800 Literatur und Rhetorik
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Migration ist in den letzten Jahren ein aktuelles Thema der Forschung geworden, das auch von der lyrischen Gattung bzw. in Liedern behandelt wird und viele populäre Sänger auf der Welt beschäftigt. Die vorliegende Studie untersucht Lieder, die die Migration thematisieren. Migration wird hier als globales Phänomen aufgefasst. Zwar wird der Begriff oft hauptsächlich auf afrikanische Migranten bezogen, aber in der Tat betrifft die Migration viele andere Nationen: Überall auf der Welt, wo Armut oder Krieg herrscht, erlebt man dieses Phänomen. Natürlich ist es in Afrika stärker ausgeprägt: Der Traum vieler junger Afrikaner ist es, ihr Land zu verlassen, um ihre Träume in Europa oder in Amerika zu verwirklichen. Dafür sind sie bereit, ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Je strenger die Grenzen Europas bewacht werden, desto mutiger werden die „Migrationskandidaten“: Sie suchen alle Umwege, um das „Eldorado“ zu erreichen. Untersucht werden entsprechende Erfahrungen, die in zwei Liedern nacherzählt werden. Es handelt sich um die Lieder "Ouvrez les frontières" und "Un Africain à Paris" des aus der Côte d’Ivoire stammenden populären Sängers Tiken Jah Fakoli, den man als "Botschafter" der afrikanischen Jugend betrachtet. Dabei wird den Fragen der stilistischen Darstellungen und Komponenten dieser Lieder nachgegangen, wobei sowohl die Texte der Lieder als auch deren Videoclips in Betracht gezogen werden.
Die vorliegende Studie setzt sich zum Ziel, die bestehende Analogie von zwei Märchen zu untersuchen. Es handelt sich um das Märchen "Mawu et ses trois enfants" aus Togo und Grimms Märchen "Der Arme und der Reiche". Bei der Untersuchung kommt ein wichtiger Punkt zum Vorschein: Beide Male geht es um Gott, der Menschen auf eine Probe stellt. In "Mawu et ses trois enfants" zum Beispiel hat Gott drei Söhne, deren Gehorsamkeit ihm gegenüber er überprüft. In "Der Arme und der Reiche" hingegen kommt er in Gestalt eines einfachen Reisenden zu Besuch zu einem reichen Mann und dann zu einem armen. Die Weise, wie sich die Besuchten in den jeweiligen Märchen verhielten und wie sie vom Gott belohnt worden sind, wird analysiert. Interessant ist es auch bei den zwei Märchen die Tatsache, dass obwohl sie aus so weit entfernten Ländern wie Togo und Deutschland stammen, jedoch Einflüsse nachweisen, die dazu beitragen, Brücken zwischen den vielfältigen Kulturen zu bilden und somit einen Dialog zwischen den Kulturen unterstützen.
Mehrere Werke Christian Boltanskis zitieren das Arrangement der Photowand mit den Bildern von Familienangehörigen. Ein Beispiel dafür ist die Installation "Album de photos de la famille D. entre 1939 et 1964" (1971): Rund 180 Schwarzweiß-Familienaufnahmen aus dem Besitz von Boltanskis Freund Marcel Durand wurden abphotographiert, geordnet und ohne Kommentar aufgehängt. Doch wer diese Installation betrachtet, kennt – anders als die korsischen Trauernden in der Gesellschaft ihrer photographierten Ahnen-Gespenster – die dargestellten Personen nicht. Sie haben für uns keine Namen, keinen Status, keine Geschichten. Die Installation steht metaphorisch für ein beliebiges Familien-Gedächtnis, hat eben darum aber keine memoriale Kraft. In einem Selbstkommentar bekräftigt der Künstler, dass es ihm nicht darum ging, einer bestimmten Familie ein Denkmal zu errichten, die Gesichter bestimmter Personen aus der Vergangenheit in die Gegenwart ›blicken‹ zu lassen. Im Gegenteil stehe hier eine Familienphotosammlung für alle möglichen anderen, und Voraussetzung dafür sei die Unbestimmtheit der Abgebildeten: »Warum es gerade dieses Album sein musste? Durand ist ein echter Franzose, trägt den geläufigsten Namen Frankreichs und hat eine total normale Kindheit erlebt – anscheinend. Natürlich hätte ich auch mein eigenes Fotoalbum nehmen können. Aber das wäre viel zu speziell gewesen. Deshalb habe ich ein völlig austauschbares Album ausgewählt.«
Der mythische-sakrale Bericht scheint dazu bestimmt zu sein, eine Verkörperung zu finden, die der zu Grunde liegenden Vorstellung eine größere Anziehungskraft verleiht, wobei beides, Verkörperung und Vorstellung, nur eng miteinander verbunden ihre religiöse Wirkung erlangen können. Das sehen wir am Beispiel einer Pilgerfahrt, bei welcher die Pilger danach streben, ihrem ›Heiligen Objekt‹ körperlich wie geistig näher zu sein. [...] Unter dem ›Rätsel der Mythologie‹, sofern davon die Rede sein kann, würden wir eine Art Bewegung der Mythologie verstehen, die darin besteht, die sakralen Werte für bestimmte Institutionen wie Religion oder Politik festzulegen und ebenso in einer zweiten Phase ihrer Selbstbewegung die eigene ›Identität‹ als Mythologie aufzugeben und unter anderen ›Gestalten‹ in Erscheinung zu treten: Sie heißt ab jetzt nicht mehr ›Mythologie‹, sondern ›heilige Geschichte‹ oder ›nationale Identität‹.
Goethe wie Hugo machten gelegentlich Gebrauch von Bruchstücken der Alchemie, die bei den Adepten früherer Zeiten zur Rezeptur des Okkulten zählten. Das Interesse der beiden Schriftsteller an der Ars Magna galt weniger den Ritualen magischer Operationen, als der in alten Bildern und Schriften enthaltenen häretischen Symbolik. Verankert war diese im geozentrischen Weltbild und in einem kosmosophischen Ideenhimmel, dessen Grund eine geheimnisvolle, zu allerlei Deutungen herausfordernde Verschmelzung der Erkenntnis mit der Imagination bildete. Der wahre Alchemist sah sich daher selber gern in der Rolle des Demiurgen, der mehr als nur eine Kunst zu beherrschen wusste, um mit ihrer Hilfe eigenwillige Werke hervorzubringen, in denen – wie flüchtig auch immer – Unsichtbares sichtbar und das Trübe ins Lichte verwandelt werden sollte. Rege Geister vom Schlage Goethes und Hugos konnten sich in diesem Selbstverständnis durchaus wiedererkennen und frei nach eigenem Gutdünken Figuren wie Faust und Claude Frollo schaffen, die – auch wenn sie von einem anderen Zeitgeist beseelt waren – ihre Verwandtschaft mit den antiquarischen Masken nicht verbergen.
A wall-sized canvas by Twombly hanging in a purpose-built pavilion by Renzo Piano, commissioned by the Menil Collection in Houston, bears the scrawled inscription »Anatomy of Melancholy.« Untitled (Say Goodbye Catullus, to the Shores of Asia Minor) is the culminating statement of the artist’s maturity: begun in 1972, it was first exhibited in 1994. In this monumental cenotaph, Twombly’s painting displays phrases from Archilochos, Catullus, Keats and Rilke, as well as the title of Burton’s famous tome, worked into the fabric of the composition, integral to the iconic content. It is the aching heart of the select permanent exhibition of his oeuvre at the pavilion, known as the Twombly Gallery (www.menil.org/twombly.html). The austerity of Piano’s architectural setting, as well as the cunningly filtered Texas sunlight, makes this a site of cult, like the chapel containing the dark, final canvases of Mark Rothko, situated around the corner in the same urban grove of old oak. The setting is a modern Dodona, remote seat of the oaken oracle of Zeus, and it makes an evocative home for Twombly’s enigmatic constructions. These disarm conventional vocabularies of aesthetic response, drawing attention to words and snatches of verse as points of association and recognition. Looking at them involves siting a phrase such as »Anatomy of Melancholy« in other dimensions – in lines, patches, figures, colors.
The revival of Carl Schmitt’s partisan theory on both sides of the Atlantic confirms the return of one of the most contentious political thinkers of the last century. His Theorie des Partisanen (1963) is only now appearing in English, its prophetic voice recalled by the aftermath of 11 September 2001.
No other country is influenced in its political, social and cultural structures by both western and eastern mentality such as Lebanon, and hardly any other country has such a pivotal function. In this mediator function it can be compared with a literary work, that merits its role in world literature as hardly any other piece of literature in regard to the co-operation of Orient and Occident. I am thinking of the collection of "A Thousand and One Nights", or with its original title "Alf Laila wa-Laila".
The paper deals with an aspect of materiality in language as it is expressed in the complex metaphor of glottophagia, invented by Louis-Jean Calvet in the context of linguistics and colonialism. In this article the term is released from Calvet's unilateral negative use of the term as he focuses on its relation to orality, and instead it is linked with the positive literal tradition of eating written language as e.g. in the Bible and in the Classical Antiquity. From this point of view, glottophagia's poetological function as destroying, combining, reanimating, and purifying language emerges as a crucial feature of literary texts by Umberto Eco, Wolfdietrich Schnurre and Yoko Tawada.
Wenn es Aufgabe der Literaturwissenschaft ist zu erforschen, „in welchem Maße Literaturen an den Kämpfen um kulturelle Hegemonie beteiligt sind“ (Kirsch), so gilt das besonders für historische Romane, die nationale oder regionale Geschichte rekonstruieren. Solche Romane schreiben entweder die Opposition von Siegern und Besiegten fest oder stellen Geschichte als shared history der beteiligten Akteure dar. Auch innerhalb Europas gibt es Kultur- und Sprachräume, die die letzten Jahrhunderte im Status kolonialer Abhängigkeit verbracht haben und über diese langen Zeiträume hinweg kulturellen Hybridisierungsprozessen ausgesetzt waren. Eine solche Erfahrung hat die Mittelmeerinsel Sardinien zutiefst geprägt; Sardinien ist „eine der ältesten und dauerhaftesten Kolonien der Welt“ (Day). Die heutige sardische Literatur trägt daher alle Züge einer postkolonialen Literatur. Sie präsentiert sich als kulturelles und sprachliches patchwork, als individuelle und kollektive Suche nach dem, was sardische Identität nach dem Durchgang durch den Kolonisationsprozeß ist und sein kann, als Basteln einer imagined community im Zeitalter von Massentourismus und Globalisierung. Mit Sergio Atzeni ist ein Autor angesprochen, der es bis zu seinem frühen Tod im Jahr 1995 als seine Aufgabe angesehen hat, Sardiniens Geschichte(n) Schriftform zu geben.
Ein Vordenker, der in der internationalen Diskussion um « cultural translation » so gut wie nie diskutiert wird, ist Antonio Gramsci. Der Philosoph aus Sardinien, von Kindes Tagen an in Zweisprachigkeit (Sardisch-Italienisch) geübt, hat ein feines Sensorium für kulturelle Differenzen ausgebildet. In seinen Gefängnisjahren übersetzt er – als intellektuelles Training – aus dem Russischen und dem Deutschen ins Italienische, und in den Gefängnisheften setzt er sich wiederholt mit dem Begriff der traducibilità (Übersetzbarkeit) auseinander: Übersetzbarkeit von Sprachen, aber auch von Kulturen. Der Artikel geht den Linien nach, die von Gramscis Überlegungen zu der aktuellen Diskussion gezogen werden können, und diskutiert am Ende vergleichend die Positionen Homi K. Bhabhas und Gayatri Spivaks.
Das von Klaus Scherpe geleitete DFG-Projekt zur Kulturgeschichte des Fremden in der deutschen Kolonialzeit hat neben literarischen auch medizinhistorische und ethnologische Texte in den Blick genommen, soweit sie zeittypische Wahrnehmungsmuster und Darstellungstechniken markierten. Ein anschauliches Beispiel dafür sind die Expeditionsberichte des frühen Leo Frobenius. Über eine ideologiekritische Perspektive hinaus - die dem Rassisten allerdings angemessen bleibt - sind die rhetorischen und medialen Mittel zu erkunden, mit denen der bekannteste Vertreter der wilhelminischen Völkerkunde Bilder vom schwarzen Menschen lancierte. Von Interesse ist desweiteren, wie sich das so triviale wie publikumswirksame Konzept des Ethnologen als Unterhaltungsliteraten zum wissenschaftlichen Ansatz verhielt (Kulturkreis-Lehre) und wie zu "Heart of Darkness", einer topographisch benachbarten, da ebenfalls am Kongo angesiedelten Erzählung, die freilich zur Weltliteratur zählt.
Let’s not forget that 1492, one of the first landmarks of Modernity, was both the year of the conquest of the Americas and of the fall or of the Reconquista of Granada, both of inner and outer ethnic cleansing of the nation state; that the national state was a colonial state and is now a securitarian state, that colonialism was the very form of Western Modernity, that the French Revolution itself was colonial, that the leader of the first Black revolutionary independence movement, Toussaint Louverture (Haiti), died in a French prison though inspired by the French Revolution. - No-one has access to reason as whole: there is no such thing as the whole of Reason, or Reason as a whole, or the Totality of reason. Reason is patched up of disconnected bits and pieces that reside at different addresses.
Pope Benedict XVI’s Regensburg lecture has been exposed by some learned voices of 'the Muslim world' as alluding, by the means of one particular quotation, to age-old stereotypes about Islam being an essentially violent creed in which moderation through reason has no legitimate place, and of representing Muhammadas an evil and inhuman man who preached that Islam should be spread by the sword. While none of these presumably 'Muslim' voices deny that the Pope has the right to express his opinions, even when they are plainly wrong in the face of historic facts that show how Islam and Christianity were spread (or were made to spread) across the world, he is criticised for a host of omissions in terms of intellectual honesty and factual accuracy. These omissions, it is argued here, cast an unfortunate light on the compatibility of scientific and religious rationality much advocated by the Pope in his 12 September 2006 lecture. This flagrant 'performative contradiction' (Habermas) leaves room for speculation about the true aim of the speech. Is Benedict XVI's appeal to theology as a legitimate academic discipline a credible attempt to explicate Roman Catholicism's rightful place in a modern world governed by liberal democracy and ethical-political pluralism, or is it a reflection of a move to restore the age-old, intolerant, anti-scientific, and anti-democratic legacy of the pre-Vatican II Catholic Church?
Jahrhunderte lang betonte man die unhistorische Auffassung der Sprachreinheit. Den Mythos der „reinen“ Sprachen zu dekonstruieren, bedeutet, die mythische Verbindung zwischen Muttersprache und Literatur in Frage zu stellen. Vorgeschlagen wird, dem Weg vom sprachlichen Kreolismus zur literarischen Anthropophagie zu folgen. Anthropophagie ist vielleicht die bestmögliche Haltung gegenüber der Globalisierung. Anstatt Angst zu haben vor einer kulturellen Uniformierung sollten wir fremde Einflüsse aufnehmen, wissend, dass wir nachher nie wieder so sein werden wie vorher. Wir brauchen ein neues, anthropophagisches Sprachverhältnis, eines, das akzeptiert, dass alle Sprachen Kreolensprachen sind. Wer die Kreolisierung akzeptiert, verwirft jede Form der absoluten Wahrheit und betrachtet jede Ideologie als vergänglich.
Nach dem Ende Jugoslawiens bleibt Indien der 'Testfall' dafür, daß ethnische, religiöse und sprachliche Vielfalt mit dem Konzept eines einheitlichen Staates kompatibel ist. Dies rechtfertigt Überlegungen zum Problem der Homogenität und Heterogenität im postkolonialen Umfeld und den Rückgriff auf die indische Kulturdiskussion aus der Zeit der antikolonialen Bewegung. Postkoloniales Denken wird dabei begriffen als widersprüchliches Ensemble von Haltungen zum Prozeßcharakter von Kulturen. Ihr Reflexionsfeld umfaßt plurikulturelle, multilinguale, multireligiöse und multiethnische Zusammenhänge.
Ähnlich wie Robert Musils Kakanien sollte auch das postkoloniale Indien als ein Land des »Sowohl als auch u(nd) des Weder noch« gedacht werden. Statt der aristotelischen Logik des »Entweder-oder« sollte eine Art dialektischer Logik helfen, der Komplexität der geschichtlichen Entwicklung Indiens gerecht zu werden. Auf dem günstigen Boden eines säkularen Staats sollten die Traditionen von kultureller Toleranz, kommunikativer Mehrsprachigkeit und religiösem Synkretismus wieder ihren gerechten Platz bekommen, nachdem die Epistemologie des Kolonialismus die Komplexität Indiens als Chaos begriffen hatte und durch Grenzziehungen in allen lebensweltlichen Bereichen ›Homogenisierung‹ als identitätsstiftenden Wert erfunden und als handlungsbestimmend installiert hatte. Das säkulare Projekt war, wie wir wissen, eine Utopie, deren Charme durch den Angriff auf sie eher erhöht als vermindert wird. Sie lebt im fundamentalistisch geprägten Indien im ironischen Modus zwar weiter, aber der konzentrierte Angriff von Hindu-Fundamentalisten auf Monumente aus der Zeit der islamischen Herrschaft unterstreicht ja nur die Fragilität utopischer Projekte in Indien. Es geht um Moscheen, die angeblich auf dem Fundament (!) von zerstörten Tempeln gebaut wurden. Sie sind juristische und wissenschaftliche Streitobjekte; Orte eines neuen, religiös geprägten Gedächtnisses, das im triumphalen politischen Aufstieg historische Wiedergutmachung durch Zerstörung der Symbole der nationalen Schmach erlangen will. Es geht also nicht um die historisch behutsame Pflege von alten Monumenten oder um Restaurierung, sondern schlicht um Zerstörung und um Auslöschung des historischen Gedächtnisses.
Im plurikulturellen Verständnis ist Differenz oder Andersheit ein Konstituens der Kultur und nicht ein Systemwiderspruch. Im adversialen Verständnis von Kultur stört die Differenz, oder sie wird in den Bereich des "Interessanten" gerückt. Deshalb werden Abgrenzungen vorgenommen, kulturelle Monaden werden konstruiert und zivilisatorische Hierarchien werden behauptet. Im günstigsten Falle kann es zu einer macht- und majoritätsgeschützten protektionistischen Toleranz kommen, die vom 'Wohlwollen' der Majorität abhängig ist. Sonst ist die Marginalisierung oder gar Ausmerzung der Differenz im politischen Prozess eher üblich.
Die Antike bildet einen zentralen Bezugspunkt für Identitätskonstruktionen in den europäischen Kulturen. Das Wissen davon, was Antike ist, ist jedoch keineswegs statisch: "Die Antike" formiert sich historisch stets im Wechselspiel mit dem Selbstverständnis der rezipierenden Kulturen. Diese bipolare Konstruktion griff die interdisziplinäre Tagung "Das Geschlecht der Antike" auf, die Anna Heinze (Berlin) und Friederike Krippner (Berlin) im Juni an der Humboldt-Universität zu Berlin veranstalteten. Sie verfolgte einerseits die Frage, welche Rolle die Kategorie "Geschlecht" bei verschiedenen Epochenentwürfen der Antike spielt, und richtete den Blick andererseits darauf, was die Referenz auf die Antike bei der Konstruktion von Geschlechterverhältnissen in nachantiken Gesellschaften leistet.