de Abreu von Texten aus dem Kashinawa, einer Panosprache, die noch heute im brasilianisch-peruanischen Grenzgebiet von Mitgliedern der ethnischen Gruppe gesprochen wird. Capistranos Textsammlung "Rã-txa hu-ni ku-ĩ" wurde 1914 in Brasilien veröffentlicht. Bereits 1920 erfolgte die Publikation der "Indianermärchen aus Südamerika" durch Koch-Grünberg, wobei von den 117 ins Deutsche übertragenen Geschichten 13 aus Capistranos Werk stammten. In diesem Beitrag soll anhand ausgewählter Textbeispiele die Übersetzung Koch-Grünbergs aus dem Kashinawa ins Deutsche diskutiert werden. Grundlage war dabei die transkribierte Textsammlung in Originalsprache mit einer Wort-für-Wort-Übersetzung ins Portugiesische sowie einem angehängten Glossar und einem Grammatiksketch. In Koch-Grünbergs eigenen Aufzeichnungen wird zusätzlich deutlich, dass es sich um einen multiplen Übersetzungsprozess handelt: von einem mündlich präsentierten narrativen Diskurs mit performativen Elementen in Schriftsprache, von einer indigenen Sprache Südamerikas in eine typologisch weit entfernte europäische und von einer vollkommen unbekannten Kultur in eine für den brasilianischen wie den deutschen Leser nachvollziehbare.
Ernst Müller beschäftigt sich mit der "Umcodierung der europäischkonfessionellen in eine national-säkulare Bestimmung der Universität" im Werk Friedrich Schleiermachers. Da eine sprachliche Verfasstheit des Wissens für Schleiermacher außer Frage stehe und er deren Vermittlung in der "verschriftliche[n] Mündlichkeit" seiner Vorlesungen auch durchaus Rechnung zu tragen versuche, wolle er den Gebrauch des Lateinischen auf den einer akademischen Festsprache reserviert wissen. Ferner führe die neue Verbindung von Philosophie, Wissenschaft und Bildung bei Schleiermacher beinahe zwangsläufig zu einer Gegenüberstellung von deutscher Universität und französischer Spezialschule, da Letztere sich dem staatlichen Nutzen und der Berufsausbildung verschrieben habe. Die deutsche Universität binde Schleiermacher dabei zwar an die Nation, mitnichten aber an den Nationalstaat.
Der Beitrag von Patrick Eiden-Offe schließlich verlässt den Komplex der Wissenschaftssprache und untersucht Deutsch als Literatursprache in der Hymnik Friedrich Hölderlins. Man könne Hölderlins Werk mit gutem Recht auf die Frage festlegen, "wie und ob überhaupt das Deutsche eine Sprache der Dichtung sein oder werden kann". Ähnlich wie die Wissenschaft und ihre Sprache werde Deutsch von Hölderlin dabei nicht als eine "Gegebenheit", sondern als eine "Aufgabe" betrachtet, die die eigene Lyrik maßgeblich (mit) zu realisieren habe. Hölderlin lasse dieses Projekt in eine komplexe geschichtsphilosophische Reflexion ein, die seine hochartifizielle Sprache der 'Natur' gerade wieder (oder überhaupt erst) nahebringen solle. Dass ein solches literarisches Programm strukturelle Affinitäten sowohl zur Grimm'schen Sprachwissenschaft als auch zum (system-)philosophischen Bemühen um Verständlichkeit und Popularität birgt, ist evident.