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Am Beispiel des zweiten Romans von Jackie Thomae "Brüder", der 2019 auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis stand und für den sie 2020 mit dem Düsseldorfer Literaturpreis ausgezeichnet wurde, wird untersucht, inwiefern eine intersektionale Betrachtung des Romans eine Reflexion der Darstellung unterschiedlicher Differenzkonstruktionen und ihrer Verstrickung anzuregen vermag. Außerdem stellt der Beitrag zur Diskussion, inwiefern eine vertiefte Auseinandersetzung mit Jackie Thomaes Roman "Brüder" im Literaturunterricht eine kritische Reflexion des Erzählten im Sinne einer 'Critical Narrative Literacy' initiieren kann. Davon ausgehend wird ein Modell einer Diversitätsorientierten Deutschdidaktik entwickelt, dem eine kulturtheoretische Fundierung im Sinne der Intersektionalitätstheorie zugrunde liegt.
In dem Beitrag wird ein intersektional perspektiviertes Analysemodell für multimodale Erzähltexte (Bilderbücher) vorgestellt. Zunächst wird das Korpus der sogenannten queeren Kinder- und Jugendliteratur kursorisch aufgefächert und dabei gezeigt, dass in den Erzähltexten, die als 'diversitätssensibel' vermarktet werden, meist auf die klassische Außenseiterfigur zurückgegriffen und somit die Binarität einer vermeintlichen Norm und deren Abweichung perpetuiert wird. Durch das Analysemodell sollen literarische Darstellungen von Positionierungen innerhalb einer 'Matrix der Macht' desavouiert werden: Entlang der interdependenten Kategorien Age, Race, Geschlecht, Familie und Körper sollen die Positionierungen der Figuren auf der histoire-Ebene zugeordnet werden, während die Kategorien auf der discours-Ebene wählbar und erweiterbar sind. Mit dem Blick auf das Bilderbuch als multimodales Erzählmedium müssen die literarischen Inszenierungen nicht nur auf Bild- sondern auch auf Schrifttextebene berücksichtigt und hierbei insbesondere auf intermodale Spannungsverhältnisse geachtet werden. Der Beitrag schließt mit der exemplarischen Analyse der Bilderbücher "Weihnachtspost für Ayshe" (Scheffler/Spanjardt 2005) und "Wie ich Papa die Angst vor Fremden nahm" (Schami/Könnecke 2003).
Der Beitrag widmet sich der Figurenanalyse als Bestandteil der Texterschließung im intersektional ausgerichteten Deutschunterricht und konzipiert ein konkretes methodisches Analyseverfahren, das intersektionale Fragestellungen bei der Figurenanalyse zu erarbeiten und darzustellen vermag. Über eine erste literaturdidaktische Fundierung der Figurenanalyse als Texterschließungsverfahren werden Anknüpfungspunkte zum Intersektionalitätsparadigma aufgezeigt Der Beitrag versteht sich als Vorschlag für eine mögliche kulturtheoretische Fundierung der Figurenanalyse durch das Intersektionalitätsparadigma, welches mit dem Kollektivansatz von Klaus P. Hansen und dessen Fortführung durch Jürgen Bolten zum fuzzy culture-Ansatz in Bezug gesetzt wird. Aus dieser theoretischen Verbindung wird ein konkretes Instrumentarium zur intersektional orientierten Figurenanalyse in literaturdidaktischen Settings entwickelt, das sich durch eine strukturierte visuelle Aufarbeitung intersektionaler Fragestellungen in Bezug auf literarische Figuren auszeichnet. Die folgenden Ausführungen bieten zunächst einen kurzen Überblick über die literarische Figur allgemein und ihre Merkmale sowie die Bedeutung der Figurenanalyse im Deutschunterricht, bevor letztere unter intersektionalen Gesichtspunkten beleuchtet und in ein konkretes Analyseinstrumentarium überführt wird. Dieses wird abschließend an Eleonora Hummels Roman "Die Fische von Berlin" beispielhaft erprobt.
Die Verbindung feministischer Themen und Fragestellungen mit dem Dispositiv der Populärkultur wird unter dem Label 'Popfeminismus' verhandelt. Um diesen Sammelbegriff ist eine lebhafte Diskussion entbrannt: Ist die Performativität des Pop als Chance zu begreifen, breiten Gesellschaftsschichten feministische Anliegen zugänglich zu machen? Oder handelt es sich dabei doch nur um die marktwirtschaftliche Vereinnahmung einer gesellschaftspolitischen Strömung? Das skizzierte Spannungsverhältnis verschärft sich in einem sexualisierten und hypermaskulinen Subgenre wie dem Gangsta Rap. Das Online-Magazin der Wochenzeitung "Die Zeit" kürte den deutschen Gangsta Rap jüngst zur erfolgreichsten Jugendkultur der 2010er-Jahre. Rapper wie Bonez MC oder Gzuz landen einen Chart-Erfolg nach dem anderen, und zwar mit äußerst sexistischen, misogynen, homo- und transphoben, ableistischen und gewaltverherrlichenden Texten. Angesichts der nicht von der Hand zu weisenden kulturellen Prägekraft des Gangsta Raps und seiner identitätsstiftenden Wirkung auf junge Menschen gewinnt die Frage nach der Kommensurabilität von Feminismus und Hip-Hop noch einmal an Bedeutung: Sind feministische bzw. intersektionale Perspektiven mit der Sprache, den Bildern und Symbolen einer männlich-chauvinistischen Szene überhaupt vereinbar? Mit welchen sprachlich-medialen Strategien antworten Künstlerinnen der Rap-Szene auf diesen Widerspruch? Mit diesen und anderen Fragen befasst sich der vorliegende Beitrag.
Der Erfolg von Elena Ferrantes vierbändigem Romanzyklus "L'amica geniale" (2011-2014) wird hier in der Verortung Ferrantes in die Schule der literarischen Hontologie (Eribon, Ernaux, Louis) und in eine Strömung von Romanen, die den Klassismus anvisiert, erklärt. Gezeigt wird, wie intersektionale Verflechtungen von Ferrante in Szene gesetzt werden: Das Schicksal eines proletarischen Mädchens mit intellektuellen Ambitionen, aufgewachsen in einem Armenviertel, in dem Gewalt und Mafia an der Tagesordnung sind und immer wieder an den gesellschaftlichen Benachteiligungen sich stoßend etc. Sexismus, Homophobie, Regionalchauvinismus und andere Diskriminierungsformen leiten die Geschichte. Intersektionalität trägt das Romanganze inhaltlich; die Fiktionalisierung geht über gebräuchliche Konzepte von auto-fiction hinaus und erlaubt gerade durch die lebensweltliche Botschaft Einsichten in gesellschaftliche Komplexitäten. Genau diese Konstruktion des literarischen Textes ist für die Rezeption des Werks ausschlaggebend, zumal die Wahl des Pseudonyms der Autorin ermöglicht, die Thematisierung und Problematisierung von Intersektionalität hier und in weiteren Romanen jenseits der Tetralogie zu intensivieren, wie etwa in "La vita bugiarda degli adulti" (2019).
Klein, schwach, mit einem deformierten Rücken und einer aus heteronormativer Perspektive devianten Sexualität - auf den ersten Blick verkörpert die literarische Figur Kuno Kohn gängige antisemitische Stereotype zu Beginn des 20. Jahrhunderts. In den frühen 1910er-Jahren entworfen und in einer Vielzahl von Texten unterschiedlicher Gattungen ausgebildet, ist Kuno Kohn die Schlüsselfigur in Alfred Lichtensteins (1889–1914) Werk und zugleich Projektionsfläche für die wirkmächtigen Differenzkategorien Jewishness, Sexualität, Disability und Gender. Dichotome Kategorisierungen können die Komplexität der Figur nicht erfassen: Von Lichtenstein als grotesk überzeichnete Figur angelegt, laufen in ihr Binäroppositionen wie jüdisch/nicht jüdisch, homosexuell/heterosexuell und behindert/nicht behindert ins Leere. Statt zu versuchen, die Ambivalenzen, Vielschichtigkeiten und scheinbaren Widersprüche der Figur aufzulösen, rückt der Beitrag sie in einer intersektionalen Figurenanalyse in den Mittelpunkt. Dies lenkt den Blick auf die diskursive Co-Konstruktion der Differenzkategorien auf der Folie des Figurenkörpers und offenbart das subversive, queere Potenzial, das der Figur eingeschrieben ist.
Ausgehend von der Frage nach literarischen Darstellungskonventionen, die zu verschiedenen historischen Zeitpunkten als Medien der Beobachtung und Reflexion von Intersektionalität und interdependenten Herrschaftsverhältnissen dienen konnten, untersucht der Beitrag das Erzählen 'vom Dorf' und 'der Provinz' als Mittel der Narration von sozialer Ungleichheit. Spätestens seit dem 19. Jahrhundert intensiviert sich eine kulturelle Stadt-Land-Dichotomie, aufgrund derer das 'Ländliche' in Abgrenzung zur urban geprägten Moderne als das rückwärtsgewandte, hierarchisch schwächere 'Andere' wahrgenommen wird. Die Zugehörigkeit zu einem ländlichen oder städtischen Umfeld entwickelt sich daher zur 'Ungleichheitskategorie', die im intersektionalen Zusammenspiel mit anderen Differenzfaktoren auftreten kann. Zugleich ist 'das Dorf' als sozialer Raum konventionell durch eine strikte Einteilung von Menschen in die Kategorien 'Einheimische' und 'Fremde' geprägt und produziert auf Basis strenger Normvorstellungen in besonderem Maße soziale Zuschreibungen der Nichtzugehörigkeit, die wiederum mit Diskriminierungskategorien wie Geschlecht, ethnische Herkunft, ökonomischer Status etc. verwoben sein können. In der literarischen Dorfgeschichte bzw. dem 'Provinzerzählen' vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart dient der rurale Raum daher auf vielfältige Weise als Ort der Darstellung und Reflexion intersektionaler Formen der Diskriminierung und Ungleichheit. Demonstriert wird dies durch eine Untersuchung von Berthold Auerbachs Dorfgeschichte "Des Schloßbauers Vefele" von 1843 und Maja Haderlaps Roman "Engel des Vergessens" aus dem Jahr 2011.
Sie ist Schwarz, Heidin und regiert ein Königreich. Mit der Figur Belacane präsentiert Wolfram von Eschenbach im "Parzival" seinem Publikum eine Frau, die den höfischen Schönheitsvorstellungen widerspricht. Immer wieder wird die Schwarze Hautfarbe Belacanes und ihres Volkes explizit im Kontrast zum dagegen unmarkierten weißen Protagonisten betont und abgewertet. Erst die Information über Belacanes Jungfräulichkeit macht sie für den christlichen Ritter Gahmuret attraktiv, der ihre Tugendhaftigkeit als Zeichen ihrer innerlichen Taufe sieht. Dass Belacane unter all den Menschen, die "höllenfarben" (51,24) sind, eine Ausnahmestellung zugesprochen wird, offenbart die Abwertung aller anderen BIPoC und macht sie für Gahmuret zum Objekt der Begierde. Er befreit die Jungfrau in Nöten erst von ihren Belagerern, dann von ihrer Keuschheit und wird so zum König über ihr Land, bis er die schwangere Belacane plötzlich heimlich verlässt. Der Brief, den er ihr hinterlässt, dokumentiert die Mehrfachabwertung Belacanes: aufgrund ihres Frau-Seins wird sie zum Medium der Stammeserhaltung, aufgrund ihres zukünftigen Mutter-Seins zum Kommunikationsmittel mit dem noch ungeborenen Sohn und aufgrund ihres heidnischen Glaubens zur Legitimation für die Trennung. Hannah Mieger analysiert anhand der Belacane-Episode, wie die drei Differenzkategorien Race, Religion und Gender miteinander interagieren und zeigt dadurch, dass prämoderne Texte intersektional lesbar sind.
Der Beitrag zeigt, dass der populäre niederländische Roman "Geen gewoon Indisch meisje" ("Kein gewöhnliches Indisches Mädchen") van Marion Bloem aus dem Jahr 1983 als eine literarische Ausdrucksform des niederländischen Intersektionalitätsdenkens (cf. Essed, Hoving, Wekker) avant la lettre gelesen werden kann. Anhand eingehender intersektionaler Analysen verschiedener Passagen der durchweg als Autofiktion rezipierten Coming of Age-Erzählung über ein niederländisches Mädchen of Color, dessen Eltern aus der ehemaligen niederländischen Kolonie Niederländisch-Ostindien stammen, dem heutigen Indonesien, macht dieser Beitrag deutlich, wie der Roman verschiedene Tabuthemen innerhalb der niederländischen Gesellschaft wie Race, weiße Privilegien und Sexismus unerschrocken und kritisch zur Diskussion stellt, und dies in einer Zeit, in der solche Ungleichheitsfaktoren noch unsichtbar waren und/oder nicht über sie gesprochen werden durfte. Der Beitrag erörtert die Strategien, mit denen Bloems Roman auf freimütige und für weiße Leser:innen häufig schmerzhaft konfrontierende Weise einer jungen Woman of Color eine Stimme gibt, für deren Anders-Sein in der niederländischen Gesellschaft eigentlich kein Platz ist, und von der als 'feminist killjoy' erwartet wird, dass sie schweigt.
Der Artikel zeichnet im Anschluss an eine kulturwissenschaftlich ausgerichtete Erzähltheorie an Olivia Wenzels Roman "1000 Serpentinen Angst" (2020) die im Text entworfenen Familienbeziehungen nach. Fokussiert wird, wie die Erzählerin sich über das Erzählen selbst mit ihrer eigenen intersektionalen Identität als Schwarze ostdeutsche queere Frau auseinandersetzt. In Rückgriff auf zentrale Forschungsbeiträge zum Konnex von Gender, Erinnerungsstrukturen und Erzähltextanalyse wird erstens gezeigt, dass durch die Erzähltechnik Situationen und gesellschaftliche Herausforderungen wie z.B. auch die staatlich-systematischen Ungleichheitsbehandlungen im Falle von Personenüberwachung akzentuiert werden, mit denen die Frau konfrontiert wird. Wenzels Erzählweise lässt sich als serpentinenartiges Erzählverfahren beschreiben, das in Erzählschlaufen und über narrative Umwege funktioniert. So wird gerade durch die Darstellungsweise des Romans deutlich, welche Schwierigkeiten in der persönlichen wie kulturellen Verortung der Figur liegen. Der Text wird zweitens als Erinnerungs- und Familienroman gelesen. Die intersektionale Identität der Erzählerin lässt sich dabei über die verschiedenen Lebensgeschichten ihrer Familienangehörigen, und besonders in der Abgrenzung von diesen, wie auch über ihre eigene Schwangerschaft rekonstruieren. Es zeigen sich übergenerationale und sich gegenseitig bedingende Faktoren für Ausgrenzungen und Stigmatisierung, welche Interdependenzen zwischen Geschlecht, Körperlichkeit, Öffentlichkeit, Identität und nationaler Zugehörigkeit offenlegen.