830 Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur
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Der vorliegende Beitrag - die stark überarbeitete Fassung des Vortrages "Lektüren des Unausdeutbaren ", den der Verfasser im Januar 2004 im Rahmen der kulturwissenschaftlichen Vortragsreihe GrenzBereiche des Lesens hielt - ist auch erschienen in: literatur für leser 27 (2004), Heft 4, S. 181-199. Ein Beispiel für die Schwierigkeit der literarischen Lektüre gibt Friedrich Schmidt. Er untersucht Lektüremöglichkeiten für das formale wie semantische "Abgebrochensein" des literarischen Kunstwerks der Moderne, wie es in den Fragmenten Kafkas seinen exponierten Ausdruck findet. In diesen Texten tritt zur äußeren Unabgeschlossenheit des Textkorpus ein brüchiges Sinngefüge: die Endlosigkeit der Reflexionen und Handlungszüge, die Heterogenität der Erzählfiguren, die Inkonsistenz jeder Bedeutungskonstruktion von Seiten des Lesers. Indem überdies der Abbruch, als verlorene Schrift oder verschwiegene Botschaft, in Kafkas Fragmenten explizit zum Thema wird, erhebt sich der Text gleichzeitig zum metareflexiven Kommentar: er vollzieht selbst, wovon er spricht. Insofern handelt er – sprachskeptisch – vom Defizit seines eigenen Ausdrucks, das letztlich auch von Lektüren nie vollständig eingeholt werden kann.
Innerhalb der Reihe "GrenzBereiche des Lesens" gehaltener Vortrag. "GrenzBereiche des Lesens" ist eine kulturwissenschaftliche Vortragsreihe, die 2003 und 2004 an der Universität Frankfurt stattfand. In ihrem Beitrag zu Spannungsliteratur und Lesepraxen um 1800 entwirft Ute Dettmar aus kultursoziologischer Perspektive ein Bild von der Vielfalt und Dynamik der kulturellen, literarischen und diskursiven Praxen des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Die Gleichzeitigkeit von ästhetisch-normierender Auseinandersetzung um die Faszination des Schrecklichen, von aufgeklärter Lesekritik und einer unbefangenen bürgerlichen Lese- und Theaterpraxis, die sich nicht an das vorgegebene Maß und die Grenzen eines autonomieästhetisch konstituierten Kunstbegriffs hält, charakterisiert das spannungsreiche Mit- und Gegeneinander dieser Umbruchzeit. Anhand der Lektüre populärer Räuberromane erweist sich, dass Grenzziehungen zwischen hoch- und unterhaltungskulturellen Textverwendungsweisen weder in Hinblick auf Stoffe und Gattungen, noch in Hinblick auf die lesende Öffentlichkeit hier bereits rigide gezogen sind.
Mit den Erinnerungstexten jüdischer Emigranten, in denen die Kindheit im altösterreichischen Galizien eine herausragende Rolle spielt, behandelt diese Arbeit eine bisher wenig beachtete Komponente der deutschen Exilliteratur. Enttäuscht in ihrer Identifikation mit Deutschland und verunsichert durch das Leben im Exil richten die Autoren die Gedanken nach rückwärts: Sie besinnen sich auf die schon weit entfernte Welt ihrer Kindheit im galizischen Schtetl. Trotz unterschiedlicher Formen weisen die Texte viele thematische Parallelen auf und sind in der farbigen Zeichnung der 'Welt von Vorgestern' von der unwirtlichen Exilgegenwart geprägt. Exemplarisch wird diese 'imaginative Aneignung ihrer Herkunft als Heimat' (B.Spies) an der Autobiographie des Schauspielers Granach und dem autobiographischen Roman des Journalisten Katz gezeigt.
Lavater was admired and detested for his unconventional approach to theology and his rediscovery of physiognomy. He was an avid communicator and through his correspondence became known to almost all leading personalities of eighteenth century Europe, such as Goethe, Wieland and Rousseau. The more than 21,000 letters in Lavater's estate in the Zentralbibliothek Zürich display the enormous thematic variety produced during a remarkable forty years of correspondence. This unique source material is now being published for the first time. IDC Publishers makes this collection available for research to such various disciplines as theology, history, literature, arts, humanities and above all, the history of eighteenth century culture. Scope: * 9,121 letters from Lavater * 12,302 letters to Lavater * 1,850 correspondents
Dies ist –virtuell & überhaupt- das erste Buch über den Schweizer Dichter & Filmemacher MATTHIAS ZSCHOKKE. Das Libell will eine Hinführung, Einführung & Verführung zu Zschokke sein. Nicht mehr - nicht weniger. Die umfangreiche Bibliographie weist Materialien für weitere Studien über Zschokke nach, mag eine Basis für den akademischen Diskurs bilden. Eine biographische Zeittafel rundet das Libell ab. "Nein, zur Herde der Augenblicks - Schriftsteller gehört dieser Matthias Zschokke nicht... Bereits im ersten Buch hat er unverwechselbar seinen Stil gefunden, und sein ureigener literarischer Ton macht Zschokke unter den Autoren seiner Generation zu einem Exponenten der neuen deutschsprachigen Belletristik in den achtziger und neunziger Jahren. Und auch im 21. Jahrhundert bleibt er hochaktuell."
Das Projekt zum Thema - literarisch-essayistische Reisen zu Beginn der 70er Jahre bei Rolf Dieter Brinkmann, Rom, Blicke und Bernward Vesper, Die Reise stellt ein Experiment dar. Es geht um die wissenschaftliche Bestandsaufnahme des Phänomens 1968 und um das Motiv "Resignation". Die Annäherung erfolgt im Teil A auf wissenschaftlicher Basis, die sich im Teil B in eine literarische Herangehensweise wandelt.
Enthält:
"Die Fackel" als Verlagserzeugnis 1899 - 1936
Verlag Jahoda & Siegel, Wien 1905 - 1935 [Nr. 1 (1899) - Nr. 922 (1936)]
Zeitschriften, die sich an der "Fackel" entzündeten : Vorbilder, Schmarotzer und Blätter aus dem Geist der "Fackel" : ein Jahrhundertphänomen
Die Volltexte der Zeitschrift sind hier abrufbar: http://rzblx1.uni-regensburg.de/ezeit/?2268917
Gedichte
(1877)
Vineta : Dichtungen
(1911)
Frührot : Dichtungen
(1907)
Proletarierin
(1931)
Liebe Schwester!
(1910)
In meiner exemplarischen Untersuchung stelle ich drei Hauptwerke in den Vordergrund, die jeweils für eine literarische Epoche repräsentativ sind, in denen die Auseinandersetzung um die industriegeprägte Technik eine besondere Schärfe erreicht. In dem biedermeierlich geprägten Fabrikroman "Das Engelchen" von Robert Prutz erscheint 1851 zu Beginn der Industrialisierung die Technik als ein bedrohliches, weil unverständliches Prinzip, das die zunftgeregelte Gesellschaftsordnung und mit ihr das moralische Wertesystem untergräbt. Maschinen werden mit Bildern bedrohlicher urzeitlicher Tiere belegt. Technische Kompetenz wird im Roman nicht dazu genutzt, Maschinen humaner zu gestalten - technische Kompetenz ist hier Mittel, um Technik gezielt außer Kraft zu setzen - indem der Konstrukteur die Maschinen durch Überhitzen zerstört und dabei selbst umkommt. Die reale industrielle Entwicklung ignorierend sieht Prutz eine Lösung darin, zum Agrarsystem zurückzukehren - also ein Leben ganz ohne industrielle Technik. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts dann, als sich der erste technologisch bestimmte Weltkrieg abzeichnet, erscheint dieses frühe Lösungsmuster als nicht mehr möglich. Technik wird hier auch als Erweiterung soziokultureller Handlungsmöglichkeiten gesehen, weit stärker zeigt sich in der Dramentrilogie "Die Koralle", "Gas" und "Gas. Zweiter Teil" von Gerhard Kaiser aber das destruktive Potential technischer Anwendungen. Aus dem nutzbringenden Energieträger Gas wird unter staatspolitischer Machtausübung in "Gas II" das Massenvernichtungsmittel Giftgas. Nach Faschismus und Zweitem Weltkrieg, nach einer beispiellos-naiven literarischen Technikverherrlichung vor und während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft aber auch dem gleichzeitigen Warnen vor einer atomaren Katastrophe, rückt nun in der Nachkriegsliteratur die ent-industrialisierte Technik in den Vordergrund. Statt Artefakten beschreibt Max Frisch den technischen Menschen, der sein Denken und Handeln in einem kontinuierlichen Prozeß immer weiter zu optimieren versucht. Ziel ist es, ähnlich wie bei einer Rechenmaschine, Fehler immer weiter auszuschließen. Der Mensch erscheint so als Analogon zur Maschine, der sein Denken lediglich nach rationalen Faktoren hin ausrichtet: Eine psychische Technologik wird im "Homo faber" einer sog. weiblichen Logik gegenübergestellt. In allen drei Werken, die repräsentativ für eine literarische Epoche sind, scheinen sich Technik und Leben auszuschließen. Die Skizzierung eines verantwortungsvollen Umgangs mit der Technik steht für die deutsche Literatur bislang aus.