840 Literaturen romanischer Sprachen; Französische Literatur
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Nationality traditionally is one of imagology's key terms. In this article, I propose an intersectional understanding of this category, conceiving nationality as an interdependent dynamic. I thus conclude it to be always internally constructed by notions of gender, sexuality, race, class, religion, age, ability, and other identity categories. This complex and multi-layered construct, I argue, is formed narratively. To exemplify this, I analyse practices of stereotyping in Honoré de Balzac's "Illusions perdues" (1843) and Henry James's "The American" (1877) which construct the so-called 'Parisienne' as a synecdoche for nineteenth-century France.
This study compares and analyses hetero-stereotypes in Flaubert's travelogue "Voyage en Égypte" and Bachmann's prose fictions "Wüstenbuch" and "Das Buch Franza" in order to find out to what extent Flaubert resorts to stereotypical representations of the colonial Orient, and Bachmann perpetuates, transforms, or revises Flaubert's imagological discourse in the age of postcolonialism. Whereas Flaubert's sexist and racist narrative posits white superiority, Bachmann's protagonists subvert the male hegemonic stance of her French predecessor, insisting on white and male inferiority, causing just another stereotypization of race and gender.
This article compares two similar yet never compared cases of intra-European othering: Spain and the South Slavic region. Their common denominator is what I call the Periphery Problem: a hierarchical cultural difference between Europe's symbolic centre (Western Europe) and its exotic peripheries. Using paradigmatic examples intertextually linked to Prosper Mérimée, this article focuses both on the centre (exemplified by Mérimée), and the peripheries' recent responses to Mérimée through meta-images (your image of others' image of you). The structural commonalities in characterization and the entanglements of internal and external images show that national characterization in Europe is profoundly a transnational phenomenon.
Published in 1991, "Tous les matins du monde" of Pascal Quignard made to appear a real still life from Lubin Baugin called "Le Dessert de gaufrettes" (Musée du Louvre). The importance of this painting in the novel - both narrative and symbolic - is crucial. Baugin's painting constitutes indeed a genetic matrix that must be examined in order to better understand the trajectory of "Tous les matins du monde", insofar as it incites and initiates writing, thereby acquiring a singular hermeneutic depth.
Afrodeutsche und afrofranzösische Kinder- und Jugendbücher : eine 'ganz, ganz kleine' Literatur?
(2022)
Vor einigen Monaten habe ich auf einer Tagung zu 'Minority Activism' eine Präsentation zu afrodeutscher und afrofranzösischer Kinder- und Jugendliteratur als Form des Aktivismus gemacht. Meine Präsentation hätte gut ins Panel "Activism of, and on behalf of migrants and minorities" oder in "Forms of Engagement" reingepasst, doch die Organisator:innen setzten sie in das Panel "Minority within Minority". Nach anfänglicher Irritation, musste ich mir eingestehen, dass die Organisator:innen der Tagung ein wesentliches Merkmal der afrofranzösischen und afrodeutschen Kinder- und Jugendliteratur (KJL) erkannt hatten: Sie ist eine "minorisierte" Literatur innerhalb einer "minorisierten" Literatur. Kurz, sie ist doppelt, und manchmal sogar dreifach marginalisiert.
Proust list impulse
(2022)
Lists litter Marcel Proust's pages of "À la recherche du temps perdu" ("In Search of Lost Time"), but also the works about it. This short contribution collects together a number of those lists, and offers some reflection on the list's place and function within the work, on the level of the sentence and as a form in its own right.
Die Verbindung von postulierter metaphysischer Leere und einem radikal geleugneten und doch wieder herbeizitieren Gott, in deren Kontext der Gedanke erschreckender körperlicher Verstümmlung eine Rolle spielt, kennzeichnet in bewusst outrierter Weise einzelne Texte aus dem literarischen Werk, darunter der wenig bekannten Lyrik des Philosophen und Schriftstellers Georges Bataille, der wie kaum ein anderer Autor des 20. Jahrhunderts quasi unausgesetzt in immer neuen Anläufen eine Daseinserfahrung umkreist, die an Radikalität und Abgründigkeit ihresgleichen sucht. Bataille imaginiert die willentliche Selbstzerstörung des Ichs auf der Suche nach einem Absoluten, die sich speziell in rauschhaft-transgredierenden Erfahrungen von Leid, Versehrung, Obszönität und Ekel vollzieht. In einer Aufzeichnung aus der 1939-1943 entstandenen Sammlung "Le Coupable" (1944), welche zur gleichen Schaffensperiode wie die meisten seiner lyrischen Texte gehört, spricht Bataille in einer prägnanten Begriffsfügung von seiner Konzeption eines "anthropomorphisme déchiré". So wie es gelte, in jeglichem Sein "le lieu sacrificiel, la blessure" (OC V, S. 261) zu suchen, wird das in "Le Coupable" meditierende Ich (nur) in der Erfahrung des versehrten lebendigen Opfers eines Göttlichen habhaft: "Un être n'est touché qu'au point où il succombe, une femme sous la robe, un dieu à la gorge de l'animal du sacrifice" (OC V, S. 261). In der geistigen Auseinandersetzung mit einer christlichen Theologie, die "jusque dans la nuit du Golgotha" (OC V, S. 262) an der Vorstellung einer vollendeten Welt festhält, erkennt Bataille: "Il faut tuer Dieu pour apercevoir le monde dans l'infirmité de l'inachèvement" (OC V, S. 262). Die imaginierte Tötung Gottes lässt dann an die Stelle eines abwesenden Gottes einen versehrten Gott treten.
Jurij Ščerbaks Erzählung "Černobyl'. Dokumental'naja povest'" ("Černobyl'. Dokumentarische Erzählung", 1987) und Emmanuel Carrères autofiktionaler Roman "Un roman russe" (2007) erzählen von Entgrenzungserscheinungen von Arbeit in die Sphäre der 'Nicht-Arbeit' und von der Grenze und ihrer Überschreitung zwischen ästhetischen Praktiken und der Sphäre des zweck- oder normorientierten Handelns. Beide reflektieren zugleich poetologisch die Bedingungen dieser Entgrenzungen. Dabei könnten beide Texte unterschiedlicher kaum sein: Ščerbak reflektiert in seiner dokumentarischen Erzählung die Möglichkeiten eines ethischen Schreibens über die Arbeit an der Beseitigung der Folgen der Nuklearkatastrophe von Černobyl' und den Preis des Dokumentarischen, wenn Gegenstandsnähe tatsächlich Lebensgefahr bedeutet. Carrère hingegen geht es um das Dokumentieren seiner spätmodernen Wirklichkeit, die er ganz grundsätzlich als ästhetisch wahrnimmt. Bei dem Versuch, diese so wahrgenommene Wirklichkeit in Form eines Dokumentarfilms wiederzugeben, stößt er an die Grenzen des Erzähl- und Darstellbaren. Beide Texte, so die These der folgenden Ausführungen, vereint ein Diskurs, der dokumentarische Schreibweise und entgrenzte Arbeit zusammenführt. Die Betrachtung von Grenzziehungen und ihren Überschreitungen, ein zentrales Thema der Literatur, bringt in beiden Texten Überlegungen zu ethischen, sozialen, politischen, aber auch ästhetischen Aspekten hervor.