800 Literatur und Rhetorik
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In Benjamins Berliner Kindheit um neunzehnhundert zitiert das Sich-Erinnern an Erfahrenes häufig sensorische Qualitäten herbei. In der vorliegenden Abhandlung möchte ich die Schilderung der Farben- und Klangräume in der Weise beleuchten, wie sie die Erfahrungswelt der Kindheit mitprägten. Ferner möchte ich untersuchen, wie diese in die Erinnerung überführt und dort zusammengefügt wurden. Des Weiteren habe ich die Absicht, der Frage nachzugehen, in welcher Weise diese Erfahrungsregister an der Realisierung der Vergangenheit in der Erinnerung mitwirkten. Demnach werde ich versuchen, erstens spezifische Textmomente zu interpretieren, in denen die Überführung von Farben und Klängen in die Erinnerung wesentlich ist, und zweitens zu ergründen, inwiefern für Benjamin solche Momente Allegorien der Erinnerung darstellen.
Wie alle sinnlichen Erfahrungen vollzieht sich auch die akustische Wahrnehmung unter Einbeziehung des ganzen Körpers, auch wenn sie unmittelbar den Eindruck hervorruft, von einem bestimmten Punkt im Körper oder einem einzelnen Organ auszugehen. Außerhalb des Labors – und wahrscheinlich nicht einmal dort – treten Sinneswahrnehmungen jedoch nie separat auf, denn die Umwelt, die auf die Sinne wirkt, gibt keine präzise nach den Grenzen und Möglichkeiten des menschlichen sensorischen Apparates getrennten Signale ab. Auch das Hören beginnt mit einer haptischen Empfindung, nämlich der mechanischen Rezeption von Schallwellen durch das Trommelfell. So ist es auch nur schwer möglich, die akustischen Wahrnehmungen aus der Berliner Kindheit von den anderen Sinneseindrücken zu isolieren. Intersensorialität bestimmt die Texte: Die Süße der Schokolade geht beispielsweise nicht nur über die Zunge, sondern auch über das Auge und das Herz in das Kind ein, und der Abend riecht ihm nach "Lampe und Zubettgehn" – zwei Elemente des Abends, die gewöhnlicherweise nicht als olfaktorische Ereignisse wahrgenommen werden (424 u. GS IV, 268). Ebenso sind für den Kind-Erzähler die Stimmen aus dem Telefon "Nachtgeräusche", das Schneegestöber vor dem Fenster erzählt "lautlos" Geschichten, und die Schwingungen der Kirchenglocken bleiben "aufgestapelt" vor der Hauswand liegen (GS VII, 390; 396; 413).
Trotz dieser ausgeprägten Intersensorialität treten in der Berliner Kindheit natürlich akustische Phänomene auf, wenn auch eben selten unvermischt. Daher möchte ich zunächst eine Art vorsortierten Katalog dieser Wahrnehmungen geben und einige Besonderheiten bei deren Auftauchen vor dem Hintergrund der auditiven Stadtwahrnehmung charakterisieren. In einem zweiten Schritt möchte ich einige Deutungen dieser Besonderheiten vorschlagen, die sich aus der speziellen Art von Benjamins Texten und aus seiner Biographie ergeben. Die leitende These ist dabei, dass Benjamin die Klänge in der Stadt seiner Kindheit nicht, wie andere mit ihm zeitgenössische Autoren, als eine Funktion der Moderne und als ein Teil der Großstadtrhetorik einsetzt, sondern zur Konstruktion einer bestimmten Art von idealer, kindlicher Wahrnehmung.
Die abgelauschte Stadt und der Rhythmus des Glücks : über das Musikalische in Benjamins Denken
(2013)
Im Folgenden sollen die Dimensionen des Musikalischen und Akustischen bei Benjamin betrachtet werden. Zunächst wird das musiktheoretische Vokabular, das Benjamin auf nicht-musikalische Phänomene und Medien anwendet, Gegenstand der Untersuchung sein. Es handelt sich dabei um erkenntnistheoretische und medienphilosophische Überlegungen, die sich an der Form des Musikalischen, besonders am Rhythmus, orientieren. Danach wird das auditiv sensible Schreiben Benjamins am Beispiel der Berliner Kindheit um neunzehnhundert auf die Funktion akustischer und musikalischer Phänomene hin überprüft und mit Benjamins Überlegungen zum Hören verknüpft. Das Ohr zeigt sich hier als das Organ, das über akustische Reize in Klangmedien und die mit ihnen verbundenen Gefühle die Aufmerksamkeit für die in Bildern und Worten fortlebende Geschichte erzeugt. Schließlich wird nach der Funktion der Musik in Benjamins Werk gefragt. Mit Blick auf die Sprache weist er der Musik als der hörbaren Kunst eine Rolle zu, die Bilder und Sprache auf ihre Verbindung und auf die Möglichkeit der Erlösung von der durch sie bedingten Ausdruckshemmung bezieht. Es zeigt sich, dass die Musik bei Benjamin die Sphäre des semiotisch (noch) Unbestimmten bildet und in einer Spannung zwischen Übersinnlichem und Leiblichem steht, die sie mit der Transzendenz ebenso verbindet wie mit den Gefühlen und propriozeptiv wahrnehmbaren Impulsen.
Im Gegensatz zu Adorno wird Walter Benjamins Theorie […] kaum mit Musik in Verbindung gebracht, sondern vor allem für ihr Bilddenken geschätzt. Auch wenn im Ursprung des Deutschen Trauerspiels, in den Erinnerungsszenen der Berliner Kindheit, den Häuser- und Gedankenschluchten der Passagenarbeit und nicht zuletzt in seinem Briefwechsel durchaus von Musik die Rede ist, rücken Klänge seltener in den Mittelpunkt seiner Schriften und sind in der Rezeption bisher auch weniger beachtet worden. Ohnedies wird derjenige enttäuscht, der gerade von Benjamin – so reizvoll es sein mag, sich solchen Gegenständen widmende Essays zu imaginieren – die Exegese des gängigen musikalischen Kanons erwartet: Keine Abhandlung zu Schuberts Streichquintett schließt an die Interpretation der Wahlverwandschaften an und ebenso vergeblich sucht man nach die Erwägungen zum Trauerspiel auf die Affektkontrolle der opera seria oder die des Kraus-Essays auf die Musik des Fackel-Habitués Arnold Schönberg übertragenden Arbeiten. Dennoch kommt Musik, Klage und Tönen in Benjamins Reflexionen eine nicht unerhebliche Bedeutung zu. Selten drängen sie sich lautstark in den Vordergrund, erlauben aber – zumal in einer Zeit, in der auch die professionelle Auseinandersetzung mit Musik die ideale Beständigkeit musikalischer Werke und ihrer Texte zunehmend in Zweifel zieht – theoretische Einsichten, über die das auf andere Dinge gerichtete Ohr des Experten achtlos hinweggeht. In Ergänzung zur wohlbekannten epistemischen und poetischen Rolle seiner Sprach- und Denkbilder unternimmt dieser Band den ersten systematisch angelegten Versuch, sowohl den kultur- und medienhistorischen Zusammenhängen von Benjamins akustischen Motiven nachzugehen als auch ihre ästhetische Relevanz für die gegenwärtige Produktion und Reproduktion von Klängen zu reflektieren.
Wie die Religion überhaupt in der bürgerlichen Gesellschaft wird auch die Sakramentale Repräsentation ein Nachleben führen. Denn auch wo sie ihre Hegemonie verloren hat, wo sie nicht mehr im Vollsinn die Matrix der kulturellen Repräsentation ist, wo ihre lineare, mächtige, lebendige Geschichte vorbei ist, werden Figuren und Ideen der Sakramentalen Repräsentation doch aufrufbar bleiben und aufgerufen werden. Dieses Nachleben hat – wie überhaupt das Nachleben der Religionen, wie jener gespenstische und schwer zu verortende Schatten des toten Gottes – eine doppelte Zeitlichkeit: Es ist ein Fortleben, eine andauernde Präsenz oder Wirkung, es ist aber auch ein paradoxes Leben nach dem Leben, das eher den Charakter einer unheimlichen Wiederkehr hat. Auf der einen Seite zeigt sich, dass Momente der Sakramentalen Repräsentation auch dort fortbestehen, wo sie nicht mehr zwingend von den Differenzen in der Auffassung vom Wesen des Sakraments bestimmt werden, sondern sich von der allgemeinen Rolle und Wirkkraft des Sakramentes als Leitfiguration speisen. Auf der anderen Seite gibt es immer wieder auch Reste, Überlebsel, vielleicht auch Wiedergänger jener konfessionellen Debatten, die an den Rändern und im kulturell Unbewussten jener neuen Ordnung auftauchen, welche diejenige der Sakramentalen Repräsentation ablöst. Die umfassende Untersuchung dieses Nachlebens der Sakramentalen Repräsentation muss anderen Zusammenhängen vorbehalten sein, bereits einige Hinweise zeigen jedoch auf eindrucksvolle Weise, wie bedeutend die Sakramentale Repräsentation auch nach dem konfessionellen Zeitalter noch ist.
Im Jahr 1662 erschien in Paris anonym ein Werk, das seinen der Öffentlichkeit bislang eher als streitbare Theologen bekannten Autoren – den Jansenisten Antoine Arnauld und Pierre Nicole – den Weg in den zeitlosen Ideenhimmel der Philosophiegeschichte eröffnen sollte: La Logique ou l'art de penser. In zahlreichen Auflagen und Übersetzungen verbreitet, avancierte die Logik von Port-Royal rasch zu einem bis weit ins 19. Jahrhundert hinein kanonischen Standardwerk, das, wie seine Autoren versprachen, bei aufmerksamem Studium selbst dem unerfahrensten Schüler in nur fünf Tagen die Grundlagen der Begriffsbildung, des Urteilens und Schließens vermitteln können sollte. Zumeist wohl muss ein Text erst seinem Gebrauch entzogen worden sein, um als historisches Dokument lesbar zu werden. So galt das unter den Vorzeichen des linguistic turn der ausgehenden Moderne wiederkehrende Interesse an der Logik von Port-Royal kaum der eigentlichen Logik, umso mehr aber den begleitenden linguistischen Definitionen und Analysen. Es galt, genauer, dem Status der Repräsentation in einer erklärtermaßen auf den Grundlagen der cartesischen Epistemologie begründeten Analyse der Sprache, deren zentrale Unterscheidungen – die Unterscheidung von Idee und Repräsentation, von logischer und grammatischer Ordnung des Wissens – gleichsam zwanglos auf die linguistischen Logiken Gottlob Freges und Ludwig Wittgensteins vorauszuweisen scheinen. In dieser Tradition hat Noam Chomsky in seinem Cartesian Linguistics die Logik von Port-Royal – im Verbund mit der wenig zuvor erschienenen Grammaire générale et raisonné (1660) – geradezu als Antizipation einer generativen Grammatik lesen können [...].
Dass die Konfessionalisierung zumindest philosophiegeschichtlicher Feinunterscheidungen das 19. Jahrhundert um einiges überdauerte, lässt sich an einem sehr zentralen Beispiel illustrieren: Außerhalb des katholischen Einzugsbereichs haben die cartesischen Hypothesen zur eucharistischen Substanzverwandlung kaum eingehendere Beachtung gefunden. Dass Descartes in der zweifellos strategischen Widmung seiner Meditationen an die Theologen der Sorbonne die Überzeugung kundtut, mit dieser Schrift die Beweise für die Existenz Gottes und der unkörperlichen Seele "bis zu der Klarheit gebracht [zu haben], zu der, wie ich überzeugt bin, sie sich bringen lassen, d. h. dahin, daß sie als durchaus zwingende Beweise angesehen werden müssen", lässt sich zwar leicht den Erfolgsschemata einer (protestantisch) aufgeklärten Philosophiegeschichtsschreibung zuordnen. Weniger schon, dass Descartes die Auffassung der Theologiekonformität seiner Physik in den nachfolgenden Debatten mit bekannten Theologen (unter ihnen der in der Folge gleichsam zum Cartesianismus bekehrte Antoine Arnauld) zur Behauptung zuspitzte, dass sich seine physikalische Theorie problemlos mit dem Dogma der Transsubstantiation vereinbaren lasse – ja dass sogar erst auf ihrer Basis eine befriedigende naturwissenschaftliche Erklärungshypothese für das Mysterium der Präsenz des Körpers Christi sub specie panis et vini formulierbar werde [...].
Das Bild und das (Altar-)Sakrament stehen aus vielfältigen Gründen in einer engen Beziehung zueinander. Dies betrifft bereits ihre ursprüngliche Institutionalisierung bzw. Legitimation: Für beide ist die Inkarnation des Gottessohnes grundlegend. Während die Leibwerdung in der Eucharistie, d. h. die Verwandlung des Brotes und Weines zu Leib und Blut Christi, immer wieder analog zu der Fleischwerdung des Logos im Leib der Maria gesehen wurde, galt die Menschwerdung Christi als Argument für eine Aufhebung des alttestamentlichen Bilderverbots: Gott hatte sich selbst zum Bild auf Erden gemacht. Im Bilderstreit und in den Eucharistiedebatten des Mittelalters wird die enge Beziehung zwischen Bild und Sakrament an den gegenseitig entliehenen Begriffen und Argumentationen deutlich. Ihre engste Verbindung aber gehen Bild und Sakrament am Altar ein, wo der wahre Leib Christi (in der eucharistischen Gestalt der Hostie) und das anschauliche Bild Christi zusammentreffen, ihre jeweilige mediale Defizienz ausgleichend.
Im Folgenden wird […] [z]unächst […] an Daniel Cramers Emblemata sacra die dem Emblem eignende sakramentale Prägekraft als Einprägung des Wortes Gottes in die Seele des Rezipienten erläutert. Dieses der Emblematik zugesprochene Vermögen thematisiert Cramer nicht nur in einem metareflexiven Emblem, er legt es seinem Emblembuch auch konzeptionell als ein Element des Heilsweges zu göttlicher Gnade zugrunde. Diese meditative Funktion der Emblematik wird vor allem durch den Status des Wortes als göttliches Wort gewährleistet, das durch die Pictura, das äußere Bild, der Seele des Gläubigen, gleichsam als inneres Bild (imago), eingeprägt werden kann. Insbesondere in den Schriften der Sprachtheoretiker Justus Georg Schottelius und Georg Philipp Harsdörffer lassen sich Zusammenhänge zwischen den göttlichen Zeichen der Hieroglyphik als Grundlage der Emblematik und einer ontologischen Zeichentheorie festmachen, die sich auf die unmittelbare Verbindung von Sache und Wort vor der Folie der lingua adamica beruft. Beide Konzepte, die Präsenzwerdung des absenten göttlichen Predigtwortes durch die Prägekraft der Pictura in Cramers heiligen Emblemen sowie der sprachpatriotische Status des göttlichen Wortes, finden eine messtheologische Synthese in Johann Michael Dilherrs Predigtsammlung der Heiligen Sonn- und Festtags-Arbeit. Abschließend wird hier der emblematische Vollzug des Sakramentalen exemplarisch zu rekonstruieren sein.
Das Theater ist für die Frage nach der Sakramentalen Repräsentation der Frühen Neuzeit schon aufgrund der schlichten Tatsache interessant, dass es als Verbund von Zeichen, Bildern und Gesten in größter denkbarer Nähe zur Liturgie steht. Die Nähe ist gefährlich und immer heikel, und so gehört es zu den Gemeinplätzen der protestantischen Kritik an der Messe, diese sei bloßes Theater. Umgekehrt benutzen aber auch die Reformatoren selbst immer wieder die Metaphorik des Theaters, etwa wenn Calvin die Welt als großes Theater der Herrlichkeit Gottes bezeichnet oder Luther sich selbst als Zuschauer der Heilsgeschichte imaginiert. An dieser schwierigen Grenze bildet sich eine kirchliche und insbesondere protestantische Theaterfeindschaft heraus, die den Anspruch des Theaters, Wirklichkeit darzustellen, aufs Schärfste bekämpft, aber gerade dadurch auch ein neues Verständnis von Theater gewinnt.
Was mit der Reformation in die Krise gerät, ist nicht nur die kirchenpolitische Einheitsfiktion des unum corpus mysticum. In die Krise gerät ebenso das Evidenzparadigma einer politischen Theologie, die seit dem Investiturstreit untrennbar mit der sakramentalen Präsenz, der sakramentalen Verkörperung des corpus Christi verum verbunden war. Wenn im England James I., im Übergang von der feudalen Monarchie zum neuzeitlichen Absolutismus, die Figuren des Gottesgnadentums und der translatio imperii zu politischen Leitgedanken werden, dann artikuliert sich darin der vehemente Anspruch der Besetzung einer Position, auf deren weitgehendem Verzicht zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert die wie auch immer prekäre Balance zwischen kirchlicher und weltlicher Gewalt beruht hatte. Die Aufkündigung der Konditionen dieses Kompromisses nicht nur auf der Ebene untergeordneter Territorialgewalten, sondern mit der Reklamation der Autonomie der anglikanischen Kirche erstmals auf dem Niveau einer europäischen Großmacht, begründete für nahezu ein Jahrhundert ein Szenario der politischen Apokalypse.
Jede Kultur operiert mit Zeichen, und jede Zeichenoperation birgt in sich ein Konzept der Beziehung zwischen Zeichen und Bezeichnetem. Schriftlich gefasste Theorien zu dieser Beziehung entstehen in Mittelalter und Früher Neuzeit vor allem da, wo die Zeichenoperation von hoher Relevanz und dabei in ihrer genauen Bedeutung strittig ist. In der christlichen Kultur der Vormoderne hat die theologische Notwendigkeit einer Exegese der Konsekrationsformel hoc est corpus meum zu einer Arbeit am Zeichenkonzept geführt, die in ihren Folgen nicht auf die eucharistische Kernbedeutung beschränkt bleibt. Und alle anderen Begriffe, die im Kontext der sakramentalen Leitfigur der Zeichenkonzepte eine zentrale Rolle spielen, werden ebenfalls von den Debatten imprägniert, so wie beispielsweise 'Substanz' und 'Präsenz'. Es sind jedoch nicht nur die theologischen Debatten zwischen den verschiedenen Lagern in Mittelalter und Früher Neuzeit, die den Zeichen-, Substanz- und Präsenzbegriff formieren, sondern auch das Ritual selbst als komplexe institutionalisierte und sakral überhöhte Zeichenoperation. Der Vollzug ist die für die Geltung und Gültigkeit des sakramentalen Status relevante Instanz, die im Diktum ex opere operato explizit angesprochen ist. Es gilt für die vorreformatorischen und katholischen Sakramente und besagt, dass das Sakrament aus dem kirchlichen Ritual direkt und zwingend hervorgebracht wird, unabhängig von äußeren, kontingenten Bedingungen. Es ist bezeichnend, dass sich im Sakrament die beiden gebräuchlichen Begriffe von Performativität treffen: Im Sinne der linguistischen Sprechakttheorie (nach John L. Austin) bringt die Konsekrationsformel das Sakrament performativ hervor, und der medientheoretische Begriff der Performanz im Sinne komplexer, bedeutungsgeladener Handlung ist ebenfalls auf den Vollzug des gesamten Rituals auch außerhalb seiner Sprachlichkeit anwendbar. Dieser im Ritual erfolgende Vollzug des Sakraments, die Performanz der Zeichenoperation bzw. die Performanz des Sprechaktes der Konsekrationsformel, ist innerhalb der vormodernen christlichen Kultur das zentrale Modell für andere Zeichenoperationen, und zwar vor allem dort, wo es um die Geltung von Vereinbarungen und die Wirksamkeit der Institutionalisierung von politischen Verfahren geht. Dies gilt im Besonderen für den Vertrag und den Eid. Dass das Bildmedium bzw. die Kunst bei diesen rechtlichen Umsetzungen der sakramentalen Leitfigur eine entscheidende Rolle spielen, sollen die folgenden Ausführungen deutlich machen. Die Übertragungen der sakramentalen Bedeutungsmuster auf profane Zusammenhänge der rechtlichen Zeremonien und der Vertragsschlüsse sind, wie zu zeigen sein wird, überkonfessionell geprägt. Die kulturelle Arbeit in den Debatten über das Wesen des Sakraments hat auch dort sinnstiftende Konsequenzen, wo man es zunächst nicht erwartet, und diese Sinnstiftungen außerhalb des religiösen Kernbereichs können sich auch aus den Vorstellungen der jeweils anderen Konfessionen speisen.
Die Frühe Neuzeit gilt oft als das rhetorische Zeitalter: Viel stärker als durch das Konzept des Zeichens und durch die Semiotik wird sie von der Kunst der Rede und der elaborierten Disziplin der Rhetorik bestimmt, die nicht nur bei der Produktion sprachlicher Äußerungen, sondern auch bei jener von Bildern und von Wissen eine konstitutive Rolle spielt. Seit die Rhetorik mit der Reformation ins Zentrum der Ausbildung der Gelehrsamkeit gerückt ist – bei den Protestanten vor allem durch Melanchthon, bei den Katholiken besonders durch die Jesuiten – bestimmt sie die Wissensproduktion, so dass die Frühe Neuzeit insgesamt und das 17. Jahrhundert im Besonderen wohl mit höherem Recht als Episteme der Rhetorik denn als Episteme der Repräsentation bezeichnet werden könnten. Ganz besonders bestimmt die Rhetorik naturgemäß die Dichtung: Wie die Forschung der letzten Jahrzehnte immer wieder gezeigt hat, kann die barocke Dichtung nicht am Modell der Erlebnislyrik oder des lyrischen 'Ausdrucks' gemessen werden, weil die Texte nichts Innerliches ausdrücken und auch nicht originell sein wollen; ihre rhetorische Oberfläche oder Machart ist keine äußerliche Einkleidung von Gehalten, sondern ihnen wesentlich: Dichtung ist eigentlich angewandte Rhetorik und die poetische Praxis lässt sich meist mehr oder weniger klar auf rhetorisches Lehrbuchwissen zurückführen. Dabei hat die Forschung dieses Wissen oft eher auf die humanistische und antike Tradition zurückgeführt und seine säkulare und technische Natur betont – gerade aufgrund dieser Natur sei das rhetorische Wissen letztlich wichtiger als die Absichten, die einzelne Autoren mit ihrer Dichtung zu verfolgen behaupten.
Der Sakramentalen Repräsentation und ihren Diskursen ist zu eigen, dass die (Un-)Möglichkeit von Repräsentation, ihre Paradoxe und ihr Scheitern genauso verhandelt werden wie ihre Überdeterminiertheit und Übersteigerung. In den sakramentalen Zeichenoperationen ist es der Begriff der Repräsentation selbst, der immer wieder auf dem Prüfstand steht. Gerade im Fall der Bilder wird eine anschauliche und materielle Wirklichkeit geschaffen, in der es zwar eine Referenzbeziehung zu etwas Abwesendem gibt, die aber von dem Moment ihrer Erschaffung selbst durch eine ganz eigene dingliche Existenz und substantielle Dynamik in Handlungszusammenhängen gekennzeichnet und somit nicht auf die Beziehung zu dem Signifikat bzw. Referenten des Bildes zu reduzieren ist. Dies gilt auch für die Eigenmaterialität und den Eigenwert der Farbe des Bildes, deren Substanz nicht von ungefähr gerade zu dargestellten liquiden Stoffen in ein besonderes Spannungsverhältnis treten kann.
Ein Beispielfall nach der Reformation : Sakrament, Rhetorik und Repräsentation bei Théodore de Bèze
(2012)
1550 oder 1551 wurde in Lausanne eine tragédie française mit dem Titel Abraham sacrifiant aufgeführt. [...] Das Stück stammt von Théodore de Bèze, der sich erst kurz zuvor, 1548, nach einer glänzenden humanistischen Laufbahn zum reformierten Glauben bekannt hatte, deswegen aus Frankreich emigrieren musste und als Professor für Griechisch in Lausanne wirkte. [...] Abraham sacrifiant ist also das Jugendwerk eines der wichtigsten Theologen des Calvinismus, und sein Schluss zeigt, wie radikal das neue Verständnis des Glaubens und auch des Sakraments nicht nur die christliche Botschaft, sondern auch deren Darstellung und damit die Möglichkeiten von Darstellung überhaupt verändern konnte. Diese Veränderung besteht zunächst in einer Verschiebung der Gewichte, denn an die Stelle des rituellen Geschehens tritt jetzt etwas anderes. Aufgabe der Dichtung ist es, die Passionen zu zeigen, ja sie sogar lebendig zu machen. Natürlich geschieht das nicht um ihrer selbst willen, sondern um sie – stoisch – zu überwinden, und wie Abraham mit seinem Glauben seine Leidenschaften überwindet, wird das Thema des auf den Prolog folgenden Stücks sein. Aber wie kann man die Überwindung als solche darstellen, zumal wenn man auf die traditionellen Darstellungsformen der Mistères verzichtet? In dieser Hinsicht lässt sich der Prolog nicht nur als inhaltliche, sondern auch als theatertheoretische Aussage lesen: Dargestellt wird nicht nur die Überwindung der Leidenschaften durch den Glauben, sondern auch die Überwindung der 'lebendigen Darstellung'. Denn das, worauf es eigentlich ankommt, den Glauben, kann man eben nicht sehen. Theater wird hier dazu verwendet, das Unsichtbare darzustellen, das aber seinerseits das Theater in Frage stellt bzw. es transformiert und zu einem Theater des Unsichtbaren macht. Es geht also nicht um die Darstellung des Glaubens, sondern um die gläubige Darstellung, und das heißt: eine Darstellung, die sich selbst immer schon problematisiert.
Das Marburger Religionsgespräch kann man als eine Urszene des neuzeitlichen Übergangs von Präsenz- zu Repräsentationskultur lesen, die sich an dem zentralen christlichen Ritual der Eucharistie entfaltet: Zwinglis Versuch, das Abendmahl als zeichenhafte Repräsentation zu verstehen, steht Luthers Bestehen auf der Präsenz gegenüber. Urszenen sind freilich immer komplex – und komplexer, als dass sie in allgemeine Formeln wie etwa ‚von der Präsenz zur Repräsentation‘ aufzulösen wären. Bemerkenswert ist bereits, dass der Dissens nicht zwischen der traditionellen Interpretation als Messe und der neuen Abendmahlspraxis verläuft, sondern innerhalb der letzteren. Bemerkenswert ist weiter, dass nicht zwei Deutungen miteinander konkurrieren, sondern mindestens drei Modelle im Spiel sind, die sich verschiedener Begrifflichkeiten bedienen: Form und Substanz in der Transsubstantiationslehre, Sinn und Bedeutung in Zwinglis Modell, Tropen und Redefiguren bei Luther. Diese Modelle durchdringen einander nicht nur, sie werden auch eigenartige Kompromisse eingehen, wenn etwa die lutherische Theologie bald in ihrer Polemik gegen die Reformierten immer häufiger auf das Substanzmodell zurückgreifen wird. Die Rede von Modellen macht aber auch deutlich, dass hier mehr auf dem Spiel steht als einfache konzeptuelle Unterscheidungen: Es geht auch um das Verhältnis von Diskursen, Disziplinen, Evidenzquellen, also etwa um die Frage, welche Argumente in der Kontroverse herangezogen werden dürfen, oder wie man mit der Schrift umzugehen habe – bis hin zu Praktiken der Inszenierung dieser Argumente wie Luthers Kreideschrift. Vor allem wird die Logik der Kontroverse deutlich, in der sich beide Seiten beständig voneinander abgrenzen und gerade dadurch gegenseitig negativ bestimmen, so dass auch die Unterscheidung von Präsenz und Repräsentation nicht einfach vorausgesetzt werden kann, sondern Teil der Kontroverse ist und sich in ihr herausbildet.
"The oldest and strongest emotion of mankind is fear, and the oldest and strongest kind of fear is fear of the unknown." Mit diesem Satz eröffnet Howard Phillips Lovecraft 1927 seinen berühmten Essay "Supernatural Horror in Literature". In der Phantastik wird oft die Demontage der Erfahrungswirklichkeit durch die Kontaminierung mit dem Wunderbaren thematisiert; die bekannte Welt bekommt Risse, durch die das Unbekannte eindringt.
Radikalisiert wird dies in Konzepten, die die gesamte vertraute Welt als Teil oder als bloße Fassade eines umfassenderen, fremdartigen und erschreckenden Universums denunzieren, das dem Menschen weniger feindlich als vollkommen gleichgültig gegenübersteht. Aus der Konstruktion einer solchen prinzipiellen Verunsicherung von Welterfahrung und Weltwahrnehmung, die praktisch immer mit der Verletzung oder gar Negierung der bekannten Naturgesetze einhergeht, schöpft ein phantastisches Subgenre seine Ideen, das als "kosmischer Horror" oder "eldritch horror" ("eldritch" bedeutet soviel wie "fremdartig, unirdisch, übernatürlich, unheimlich, seltsam") bezeichnet wird und in Lovecraft seinen führenden Vertreter hat. Der Schrecken wird weniger durch physisches Leiden oder Wesenheiten wie Monster oder Geister erzeugt, sondern durch deren oft geradezu metaphysisch anmutende Kontextualisierung in einem Weltbild, welches die Menschheit in Konfrontation mit kosmischen Kräften oder Wesen zur Bedeutungslosigkeit verurteilt. Weil auf diese Weise ein "happy end" im Sinne des Überwindens der Gefahr negiert wird, das Heil hingegen eher in fehlendem Wissen um derlei Zusammenhänge liegt, hat eine kosmische Horrorgeschichte zwangsläufig einen pessimistischen, nihilistischen oder antievolutionären Zug.
Ausgehend von der Beobachtung, dass ökologische Fragen in Comics eine zunehmende Rolle spielen, liefert der Beitrag einen systematisierenden Einblick in den Variantenreichtum graphischer Umwelt- und Klimawandelliteratur und untersucht, auf welche Art und Weise Helden hier inszeniert werden. Dabei wird erkennbar, dass die Kritik an einer globalen Umweltkrise nicht nur im Rahmen der Handlung, sondern insbesondere durch erzählerische Mittel und Aspekte der Figurendarstellung vermittelt wird.
"Que d'eau! Que d'eau!" : narrative Strategien literarischer Überflutungen bei Puschkin und Zola
(2015)
Nicht erst in der Literatur der Gegenwart lassen sich Beispiele finden, in denen Naturphänomene und nicht-menschliche Agenzien zu Protagonisten oder sogar zu Erzählinstanzen eines literarischen Textes werden. Gerade das Wasser (in Form von Flüssen oder des Meeres) scheint prädestiniert dafür, innerhalb der Diegese wie auch der Erzählsituation zur handlungsbestimmenden Instanz zu werden und damit den Menschen in die Passivität zu drängen – und teilweise sogar existentiell zu gefährden. Besonders deutlich wird dies am Beispiel von Überschwemmungen, die programmatisch die Macht der Natur bei gleichzeitiger Machtlosigkeit von Mensch und Zivilisation spiegeln. Zwei literarische Beispiele aus dem 19. Jahrhundert sollen exemplarisch aufzeigen, mit welchen narrativen Mitteln das Wasser auf inhaltlich-motivischer und formal-erzählerischer Ebene den Text "überflutet": Alexander Puschkins Poem "Der eherne Reiter" (1833) und Émile Zolas Erzählung "L'Inondation" (1875).
Die Literatur, die kulturelle Modelle und zeitgeschichtliche Bestandsaufnahmen besser versprachlichen kann, als wissenschaftliche Statistiken und Datenreihen dies vermögen, reagiert in fiktionalen Texten längst auch auf den globalen Umwelt und Klimawandel. Dessen vielfältige Bedrohungen und Herausforderungen verwendet sie sowohl als Ausgangspunkt und Hintergrundfolie wie auch als zentralen Gegenstand der narrativen Figurendarstellung. Dies zeigt sich verstärkt in einer Zeit, in der Naturwissenschaftler Anfang des 21. Jahrhunderts erstmals die tiefgreifenden Auswirkungen menschlichen Handelns auf geophysikalische Prozesse der Erde und Erdatmosphäre auch stratigraphisch nachzuweisen suchen und das Zeitalter des Anthropozäns ausrufen. Die neue planetarische Perspektive auf die globale Umweltkrise, eine großskalige Zeitdimension und der Fokus auf eine enge Wechselbeziehung zwischen Natur und Kultur, wie in der Anthropozän-Debatte diskutiert, werden auch von den Literatur- und Kulturwissenschaften aufgegriffen. Insbesondere der Forschungsansatz des Ecocriticism widmet sich den Zusammenhängen von Literatur und Umwelt, indem er beispielsweise Mensch-Natur-Verhältnisse in literarischen Texten untersucht. Gerade bei dieser Perspektive wäre es, so denkt man, naheliegend, die Analyse der Figuren in den Mittelpunkt zu rücken. Wenn wir uns aber die Forschung ansehen, geht es auch bei der Frage nach Mensch-Natur-Verhältnissen meist um größere, übergreifende Themen wie Anthropozentrismus, prometheische Technik und menschliche Schuld an der globalen Umweltkrise.
So ist es bemerkenswert, dass in der Forschung des Ecocriticism die Figurenbetrachtung und narratologische Analyse bislang tatsächlich eine eher untergeordnete Rolle spielt; vielmehr dominiert vor allem der Blick auf Themen und Diskurse: Apokalyptische Szenarien und Dystopien, Risikonarrative, die Rettung des Planeten bzw. die Rettung der Menschheit, aber auch neue Utopien und ein Revival der "small-is-beautiful"-Philosophie (E. F. Schumacher) sind die großen wiederkehrenden Themen. Obgleich sie durch Figuren transportiert werden, richtet sich das Augenmerk nur selten auf die spezifische Darstellung und Funktion der eigentlichen Handlungsträger. Eher werden die Themen mit Bezug auf neu entstandene Genres wie Klimawandelroman, Ökothriller oder Eco-Graphic-Novels verhandelt, wobei Fragen der Figurendarstellung erneut sekundär bleiben. Allgemein ist Umweltliteratur, folgen wir Lawrence Buell, durch mindestens vier Merkmale gekennzeichnet: Erstens wird in ihr deutlich, dass die Darstellung der nicht-menschlichen Umwelt nicht nur zur Rahmung der Handlung dient, sondern Menschheitsgeschichte in Naturgeschichte inbegriffen ist; zweitens wird das menschliche Interesse nicht als das einzig legitime Interesse verstanden; drittens betrachtet sie die menschliche Verantwortung für die Umwelt als Teil der umweltethischen Orientierung eines literarischen Textes; und schließlich, viertens, geht es um die Betrachtung von Natur und Umwelt "als etwas im Wandel Begriffenes" – "as a process" –, das zumindest implizit im Text deutlich wird. Mit Axel Goodbody ist hinzuzufügen, dass Umweltliteratur "unsere Beziehung zur Natur kritisch beleuchtet".
Neben den traditionellen Kernbereichen der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft und der europäischen Literaturgeschichte gilt das besondere Interesse der komparatistischen Internet-Zeitschrift neueren kulturtheoretischen Ansätzen aus dem internationalen Raum. Darüber hinaus widmet sich Komparatistik Online vor allem den produktiven Wechselbeziehungen zwischen Literatur, bildender Kunst und Musik (Comparative Arts und Inter Arts) und den ästhetischen Grundlagen intermedialer Grenzüberschreitungen und Transferbewegungen.
Überdies sollen Beiträge zur außereuropäischen Literatur und Kultur, zur globalen Vernetzung und zur postkolonialen Situation Berücksichtigung finden. Interkulturelle und imagologische Fragestellungen bilden einen weiteren zentralen Forschungsbereich.
Geplant sind Schwerpunkthefte zu spezifischen aktuellen Themenbereichen. Daneben sollen stets auch einschlägige Forschungsbeiträge mit individueller Thematik publiziert werden.
Darüber hinaus gilt die besondere Aufmerksamkeit interessanten komparatistischen und interdisziplinären Neuerscheinungen, für die eine eigene Rubrik mit Buchbesprechungen vorgesehen ist.
Ein weiterer wichtiger Bereich umfasst aktuelle Informationen zu den neuen Studiengängen in der deutschsprachigen Komparatistik (Bachelor und Master) sowie verwandten Bereichen wie Europäische Literatur- und Kulturgeschichte. Es ist geplant, diesbezüglich solche Informationen im Internet bereitzustellen und laufend zu aktualisieren, die für Studierende und Lehrende des Fachs gleichermaßen von Interesse sein dürften.
Der vorliegende Beitrag untersucht die möglichen Auswirkungen der Globalisierung und der Beilegung des Ost-West-Konflikts nach dem "Mauerfall" auf die phantastische Gegenwartsliteratur, insbesondere hinsichtlich der traditionellen Gut-Böse-Dichotomie. Dabei soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit ein merklicher Komplexitätsanstieg in der Konzeptualisierung der unterschiedlichen Kulturen der Weltgesellschaft seine Spuren in aktuellen Entwicklungstendenzen des phantastischen Genres hinterlassen hat. [...]
So geht es im Folgenden um eine literaturwissenschaftliche Betrachtung der neueren und neuesten literarischen Phantastik, die seit der oben skizzierten Umbruchszeit vielfältige Ausprägungen und Weiterentwicklungen erfahren hat. Während der Prototyp der phantastischen Literatur im 20. Jh., für den J.R.R. Tolkien exemplarisch genannt sei, auf einer deutlichen Dichotomisierung des Guten und des Bösen beruht, sind in den jüngsten phantastischen Romanwerken markante Abweichungen von dem genannten Schema zu beobachten. Die Vermutung liegt nahe, solche neueren Entwicklungstendenzen zu einer Auflösung der traditionellen Gut-Böse-Opposition innerhalb des phantastischen Genres mit den oben skizzierten geopolitischen und mentalitätsgeschichtlichen Veränderungen in Verbindung zu bringen. Die angenommene signifikante Verschiebung im Genrekonzept des Phantastischen soll im Folgenden exemplarisch anhand der Metropolen-Romane von Christoph Marzi, einem produktiven Vertreter der deutschsprachigen phantastischen Literatur, nachvollzogen werden. Anschließend werden die Erkenntnisse mit weiteren Texten der zeitgenössischen Phantastik in Verbindung gebracht, um so die Frage beantworten zu können, ob und inwieweit die gewonnenen Ergebnisse verallgemeinerungsfähig sind und eine deutliche gattungsrelevante Veränderung des Umgangs mit der Relation von "Gut" und "Böse" in der neueren Phantastik zu beobachten ist.
In Cervantes' Roman "Don Quijote" weisen die Abenteuer des Helden eine subtile und vielstimmige Erzählstruktur auf. So besteht eine Besonderheit von Don Quijotes Lebensentwurf als fahrender Ritter darin, dass er mit den ihm begegnenden Personen in einen Dialog tritt und sie mit einer spezifischen Fremdheit konfrontiert, womit er ihr einheitliches ("monologisches") Weltbild subvertieren und auf eine Vielfalt hin öffnen möchte. Aus diesem Grund übernimmt Don Quijote mitunter eine gesellschaftskritische Funktion, zumal er während seiner Dialogisierungsbemühungen immer wieder auf Unverständnis trifft und somit wiederum soziale Formen der Ungastlichkeit offenlegen kann, welche sich in einer ablehnenden, bis gewaltsamen Haltung gegenüber dem Fremden artikulieren.
Eine besondere Brisanz erhält diese Abenteuerstruktur, wenn man die historischen Hintergründe des Siglo de Oro, in dem Cervantes' Roman erschienen ist, berücksichtigt. Gemeint ist der repressive Umgang mit den ethnischen Minderheiten, der aus den Bestrebungen des christlichen Spaniens resultierte, sich aller vermeintlich "fremder" Einflüsse zu entledigen und eine kulturelle wie religiöse Homogenität herzustellen. Die einschneidendsten Ereignisse, die in diesem Zusammenhang zu nennen wären, sind der Abschluss der Reconquista (die Wiedereroberung der iberischen Halbinsel) im Jahre 1492, sowie im gleichen Jahr die Vertreibung der Juden durch das Alhambra-Edikt, die folgende Zwangskonversion der in Spanien gebliebenen Juden und Mauren und die ab dem Jahre 1609 erfolgende Zwangsausweisung der Morisken.
Im Folgenden möchte ich verschiedene moderne Zeitkonzepte und deren Darstellungen in Literatur und Kunst vorstellen, die hauptsächlich aus dem Zeitraum der historischen Avantgarden zwischen 1900 und 1930 stammen. Im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert kommt es, wie sich anhand unterschiedlicher literarischer und ästhetischer Quellen beobachten lässt, zu einer erhöhten Aufmerksamkeit auf Zeitphänomene und, damit verbunden, zu einer verschärften Zeitwahrnehmung. Das neuartige Interesse an Aspekten der Zeit als einer typischen Erscheinungsform der Moderne bleibt dabei nicht etwa national oder regional beschränkt, sondern weist eine internationale Reichweite auf. Zeitphänomene werden – besonders im Umkreis der europäischen Avantgarden um und nach 1910 – wahrgenommen als Teil einer zunehmend international vernetzten modernen Weltkultur. Dabei kristallisieren sich in der Literatur und Kunst bezeichnenderweise nicht allein neue mentale Dispositionen und Denkweisen heraus, sondern es entstehen auch modernetypische Zeitbilder und Symbole, deren Auftreten zumeist an eine spezifische, urbane Raumkonstellation gekoppelt ist. Bevorzugter Ort der Verzeitlichung ist die moderne Großstadt, die urbane Lebenswelt, in der sich auch der technologische Fortschritt am deutlichsten niederschlägt.
Neben den traditionellen Kernbereichen der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft und der europäischen Literaturgeschichte gilt das besondere Interesse der komparatistischen Internet-Zeitschrift neueren kulturtheoretischen Ansätzen aus dem internationalen Raum. Darüber hinaus widmet sich Komparatistik Online vor allem den produktiven Wechselbeziehungen zwischen Literatur, bildender Kunst und Musik (Comparative Arts und Inter Arts) und den ästhetischen Grundlagen intermedialer Grenzüberschreitungen und Transferbewegungen.
Überdies sollen Beiträge zur außereuropäischen Literatur und Kultur, zur globalen Vernetzung und zur postkolonialen Situation Berücksichtigung finden.
Interkulturelle und imagologische Fragestellungen bilden einen weiteren zentralen Forschungsbereich. Geplant sind Schwerpunkthefte zu spezifischen aktuellen Themenbereichen. Daneben sollen stets auch einschlägige Forschungsbeiträge mit individueller Thematik publiziert werden.
Darüber hinaus gilt die besondere Aufmerksamkeit interessanten komparatistischen und interdisziplinären Neuerscheinungen, für die eine eigene Rubrik mit Buchbesprechungen vorgesehen ist.
Ein weiterer wichtiger Bereich umfasst aktuelle Informationen zu den neuen Studiengängen in der deutschsprachigen Komparatistik (Bachelor und Master) sowie verwandten Bereichen wie Europäische Literatur- und Kulturgeschichte. Es ist geplant, diesbezüglich solche Informationen im Internet bereitzustellen und laufend zu aktualisieren, die für Studierende und Lehrende des Fachs gleichermaßen von Interesse sein dürften.
Im folgenden Beitrag sollen diese zwei Romane analysiert werden, die beide die Frage ins Zentrum stellen, ob ein perfekter Körper mit einer perfekten Seele versehen werden kann. Zwar stammen die beiden Werke aus verschiedenen Epochen und Ländern, weisen aber viele Gemeinsamkeiten auf und sind zudem aus literarischer Hinsicht jeweils höchst interessant.
Villiers und Bioy, die beide Meister der knappen Erzählung sind und sich insbesondere in der fantastischen Narrativik heimisch fühlen, haben mit diesen Werken ausgereifte Romane vorgelegt, die Elemente der Fantastik mit denen der Science Fiction verbinden, was sie für unser Thema so interessant macht, da jeweils wissenschaftlich anmutende Thesen für die Schaffung der perfekten Frau gegeben werden. Zudem setzen beide das ernste Thema humorvoll und ironisch um, was als charakteristisch für ihren Stil zu bezeichnen ist und worauf zurückzukommen sein wird. Somit bietet sich ein Vergleich zwischen "Dormir al sol" und "Eve future" an, welcher gerade im deutschen Sprachraum eine besondere Berechtigung hat, da hier diesen beiden bedeutenden Autoren noch nicht das Forschungsinteresse gezollt wurde, das ihnen eigentlich zustünde. An Adolfo Bioy Casares gibt es zuletzt immerhin ein verstärktes Interesse fest-zustellen, das auch Villiers de l'Isle-Adam zu wünschen wäre und wozu dieser Artikel einen bescheidenen Beitrag leisten möchte.
Michel Foucault stellt uns in einem seiner Texte einen besonderen Menschentypus vor: die Infamen. Die infamen Existenzen bezeichnet er auch als „Skandalmenschen“ und Skandale gibt es seit der Ausdifferenzierung der Massenmedien vor allem als Medienereignisse. Die massenmediale Berichterstattung ist dann auch einer der Orte, an dem seit dem 18. Jahrhundert Foucaults infame Menschen dokumentiert werden, die "allesamt rasend, anstößig und erbärmlich" sind. [...]
Genau dort findet sich auch der Name, der im Folgenden im Mittelpunkt steht: Robert Steinhäuser, der Erfurter Amokläufer, der 2002 sechzehn Menschen und anschließend sich selbst tötet. Inwiefern diese Tat als ein Individualisierungsprogramm mit dem Ziel der Einschreibung des eigenen Namens in den publizistischen Diskurs zu verstehen ist, inwiefern Steinhäuser sich also im Sinne Foucaults auf elende Art einen Namen macht, wird in den kommenden Ausführungen Thema sein. Im Zuge dessen wird es einerseits auch um die Frage gehen, in welcher Form der Name im journalistischen Raster verarbeitet wird und welche prominente Rolle er dort spielt. Der Name wird mit einer Biografie unterlegt, deren Koordinaten durch spezifische publizistische Verfahren, die im Folgenden vorgestellt werden, weitgehend festgelegt sind. Zugleich jedoch können Elemente der Biografie auch stark divergieren, so dass der Name zur frei verfügbaren Einschreibungsfläche wird.
In Nabokovs postum erschienenen "Lectures on literature" skizziert er in einem kurzen Essay sein Idealbild von good readers and good writers. Nabokov argumentiert für Eigenständigkeit, Zweckfreiheit und Magie der Kunst. Der good writer, eine Kombination aus Geschichtenerzähler, Lehrer und insbesondere Magier, schöpft aus dem Fiktionspotenzial der "Realität" – laut Nabokov ein so problematischer Begriff, dass er stets in Anführungszeichen gesetzt sein müsste – und erschafft bzw. erfindet eine neue – literarische – Welt, die der good reader in einem nahezu detektivischem Lektüreprozess in all ihren Einzelheiten erkunden und unabhängig von Forderungen wie Wahrheit oder Wirklichkeitstreue goutieren soll. Good reading bedeutet für Nabokov dementsprechend stets re-reading, ein detailverliebtes Immer-wieder-lesen.
Ein ganz entscheidendes Repertoire an Spuren und Beweismitteln für den detektivischen Leser, der dem Geheimnis der literarischen Strukturen Lolitas auf die Schliche kommen will, findet sich in der Art und Weise wie Nabokov in seinem Roman Namen, ihre Verwendung und Funktion stilisiert, bespiegelt und inszeniert.
Neben den traditionellen Kernbereichen der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft und der europäischen Literaturgeschichte gilt das besondere Interesse der komparatistischen Internet-Zeitschrift neueren kulturtheoretischen Ansätzen aus dem internationalen Raum. Darüber hinaus widmet sich Komparatistik Online vor allem den produktiven Wechselbeziehungen zwischen Literatur, bildender Kunst und Musik (Comparative Arts und Inter Arts) und den ästhetischen Grundlagen intermedialer Grenzüberschreitungen und Transferbewegungen.
Überdies sollen Beiträge zur außereuropäischen Literatur und Kultur, zur globalen Vernetzung und zur postkolonialen Situation Berücksichtigung finden.
Interkulturelle und imagologische Fragestellungen bilden einen weiteren zentralen Forschungsbereich. Geplant sind Schwerpunkthefte zu spezifischen aktuellen Themenbereichen. Daneben sollen stets auch einschlägige Forschungsbeiträge mit individueller Thematik publiziert werden.
Darüber hinaus gilt die besondere Aufmerksamkeit interessanten komparatistischen und interdisziplinären Neuerscheinungen, für die eine eigene Rubrik mit Buchbesprechungen vorgesehen ist.
Ein weiterer wichtiger Bereich umfasst aktuelle Informationen zu den neuen Studiengängen in der deutschsprachigen Komparatistik (Bachelor und Master) sowie verwandten Bereichen wie Europäische Literatur- und Kulturgeschichte. Es ist geplant, diesbezüglich solche Informationen im Internet bereitzustellen und laufend zu aktualisieren, die für Studierende und Lehrende des Fachs gleichermaßen von Interesse sein dürften.
Neben den traditionellen Kernbereichen der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft und der europäischen Literaturgeschichte gilt das besondere Interesse der komparatistischen Internet-Zeitschrift neueren kulturtheoretischen Ansätzen aus dem internationalen Raum. Darüber hinaus widmet sich Komparatistik Online vor allem den produktiven Wechselbeziehungen zwischen Literatur, bildender Kunst und Musik (Comparative Arts und Inter Arts) und den ästhetischen Grundlagen intermedialer Grenzüberschreitungen und Transferbewegungen.
Überdies sollen Beiträge zur außereuropäischen Literatur und Kultur, zur globalen Vernetzung und zur postkolonialen Situation Berücksichtigung finden.
Interkulturelle und imagologische Fragestellungen bilden einen weiteren zentralen Forschungsbereich. Geplant sind Schwerpunkthefte zu spezifischen aktuellen Themenbereichen. Daneben sollen stets auch einschlägige Forschungsbeiträge mit individueller Thematik publiziert werden.
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Komparatistik online 2008
(2008)
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Darüber hinaus gilt die besondere Aufmerksamkeit interessanten komparatistischen und interdisziplinären Neuerscheinungen, für die eine eigene Rubrik mit Buchbesprechungen vorgesehen ist.
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Neben den traditionellen Kernbereichen der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft und der europäischen Literaturgeschichte gilt das besondere Interesse der komparatistischen Internet-Zeitschrift neueren kulturtheoretischen Ansätzen aus dem internationalen Raum. Darüber hinaus widmet sich Komparatistik Online vor allem den produktiven Wechselbeziehungen zwischen Literatur, bildender Kunst und Musik (Comparative Arts und Inter Arts) und den ästhetischen Grundlagen intermedialer Grenzüberschreitungen und Transferbewegungen.
Überdies sollen Beiträge zur außereuropäischen Literatur und Kultur, zur globalen Vernetzung und zur postkolonialen Situation Berücksichtigung finden.
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Gibt es einen epischen Modus? : Käte Hamburgers "Logik der Dichtung" evolutionspsychologisch gelesen
(2014)
Es geht mir im Folgenden nicht um die konkreten Details von Hamburgers Theorie oder eine fachgeschichtliche Rekonstruktion der sich daran anschließenden Diskussionen, sondern um das Problem, das Hamburger gesehen hat und bei dem ich aus evolutionspsychologischer Perspektive noch einmal neu ansetzen möchte. Zu heuristischen Zwecken sei mir gestattet, Hamburgers Vorgehensweise vereinfachend in drei Aspekte aufzufächern:
1. Hamburger hat die regelmäßige Intuition, dass mit bestimmten unterschiedlichen Formen von Literatur auch kategorial unterschiedliche Vorstellungskomplexe verbunden sind.
2. Sie versucht diese unterschiedlichen Vorstellungskomplexe sprachtheoretisch zu modellieren, um sie systematisch voneinander unterscheiden zu können.
3. Sie sammelt objektivierbare "Symptome" dieser unterschiedlichen Vorstellungskomplexe auf der Ebene des sprachlichen Ausdrucks.
Aspekt 1 bezeichnet Hamburgers eigentliche 'Entdeckung', an die ich im Folgenden anknüpfen möchte. Ihre theoretische Modellierung (Aspekt 2) ist prinzipiell gegen andere geeignete theoretische Modelle austauschbar, ich sehe dafür jedoch keine Notwendigkeit, denn Hamburgers sprachlogisch-phänomenologischer Ansatz leistet, was er ihrer Darstellungsabsicht nach leisten soll. Meine folgenden evolutionspsychologischen Überlegungen stellen in gewisser Hinsicht ebenfalls eine Form der theoretischen Modellierung dar, haben allerdings eher explanative als deskriptive Funktion und sind insofern ergänzend, nicht alternativ zu Hamburgers Modellierung gedacht.
Aspekt 3, das heißt Hamburgers Versuch, ihre Theorie an der besonderen Faktur von literarischen Er-Erzählungen (vornehmlich des Realismus) nachzuweisen, ist derjenige Aspekt ihrer Theorie, der am meisten Kritik hervorgerufen hat. Eine besondere Rolle spielte darin immer wieder Hamburgers Annahme, dass das Präteritum in seiner 'epischen' Verwendung seine grammatische Funktion der Vergangenheitsanzeige verliere und die von dem "raunende[n] Beschwörer des Imperfekts" dargestellten Sachverhalte vielmehr zeitlos 'vergegenwärtigt' würden (und deshalb auch ebenso gut z.B. im 'historischen Präsens' dargestellt werden könnten). Dagegen wurde zu Recht festgehalten, dass innerhalb der imaginären Kommunikationssituation trotzdem eine gewisse Vorzeitigkeit ausgedrückt werde, das Präteritum seine grammatische Bedeutung also keineswegs völlig verliere.
This contribution outlines the evolutionary history of aesthetic illusion, drawing on both its biological and its cultural evolution. Unlike other 'biocultural' accounts of human behaviour, however, the present considerations strictly distinguish between these two processes by resorting to the system-theoretical reformulation of evolutionary theory as offered by Niklas Luhmann. After introducing the theoretical framework, two core elements of aesthetic illusion are described as biological predispositions: the ability to become 'illuded' (as deriving from a biological adaptation for play behaviour in mammals) and the ability to take an interpretive, quasi-communicative attitude toward artifacts (which might be a by-product of the human capacity for symbolic cognition). Particular emphasis is given to the competency for cognitive metarepresentation which emerged together with play and other capacities in fundamentally intelligent animals, and which, in combination with the evolution of language in the human species, has developed into a complex cognitive apparatus called 'scope syntax' by Leda Cosmides and John Tooby. In the last part of the present article several cultural processes are pointed out which have influenced the cultural concepts that, as a cognitive 'scope' tag, guide the experience of aesthetic illusion, the most important among them being the idea of autonomous art as brought about in Western modernity.
Verbal storytelling – in a sense broad enough to include all forms from casual conversation across oral folklore to written literature – seems to be a universal human activity and has thus been considered an evolutionary adaptation several times in the past few years. The fact that a particular trait is a species-wide universal, however, does not automatically make it an adaptation; it could also be a contingent universal, that is, a cultural behavior which notably relies on biological substrates and therefore emerges in similar fashions in all human cultures, times, and milieus. Yet verbal storytelling is not only universal but also distinct to our species. The uniqueness of a trait can indeed be indicative of a biological adaptation1 in that we have reason to assume that this trait emerged newly in the given animal lineage and thus might owe its existence to the process of natural selection. However, since verbal storytelling completely depends on language, that is, another uniquely human faculty, the uniqueness of storytelling is hardly surprising and cannot serve as a conclusive argument for considering storytelling itself to be a specifically selected trait. Storytelling could simply be a particular use of language (though we shall see below that the relationship between language and narration is a little more complicated). A third possible indication of a biological adaptation, however, is the fact that storytelling seems to be a notably self-rewarding activity. It occurs on a much larger scale than would seem justified by rational choice or other reasons. As fitness-enhancing behaviors should, as a rule, be intrinsically motivated under certain conditions, the unusually high frequency of storytelling might indeed be revealing of an innate preference for this behavior.
There has been a great deal of uproar about Darwinian approaches in literary scholarship. Statements range from enthusiastic prophecies of a new paradigm for literary studies to acrimonious scoldings of reductionism. Believing that the major challenge is first to find good questions to which evolutionary psychology might provide us with good answers, I outline and critically assess different veins of argumentation as revealed in recent contributions to the field. As an alternative to some simplistic mimeticism in present Literary Darwinism, I put forward the idea of evolutionary psychology as a heuristic theory that serves to resolve defined problems in interpretation and literary theory.
Whereas in traditional models of literary narrative we had to deal with typologies mainly (for instance, of "narrative situations"; see Stanzel 1971, 1984; Fludernik and Margolin 2004; Genette 1980), we now possess a systematic description of the imagination evoked by a text, which takes into account the quasi-ontological (see Bortolussi and Dixon 2003) status of its constituents. In this chapter I search for the cognitive functions that correlate with the text features of "voice" and "perception" and for how they bring about such a "layered" imagination in the reader. The aim is to explain how and why literary narratives can run properly in the human mind-which is another way of asking how humans could develop narrative discourse as a way of communication at all.
Mit der Bezeichnung des Problem/Lösungs-Konzeptes als eines Beschreibungs- und Erklärungsmodells für literaturgeschichtlichen Wandel habe ich bereits eine Festlegung vorgenommen. "Problem" ist damit zu einem terminus technicus geworden, dem eine bestimmte Verwendungsweise ("Bedeutung") innerhalb einer bestimmten Fachsprache zugeordnet ist. Diese Verwendungsweise ist zwar initial an die innerhalb der Alltagssprache angelehnt (aus ihr "entlehnt"), wird mit der Prägung eines Terminus aber von ihr abgekoppelt. Das hat unter anderem zur Folge, dass Bedeutungen, die dem Wort "Problem" in der Alltagssprache zukommen, nicht gegen die heuristische Konzeption des Problem(lösen)s ins Feld geführt werden können (sondern allenfalls – mit einer guten Alternative im Gepäck – gegen die Wahl des Zentralbegriffs ). Denn in dieser Konzeption ist "Problem" ein rein instrumenteller Begriff und bezeichnet anders als der alltagssprachliehe Begriff nicht zwingend eine krisenhafte Erfahrung, sondern die eine Seite in einer erklärenden Relation von zwei Sachverhalten. Mit anderen Worten: In der Tat kann ich alles als Problem beschreiben bzw. "im Problemvokabular reformulieren", wenn ich nur will, das heißt: wenn ich mir davon einen wie auch immer gearteten Erklärungswert für etwas von mir als erklärungsbedürftig Erachtetes verspreche. Die Frage lautet also nicht: Wann ist ein Sachverhalt "treffend" (d. i. nach unserer alltags sprachlichen Intuition stimmig) als Problem beschrieben? Sondern: Wann brauche ich den betreffenden Sachverhalt für eine erklärende Relation und muss ihn zu diesem Zweck als heuristische Einheit konzipieren (und nenne sie deshalb meinem Modell gemäß ein Problem)?
Parlare di Ernst Bloch e l'Espressionismo significa parlare del pensiero die Ernst Bloch nella sua complessità. Già per lo stile la sua prima opera, Geist der Utopie (Spirito dell'Utopie), scritta nel 1918 è spiccatamente espressionista. Ma, oltre allo stile, rientrano nalla cornice dell'Expressionismus anche alcuni temi artistici affrontati da Bloch in questa prima opera. Certo le considerazioni eposte da Bloch sull'arte espressionista in Spirito dell'utopia sono più in forma di flash, di accenno, piú pensieri estemporanei che riflessioni sistematiche.
Man liest Übersetzungen im Allgemeinen als transparente Stellvertreter eines fremdsprachlichen Ausgangstextes, ohne sich des Prozesses des Übersetzens, bzw. der Übersetztheit des Textes bewusst zu sein. Was aber geschieht beim Übersetzen? Übersetzen ist immer Interpretation, so die brasilianische Translationswissenschaftlerin Rosemary Arrojo. Anhand zweier Erzählungen, "Liebe" und "Die Dame und das Ungeheuer oder die allzu große Wunde", der Autorin Clarice Lispector, ins Deutsche übersetzt von Curt Meyer-Clason und Sarita Brandt, wird nach Übersetzungsstrategien und den sich daraus ergebenden Interpretationen, nach Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit der Übersetzer und der Übersetzung gefragt, die aus den Zieltexten erkennbar sind, stellt man sie den Ausgangstexten gegenüber.
Traditionelle Fragestellungen der Hermeneutik zur Thematik Sprache, Verstehen, Deuten und Anwendung in Zusammenhang mit der Translation werden hier aus der seltenen Perspektive der Spätphilosophie Wittgensteins untersucht, unter Einbezug einzelner Aspekte der linguistischen Pragmatik. Hauptziel ist die Prophylaxe des theoretischen Dogmatismus, der entsteht, wenn Eigenschaften des Modells auf das zu untersuchende Objekt projiziert werden. Zu unterscheiden sind zwei Arten von Notwendigkeiten: Einerseits jene der internen Relationen, als Bedingung der Möglichkeit des ganzen Systems, andererseits jene, die dem System extern sind und einfach als gegeben vorausgesetzt werden. Die gegenwärtige Diskussion übersieht nicht selten, dass jede Theorie aus unterschiedlichen Schichten besteht, sodass manche Argumente aneinander vorbeigehen, weil sie einfach nicht auf dem gleichen Niveau operieren. Darum soll der jeweilige Wirkungsbereich jener miteinander verflochtenen Ebenen berücksichtigt werden, um begriffliche Verwirrungen zu vermeiden. Als Alternative zur Dichotomie zwischen der traditionellen, essentialistischen Perspektive und dem postmodernen Relativismus wird eine radikal pragmatische Sprachauffassung vorgeschlagen, welche Einsichten des späten Wittgenstein mit einigen Kerngedanken der Hermeneutik kombiniert. Der daraus resultierende Begriff der Translation stellt die herkömmliche Beziehung zwischen Kommensurabilität und Übersetzung auf den Kopf.
Walter Benjamin gilt allgemein als "schwieriger" Autor, da er nicht mit vorab geklärten, universell gültigen Begriffen arbeitet, sondern vorhandenen Begriffen wie dem individuellen "Erlebnis" in der Moderne oder der kollektiven "Erfahrung" in der Prämoderne eine besondere Bedeutung verleiht. Dies ist jedoch nur dadurch möglich, dass er diese "Individualbegriffe" in bestimmte Zusammenhänge einbettet. Die Wiederholung solcher Begriffe an der Textoberfläche bewirkt, dass einander als fremd vorgestellte Zusammenhänge in eine unerwartete Beziehung gebracht werden und, ähnlich wie in seiner Geschichtstheorie, zu einem "dialektischen Bild" zusammenfinden.
Karl Wilhelm Friedrich Schlegel (1772-1829) compreendia a "Charakteristik" como uma obra de arte da crítica literária, na qual tanto os aspectos extrínsecos quanto os intrínsecos deveriam ser levados em consideração e compreendidos como uma unidade. De acordo com essa teoria, a tarefa do crítico de literatura era revelar a tendência e o ideal da obra literária através da observação e compreensão de certos aspectos que pertenceriam tanto à letra quanto ao espírito da obra, ou que poderiam transitar entre esses dois âmbitos. O intuito principal desse artigo é introduzir e discutir alguns aspectos da "Filosofia da caracterização" de Schlegel, exposta em seus "Fragmente zur Poesie und Literatur", os "Fragmentos sobre poesia e literatura" (1793-1803), e demonstrar como o crítico alemão concretizou sua teoria no "Meister-Aufsatz", o "Ensaio sobre os anos de aprendizado de Wilhelm Meister", de Johann Wolfgang Goethe, de 1798.
Dieser Bericht beschreibt meine Teilnahme am Workshop "Deutsche und Türkische Stereotype im Vergleich", der am 24. Oktober 2014 an der Marmara Universität von Dr. habil. Leyla Coşan (Projektvertreterin und Ansprechpartnerin in der Türkei) und Prof. Dr. Dr. h. c. Rupprecht S. Bauer und Prof. Dr. Hacı Halil Uslucan (Projektleiter und Ansprechpartner in Deutschland) organisiert worden ist, um mit den Beteiligten konkrete Fragen in Hinblick auf die Planung und Realisierung des Projekts "Deutsche und Türkische Stereotype im Vergleich" zu besprechen.
Çocuklara yönelik fantastik yazın çevirisi alanında yaptığımız bu çalışmada "The wonderful wizard of Oz" adlı yapıttan yola çıkarak, Türkçe'ye dört farklı çevirisi karşılaştırmalı olarak incelenmiştir. Araştırmamız, çevirmenleri ve yayınevleri farklı olan fantastik çocuk kitabı çevirilerinde uyarlama yapılıp yapılmadığını belirlemeyi amaçlamıştır. Bu incelemenin ayrıca amacı fantastik çocuk kitapları çevirisinde uyarlamanın tek bir yöntem olarak kullanılmasının olumsuz yönüne dikkat çekmek, aynı zamanda da kitapların biçimsel ve içeriksel olarak iyileştirilmesine katkıda bulunmaktır. Çalışma neticesinde elde edilen verilerden sonuçlar çıkarılarak genel bir değerlendirme yapılmış ve çeşitli öneriler sunulmuştur.
Die türkischen Schriftstellerinnen Halide Nusret Zorlutuna, Ismet Kür und Sevim Belli haben in ihren Autobiographien überwiegend ihre Jugendjahre ausführlich niedergeschrieben. Der Anlass ihres Schreibens ist zwar der gleiche, doch der Gegenstand ist unterschiedlich: Es geht bei der ersten um das Nachtrauern eines abgeschafften politischen Systems (das Osmanische Reich) und bei der zweiten um die Trauer, die eigenen Fähigkeiten nicht genügend entwickelt zu haben. Die dritte bedauert, keine angemessene Auswirkung der geleisteten politischen Arbeit (sozialistische Gedanken in der Türkei) erreicht zu haben. Sie wollen also mit ihren Werken zur Gedächtnisbildung der jungen Generationen beitragen.
Der folgende Beitrag befasst sich mit den intertextuellen Bezügen, die Sabahattin Alis Roman "Kürk Mantolu Madonna" zu Leopold von Sacher-Masochs Novelle "Venus im Pelz" aufweist. Mit Gérard Genettes Intertextualitätstheorie lässt sich die Madonna als Beispiel der Hypertextualität einordnen. Die Venus ist im Text als eine Art Hintergrundfolie präsent, auf der innovative Änderungen vorgenommen werden, wobei die Strukturen des Vorgängertextes gleichwohl sichtbar bleiben. Indes fallen in der Novelle die wechselseitigen Verweise von nicht weniger als sechs Venusbildern auf, denen im Roman lediglich zwei Madonnenbilder gegenüberstehen, ein Umstand, der einer Klärung bedarf, da die Hypertextualität der Madonna von ihm betroffen ist. Hier erweist sich Jacques Derridas Differenzkonzept als hilfreich, da sich das verwirrende Bilderspiel der Venus damit als differentielles 'Spiel der Zeichen' fassen lässt. Um zu eruieren, was die hypertextuelle Relation zur Bedeutungskonstitution der Madonna beiträgt, ist es erforderlich, näher auf die Paarbeziehung des Textes einzugehen, in der die Frau einen nahezu heiligen Status für den Mann besitzt und ihm gegenüber Dominanz ausübt. Unter diesem Aspekt erscheint das Paar der Venus für das der Madonna als strukturelles Vorbild. Durch die Hypertextualität erhält also die Paarbeziehung des Romans als solche eine starke Akzentuierung. Mithin wird ihr subversives Potential deutlich, unterläuft sie doch das mit Michel Foucault zu bestimmende Sexualitätsdispositiv ihrer Zeit.
Bu makalede Qurbani'nin "Shahada" (2010) adlı filmi üzerinden Almanya'daki Müslüman öznelerin konumu mercek altına alınmaktadır. Bunun için medyasal kurguların (özünde tüm medya kurgularının) söz konusu kişilerin algılanmasındaki rolü tartışılmaktadır. Makalede Polonyalı Alman dili ve edebiyatı öğrencilerinin adı geçen filmdeki ve Alman medyalarındaki Müslüman imgesine ilişkin görüşlerine yer verilmektedir.
Einleitung
(2012)
'Gyser', 'grøsser' oder 'skrekkfilm' – in den skandinavischen Sprachen gibt es mehr als nur eine Bezeichnung für Filme, die dem Horrorgenre zugerechnet und in der Übersetzung alle synonym als 'Horrorfilm' bezeichnet werden. [...] Doch entgegen dieser terminologischen Vielfalt und Uneindeutigkeit ist die Geschichte des Horrorfilms in Skandinavien – auch im weiteren Sinne – sehr übersichtlich, was die quantitative Produktionsmenge betrifft. Bis zur Mitte der 1990er Jahre erschienen lediglich vereinzelte Filme, die allein wegen ihrer singulären Stellung Aufmerksamkeit erregten. Das hat sich in den letzten fünfzehn Jahren deutlich geändert. Nicht nur die allgemeine Filmproduktion in Dänemark, Schweden und Norwegen ist wieder deutlich angestiegen, insbesondere die von Horrorfilmen verzeichnet einen geradezu exponentiellen Zuwachs. Waren es bis in die 1990er wenig mehr als ein Dutzend Filme insgesamt, erreichen nun starke Jahrgänge wie 2005 oder 2008 alleine solche Zahlen. Ein "Aufblühen" der skandinavischen Horrorfilmproduktion seit 2003 kann länderübergreifend beobachtet werden.
All dies hat seine Gründe. Historische, ökonomische, soziale – viele davon interferieren. Im Vergleich zu den USA oder Großbritannien ist nicht nur die Zahl der Filmschaffenden, RegisseurInnen und DrehbuchautorInnen deutlich geringer, auch die jeweiligen Märkte sind es, die die Filmproduktion ebenso bestimmen wie mögliche Koproduktionen oder Exporte. Die skandinavischen Filmförderungsfonds haben in den letzten fünfzehn Jahren ihr Volumen deutlich erhöht. Ein Grund, weswegen es möglich war, dass mehr Projekte junger, noch nicht etablierter Regisseure (wie etwa Ole Bornedals NATTEVAGTEN, 1994) realisiert werden konnten, die durch internationale Erfolge wiederum neue Möglichkeiten eröffneten.
As the exilic experience, initiated in 587 B.C.E., continued over millennia, no one has been able to settle the question of what it means to be a diaspora Jew. Are those who actively participate in non-Jewish life still in a position to claim the heritage of Israel? And what about Jews who actively seek assimilation and renounce their roots altogether: are they still Jews in spite of themselves? Authors, from Joseph Roth to Sholom Aleichem to Chaim Potok, have tried to deal with this issue in light of different diaspora circumstances. One of the most recent perspectives on Jewish identity comes to us through "Sunshine", a powerful film by the Hungarian director Istvan Szabó (1999). Szabó, who wrote the screenplay with Israel Horowitz, tells the story of several generations in one Hungarian Jewish family: the Sonnenscheins. Living at the turn of the twentieth century, the patriarch of the Sonnenschein clan is Emmanuel, a successful distiller who seems to have found a balance between the two exilic extremes: neither complete assimilation, nor a retreat from gentile society.
Zwar wurde seit der Romantik akademischen Darstellungsprinzipien zunehmend entgegengesteuert, stand die Abkehr vom Mimesis-Gebot immer häufiger auf der künstlerischen Tagesordnung. Doch im gleichen Maß geht die Erschließung neuer ästhetischer Horizonte durch die konsequente Weiterentwicklung und Durchformung des künstlerischen Materials einher mit dem Anspruch, Alternativen zur jeweils herrschenden philosophischen und naturwissenschaftlichen Forschung zu entwerfen […]. Dieses oppositionelle Moment von Kunst macht sich das ästhetische Denken von Theodor W. Adorno (1903-1969) in besonderem Maße zu eigen. […] Adorno verzichtet auf keinen der beiden […] Pole von Kunst in der Moderne. Es geht ihm sowohl um Kunst als autonomen, für sich und nur für sich sprechenden Bereich wie auch um ihre Steigerung zur Souveränität, in der das Kunstwerk gewissermaßen zur Funktion des Lebens wird. Beide Aspekte aufgenommen zu haben und sich gegenseitig kritisieren zu lassen, dies definiert die Negativitätsästhetik in der Konzeption Adornos, in der sowohl Kant wie Schelling, Hegel wie Nietzsche deutliche Spuren hinterlassen haben. In der Ästhetischen Theorie von 1970 haben beide Linien einen vielleicht letzten verdichtenden Kreuzungspunkt gefunden.
Welches sind [...] die Kanäle, auf denen wir unsere Traditionen und unser Wissen kommunizieren und übermitteln? Diese Frage muss für jede Generation neu verhandelt werden. Umberto Eco macht darauf aufmerksam, dass dies nicht allein über den Weg der Hochkultur geschieht. In seinem jüngsten Roman "Die geheimnisvolle Flamme der Königin Loana" (2004)3 beschreibt er am Beispiel seines Protagonisten Yambo Bodoni die éducation sentimentale seiner Generation, aufgewachsen und sozialisiert im Zeichen des italienischen Faschismus, aber auch einer insbesondere aus den USA stammenden Gegenkultur. Hierfür be- und hinterfragt Eco – und dies ist ein Novum für die italienische Literatur – insbesondere die Populärkultur der Zeit, die er in Form von Comics, Fotos, Plakaten und sogar Schlagern und Propagandaliedern als originale Bild- und Textzitate in die Romanhandlung integriert.
Jede Exilerfahrung ist grundsätzlich zunächst einmal individuell. Sie steht in einem spezifischen historischen, politischen und kulturellen Kontext. Handelt es sich dabei um größere Bewegungen, wie im Falle des Exils aus NS-Deutschland 1933 bis 1945, ist häufig ein Zusammenschluss von Exilierten in den jeweiligen Exilländern und -orten zu beobachten. Solche Exil-Communities bieten eine Plattform für Austausch und Unterstützung sowohl untereinander als auch mit Gruppen, die sich zur gleichen Zeit in anderen Ländern befinden.
Throughout the humanities, greater attention is being paid at present to the category of translation. More than ever before, the tradition al understanding of translation as the (philological and linguistic) translation of text and language is being expanded upon. Increasingly, translation is being spoken about as cultural translation. Yet often the use of this term is merely metaphorical, or even downright inflationary.
My point of departure is Benjamin's "Lehre vom Ähnlichen," since this text elaborates a theory of reading and writing based on the concept of "nonsensory similarity." The "strange ambiguity of the word reading in relation to both its profane and its magical meaning", which is often cited in Benjamin criticism, is derived from a precise figure, namely the constellation as a model for writing and the concomitant practices of anagrammatical dispersion.
It is no longer possible to ignore how crucial the processes of cultural translation and their analysis have become, whether for cultural contact or interreligious relations and conflicts, for integration strategies in multicultural societies, or for the exploration of productive interfaces between humanities and the natural sciences. The globalization of world society, in particular, demands increased attention to mediation processes and problems of transfer, in terms both of the circulation of global representations and "travelling concepts" and of the interactions that make up cultural encounters. Here, translation becomes, on the one hand, a condition for global relations of exchange ("global translatability"), and on the other, a medium especially liable to reveal cultural differences, power imbalances and scope for action. An explicit focus on translation processes something increasingly prevalent across the humanities may thus enable us to scrutinize more closely current and historical situations of cultural encounter as complex processes of cultural translation. Translation is opened up to a transnational cultural practice that in no way remains restricted to binary relationships between national languages, national literatures or national cultures.
It is no longer possible to ignore how crucial processes of cultural translation and their analysis have become, whether for cultural contact or interreligious relations and conflicts, for integration strategies in multicultural societies or for the exploration of productive interfaces between the humanities and the natural sciences. The globalisation of world society, in particular, demands increased attention to mediation processes and problems of transfer, in terms of both the circulation of global representations and 'travelling concepts' and of the interactions that make up cultural encounters. Here, translation becomes, on the one hand, a condition for global relations of exchange ('global translatability') and, on the other, a medium especially liable to reveal cultural differences, power imbalances and the scope for action. An explicit focus on translation processes— something increasingly prevalent across the humanities—may thus enable us to scrutinise more closely current and historical situations of cultural encounter as complex processes of cultural translation. Translation is opened up to a transnational cultural practice that in no way remains restricted to binary relationships between national languages, national literatures or national cultures.
Gerade im scharfen Wind der ökonomischen wie auch kulturellen Globalisierungsverhältnisse sind [...] die Kulturwissenschaften nicht mehr allein als nationale Unternehmungen in ihren jeweiligen Wissenschaftstraditionen gefordert. Im Zeichen eines globalen Projekts transnationaler Kulturforschung sind sie vielmehr darauf angewiesen, die Übersetzungsperspektive auch auf sich selbst anzuwenden. Eine der zentralen Fragen wird sein: Gibt es Anzeichen für eine globale Sprache, für ein globales Vokabular als Bedingung der Möglichkeit eines solchen Projekts transnationaler study of culture, in das die verschiedenen regionalen Blickwinkel der Welt eingehen? Oder wird dieses Vorhaben erst dann seiner transnationalen Absicht gerecht, wenn gerade auch lokale Wissensregister und die unterschiedlichen Verortungen in kulturspezifischen Wissenschaftstraditionen dazu aufgerufen sind, an der übersetzerischen Herausbildung eines solchen Vokabulars mitzuwirken?
Heute kann man eine ambivalente Tendenz beobachten: Zum einen wird in soziologischen, aber auch in literatur-und kulturtheoretischen Ansätzen der Aspekt der Differenz stark gemacht. Zum anderen ist ein anti-dichotomischer Denkstil zu beobachten, der, wie Zygmunt Bauman in seinem Buch Moderne und Ambivalenz schreibt, "das Prinzip der Opposition selbst, die Plausibilität der Dichotomie, die es suggeriert, und die Möglichkeit der Trennung, die es fordert", in Frage stellt (80).
In eben diesem Sinne erklärt Bruno Latour in seinem Buch Wir sind nie modern gewesen, Kultur solle nicht länger als ein Artefakt begriffen werden, das wir "durch Ausklammern der Natur produziert haben". Latours These lautet daher: "Es gibt nur Naturen/Kulturen" (138). Das heißt, eine durch Binde- respektive Schrägstrich verbundene, historisch variable Vernetzung von Naturen und Kulturen. [...]
Ich möchte vorschlagen, den Bindestrich durch das Modell der Aufpfropfung zu beschreiben, genauer gesagt: als Interferenz von Pfropfungs- und Hybridmodell Um es vorweg zu nehmen: Ich gehe davon aus, dass das Modell der Pfropfung eine zweifach codierte Wissensfigur ist: Die Pfropfung steht zum einen für ein Ensemble kulturtechnischer Verfahrensweisen, durch die Naturdinge auf spezifische Weise in Kulturdinge transformiert respektive im weitesten Sinne des Wortes 'übersetzt' werden; zum anderen steht sie für ein Ensemble kulturtheoretischer Denkweisen, die diese Transformations- respektive Übersetzungsprozesse als Kulturmodell beschreiben: als Verbindungs-, als Vernetzungsformen zwischen Natur und Kultur, aber auch zwischen Kulturen. Vor dem Hintergrund dieser Annahmen, möchte ich im Folgenden zwei Fragekomplexe skizzieren, die mich momentan beschäftigen- im Rahmen eines größeren Forschungsprojekts, das den Arbeitstitel: Greffologie trägt.
Investigations of current and historical human rights discourses gain new perspectives when viewed as a problem of translation: by examining non-European transformations/displacements/revisions of the universal principles of the UN Declaration (1948), critical implementations of these principles in local practices and – almost more importantly – re-translations of these local transformations into new declarations of human rights principles. The article discusses the complex conditions under which the universal claim of a western human rights discourse could be challenged by considering translational activities which attempt to identify new, but common reference points for a transcultural human rights discourse.
'[C]ulture as text' initially proved to be a pivotal bridging metaphor between cultural anthropology and literary studies. Following an admittedly ambivalent career path, the concept of 'culture as text' has nevertheless continued to rise and has become an over-determined general principle, an emphatic key metaphor, even an overall "programmatic motto for the study of culture" […]. At first, this concept was still closely connected to ethnographic research and to the semiotic framework of interpretive cultural anthropology. However, since the end of the 1990s it has been utilised to encompass a much broader interdisciplinary horizon for the study of culture. 'Culture as text' advanced from being a conceptual metaphor for the condensation of cultural meanings to a rather free-floating formula frequently referred to in analyses within disciplines involved in the study of culture. Surprisingly, 'culture as text' has remained a consistent key phrase throughout the discourses concerned with the study of culture—even after the culture debate had long since turned away from the holistic understanding of culture implied by the formula.
Das wissenschaftliche Interesse auf dem Feld der Komparatistik ist in den letzten Jahren in der Türkei – auch dank wachsender Institutionalisierung des Fachgebietes – stark gestiegen. Ein Kennzeichen dafür ist der V. Internationale Kongress der Komparatistik. So treffen sich alle zwei Jahre Literaturwissenschaftler aus der ganzen Welt auf dem Internationalen Kongress der Komparatistik in der Türkei.
Das Faktum, dass in der Komikproduktion "Türkisch für Anfänger" Verhaltens- und Sprachpraktiken des türkischstämmigen männlichen Jugendlichen namens Cem Öztürk als standardfern angesehen und so dargestellt werden, und der Betroffene demnach im komischen Modus stets mit dem Affen bzw. Affenmenschen verglichen wird, wurde für die Autorin der vorliegenden Arbeit zum Auslöser für den Vergleich seiner mit Bourroughs' Protagonisten Tarzan. Dies wiederum eröffnet Reflexion und Debatte über Machtverhältnisse/Positionierungen in der deutschen Einwanderergesellschaft einen freien Raum.
Angst, Spannung und die Frage nach der Schuld : Psychothriller für Jugendliche und junge Erwachsene
(2014)
Bellek ve tarih ilişkisinin irdelendiği bir çok araştırmada, doksanlı yılların başından beri tüm dünyada bir bellek ve anımsama furyasının yaşandığı belirtilmekte ve ana nedenlerinden biri olarak da yazılı tarihin kaydettiği en ağır felaketlerin yaşandığı 20. Yüzyılın sona ermesi gösterilmektedir. 2000'li yıllardan bu yana gerek Avrupa kıtasında yazılan romanlara gerekse Türkiye'de yayımlanan romanlara bakıldığında, metinlerin odak noktasına yakın geçmişi yerleştiren tarihsel romanların sayısı küçümsenmeyecek kadar artmıştır. Yakın tarihe bugünden bakarak tarihsel durumların yeniden değerlendirilmesi, dolayısıyla belleklerde saklanan ancak şimdi dile gelen anıların öykülendirilmesi söz konusudur.
Tarihsel romanların yanı sıra bir ya da birden fazla ailenin kuşaklar boyu belleklerinde sakladıkları ve büyük tarihin yanında bugün "oral history" olarak yeniden önem kazanan bireysel/kollektif bellek, özellikle tarihsel romanların bir uzantısı olan "yeni" aile romanlarında gittikçe daha fazla yer bulmaktadır. 2011'in Mart ayında yayımlanan, Zülfü Livanel'nin "Serenad" adlı romanı da içerdiği tarihsel düzlem ve bu tarihin bireysel ve kollektif belleklerin bir parçası olarak aile üyelerinin anımsaması yoluyla okuyucuya açımlanması nedeniyle, çerçevesini tarihsel olguların oluşturduğu bir aile romanıyla karşı karşıya olduğumuzu göstermektedir.
Bu çalışmada romanda yer alan figürlerin tarihle ilişkileri yeni aile romanı çerçevesinde incelenecektir.
Unter der Leitung von Associate Professorin Dr. F. Gülay Mirzaoğlu fand die Tagung der Kommission für Volksdichtung 2012 an der türkischen Riviera in Muğla/Akyaka statt. Die Organisation übernahm das Zentrum für traditionelle Musik-Kultur der Hacettepe Universität. Teilnehmer aus unterschiedlichen Ländern – von den USA bis Japan, von den nordischen Ländern bis Südafrika – kamen so in dem paradiesischen Ort Akyaka zusammen, um die magisch-symbolischen Kräfte von Volksliedern und Volksballaden erneut zum Leben zu erwecken, zumal die diesjährige Tagung auf die Symbolwerte der Balladen- und Liedtexte pointiert war. Die Vielzahl der unterschiedlich fokussierten Referate erschwerten jedoch die Vorträge adäquat unter einen Nenner zu bringen. So entstanden Themenschwerpunkte wie Semiotik, Symbolik, Funktion in Balladen, ferner Symbol, Ritual, musikalische Expression in Balladen und nicht zuletzt soziologischer Symbolismus, worunter auch Gender-Theorien in Balladen unterschiedlicher Kulturen näher zu Wort kamen.
1438'de Türklere esir düşen Georgius isimli bir din adamı, başından geçenleri 1481'de kaleme aldığı Tractatum de Moribus, Conditionibus et Nequitia Turcorum isimli çalışmasıyla dünyaya duyurdu. Eser yayınlandığı güne kadar Avrupalı entelektüeller tarafından çok da iyi bilinmeyen Türk kültürü ve dini hakkında kıymetli bilgiler içeriyordu. Yazar, dinle ilgili olarak verdiği bilgiler arasında İslam hakkında genel bilgilerin yanında dini zümreler üzerine de bilgiler vermiştir. Bunlar arasında heterodoks kesimle ilgili verdiği bilgiler oldukça ilgi çekicidir. Burada onların dini anlayışlarını açıklamış, törenlerinden bahsetmiş ve hatta benzerlerini Sünni kesimle karşılaştırarak değerlendirmiştir. Bundan başka heterodoks kesim için son derece önemli dini ve tarihi önemi haiz Seyid Gazi, Hacı Bektaş ve Âşık Paşa gibi bazı İslami din önderlerine değinmiştir. Avrupalı entelektüeller tarafından bilinmeyen bu hususların dile getirilmesinden ötürü eser kısa zamanda Türkler hakkındaki bilgilerin edinildiği ilk ve temel başvuru kitabı haline geldi. Özellikle Martin Luther ve diğer Protestan önderler Georgius'un Türklerle ilgili bilgilerinden etkilendikleri bilinmektedir. Eserin ilk Alman baskısının Martin Luther tarafından yapılması da esere verilen öneme işaret eden ayrı bir husustur. Bu çalışmamızda Tractatum’un Türk heterodoks luğu ile ilgili satırlarını değerlendirmelerini de içeren çevirilerini yaparak konuyla ilgili çalışan araştırmacıların istifadesine sunmaya çalışacağız.
Der Türke als Schreckensbild
(2013)
Alman ekonomisinin yükselen konjonktürü ile 60'lı yıllarda birçok Türk vatandaşı imzalanan ikili anlaşmalar sonrasında işçi olarak Almanya’ya göç etmiştir. "Misafir işçi" göçünün başlamasıyla bir "göçmen işçi" edebiyatının çıkması da rastlantı değildir. Göçmen işçi edebiyatı (Gastarbeiterliteratur) teriminin kullanılmamasının nedeni negatif bir anlam taşımasıdır. Bunun yerine daha naif ve yanlış anlamlara neden olmayacak bir terim olan göçmen edebiyatı (Migrantenliteratur) tercih edilmiştir.
Göçmen edebiyatının günümüzde Almanya'da çok önemli bir yer tuttuğunun da altını çizmek gerekir. Göçmen edebiyatı yeni eserler verdikçe araştırmalara da yenisi eklenmektedir. Yazarlar ise konu itibariyle her iki kültürün bakış açısıyla yazar ve sentez oluştururlar. Kültürel aktarıma yazdığı ve çevirdiği eserleriyle katkıda bulunan Türk kökenli göçmen yazarlarından biri de Yüksel Pazarkaya'dır.
Mediha adlı eserinde sadece Yunan tragedyasının ana karakterinin maruz kaldığı haksızlığı tekrar canlandırmamış aynı zamanda Almanya'da yaşayan Türklerin ailevi sorunlarına da değinmiştir.
A influência de Bertolt Brecht sobre Walter Benjamin é comumente atribuída à assimilação da tradição de crítica marxista pelo último. O presente artigo busca realizar uma crítica imanente e teórica da obra de ambos com o fito de investigar outras faces possíveis dessa influência. Sendo assim, o objetivo é demonstrar que o "Efeito de distanciamento" (em alemão "Verfremdungseffekt") utilizado por Brecht em seu teatro épico tem um papel fundamental na leitura que Benjamin fará do cinema e aparece nas quatro versões do ensaio sobre "A obra de arte na época de sua reprodutibilidade técnica", bem como na sua teoria sobre a "aura".
Im Rahmen meiner Untersuchung habe ich mich mit den literaturtheoretischen Instrumenten von Dichtung und ihren geistesgeschichtlichen Quellen seit der klassischen Antike beschäftigt. Hier sind vor allem Aritoteles, Platon und deren Rezipienten Hermogenes von Tarsos sowie in der frühen Neuzeit Gerhard Vossius zu nennen. Zentraler Begriff ist hierbei eine Neuentwicklung des Begriffs der Fiktion auf der Grundlage philosophischer Ästhetik und ihrer praktischen Umsetzung in der bildenden Kunst und der Literatur der Aufklärung. ...
Ein "hundertjähriger Krieg"? : über die Bildung einer Friedenskultur aus dem Geist des Krieges
(2014)
Wer nicht direkt Zeitgenosse im Jahre 1914 gewesen ist, kommt [...] nicht ohne Konstrukte und Nacherzählungen aus. Aber nicht nur das: Auch wer Zeitgenosse gewesen ist, mag die späteren Generationen mit Formen von Distanzierung überraschen, wie etwa Kafka mit seiner Tagebucheintragung vom 1. August 1914: "Deutschland hat Russland den Krieg erklärt. Nachmittag Schwimmschule" [...]. Nun wissen wir auch, dass Kafkas Werk einer "furchtbaren Welt" entspricht, indem sie "strukturell der Wirklichkeit, die wir zu erleben gezwungen wurden, unheimlich adäquat ist" [...]. Einer formneutralen Aufzeichnung wie derjenigen Kafkas bräuchte prinzipiell kein weiterer bedeutungsschwerer Charakter beigemessen zu werden. Jedoch könnte eine solche Aufzeichnung auch auf die Dynamik einer Kriegs- bzw. Friedenskultur hindeuten. Diese Dynamik hat nach der hier verfolgten Perspektive einen strukturellen Zusammenhang beider Kulturmuster als Spielarten, die allzu oft nur als Polaritäten, dementsprechend als Kontraste, angesehen werden. [...] Die hier vorgenommene Analyse einer solchen Problematik beinhaltet drei Schritte: 1. Die Auffächerung von Krieg und Frieden als Momente im unvollendeten Prozess der Zivilisation; 2. Thomas Manns retrospektiver Blick auf Kontraste und Spielarten, und 3. Jenseits von "kaltem Krieg", "heißem Frieden" und "blauäugigem" Pazifismus: "Ich will verstehen" oder die Rolle der Zwischenräume.
Ähnlich wie in anderen Krieg führenden Ländern war gerade die großstädtische Bevölkerung von Kriegseuphorie und einer spontanen Bereitschaft getragen, sich in den Dienst des Kriegs zu stellen. Das bald auch im Krieg florierende Unterhaltungstheater der meisten europäischen Metropolen zeigte geradezu mustergültig diese patriotisch-affirmative Tendenz. Doch in einem Land wie Portugal, in dem wenige Jahre zuvor durch eine vom städtischen liberalen Bürgertum getragene Revolution eine laizistische Republik nach französischem Vorbild installiert wurde, die noch einigermaßen instabil war, folgte die Unterhaltungskultur nicht dieser Art von patriotischer Gleichschaltung sondern bewahrte sich durchaus – besonders im Genre der Revue – satirische und kritische Eigenheiten.
Modern memory theories conceptualize literature as a medium of cultural memory. Yet, the following article challenges this conceptualization, arguing that ascribing a memory function to literature undermines the de-pragmatization of literature in modernity. Through a poetological reading of Ralf Rothmann's novel "Milch und Kohle" (2000) the article then investigates in which way a memory function could be ascribed to modern literature without undermining the latter's status as a de-pragmatized system.
Wo der Name Johann Gottfried Herders im philosophischen Diskurs des gerade vergangenen Jahrhunderts überhaupt eine Rolle spielt, da figuriert er zumeist in der Rolle des großen, wenngleich unsystematischen Anregers bedeutender Diskurse der modernen Philosophie: der Geschichts- und der Sprachphilosophie ebenso wie der Philosophischen Anthropologie. Als dem "Bahnbrecher des Historismus" (Friedrich Meinecke) scheint ihm der Zutritt zu einem anderen Diskurs indes prinzipiell verwehrt: zu jenem der Utopie. Sogar Ernst Bloch, der seinen eigenen Entwurf im Horizont einer Geschichte des utopischen Denkens entfaltet, behandelt ihn lediglich am Rande; immerhin wird die Ode "Genius der Zukunft" anzitiert. Einer der wichtigsten Beiträge der neueren Forschung, Ralf Simons herausragende Studie zum Gedächtnisbegriff Herders, weist diesem sogar die Position eines Posthistoristen zu. [...]
Ich will hier nun nicht in eine systematische Auseinandersetzung mit Simons verkürzender Argumentation eintreten; vielmehr soll mir diese erst jüngst geäußerte These zum Anlaß und Ausgangspunkt meines eigenen Versuches dienen, den Namen Herders in den Utopie-Diskurs einzuschreiben und aufzuzeigen, daß im Grunde sämtliche Bereiche seines Denkens, die Geschichts- und Sprachphilosophie wie auch die Studien zur Ästhetik und schließlich seine Tätigkeit als Anthologe, allesamt Aspekte eines prinzipiell zukunftsgerichteten Denkens darstellen. Das Motiv für diesen Versuch ist zunächst dasjenige, historische Gerechtigkeit zu üben; die Frage, ob und inwieweit Herders Denken heute Anknüpfungspunkte bietet, um über das Thema Utopie neu nachzudenken und dem allgemeinen Konjunkturverlust dieses Diskurses entgegenzutreten, muß leider unberührt bleiben, denn schon die Sichtung der utopischen Intention seines Denkens kann hier nur in einem ersten Aufriß geschehen.
In post-Kantian idealist aesthetics, at the very latest, literature and philosophy come to rival each other as producers of "history" At this point, philosophy takes it upon itself to "adopt" art and literature, treating the image as an object upon which to lavish the philosophical "labor of the concept" and explicitly asserting the primacy of concept over image. This objectivation of the image by the concept, however, goes hand in hand with the attempt to cover up and efface the poetic act that underlies the paradigm of "history," an act that had still informed the older, premodern meaning of the concept and had been conspicuously retained and reflected in the modern literary genre of historical drama. I therefore wish to propose that the origin of the logocentric discourse of history is to be found in Hegel's philosophy of art. In the first part of my essay, I will accordingly set out to reconstruct Hegel's effacement of the poetic origin of "history" by jointly examining his aesthetics and his philosophy of history. In the second part, I will confront Hegel's logocentric approach with a reading of Goethe's historical drama Egmont that exposes the poetic origin of "history" and thereby offers an alternative to Hegel's logocentrism.
Im "Versuch über den Begriff des Republikanismus" (1796) halt Friedrich Schlegel (in kritischer Auseinandersetzung mit Kant) ein Plädoyer für die "Majestät des Volkes". Dieses Engagement im Bereich der Politischen Philosophie scheint indes eine kurze Episode zu bleiben, denn bald schon wendet sich Schlegel wieder der literarischen Kritik zu; im "Gespräch über die Poesie" (1800) entwirft er das Konzept einer selbstreferentiellen Dichtung. Was zunächst als radikale Abkehr von der im Republikanismus-Aufsatz aufgeworfenen Problemstellung erscheint, erschließt sich einer semiotischen Analyse jedoch als eine konsequente Fonschreibung und Entwicklung des in diesem Text formulierten Repräsentationsmodells. Es zeigt sich, dass sich das Verhältnis des Republikanismus-Aufsatzes und des Poesie-Gesprächs als ein progressives Reflexionsstufenverhältnis bestimmen lässt.
Die Bühne der klassischen Episteme ist [...] in ihrem entweltlichten Status einem gerahmten Gemälde oder der Seite eines Buches näher als dem Zuschauerraum, von dem sie abgegrenzt wird: Die die Kulisse bildenden Objekte invertieren zu Zeichen, welche das Kontinuum des simulierten Ortes bedeuten. Das Licht, das die Bühne beleuchtet, bedeutet das Tageslicht, das das Gemach der Maria Stuart erhellt, die in Schillers Tragödie auf ihre Hinrichtung wartet.
Donald Siegel's 1971 film entitled "The Beguiled" is compared to Tale 1 of Day 3 from Giovanni Boccaccio’s "The Decameron". Both stories are about a man who arrives in a garden setting and finds nine sexually starved women. In Boccaccio's tale, a male gardener finds himself in a convent occupied by nine nuns with whom he proceeds to have sexual relations to everyone's satisfaction. Siegel's film is about a wounded soldier taken in at a girls' finishing school whose nine female residents become the objects of the hero's amorous attention. While Boccaccio adopts a philogynist tone with respect to the material, "The Beguiled" appears to be a virulently misogynist film projecting its female characters as jealous demons who end up mutilating and then killing their male suitor. Findings from evolutionary psychology pertaining to female jealousy and reproductive strategies are used to consider the respective attitudes toward women in the medieval tale and the twentieth-century film. Conclusions are drawn about the difficulty of placing either of the stories within a clear-cut philogynist or misogynist category.
Das Konzept "Engagierte Literatur" verhalt sich dem Se1bstverstandnis seiner Vertreter zufolge zu jenem des ästhetizistischen "l'art pour l'art" gegenläufig. Verliert sich der "Ästhetizismus", so das kritische Urteil seiner Gegner, in weltloser Selbstbezüglichkeit, so begehren die Vertreter der "Engagierten Literatur" gegen die von Max Weber zum Epochenschicksal erklärte Ausdifferenzierung der Kultur in füreinander gleichgültige Wertsphären auf und versuchen, in geradezu prometheischem Gestus ein literarisches Konzept aufzurichten, das die Grenze des Subsystems Literatur für die außerästhetischen Parameter des Ethischen und des Politischen offen hält . "[D]ie Kunst", urtei1t Bertolt Brecht in seinem Arbeitsjournal, "ist ein autonomer bezirk, wenn auch unter keinen umständen ein autarker". ",[D]as dichten muß als menschliche tätigkeit angesehen werden, als gesellschaftliche praxis mit aller widersprüchlichkeit, veränderlichkeit, als geschichtsbedingt und geschichtsmachend". Erkennt der Dialektiker Brecht die Autonomisierung der Kunst und Literatur in der Moderne einerseits an, so bezieht – und verpflichtet – er sie zugleich auf das gesellschaftliche Ganze, dessen Teil sie sei. Damit stehe Brecht in der Tradition der Konzepte ästhetischer Erziehung seit der Aufklärung; und der wohl prominenteste Ort dieser Erziehung ist seit dem achtzehnten Jahrhundert das von Gottsched und seinen Nachfolgern konsequent literarisierte Theater.
Seit den Debatten um ein "postdramatisches Theater" (Lehmann, 1999; vgl. Poschmann, 1997) wird dem "dramatischen", oder besser gesagt, dem literarischen Theater seitens der Theaterwissenschaft nur mehr wenig Beachtung geschenkt. Zu dominant ist die Stellung des performative turn im aktuellen kulturwissenschaftlichen Diskurs, zu vielfältig sind die Ansatzpunkte, um der "Theatralität" der verschiedenen gesellschaftlichen Sphären nachzuspüren (vgl. Fischer-Lichte, 2001), und zu eindeutig ist das Theater selbst auf ein unendliches Experimentieren mit nicht-literarischen Formen ausgerichtet. Vom 'konventionellen' literarischen Theater wendet man sich ab, da eine Beschäftigung mit ihm wenig mehr als eine Wiederholung des bereits Bekannten zu versprechen scheint. So produktiv und unhintergehbar der Paradigmenwechsel in den letzten beiden Dezennien zweifellos auch ist, so bleibt gegen die versiegende Aufmerksamkeit gegenüber dem literarischen oder dramatischen Theater indes einzuwenden, dass Gegenstände an sich nicht veralten. Vielmehr rekonstituieren sie sich im Rahmen der sich vollziehenden Diskursverschiebungen. Lohnend scheint es mir daher zu sein, das literarische Theater im Horizont neuerer mediologischer Debatten zu perspektivieren. Wenn etwa der Soziologe Dirk Baecker in einem "Medientheater" überschriebenen Essay aus seinen Studien zur nächsten Gesellschaft auf das Theater im Umbruch von der modernen buchgestützten zur "nächsten" computergestützten Gesellschaft zu sprechen kommt (vgl. Baecker, 2007), so wird mit dem Stichwort des "Medientheaters", das Baecker als ein Theater versteht, in dem "die Medien mit zur Aufführung kommen" (Baecker, 2007: 83-84), ein Rahmen gesetzt, der auch für eine Neuperspektivierung des Theaters jener nach Baecker im Absterben begriffenen Gesellschaft der "Gutenberg-Galaxis" (vgl. McLuhan, 1968) produktiv ist. Ich werde daher im Folgenden versuchen, den Umstrukturierungsprozess, den das Theater im Umbruch von der vormodernen zur modernen Gesellschaft durchlaufen hat, in mediologischer Perspektive zu rekonstruieren.
Wenn Søren Kierkegaard in den "Schriften über sich selbst" die eigene Gegenwart als "eine Zeit der Auflösung"l bezeichnet, die eine "Radikalkur" bedürfe, so markiert er damit zugleich seinen eigenen philosophischen Entwurf existenz-dialektischen Denkens. als ein Konzept, das im Horizont jener gesellschaftlichen Modernisierungsprozesse zu verorten ist, die im Laufe des neunzehnten Jahrhunderts eine Neukonzeptualisierung des Denkens von Mensch und Welt unabweisbar fordern. Topisch geworden in diesem Sinne ist Karl Löwiths Rede vom "revolutionären Bruch im Denken des neunzehnten Jahrhunderts". Wie für viele seiner Zeitgenossen bildet dabei für Kierkegaard die Identitätsphilosophie Hegels den negativen Bezugspunkt. Während jedoch Theoretiker wie Marx in dem Sinne der Hegelschen Spur folgen, daß sie den Systemcharakter dieser ersten Theorie der Moderne beerben, ist es im Falle Kierkegaards gerade Hegels Verwissenschaftlichung der Philosophie, die zum Widerspruch herausfordert. Der Begriff der Verwissenschaftlichung bezeichnet dabei den Sachverhalt, daß die Philosophie in Gestalt einer objektivierenden Ontologie der Gegenwart dem Individuum keinerlei Handlungsorientierung mehr zu geben vermag. Kierkegaard problematisiert mit seiner HegelKritik also jene Grundtendenz der modernen Kultur, welche Max Weber als einen Prozeß der Ausdifferenzierung in füreinander gleichgültige Wertsphären und mithin als einen Vorgang der Dezentrierung der symbolischen Ordnung beschrieben hat.
Das Medium, um das es in meinem Beitrag gehen soll, das Plakat, unterscheidet sich von jenen Medien, die in den anderen Beitragen dieses Bandes verhandelt werden, in einem. wesentlichen Punkt. Ob es sich nämlich um das Buch, die Zeitung, das Internet, die Oper, den Film, das Fernsehen oder das Radio handelt, so betreten wir die Raume, in denen diese Medien wie Rhetorik entfalten, mehr oder weniger willentlich. Das Buch haben wir in der Buchhandlung erstanden oder einer Bibliothek entliehen;' die Zeitung haben wir abonniert; die Fernsehbilder beginnen erst zu rauschen, nachdem wir das Gerät per Fernbedienung eingeschaltet haben; ins Kino oder ins Theater begeben wir uns nach Durchsicht des Spielplans. Ins Internet müssen wir uns einloggen und um Karten für die letzte Ausstellung in der Tübinger Kunsthalle haben wir unter Umstanden lange angestanden – Den Raum jedoch, in dem das Plakat seine rhetorische Wirkung entfaltet, betreten wir in der Regel auf sehr viel unvermitteltere Art und Weise, jedes Mal nämlich, wenn wir auf die Straße hinaustreten. Denn Plakate gehören mit einer solchen Selbstverständlichkeit zum urbanen Lebensraum der Moderne, dass uns für bloßes Vorkommen in einem gewissen Sinne kaum mehr auffällt. Um den Wahrheitswert dieser Aussage zu prüfen, genügt es schon, sich nur einmal zu vergegenwärtigen, an wie vielen Exemplaren dieser Gattung man allein im Verlauf eines einzigen Tages vorbeikommt. Mit ziemlicher Sicherheit werden wir bereits Schwierigkeiten haben, allein die Artzahl zu bestimmen, geschweige denn zu sagen, welchen Gegenständen sie gegolten haben. Aber das heißt keineswegs, dass diese Begegnungen spur- und wirkungslos an uns vorübergegangen waren. Denn auf eben diese Situation, auf den Umstand nämlich, dass ihm oft nur Sekunden bleiben, um seine rhetorische Macht zu entfalten, ist das Plakat sehr gut abgestellt. Fast ist man versucht, in Analogie zur Darwinschen Evolutionstheorie der biologischen Arten von einer optimalen Anpassung dieser Gattung an ihre Umwelt zu sprechen. Ja, diese Anpassung ist so hervorragend, dass von einem Veralten des Plakats selbst im Zeitalter der digitalen Medien nicht die Rede sein kann. 1m Gegenteil verzeichnet die Plakatbranche für die gerade zu Ende gegangenen neunziger Jahre enorme Wachstumsraten. Eine Erfolgsgeschichte also durchaus.
Thomas Hardy's "Tess of the D'Urbervilles" is analyzed from an evocritical perspective in order to consider evolved human reproductive strategies through the psychology and behavior of the novel's three principal characters: Tess, Alec and Angel. It is argued that Hardy made the episode of Tess' and Alec's sexual contact, as well its interpretation by the characters, ambiguous, thereby suggesting the possibility of seduction rather than rape. In this context, two female mating patterns — inherited from our hominid ancestors — appear in Tess' behavior: a) the collection of high quality genes from a genetically fit male (Alec) who is not likely to stay with the female and provide for the offspring and b) mating with a provider male who is interested in long-term parental investment (Angel). Conversely, Angel and Alec represent two male mating strategies that evolved as possible courses of action in our species: the dad and the cad respectively. The unwillingness of Angel to forgive Tess her sexual past is considered in the context of another evolved feature of the human mind: paternal uncertainty (the fear of the male's genetic extinction through the possibility of raising another male's offspring). This is juxtaposed with studies of male jealousy in different cultures and periods. Tess' decision to tell Angel about her past is viewed in connection with the concept of modularity: an approach to human psychology based on the assumption that the mind is divided into specialized modules (responsible for different cognitive spheres) which can sometimes conflict.
The virgin Mary and Eve constitute two opposite sexual poles in the way Christian discourse has approached women since the time of the church fathers. This stems from a predicament faced by the human male throughout hominid evolution, namely, paternal uncertainty. Because the male is potentially always at risk of unwittingly raising the offspring of another male, two (often complementary) male sexual strategies have evolved to counter this genetic threat: mate guarding and promiscuity. The Virgin Mary is the mythological expression of the mate guarding strategy. Mary is an eternal virgin, symbolically allaying all fear of paternal uncertainty. Mary makes it possible for the male psyche to have its reproductive cake and eat it too: she gives birth (so reproduction takes place) and yet requires no mate guarding effort or jealousy. Eve, the inventor of female sexuality, is repeatedly viewed by the church fathers, e.g., Augustine and Origen, as Mary's opposite. Thus, Eve becomes the embodiment of the whore: both attractive in the context of the promiscuity strategy and repulsive in terms of paternal uncertainty: "Death by Eve, life by Mary" (St. Jerome). The Mary-Eve dichotomy has given a conceptual basis to what is known in psychology as the Madonna-Whore dichotomy: the tendency to categorize women in terms of two polar opposites. This paper will explore the way mythology reflects biology, i.e., human psychological traits that have evolved over millennia.
This essay deals with two retellings of Genesis: Thomas Mann's "Joseph and his brothers" and Anita Diamant's "The red tent". Both authors note the presence of implicit pagan tendencies among the women of Jacob's clan (Gen 31:19; 35:2) and develop this subtext for their respective ideological purposes. Thomas Mann creates a dichotomy between the backwardness of the pagan female realm and the progressive nature of the monotheistically-oriented patriarchs. The path toward modern humanist values comes from the likes of Jacob and Joseph rather than Rachel and Leah in Mann's novel. Anita Diamant, on the other hand, adopts the opposite attitude, namely, that the paganism of Rachel, Leah, as well as other women in Jacob's family, is a humane and natural form of spirituality in contrast to the bloodthirsty Yahwism of Jacob and his sons. The latter point is illustrated by the sacking of Shechem. In order to question the patriarchal stance of the Old Testament Diamant reverses the key values informing the theology of the Bible. Thus, in "The red tent" Jacob's wives venerate the Ashera in particular. The latter constitutes a challenge to the stance of the Deuteronomic History where the cult of the Ashera is viewed as a key reason behind God's decision to let the Babylonians destroy the Southern Kingdom of Judah. And since Mann's novel upholds the patriarchal spirit of the biblical text, Diamant enters into debate with the continuity of female disempowerment which reaches all the way from Genesis to "Joseph and his brothers".
It is commonplace to assert that the Book of Genesis in the Old Testament is based on an androcentric position. Although critics have tried to introduce some sort of female empowerment by reassessing various biblical stories (cf. Savina Teubal, 1984), Genesis remains a man's realm with only a limited female perspective. The case of Dinah's rape by Shechem in Genesis 34 illustrates the marginality of womanhood in the biblical world and theology. The pericope tells us that, while the Israelites are settled near the Hivite city of Shechem in Canaan, Jacob's and Leah's daughter Dinah goes out of the Israelite camp. She is raped by Shechem, the prince of the eponymous city, who then abducts her and makes her one of his household. A deal is concluded by Jacob's sons and the Shechemites, according to which the situation can be made legitimate through marriage if the men of Shechem circumcise themselves. While the Shechemites are weak at er the surgery, the Israelites sack the city, kill all the males and take Dinah back.
Modern retellings of the Flood pericope (Genesis 6–8) depend on the age of the targeted audience. Writing for adults, Wolfdietrich Schnurre, Brigitte Schär, Timothy Findley, and Anne Provoost ask whether universal annihilation can be justified. Their criticism of the divine notion that evil is universal and indiscriminate collective punishment is therefore justified, reveals values that are incompatible with those informing the original biblical narrative. However much modernity is aware that myths are symbolic, it apparently cannot assimilate their ethics without a critical reassessment. In this, modern writers rely on the realistic premises of modern novelistic narration. In contrast, modern retellings of the Flood story for children appear to be far more prepared to accept the ancient value system underlying the biblical narrative. Books for younger audiences seem to be much more comfortable with the notion of generalized evil and global punishment than works for adults. This becomes particularly striking in a number of picture books about Noah's ark. The narrative stance of writers ultimately depends on the way they perceive adulthood and childhood.
Vsevolod Garshin's "Four Days" is the story of a wounded soldier left for dead on a deserted battlefield: During four days of physical and mental agony, he reassesses his formerly idealistic attitude towards war and ends up condemning it as something far from glorious and noble. However, the importance of Garshin's short story in literary history is not so much its anti-war message as the innovative nature of the form used to convey that message. Garshin was the first to explore the potential of direct interior monologue (hereinafter: DIM): a technique which seeks to create the artistic illusion that the reader is eavesdropping on a character's inner discourse without any mediation on the part of a narrator [...]. Because Garshin's text anticipated many of the devices later used by such masters of the genre as James Joyce and William Faulkner, the form of "Four Days" merits close analysis.
This article deals with Michel Tournier as a writer of hypertexts. The first chapter of "Gaspard, Melchior et Balthazar" is considered with respect to two possible unmarked hypotextual connections. The first is a short story by Anatole France entitled "Balthasar", and the song of songs is the key element that connects France's and Tournier's texts. The second is an episode from Genesis which I term "The sister-wife Hoax". The main concern in this study is the issue of human dignity as it relates to race and sexuality.