800 Literatur und Rhetorik
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Von einer Ballade wie Schillers Bürgschaft den Inhalt wiederzugeben, scheint eine unproblematische Aufgabe zu sein. Führt man sie kritisch und sachgenau aus, wie Schüler ja sollen, so können sich jedoch Fragen ergeben. die durchaus heikel sind. Es kann sich dann nämlich herausstellen, daß die drei lebensbedrohenden Prüfungen, die der zu Dionys, dem Tyrannen, zurückeilende Damon zu bestehen hat, für seine Freundestreue zwar ein leuchtendes, aber durchaus nicht auch ein einleuchtendes Zeugnis sind. Der 'unendliche Regen', der herniederzuströmen beginnt, bald nachdem er sich am dritten und letzten Tag von der Schwester, der nun ehelich versorgten, verabschiedet und den Rückweg angetreten hat, mag in seinen Folgen noch hingehen: der zu überquerende Fluß schwillt binnen kurzem so an, daß die einzige Brücke weggerissen und der zur Eile Verpflichtete jäh aufgehalten wird. Aber warum tut er nun nichts anderes, als hilflos am Ufer auf und ab zu laufen und über den tosenden Strom hinweg nach einem Fährmann zu rufen? 'Stunde an Stunde' läßt er so verrinnen, obwohl er sieht, daß das Wasser ständig ansteigt, bis daß er sich endlich - es ist längst Nachmittag - ein Herz faßt und den mittlerweile zum 'Meer' gewordenen Fluß mit 'gewaltigen Armen' durchschwimmt. Warum dann also nicht gleich?
Manchmal bedeutet schon das Vorbringen einer Frage, sich in ein polemisches Verhältnis zu bestimmten Vorstellungen zu setzen, auch wenn man das nicht will und es für das eigene Überlegen als einen Nachteil ansieht, daß da eine Welt von Widerspruch zu gewärtigen ist. Die Frage nach der Bedeutung des tatsächlich stimmenden Details für die Literatur ist eine solche Frage, scheint es doch - wie lange schon? - eine gesicherte Überzeugung zu sein, daß die Übereinstimmung des literarischen Werkes mit wie immer beglaubigten Tatsachen nichts zu bedeuten hat, nichts jedenfalls für dessen Kunstcharakter, oder wenn doch, dann nichts Gutes. Wie also beginnen, ohne sogleich den gesammelten Zorn auf diese Frage zu ziehen? Versuchen wir es an dem Punkt, an dem die wissenschaftliche Diskussion selber offenbar noch am ehesten Mühe gehabt hat, dieser Auffassung Geltung zu verschaffen: in der Auseinandersetzung mit der Literatur des Realismus und mit dem Realismusbegriff überhaupt.
Vieldeutigkeit und Deutungsvielfalt : oder: das Problem der Beliebigkeit im Umgang mit Literatur
(1982)
In der Literaturtheorie hat sich in den letzten Jahren mehr und mehr die Auffassung ausgebreitet, daß ein spezifisches Merkmal literarischer Texte ihre Mehr- oder Vieldeutigkeit (Polyvalenz) sei. Welche Folgerungen sind daraus für den Literaturunterricht zu ziehen? Kann er überhaupt noch zu einem bestimmten Textverständnis hinführen wollen? Der Beitrag zeigt auf, daß Deutungsdifferenzen verschiedene Ursachen haben und keineswegs alle unauflösbar sind. Er plädiert zugleich dafür, an dem Ziel eines bestimmten Verstehens selbst dort festzuhalten, wo Texte mehrdeutig erscheinen, plädiert also für den Versuch einer Verständigung über sie und gegen das bloße Feststellen von Rezeptionsunterschieden.
Vom Recht des naiven und von der Notwendigkeit des historischen Verstehens literarischer Texte
(1982)
Die Szene ist originell, aber vielleicht nicht ganz unwahrscheinlich: Ein siebzehnjähriger Lehrling, der im finsteren Klo einer Gartenlaube nach Papier sucht, findet dort ein Reclamheft, benutzt einige Deck- und Nachblätter für den ortsüblichen Zweck und beginnt danach aus Langerweile das Buch zu lesen, das nun nichts weiter enthält als einen, als den Text. Es sind die Briefe eines gewissen Werther, die ihm so in die Hände kommen, aber der Name sagt ihm nichts, so daß er weder besondere Erwartungen noch Vorbehalte gegen die Lektüre hat, sondern sich wirklich unvoreingenommen und in seiner Lage auch frei von Ansprüchen auf sie einlassen kann. Für eine Rezeptionsforschung, die herausfinden möchte, was im Akt des Lesens und Verstehens literarischer Texte ,eigentlich' geschieht, ist die Dokumentation eines solchen Falles fraglos ein Beispiel, das dem sonst üblichen testmäßigen Abfragen von Leserreaktionen an Zuverlässigkeit überlegen ist.
Spätestens seit den gesellschaftlichen Modernisierungsschüben in den sechziger Jahren identifiziert auch die Germanistik Erkenntnis- und Wissenszuwachs, ja allgemeiner den "Fortschritt" ihres Fachs, mit Komplexitätserhöhung. Vor diesem Hintergrund erscheint es mir wenig plausibel, die seitdem erfolgten inneren Ausdifferenzierungen und interdisziplinären Grenzüberschreitungen als durch Identitätsverlust, Zerstreuung und Desintegration gekennzeichnete Niedergangsszenarien zu beschreiben. Die Veränderungen gehorchen der immanenten Logik germanistischer Forschung, einer "disziplinierten", auf Leistung ausgerichteten, an kooperativen Großforschungsvorhaben partizipierenden Wissensproduktion.
Alles nach Plan, alles im Griff : der diskursive Raum der DDR-Literatur in den Fünfziger Jahren
(2004)
Die DDR-Literatur gehört nicht mehr zu den bevorzugten Forschungsgebieten der Literaturwissenschaft. Die letzte umfassende Darstellung erschien 1996. Die Auslandsgermanistik allerdings ist von einem anhaltenden Interesse gekennzeichnet. Nahezu vergessen scheinen die fünfziger Jahre. Die folgenden Überlegungen möchten die These ins Spiel bringen, dass dies nicht zufällig so ist. Obwohl noch Ende der siebziger Jahre emphatisch von der Herausbildung einer sozialistischen Nationalliteratur gesprochen wurde, ist heute abzusehen, dass kein einziges Werk der DDR-Literatur aus den Fünfzigern in den Kanon der deutschen Nachkriegsliteratur eingehen wird, sieht man von Uwe Johnsons Roman "Mutmaßungen über Jakob" ab, der zwar in der DDR geschrieben wird, jedoch 1959 in der Bundesrepublik erscheint. Man muss ohnehin fast immer die Fernleihe des Bibliothekenverbunds bemühen, um diese Werke überhaupt noch in die Hand zu bekommen.
In Rückblicken auf die Germanistik der sechziger und siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, in denen das Fach expandierte und so viele Studierende anzog wie kein anderes geisteswissenschaftliches, ist dennoch meist von "Krise" die Rede. Von der Bildungsöffentlichkeit wurde die Germanistik und das von ihr verbreitete Wissen als antiquiert wahrgenommen und mit einem Verfallsstempel versehen. Nicht nur der von der Literaturwissenschaft favorisierte Kanon literarischer Werke geriet in die Kritik, sondern ebenso das als gesichert geltende Fachwissen. Der Germanistik gegenüber wurden die Vorwürfe erhoben, eine Disziplin ohne ein Objekt im Sinne moderner Wissenschaft zu sein, das Wissen anderer Fächer nicht zur Kenntnis zu nehmen und die zeitgenössische Literatur zu ignorieren. Das Fach wurde so weit destabilisiert, dass seine Einheit zu zerbrechen drohte.
In den neueren literaturtheoretischen Diskussionen wird die Arbeit des Interpretierens, zumal wenn es in kritischer oder ideologiekritischer Absicht erfolgt, radikal in Frage gestellt. Es scheint, als hätte die Literaturwissenschaft die von Susan Sontag vor nun fast dreißig Jahren in ihrem Essay Against Interpretation vorgeschlagene "Erotik der Kunst" zu guterletzt noch ernst genommen und zur Sündhaftigkeit gesteigert. Das wäre doch zu viel des Sinnlichen für Germanistik-Seminare. Zwar hat die Philologie seitdem bisweilen den Tugendpfad der Hermeneutik verlassen und sich auf textlinguistische, diskursanalytische oder systemtheoretische Pfade begeben, jedoch verbürgtermaßen niemals aus Lust am Text. Trotzdem wächst die Kritik an der unermüdlichen, manchmal schwerfälligen und oft mühseligen Arbeit der Interpretation, mehren sich die Stimmen, die das Objekt des sündhaften Begehrens, sie Literatur, vor den Interpreten schützen wollen. Und zunehmend sind es grundsätzliche, das theoretische Verständnis von Autor und Werk betreffende Einwände, die laut werden.
Schreiber schreiben, Leser lesen. Leser schreiben, Schreiber lesen. Schreiber schreiben, Leserinnen lesen. Dichter schreiben, Literaturwissenschaftler lesen. Dichterinnen schreiben, Literaturwissenschaftlerinnen lesen. Literaturwissenschaftler schreiben, Dichterinnen lesen... Es ist ein fast unendliches Spiel der Permutationen, das man über Hunderte und vielleicht Tausende von Jahren, als ein immer weiter sich differenzierendes, nachspielen kann.
In seinem bemerkenswert frühen Versuch, die Wissenschaft zu beobachten, nennt Ernst Mach zwei starke Argumente für die neuen optischen Medien, insbesondere die Photographie: Sie bringen 1. neue Schaueffekte in die Welt, optimieren somit Unterhaltung; 2. liefern sie neues Material für die Wissenschaftler. Die Photographie schafft das, indem sie Unsichtbares sichtbar macht, zeigt, was sich "der natürlichen Anschauung" entzieht.
Die russische Literaturwissenschaft entwickelte sich auf der Basis der russischen Literaturkritik des 19. Jahrhunderts und setzte sich schon früh mit Problemen der komparatistischen Einfluss- und Beziehungsforschung auseinander. Sie war von Beginn an supranational und interdisziplinär ausgerichtet. Hingegen hatten die Einzelphilologien in der russischen universitären Tradition einen schweren Stand. So war z. B. anlässlich des erst im Jahre 2003 gegründeten russischen Germanistenverbandes festzustellen, dass die Vertreter der russischen Germanistik Probleme hatten, ein fachdisziplinäres Zusammengehörigkeitsgefühl zu entwickeln und sich eher als allgemeine Literaturwissenschaftler oder Komparatisten definierten. Während sich die Komparatistik in Deutschland erst nach der Überwindung eines langwierigen und schwierigen Prozesses der Abgrenzung in Bezug auf die Einzelphilologien in der wissenschaftlichen Forschung und Lehre einen festen Platz eroberte, nahm die russische Komparatistik eine völlig andere Entwicklung, da es dort einer besonderen Legitimation der vergleichenden literaturwissenschaftlichen Forschung nicht bedurfte.
Es gibt Werke, die aufgrund der Verschiedenartigkeit und Unvereinbarkeit ihrer Inhalte schlechthin unvergleichbar sind, aber dennoch den Vergleich herausfordern. Das trifft auf Primo Levis Se questo è un uomo und Dantes Divina Commedia in hohem Maße zu. Sicherlich verbietet sich jeder notwendig relativierende Vergleich der nationalsozialistischen Verbrechen und des durch sie verursachten sinnlosen Leidens mit literarischen Vorlagen.
Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich vor allem mit der produktiven Wirkung und dem innovativen Potential von Störungen im Bereich der ästhetischen Wahrnehmung und Poetik. Unter dem genannten Konzept von Störung lässt sich zunächst eine Reihe von verschiedenen ästhetischen und poetischen Phänomenen subsumieren, die man als gezielte oder unbewusste Abweichung von der Erwartungshaltung des Rezipienten definieren kann. Jene poetischen und künstlerischen Erscheinungsformen von Störung reichen von der spielerischen Divergenz bis zur gezielten Unterbrechung und systematischen Irritation; sie umfassen auch markante Brüche mit literarischen Traditionen und etablierten Schreibkonventionen.
Betrachtet man die Wissenstradition der westlichen Welt und ihre Kultur, so scheint es, als ob diese in zwei gegensätzliche Pole aufgespaltet wäre, die auf den ersten Blick wenig miteinander gemein haben. Auf der einen Seite steht eine literarisch-geisteswissenschaftliche Intelligenz, der eine naturwissenschaftliche Intelligenz gegenübersteht. Diese vermeintliche kulturelle Dichotomie ist der Hintergrund, vor dem sich die Frage nach dem Verhältnis von Literatur und Naturwissenschaft bewegt.
„Wer das Leben liebt, liest nicht. Und geht erst recht nicht ins Kino."[3] Wer mit sich selbst und seinem Leben zufrieden ist, schreibt keine Romane. So lautet die lapidare Einsicht, die der französische Erfolgsautor Michel Houellebecq seiner Studie über den Außenseiter Howard Phillips Lovecraft aus dem Jahr 1991 programmatisch voranstellt. Die Lektüre und das Empfinden einer gleichsam existenziellen Notwendigkeit zu schreiben erweisen die Leser und den Autor als Komplizen, als geheime Bundesgenossen in einer Wendung „gegen das Leben, gegen die Welt", wie der Untertitel jener ersten Monographie Houellebecqs über den wahlverwandten Autor Howard Phillips Lovecraft, den die Zeitgenossen als ‚Einsiedler von Providence' bezeichnet haben, programmatisch lautet. Autor und Leser erfahren sich überraschend als Verbündete, die sich gegen die wahrgenommene Trivialität des Daseins verschworen haben. Sie sind, vielleicht ohne es selbst zu ahnen, verbunden im poetischen Widerstand gegen die Monotonie und Banalität einer meist langweiligen empirischen Wirklichkeit, deren erdrückender Wirkung durch Ausflüge in die Phantasie und ins Gedankenexperiment oder durch gewagte Zukunftsprojektionen, sei es in der wissenschaftlichen Hypothesenbildung oder im genetischen Laborversuch, immer nur zeitweilig zu entrinnen ist.
Am 4. Juli 2002 wird auf Anweisung des FBI eine Website im World wide web geschlossen. Es handelt sich um die Website einer bekannten und beliebten amerikanischen TV-Serie, Street Hassle. Die genannte Serie, eine Krimireihe, stellte auf dieser Site begleitend zur Ausstrahlung ihrer Sendungen zusätzliches Material bereit und bot dort außerdem einen Chatroom an, in dem beliebige anonyme Beiträger sich über die in der Serie gezeigten Fälle austauschen und sich, parallel zur Arbeit des TV-Detektivs, an der Lösung und Aufklärung des Falls versuchen konnten. Die plötzliche Schließung der Website durch das FBI löste allgemein Überraschung und Empörung aus. Warum sollte eine so harmlose und unterhaltsame Website wie Street Hassle verboten werden? Als man nach Gründen für die Schließung fragte, erhielt man von offizieller Seite folgende Auskunft: Auf der betreffenden Site seien versteckte Nachrichten gefunden worden, die mit den Aktivitäten gewisser terroristischer Organisationen in Verbindung stünden. Um es gleich vorauszuschicken: Die TV-Serie Street Hassle und ihre umstrittene Website hat es nie gegeben - ebenso wenig den skandalösen Akt ihrer Schließung, von dem die Rede war. Die ganze Geschichte ist eine Finte, oder besser: eine literarische Fiktion, die Guy Tournaye in seinem Roman Le Décodeur („Der Entzifferer")[1] zum Anlass nimmt, um die detektivische Rekonstruktion dieser erfundenen Website als beispielhafte Fallgeschichte über den Umgang mit verborgener, verschlüsselter Information in der aktuellen, globalisierten Medienwelt vorzuführen.
Im Folgenden soll es um Traktate und Streitschriften, die Konversionen zum Gegenstand haben, und um Konversionsberichte aus dem ersten halben Jahrhundert nach der Reformation gehen. Es ist nahe liegend, diesen Zeitraum zu wählen, denn die lutherische Reformation hat zahlreiche Menschen herausgefordert, sich mit ihrem Glauben auseinander zu setzen. In Konversionsberichten - damit werden in dieser Studie lediglich die Texte bezeichnet, die von Konvertiten selbst verfasst worden sind - stoßen wir auf einen regelrechten 'Bekenntnisdrang' des Konvertiten. Fidel Rädle hat diesen Sachverhalt prägnant zusammengefasst: "Üblicherweise äußern sich Konvertiten [...] besonders bereitwillig." Und ebenso bereitwillig - so lässt sich ergänzen - äußern sich die Gegner der Konvertiten in Gegenberichten. Doch ist der Bekenntnisdrang des Konvertiten auch Ausdruck eines 'Ich' oder manifestiert sich in den Konversionsberichten zwischen 1520 und 1570 nicht vielmehr eine rhetorisch mehr oder minder prästabilsierte Berichtinstanz, die nur aus Gründen der Anschaulichkeit und der Emotionalisierung der Leser vom 'Ich' spricht? Da Konversionsberichte nicht zu den gut erforschten Textsorten der Frühen Neuzeit zählen, ist es angeraten, zunächst ihr diskursives Umfeld, religiöse Streitschriften und Traktate, darzustellen, um einen ersten Eindruck vom fehlenden Interesse am 'Ich' in diesen Texten zu vermitteln, die Konversionen zum Gegenstand haben. Denn so sehr auch 'Bekenntnisdrang' hinter den Schriften zu stehen scheint, entscheidend, so wird sich zeigen, ist für die Verfasser nicht der Bericht über die eigene Konversion, sondern der Appell an die Leser, dem Konvertiten nachzufolgen.
Wenn alles (oder doch fast alles) ›Kultur‹ ist und Kulturwissenschaftler so eigentlich über alles (oder doch fast alles) Bescheid wissen müssten, ist die Qual der Wahl groß - selbst bei der (ohnehin unabdingbaren) Beschränkung auf Linklisten statt einzelner Seiten. Die vorliegende Bibliographie setzt sich zwei Ziele: Zum einen sollen die wichtigsten Web-Angebote zu Kulturwissenschaften/Cultural Studies erschlossen werden; zum anderen sollen über wenige, anerkannte ›Portalseiten‹ Wege zum Internetwissen über die für den Kulturwissenschaftler relevanten Disziplinen und Forschungsgebiete eröffnet werden. Wie schon bei den vorangehenden Teilen der Bibliographie bitten wir unsere Leser um Alternativ- und Ergänzungsvorschläge. Die Bibliographie wird auch auf unserer Homepage (www.kulturpoetik.de bzw. www.culturalpoetics.net) veröffentlicht, kann also von dort heruntergeladen und im eigenen Browser verwendet werden.
Auch die im Teil 2.C gesammelten Titel stehen für ein bisher kaum reflektiertes Problemfeld: Welche Auswirkungen kann (oder vielleicht ja: muss) eine kulturgeschichtliche Orientierung für traditionelle Domänen der Literaturwissenschaft wie Literaturgeschichtsschreibung, Gattungstheorie und -geschichte oder, noch allgemeiner, für die Theorie und Geschichten von Kunstformen und Medien haben? Für die Titelaufnahme gelten die gleichen Auswahlregeln wie für die bereits erschienenen Teile der Bibliographie: Zeitlicher Schwerpunkt ist das letzte Jahrzehnt. Aufsatzpublikationen wurden nur im Ausnahmefall berücksichtigt. Nicht aufgenommen wurden Untersuchungen, die auf bestimmte Autoren und/oder Werke begrenzt sind.
Das Forschungsgebiet von Teil B dieser Bibliographie ist noch kaum erschlossen – und wird auch in der kulturgeschichtlichen Literaturwissenschaft noch weitgehend ignoriert. Es umfasst Themen, Verfahren, Praktiken, Handlungsfelder, die in der ästhetischen und poetischen Diskussion seit jeher eine große Rolle gespielt haben, deren Geltungsbereich aber keineswegs auf Kunst und Literatur beschränkt ist. Begreift man sie als protoästhetische bzw. proto-poetische Elementarien der Kultur, als anthropologisch fundierte ›poetogene Strukturen‹ (Rüdiger Zymner), so wären sie Ursprungsorte des Poetischen und Ästhetischen, die historisch wie systematisch der Ausdifferenzierung eines eigengesetzlichen ästhetischen Systems vorausliegen. Auf jeden Fall aber handelt es sich um Schnittstellen, über die ›Kunst‹ und ›Nicht-Kunst‹ ständig miteinander interagieren; als solche sind sie für eine nach Funktion und Pragmatik des Ästhetischen fragende Kulturwissenschaft von zentralem Interesse. Für die Titelaufnahme gelten die gleichen Auswahlregeln wie für die bereits erschienenen Teile der Bibliographie: Zeitlicher Schwerpunkt ist das letzte Jahrzehnt. Aufsatzpublikationen wurden nur im Ausnahmefall berücksichtigt. Nicht aufgenommen wurden Untersuchungen, die auf bestimmte Autoren und/oder Werke begrenzt sind.