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Das Fach "Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft (AVL)" beschäftigt sich mit dem Vergleich von Literatur aus verschiedenen Kulturen, Epochen und Gattungen. Der Begriff "Komparatistik" wird weitgehend synonym verwendet, legt aber einen noch stärkeren Schwerpunkt auf den Vergleich als allgemeine epistemologische Praxis, vor dem der Fokus auf Literatur in den Hintergrund geraten kann. Die Geschichte des Fachs in Deutschland reicht bis in das 19. Jahrhundert zurück, in dem es - in etwa zeitgleich mit den "Nationalphilologien" (hier also Germanistik) - vor allem im Sinne einer vergleichenden Literaturgeschichte entstand. Während in den Anfängen Einflussforschung und Gattungsgeschichte im Vordergrund standen, hat das Fach im 20. Jahrhundert mehrere Ausweitungen erfahren. So zählen beispielsweise auch die allgemeine Literatur- und Kulturtheorie, die Ästhetik und der Vergleich von Literatur mit anderen Medien zu den Forschungsgebieten der AVL. Schon früh wurde der grenzüberschreitende Anspruch der AVL über den von J.W. Goethe lancierten Begriff "Weltliteratur" bestimmt. Entsprechend gehört auch die Frage, wie der Begriff historisch verstanden wurde und wie er im Zeitalter beschleunigter Globalisierung zu denken ist, zu den prominentesten Debatten im Rahmen der AVL. In der ursprünglichen Konzeption von Goethe war "Weltliteratur" als Dialog zwischen den Nationalliteraturen gedacht, wobei sowohl Rezeption (des kulturell Fremden) als auch Widerspiegelung (des Eigenen in der Rezeption durch Andere) im Vordergrund standen. Heute wird die eurozentrische Orientierung des Begriffs problematisiert, aber die Frage bleibt virulent, ob und wie Literatur aus verschiedenen Kulturen und Sprachen auf eine universelle Ebene gehoben werden kann, ohne ihre spezifischen Kontexte zu verlieren.
Als Carlo Ginzburg die These formulierte, dass die Geisteswissenschaften wie die Kriminalliteratur im sog. "Indizienparadigma" gründeten, hatte er mit Sherlock Holmes einen Detektiv vor Augen, der persönlich den Tatort besichtigte. Dort erhob er Spuren, kombinierte sie und kam in oftmals ingeniösen, aber auch höchst spekulativen Schlussfolgerungen zur Lösung seines Falls. Vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen in Forschung und Fahndung muss dieses materiell und empirisch grundierte "Indizienparadigma" jedoch einer Revision unterzogen werden. Denn seit der Privatdetektiv von "Kommissar Computer" Konkurrenz bekommen hat, haben sich die Investigationspraktiken grundlegend gewandelt: So können computergestützte Fahndungs- und Aufklärungsmethoden eine Besichtigung des Tatorts ersetzen, während algorithmische Wahrscheinlichkeitsrechnung vergangene wie zukünftige Fälle erhellt. Der vorliegende Sammelband mit Beiträgen aus der Literatur-, Medien- und Designwissenschaft untersucht, inwiefern solche "virtuellen Investigationen" in Literatur und Kunst der Gegenwart eine Revision des Indizienparadigmas einschließen - und inwiefern Begriffe der Virtualität bereits die Investigativarbeit im 19. Jahrhundert prägten
Als Carlo Ginzburg die These formulierte, dass die Geisteswissenschaften wie die Kriminalliteratur im sog. "Indizienparadigma" gründeten, hatte er mit Sherlock Holmes einen Detektiv vor Augen, der persönlich den Tatort besichtigte. Dort erhob er Spuren, kombinierte sie und kam in oftmals ingeniösen, aber auch höchst spekulativen Schlussfolgerungen zur Lösung seines Falls. Vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen in Forschung und Fahndung muss dieses materiell und empirisch grundierte "Indizienparadigma" jedoch einer Revision unterzogen werden. Denn seit der Privatdetektiv von "Kommissar Computer" Konkurrenz bekommen hat, haben sich die Investigationspraktiken grundlegend gewandelt: So können computergestützte Fahndungs- und Aufklärungsmethoden eine Besichtigung des Tatorts ersetzen, während algorithmische Wahrscheinlichkeitsrechnung vergangene wie zukünftige Fälle erhellt. Der vorliegende Sammelband mit Beiträgen aus der Literatur-, Medien- und Designwissenschaft untersucht, inwiefern solche "virtuellen Investigationen" in Literatur und Kunst der Gegenwart eine Revision des Indizienparadigmas einschließen - und inwiefern Begriffe der Virtualität bereits die Investigativarbeit im 19. Jahrhundert prägten.
The introduction informs about Black literary imaginations of Europe that reverse or complicate the (neo-)colonialist European gaze at the "African Other". It reviews the state of research and provides an overview of the aims and sources of the special issue, whose individual contributions take into account both national specificities and transnational contexts. Sandra Folie and Gianna Zocco emphasise the important role of comparative literature for the field of African European studies (and vice-versa).
This contribution gathers eight interviews with international scholars of different generations and disciplines who study Black European literatures: Elisabeth Bekers, Jeannot Moukouri Ekobe, Polo B. Moji, Deborah Nyangulu, Jeannette Oholi, Anne Potjans, Nadjib Sadikou, and Dominic Thomas. The aim is to make literary research on Black Europe more visible to scholars in comparative literature and to contribute to a discussion on research perspectives, theories, and future challenges and needs.
avldigital.de ist das digitale Fachinformationsportal des FID der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft. Das Portal wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und seit 2016 an der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Frankfurt am Main realisiert. Derzeit besteht das Fachportal aus drei zentralen Modulen: Recherchieren, Publizieren und Vernetzen, die Informationsdienstleistungen für Komparatist:innen beinhalten. Für die Weiterentwicklung des Portals wird eng mit der Fachcommunity zusammengearbeitet, um ein optimales Fachinformationsportal in Bezug auf die Bedürfnisse der Nutzenden anbieten zu können. Für die hier vorgestellte Studie wurden deshalb Nutzende mit Fachbezug eingeladen an einer leitfadengestützten Think Aloud Studie teilzunehmen. Diese soll der Evaluierung der Nutzbarkeit und Verständlichkeit der aktuellen Websitestruktur von avldigital.de dienen. In Kooperation zwischen dem Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Frankfurt am Main wurde eine gemeinsame Studie zur Evaluation des Fachinformationsportals avldigital.de durchgeführt. Für diese Untersuchung wurden folgende zwei Leitfragen betrachtet: 1. Wie wird das Fachportal avldigital.de genutzt und akzeptiert? 2. Wie werden die Nutzbarkeit und Verständlichkeit der drei zentralen Module Recherchieren, Publizieren und Vernetzen bewertet?
Der Begriff der Glokalisierung wurde in den 1980er Jahren in der Ökonomie und dann in der Soziologie eingeführt, um die wechselseitige Verbindung zwischen globalen Steuerungsprozessen und lokalen Produktions- bzw. Distributionsstrukturen zu beschreiben. In seiner weiteren Geschichte diente der Begriff auch dazu, grundsätzliche Kritik an einem Verständnis von Globalisierung zu üben, in welchem die Bezüge zu den lokalen Grundlagen und Auswirkungen ausgeblendet werden. Literatur ist auf ihre Weise in diese Zusammenhänge verstrickt. Aufgrund ihrer Medialität sind literarische Texte immer auf lokale Produktions- und Rezeptionsorte angewiesen. Zugleich aber müssen sie diese Orte verlassen, um eine potentielle Vielzahl an Leser:innen erreichen zu können. Literatur eignet sich deshalb - so die leitende These dieses Bandes - besonders dazu, die mit dem Begriff der Glokalisierung verbundenen Aushandlungsprozesse zwischen lokalen Gegebenheiten und globalen Herausforderungen zu reflektieren.
Der Begriff der Glokalisierung wurde in den 1980er Jahren in der Ökonomie und dann in der Soziologie eingeführt, um die wechselseitige Verbindung zwischen globalen Steuerungsprozessen und lokalen Produktions- bzw. Distributionsstrukturen zu beschreiben. In seiner weiteren Geschichte diente der Begriff auch dazu, grundsätzliche Kritik an einem Verständnis von Globalisierung zu üben, in welchem die Bezüge zu den lokalen Grundlagen und Auswirkungen ausgeblendet werden. Literatur ist auf ihre Weise in diese Zusammenhänge verstrickt. Aufgrund ihrer Medialität sind literarische Texte immer auf lokale Produktions- und Rezeptionsorte angewiesen. Zugleich aber müssen sie diese Orte verlassen, um eine potentielle Vielzahl an Leser:innen erreichen zu können. Literatur eignet sich deshalb - so die leitende These dieses Bandes - besonders dazu, die mit dem Begriff der Glokalisierung verbundenen Aushandlungsprozesse zwischen lokalen Gegebenheiten und globalen Herausforderungen zu reflektieren.
Aus dem Inhalt: Nachruf. Zum Tod von Hugo Dyserinck (1927-2020) - Peter Brandes: Paul Celan - Dichtung als globale Sprache - Paweł Piszczatowski: Paul Celan in postanthropozentrischer Perspektive - Friederike Heimann: Über das "Gegenwort" des Hebräischen in der Dichtung Paul Celans - Peter Brandes: Figuren des Globalen in Celans Hamburg-Gedicht Hafen - Anna Murawska: Emily Dickinson in der Übersetzung Paul Celans - Monika Schmitz-Emans: Deutungsperspektiven auf Celan bei Anne Carson - Roman Lach: Stimmen aus dem Geisterreich. Bae Suah und die Mehrsprachigkeit - Annette Simonis: Narrative des 'Retreat' und ihre inhärenten Paradoxien - Alena Heinritz: Arbeit dokumentiert. Jurij Ščerbak und Emmanuel Carrère - Stefan Bub: Der versehrte Gott und das erblindete Ich in Texten von Georges Bataille - Matthias Beckonert: Pathologische Wahrheit(en). Wolf Haas und Thomas Pynchon - Tagungsberichte, Rezensionen.
Schon die Überschrift dieses Berichtes führt in die Thematik der Tagung ein. Wie soll es möglich sein, fünfzig Beiträge in einen knappen Report zu fassen? Die Struktur könnte einer Bildergalerie gleich sein, bei der es eine Gesamtwahrnehmung gibt, und dann wird das Spotlight fokussiert und die Vorhänge der persönlichen Vorlieben beiseite gezogen. Das Genre des Tagungsberichtes würde dann selbst zur Verschleierung werden, indem es die Beiträge vorsortierte, den Eröffnungsabend wichtiger machte als den Rest, die Vorträge über die Diskussionen und Pausengespräche erheben und eine definierende kanonische Lesart der Tagung vortragen würde. Stattdessen bemühen wir uns im Folgenden, zwei Blickwinkel auf die Tagung miteinander zu korrelieren, um so eine Verblendung unserer subjektiven Erfahrungen anzubieten.