800 Literatur und Rhetorik
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In Japan, most contemporary readers expect comics, or manga, to be entertaining fiction ('story manga'), magazine-based, and targeted at age- and gender-specific demographics. These narratives eventually reappear in bound book editions ('tankōbon'), after they have proven to be popular to an extent that would warrant print runs of more than 5,000 copies. Due to the central role of magazines as first site of publication since the 1960s, genre specificity has been essential – for editors, readers, and artists alike. While manga's traditional genres have been gender- and age-specific, thematic genres such as SF, horror and comedy, or recently also blog-like essay manga, come to the fore whenever the otherwise prevalent categories forfeit efficacy. But there is one genre which does not comply with these categories, i.e. gakushū manga, educational or instructional comics.
Der Jugendunterricht
(2017)
Bei "Der Jugendunterricht" handelt es sich um eine Vorlesung aus Bertha von Suttners "Maschinenalter" (in späteren Auflagen "Maschinenzeitalter"). Das vortragende Ich hält in einer fiktiven Zukunft, in welcher der Mensch höher entwickelt ist, eine Vorlesungsreihe über die gesellschaftlichen Zustände des 19. Jahrhunderts. Die einzelnen Vorlesungen bilden die Kapitel des Buches, welches nicht nur die gesellschaftlichen Missstände des 19. Jahrhunderts darlegt, sondern eine soziale, in sich stimmige Utopie erschafft. [...] Bertha von Suttners Soziologieverständnis war stark von Auguste Comtes positivistischer Sichtweise geprägt, die auf einem absoluten Glauben an Wissenschaft und Vernunft beruht. Dieses positivistisch geprägte soziologische Programm hatte um 1900 seinen Höhepunkt erreicht und war danach für Jahrzehnte unter den Generalverdacht der Faktenhuberei und der naiven Wissenschaftsgläubigkeit gestellt worden. Mit den Positivisten teilte Suttner ein monistisches Weltbild, sah das menschliche Zusammenleben als naturgesetzliches Ganzes an und negierte eine nomothetische Wissenschaftsauffassung. Für sie hatte die Soziologie - wie die Wissenschaft überhaupt - die Aufgabe, das menschliche Zusammenleben sowohl zu beschreiben als auch zu verbessern. Besonders präzise kommt Suttners Standpunkt zur Bildung und ihre Kritik am Bildungssystem in der Vorlesung über den Jugendunterricht zum Ausdruck. Das vortragende Ich aus dem Maschinenzeitalter kritisiert die Kluft zwischen dem Stand der Wissenschaft und dem in der Schule vorgetragenen Wissen um 1885 / 86. Den Gegensatz erklärt es durch die Zweckgebundenheit des schulischen Wissens: "Was der Staat heranbilden wollte, waren Staatsdiener und nicht Weltweise", weshalb der Lehrstoff nach vermeintlicher Gefahr und Nützlichkeit ausgewählt worden sei und der Wahrheitsanspruch eine untergeordnete Rolle gespielt habe. Vor allem der Geschichtsunterricht sei im 19. Jahrhundert dazu verwendet worden, den jungen Menschen "sogenannte Grundsätze beizubringen", wie die Erweckung des patriotischen Stolzes und der Kriegslust, die Loyalität gegenüber dem Vaterland und das Schüren von Rassenhass. Als Beispiel werden Erzählungen von Herrscherbiographien herangezogen: Mit "kriechende[r] Bewunderung" verfasst, verherrlichen sie Gräueltaten und schreiben Kultur nicht vielen Personen, sondern einer einzelnen zu. Suttner verwahrt sich gegen diese "'Große-Männer-Theorie', welche die Schicksale aller Reiche und Völker von dem Genius einzelner Helden und Führer ablenkt". Ferner kritisiert sie den verherrlichenden Ton der fürchterlichen Szenen in diesen Biographien, welcher dem wichtigsten Attribut der Wissenschaftlichkeit - der "absolute[n] Gleichgiltigkeit" - widerspreche. Suttner stand den traditionellen staatlichen Bildungseinrichtungen sehr kritisch gegenüber. Gerade deshalb spielte für sie eine Bildung, deren Ziel die "Erkenntnis von der Wirklichkeit der Dinge, von deren ursächlichem und notwendigem Zusammenhang" ist, programmatisch eine große Rolle.