830 Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur
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Der Lehrstuhl für Deutsche Philologie als selbständige Institution an der Philologischen Fakultät der Staatlichen Universität St. Petersburg besteht schon mehr als 80 Jahre. Um die Bedeutung des Lehrstuhls in der Geschichte der russischen Germanistik zu verdeutlichen, möchte ich einige Namen hervorragender Germanisten nennen, die in verschiedenen Perioden des 20. Jahrhunderts den Lehrstuhl geleitet haben und die auch in Deutschland weit bekannt sind.
Unsere Erwartung war anders als sonst – freudig, doch nicht frei von Erregung und leiser Furcht: Wird man im Kreml das gegebene Wort halten und nach einem Jahr die Rückkehr in die russische Heimat erlauben? Als Gast Heinrich Bölls kam Lew Kopelew im November 1980 nach Deutschland. In der Bonner Wohnung des Slawisten Wolfgang Kasack konnte ich mich ihm wenige Tage später vorstellen: Er war groß, von beeindruckender Physiognomie – nicht nur durch den Prophetenbart –, allerdings fast bleich und in der ersten halben Stunde still und in sich gekehrt.
Die Frage nach dem Zusammenspiel von Dingen und Zeichen beherrscht Strindbergs Prosastücke, Artikel und Abhandlungen. Sein geradezu manisches Unterfangen zu vernetzen, was die Semiotik in natürliche, ikonische und symbolische Zeichen unterschieden hat, stößt nicht selten vor in weltbewegende und kosmische Dimensionen, entzündet sich aber in der Regel an einem konkreten Gegenstand. Was er schreibt, sieht wie wissenschaftliche Fallstudien aus, aber Strindbergs unruhiges Fragen überwältigt oft Strindbergs Beobachtungen. Ein Beispiel dafür ist die kleine Anhandlung "Der Totenkopfschwärmer. Versuch in rationalem Mystizismus" von 1896. Darin beschäftigt er sich mit einer Erklärungsaufgabe, mit der Frage, wie das Abbild eines Totenkopfes auf den Körper eines Schmetterlings gekommen ist.
"Im Jahre 1631 schreibt Melchior Goldast "von Haiminsfeld" einen kurzen Brief aus Frankfurt am Main an seinen jüngeren Zeitgenossen Martin Opitz "von Boberfeld", in dem er dessen Komplimete erwidert. Schon seit langer Zeit bewundert er Opitz' Geist. Er spricht von seinen und von Opitz' laufenden Arbeiten, von seinen Plänen für seine berühmte Bibliothek, und am Schluß auch von seiner eigenen Festschrift, die ein ungenannter Freund für ihn herauszugeben beabsichtigte - ob Opitz vielleicht einige Verse beisteuern wollte? Dieser vor kurzem entdeckte und einzige erhaltene Brief aus dem Goldast-Opitz-Schriftwechsel bezeugt, daß der Respekt, den Opitz beispielsweise in seinem Annolied-Kommentar mehrfach vor Goldast äußerte, auf Gegenseitigkeit beruhte. [...]"
The Kaiserchronik is generically puzzling. In essence it is a spiritual world chronicle, but it lacks the usual historiographical systematisations of its theological content. However it does have three disputations, an unusual feature in a chronicle which has to date not been adequately explained. This essay argues, on the basis of comparisons with works in other literary forms, that these passages function as key expressions of the controlling idea of the entire work, namely the progress of the Gospel from the heathen to the Christian Empire, and that they are strategically located within the chronicle at the turning points in the success of Christian mission.
Kritik, Polemik und Ästhetik beim frühen Nicolai: "Milton" und die "Briefe über den itzigen Zustand"
(2008)
Nicolais „Briefe über den itzigen Zustand der schönen Wissenschaften“ […] erklären den bislang herrschenden kritischen Parteien, Leipzig und der Schweiz, selbstbewußt den Krieg. Sie ergreifen einen neuen Ton in der kunsttheoretischen Diskussion, sie entwickeln teilweise neue kritische Positionen und eine neue, kämpferische Theorie der Kritik. […] Grundpositionen seiner Kritik entwickelt er dabei bereits in der meist stiefmütterlich behandelten Abhandlung zu Milton von 1753, was auch für eine relative konzeptionelle Unabhängigkeit der in den „Briefen“ entwickelten Positionen von Lessing spricht. Auf der anderen Seite aber spricht manches dafür, daß Nicolai und Lessing sich zur Zeit der Abfassung der Briefe bereits kannten. Nicolai, so die These des folgenden Beitrags, entwickelt im „Milton“ und in den „Briefen“ ein eigenes kritisches Profil. Aber der Gestus der „Briefe“, ihr beachtliches Selbstbewußtsein, wird durch die Bekanntschaft mit Lessing plausibler. Nicolai mußte sich nicht als alleinigen Streiter gegen die etablierten Parteien des deutschen kritischen Feldes begreifen. Die Briefe sind von dem Bewußtsein getragen, mit anderen eine gemeinsame ›Berliner‹ Sache gegen die Leipziger und die Schweizer Kritik führen zu können. Insofern bilden sie den Beginn der publizistischen Offensive dieser Berliner Aufklärung.
Im Sommersemester 2001 begann auf Initiative des Goethe-Instituts Warschau ein langfristig angelegtes Projekt zur deutschen Gegenwartsliteratur nach 1989. Ein zentrales Ziel bestand darin, neueren Entwicklungen nachzugehen und neben herausragenden Texten der 1990er Jahre vor allem auch eine junge Autorengeneration in den Blick zu bekommen. In diesem Rahmen waren neue Stoffe und Themen der älteren, mittleren wie jungen Autorengeneration in den 1990er Jahren Gegenstand der Diskussion.
Eine Auslandsgermanistik ist von vornherein auf so genannte inlandsgermanistische Musterbeispiele angewiesen und eingestellt. Darin liegt eine allgemeine Regel, der auch die russische Germanistik nolens volens folgt, wenn sie sich anschickt, die kulturwissenschaftliche Wende mitzumachen. Davon zeugen etwa die sich mehrenden Versuche, neue kulturell bedeutungsvolle Themen in wohlbekannten Texten aufzuspüren oder vermeintlich nichtliterarische Texte im Hinblick auf ihre Literarizität zu lesen.
Von den Veranstaltern unserer Konferenz wurde ich gebeten, über das wissenschaftliche Profil von Herrn Prof. Dr. Dirk Kemper, Leiter des vor wenigen Wochen gegründeten DAAD-RGGU-Kooperationslehrstuhls, zu sprechen, d. h. eine Außenansicht meines deutschen Kollegen zu umreißen, sein wissenschaftliches Porträt aus der Außenperspektive eines russischen Germanisten zu skizzieren.