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Im Rahmen meiner Untersuchung habe ich mich mit den literaturtheoretischen Instrumenten von Dichtung und ihren geistesgeschichtlichen Quellen seit der klassischen Antike beschäftigt. Hier sind vor allem Aritoteles, Platon und deren Rezipienten Hermogenes von Tarsos sowie in der frühen Neuzeit Gerhard Vossius zu nennen. Zentraler Begriff ist hierbei eine Neuentwicklung des Begriffs der Fiktion auf der Grundlage philosophischer Ästhetik und ihrer praktischen Umsetzung in der bildenden Kunst und der Literatur der Aufklärung. ...
Die in den 1990er Jahren erneuerte sozialwissenschaftliche Debatte um Staatsbürgerschaft (citizenship) als ein Verhältnis von Nation, Staat und Individuum, das über rein rechtliche Arrangements hinausgeht und auch Fragen der politischen und kulturellen Zugehörigkeit im weiteren Sinn betrifft, hat seit fünf bis zehn Jahren auch die Literatur- und Kulturwissenschaften erreicht, mit eigenen Schwerpunktsetzungen und Konzepten. Eines dieser Konzepte, das des sexual citizenship, ist das Thema der kulturwissenschaftlichen Magisterarbeit "We Will Be Citizens: The Notion of Citizenship in Tony Kushner's Angels in America and Larry Kramer's The Normal Heart". Kramer's The Normal Heart (1985) und Kuschner's Angels in America (1993/95) werden als Beispiele für Theaterstücke der 'ersten' und 'zweiten' Generation, die sich mit der AIDS-Krise der 1980er Jahre auseinandersetzen analysiert; dabei, so das zentrale Argument, geht es in beiden Stücken darum, die Auseinandersetzung mit AIDS und die formulierte Kritik an der unzureichenden Reaktion der Reagan-Administration auf die AIDS-Krise im Kontext von Neuverhandlungen von sexual citizenship zu lesen, also als Neuverhandlung der Rechte und gesellschaftlichen Teilhabemöglichkeit für als von der 'sexuellen Norm abweichend' definierte Personengruppen, im Kontext der Stücke vor allem homosexuelle Männer. Dabei wird citizenship klar als ein kulturelles Konzept definiert und macht dadurch auch die Bedeutung kultureller Produktionen (z.B. Literatur) für die Debatten deutlich: "Citizenship is not only to be understood as a political issue, but also as socially and materially constructed and culturally coded. If we understand culture as the ways of doing things and of organizing society, then the negotiations of citizenship take place, among other ways, through culture" (5). Die Diskussion des Themas beginnt mit einer zielgerichteten Skizze der theoretischen Debatten um sexual citizenship, der Rolle von AIDS für diese Debatten (Kap. 2) und einer Übersicht über die AIDS-Krise der 1980er Jahre (Kap. 3). Dabei stellt er mit Sontag, Yingling und Isin die Konstruktionen von Alterität – krank/gesund, self/other, citizen/non-citizen – die die Diskussion prägen, in den Vordergrund der Analyse. In den beiden folgenden Kapitel (4 und 5) werden die beiden Stücke mit Blick auf die jeweilige Aushandlung von sexual citizenship diskutiert; für Kramers Stück wird dabei das Thema schwule Identität, eine auf Aktivismus hin ausgerichtete Agenda und das Plädoyer für gesellschaftliche Anerkennung hervorgestellt, während bei der Analyse von Kuschners Text dessen Inszenierung von 'Geschichte' und ideologischer Kritik im Vordergrund steht. Den Abschluss bildet ein Vergleich der beiden Stücke in Hinsicht auf ihre jeweilige Agenda und deren Umsetzung. The Normal Heart, verfolgt insgesamt eine eher assimilatorische Sto߬richtung, die versucht, Homosexualität zu 'norm(alis)ieren', während Angels, radikaler, die Konstruktionen von sexuellen Normen hinterfragt und ein Recht auf Differenz proklamiert (z.B. S. 69).
In his Yiddish autobiography “Fun Lublin biz Rige”, Riga: 1940, the actor Abraham Eines reported on his 30-year lasting career as an actor in Yiddish theatre companies in Eastern Europe and also on the period when he was an artist in the Yiddish theatre in Riga. The so called “Naier idisher teater” had been planned since 1913 and opened in 1927 on the initiative of Jakob Landau, Paul Minz and Lew Ginsberg.
This thesis is based on Eines’ autobiography and researches in Latvian, Lithuanian and Polish archives and libraries. The aim was to reconstruct the history of this specialized Yiddish theatre, which fortunately is kept until today in the art nouveau quarter of Riga.
The thesis deals with the history of this theatre, the plans which resulted in the construction of the building, people and organisations that were involved, its opening, playing schedules, companies and actors as well as the intercultural, economic and social environments and activities.
In January 1927, the “Naier idisher teater” opened under the main direction of M. Karpinowitsch and the art direction of Abraham Morewski. It was financially supported by membership fees from the “Jewish Theatre Company”. New artists were often engaged by the “Warsaw Association of Artists”.
In the following years, the art direction changed several times because of disagreements between the direction of the theatre and the company. Actors demanded more sophisticated plays and greater artistic licenses. The theatre had big economic problems. The repertoire of the theatre differed distinctly from that of the guest companies coming to Riga: the “Vilner Trupe”, staged Yiddish classics by Scholem Alejchem, Scholem Asch, Jacob Gordin, as well as by Oskar Wilde, Shakespeare and Moliere. Furthermore, Alexander Granovsky (GOSET) gave guest performances with his company of the Moscow theatre “Habima” in Riga. Besides “Habima” started its Europe tour in this Yiddish theatre Riga. Many artists were partly engaged for a long period in Riga`s “Naier idisher teater” and the theatre was well attended – on average 70 000 visitors per season. The theatre was equipped with 473 seats and 160 seats on balconies. It existed with different names until the occupation of Riga by the Germans. Today, the museum „Jews in Latvia“ (Muzejs Ebreji Latvijā) is located in the former theatre building.
This is a not revised edition of the thesis.
Beyond "singular" identities : multiculturalism and cultural freedom in Australian literature
(2009)
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage von Wahrnehmung und Entwicklung multipler individueller Identitäten in australischer Literatur unter Berücksichtigung von kultureller Freiheit und Multikulturalismus. Amartya Sen präsentiert in seinem Buch Identity and Violence einen Identitätsansatz, der davon ausgeht, dass jedes Individuum plurale kulturelle Identitäten besitzt, deren Relevanz kontextspezifisch zu wählen ist. Die vorliegende Arbeit soll überprüfen ob Sen's Modell der pluralen Identitäten auch für den Bereich der Literaturwissenschaften adaptiert werden kann. Fragen der Identität sind selbstverständlich nicht neu in diesem Bereich. Insbesondere die Transcultural- und Postcolonial-Studies haben unter Aspekten wie Ethnizität, Gender, oder Hybridität verschiedene Modelle von Identität entwickelt. Da solche Modelle jedoch oft primär an einem dieser spezifischen Aspekte ausgerichtet sind, ist eine generelle Aussage über Wahrnehmung und Entwicklung von Identitäten oft nur bedingt möglich. Sen's Modell hat den Vorteil, dass es einfache allgemeingültige Regeln schafft, auf deren Basis alle identitätsbezogenen Aspekte verhandelt werden können. Während vielen anderen Modellen ein serieller (diachronischer) Ansatz explizit oder implizit zu Grunde liegt, geht Sen von einer parallelen (synchronen) Identitätsstruktur aus. Außerdem rückt er im Gegensatz zu vielen gruppenorientierten Ansätzen das Individuum in das Zentrum seiner Betrachtung und entwickelt auf Basis individueller, pluraler Identitäten seine umfassende Theorie. Gerade die Betonung von Gruppenidentitäten sowie die Verhandlungen von Identitäten zwischen Individuen und / oder Gruppen macht Sen als potentiellen Ursprung von gesellschaftlichen Konflikten aus. Dies liegt unter anderem an der gesellschaftlich weit verbreiteten Annahmen, dass kulturelle Identitäten singulär und gruppenorientiert strukturiert sind. Demnach ist jedes Individuum einer primären kulturellen Gruppenidentität zuzuordnen, welche alle anderen Identitätsaspekte determiniert. Gemeinsame Identitätsmerkmale zweier Individuen mit unterschiedlichen primären Gruppenidentitäten werden somit ausgeschlossen oder als sekundär bzw. nachrangig der primären Identität untergeordnet. Die Definition dieser singulären kulturellen Identitäten und die entsprechenden Regeln der Zugehörigkeit werden innerhalb der jeweiligen Gruppe verhandelt. Kommt es zwischen zwei Individuen zu Missinterpretation von identitätsbezogenen Kausalitäten, entstehen die von Sen beschriebenen Konflikten kommen. Um dieses Konfliktpotenzial zu entschärfen fordert Sen für jedes einzelne Individuum die Freiheit seine Präferenzen kontextspezifischer Identitäten frei zu wählen, ohne Einflussnahme anderer Individuen oder Gruppen. Dies kann als allgemeine Forderung individueller kultureller Freiheit, analog zur Freiheit der eigenen Meinung verstanden werden. Das Bewusstsein für die jeweiligen kontextspezifischen Identitäten anderer kann somit durch ein größeres Verständnis von Kausalitäten zur Vermeidung identitätsbezogener Konflikte führen. Da Sen seine Theorie nicht explizit für literaturwissenschaftliche Anwendungen beschreibt, muss im Rahmen dieser Arbeit zuerst ein methodologisches Modell für die Arbeit an literarischen Texten erarbeitet werden. Dazu werden verschiedene, auf Sen basierende, Aspekte definiert, die dann an den vorliegenden Texten auf ihre Gültigkeit überprüft werden. Erstens wird ermittelt, ob es generell möglich ist individuelle und Gruppenidentitäten zu identifizieren. Zweiten wird untersucht, ob die zentralen Protagonisten plurale kulturelle Identitäten aufweisen. Drittens wird die Frage gestellt, ob ein kausaler Zusammenhang zwischen den Identitätsverhandlungen von Individuen und / oder Gruppen, sowie den in den Texten beschriebenen Konflikten hergestellt werden kann. Viertens wird untersucht, ob die Erzählungen Konzepte von singulärer kultureller Identität, pluralem Monokulturalismus, oder Multikulturalismus widerspiegeln. Fünftens soll geklärt werden, ob Sen's Forderung nach individueller kultureller Freiheit einen realistischen Lösungsansatz für die in den Erzählungen beschriebenen Konflikte bedeuten würde. Die zugrunde liegenden Primärtexte – Behrendt's Home, Haikal's Seducing Mr Maclean und Teo's Love and Vertigo – wurden auf Grund der vergleichbaren Identitätsthematik gewählt. Alle drei schildern die Wahrnehmung und Entwicklung multipler individueller Identitäten vor dem Hintergrund einer australischen Migrationsgesellschaft und deren Umgang mit Angehörigen der australischen Ureinwohner. In Bezug auf die oben genannten Fragen weisen alle drei Texte eine große Übereinstimmung mit Sen's Theorie auf. In allen Erzählungen ließen sich individuelle und Gruppenidentitäten nachweisen, wobei vor allem die zentralen Protagonisten deutliche plurale kulturelle Identitäten aufwiesen. Ebenso konnte ein starker Zusammenhang zwischen den Identitätsverhandlungen von Individuen und / oder Gruppen, sowie den in den Texten beschriebenen Konflikten hergestellt werden. Auch war es möglich bei verschiedenen Protagonisten Vorstellungen von singulärer kultureller Identität oder pluralem Monokulturalismus nachzuweisen. Letztlich kann für alle drei Texte angenommen werden, dass individuelle kulturelle Freiheit einen realistischen Lösungsansatz für die in den Erzählungen beschriebenen Konflikte bedeuten würde. Sen's Modell pluraler individueller Identitäten hat sich somit prinzipiell für den Einsatz im Bereich der Literaturwissenschaften bewährt. Für die Literaturwissenschaften hat dieses Modell den Vorteil, dass im Gegensatz zu vielen anderen Identitätskonzepten verschiedene Aspekte wie Ethnizität, Gender, oder Hybridität auf einem gemeinsamen theoretischen Fundament analysiert und diskutiert werden könnten.
The present study is concerned with the syntactic flexibility of English idioms. It is argued that two aspects must be considered when explaining the syntactic behavior of idioms. First, the idiom in question must decomposable, meaning that the individual parts must have some independent meaning. Secondly, pragmatic factors and speakers' motivations must be taken into account. This corpus-based study and its results support a speaker-based grammar model. Furthermore, some syntactic constructions can be generally ruled out for idioms.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, der wohl wichtigsten historischen Zäsur im 20. Jahrhundert, herrschte mitnichten Frieden. Vielmehr wurde erstmals die bipolare Spaltung der Welt in einen kommunistischen Osten und einen demokratischen Westen sichtbar. Der Abwurf der beiden amerikanischen Atombomben 1945 auf Nagasaki und Hiroshima hatte ein atomares Wettrüsten zwischen den beiden ideologischen Blöcken eingeläutet. Dieser Konflikt wurde aber, angesichts der möglichen nuklearen Vernichtung der gesamten Menschheit, nicht mehr in einem offenen Schlagabtausch, sondern vielmehr in einem verdeckten, „kalten“ Krieg ausgetragen. In Korea, Vietnam oder Afghanistan wurden zwar konventionelle Stellvertreterkriege geführt, die eigentliche Auseinandersetzung zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion wurde aber mit politischen, wirtschaftlichen, technologischen und nicht zuletzt auch kulturellen Drohgebärden bestritten. Inmitten dieser angespannten weltpolitischen Situation entwickelte sich im New York der 1940er und 50er Jahre eine neuartige Kunstrichtung, welche als ein radikaler Neubeginn und letztlich als erster genuin amerikanischer Stil gewertet wurde. Die Inspiration für den später als „Abstrakter Expressionismus“ betitelten Stil speiste sich zwar aus vielfältigen kulturellen Quellen, jedoch verstanden es avantgardistische Künstler wie Jackson Pollock oder Mark Rothko aus diesen eine durchweg eigenständige Formensprache auszubilden. Trotz anfänglicher Vorbehalte galt diese moderne Kunstrichtung schon Ende der 1950er Jahre als international etabliert und New York hatte der ehemaligen Kunstmetropole Paris den Rang abgelaufen. Dieser immens schnelle Aufstieg der New York School ist auf eine Reihe von begünstigenden Faktoren zurückzuführen. Durch den Krieg zur Emigration nach New York gezwungene europäische Künstler, spielten hier genauso eine wichtige Rolle wie staatliche Förderprogramme für Künstler im Rahmen des New Deal, ein enges Netzwerk von Künstlern, Kritikern, Galerien und Museen, sowie das Aufkommen der modernen Massenmedien. Von besonderer Bedeutung ist hier aber auch das Engagement verschiedener staatlicher Institutionen, welche in der – eigentlich als unpolitisch geltenden – abstrakt expressionistischen Kunst bestimmte amerikanische Eigenschaften ausgemacht hatten. Die abstrakten Gemälde konnten so als Gegenstück zum Sozialistischen Realismus der Sowjetunion inszeniert und somit letztlich als kulturelle Propagandawaffe im Kalten Krieg funktionalisiert werden. In der nachfolgenden Arbeit soll zunächst die Entwicklung der New Yorker Avantgarde nachgezeichnet werden. Anhand ausgewählter Künstler, ihrer Werke und Arbeitsweisen wird aufgezeigt, wie den abstrakten Gemälden von der damaligen Kunstkritik amerikanische Eigenschaften zugeschrieben wurden. Des Weiteren werde ich auf die Gegner der abstrakten Kunst eingehen, bevor die erfolgreiche Etablierung des Abstrakten Expressionismus durch Galerien, Museen und Massenmedien, sowie letztlich die politische Instrumentalisierung durch den CIA behandelt wird. Dabei soll auch der Tatsache Rechnung getragen werden, dass insbesondere der letztgenannte Punkt im wissenschaftlichen Diskurs über den Abstrakten Expressionismus bis heute ein höchst umstrittenes Thema darstellt. Da die folgende Arbeit interdisziplinär angelegt ist, bedient sie sich einerseits kunstgeschichtlicher Interpretationsmethoden wie der Stil- und Formanalyse zur Beschreibung der vorgestellten Werke; andererseits werden auch kulturhistorische Methoden zum Einsatz gebracht, um sich der Fragestellung aus möglichst vielen Blickwinkeln zu nähern und die Künstler und ihre Werke so in dem damaligen sozialen und politischen Kontext richtig zu verorten. Es werden sowohl ausgewählte Bildwerke analysiert als auch Statements von Künstlern, Rezensionen und Essays von zeitgenössischen Kunstkritikern, bis hin zu aktuellen kunsthistorischen Studien berücksichtigt. Da es sich beim Abstrakten Expressionismus um ein relativ kontemporäres Phänomen handelt, sind hier die Grenzen von kunstkritischer und kunsthistorischer Auseinandersetzung oftmals fließend. Auch gebietet die Komplexität des Themas ein weitgehend synchrones Vorgehen, geordnet nach den oben genannten Fragestellungen, denn eine ausschließlich chronologische Annäherung an das Thema wäre der Übersichtlichkeit der Argumentation abträglich.
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit einem spezifischen Phänomen innerhalb der Sprachphilosophie und der linguistischen Pragmatik – den explizit performativen Äußerungen (Austin 1979). Im Zentrum der Arbeit stehen die detaillierte Explikation und der kritische Vergleich zweier prominenter Erklärungsmodelle von Performativen: Einerseits Bach/Harnish’s (1979) Analyse dieser Äußerungen als indirekte Sprechakte, andererseits Searle’s (1989) Behandlung von Performativen als Deklarationen. Die Arbeit gliedert sich wie folgt. Kapitel 1 führt die terminologischen Grundlagen ein und dient der Darstellung des Performativitätsproblems. Kapitel 2 befasst sich mit der Nachzeichnung der Standardisierten Indirektheit von Performativen nach Bach/Harnish (1979) und der Kritik an diesem Modell. Nach einer Einführung in das intentionale Kommunikationsmodell von Grice erfolgt eine Darstellung der allgemeinen Prinzipien von Bach/Harnish’s Kommunikationstheorie, die in expliziter Anlehnung an Grice konzipiert ist. Grundlage für die Behandlung der Analyse expliziter Performative ist vor allem die Darstellung des Speech Act Schema, also des inferentiellen Rasters, das Bach/Harnish sprachlicher Kommunikation zugrunde legen, sowie die Erläuterung der Begriffe der Konventionalisierung und Standardisierung. Die eigentliche Darstellung der Theorie präsentiert zwei unterschiedliche Muster zur inferentiellen Entschlüsselung der indirekten Bedeutung explizit performativer Äußerungen und schließt mit einem Modell, das die beiden Indirektheitsanalysen und Standardisierung integriert. Die Kritik wägt beide Indirektheitsanalysen gegeneinander ab, befasst sich mit der generellen Frage, ob Performative die Eigenschaften indirekter Sprechakte besitzen und untersucht, inwiefern die Annahme des Vollzugs eines assertiven Aktes mit Performativen problematisch ist. Kapitel 3 wendet sich der Searle’schen Deklarationsanalyse performativer Äußerungen zu. Zu Beginn werden die Grundlagen dieses Modells verfügbar gemacht. Dazu wird, neben einem kurzen Überblick über Searle’s Theorie auf dem Stand von „Sprechakte“ (1971), seine Klassifikation illokutionärer Akte detailliert dargestellt. Vor diesem Hintergrund erfolgt die Nachzeichnung des Deklarationsansatzes. In der anschließenden kritischen Betrachtung des Modells wird die Idee der Intentionsmanifestation diskutiert und es wird geprüft ob sich die unterstellte Existenz einer assertiven illokutionären Rolle von Performativen bestätigen lässt. Insbesondere wird schließlich die illokutionäre Kategorie der Deklarationen hinterfragt. Kapitel 4 dient einer vergleichenden Gegenüberstellung der beiden zuvor behandelten Theorien und versucht abzuwägen, welcher Ansatz die Funktion und Eigenschaften explizit performativer Äußerungen besser erfasst. In Kapitel 5 wird der Versuch unternommen, eine alternative Sicht zu entwickeln. Das besondere kommunikative Potential der Klasse der explizit performativen Äußerungen wird dabei mit ihren semantischen und pragmatischen Aspekten in Verbindung gebracht. Auf diese Weise soll ein Ansatz verfolgt werden, der die deskriptive Eigenschaft von Performativen mit ihrer optionalen performativen Verwendung in Beziehung setzt, ohne diese auf eine assertive illokutionäre Rolle zurückführen zu müssen. Kapitel 6 dient einer abschließenden und resümierenden Betrachtung der im Verlauf der Arbeit unternommenen Überlegungen
Einleitung Politischer Agitator, Schriftsteller und Menschenfreund - mit diesen Begriffen beschrieb Wolfgang Hildesheimer den Hessen Georg Büchner (1813-1837) im Jahre 1966 bei seiner Rede zur Verleihung des Büchner-Preises. Damit würdigte er einen überragenden Autor des deutschen Vormärz, der unter anderem mit dem revolutionären Pamphlet Der Hessische Landbote sowie mit der Sozialtragödie Woyzeck zwei außergewöhnliche Werke schuf, die seit rund 170 Jahren nichts an Aktualität eingebüßt haben. Büchners literarische Arbeiten faszinieren das heutige Publikum ebenso stark, wie einst die Menschen im 19. Jahrhundert. Weniger bekannt als sein OEuvre sind jedoch die Hintergründe und Voraussetzungen, die den in Goddelau geborenen Schriftsteller zu jener Person werden ließen, auf die Hildesheimers Bezeichnungen zutreffen. Die Wurzeln hierfür sind in Büchners Gießener Studienzeit (Oktober 1833 bis September 1834) zu finden, während welcher der mit den Unterdrückten „mitleidende[ ] Dichter“ begann, sich erstmals aktiv in die deutsche Politik einzumischen und gleichzeitig den ersten Schritt in die schriftstellerische Tätigkeit zu wagen. Bisher beschäftigte sich die Forschung lediglich am Rande mit Büchners Aufenthalt in der ehemals oberhessischen Universitätsstadt, so dass es an einer ausführlichen Analyse seiner dort entwickelten revolutionären Ideen noch fehlt. Besonders interessant ist die Tatsache, dass Büchner an seinem ersten Studienort Straßburg (1831-1833) von den Nachwirkungen der Französischen Revolution inspiriert wurde und diese Anstöße in Gießen zu eigenen sozialrevolutionären Ansätzen weiterentwickelte, die Anfang des 19. Jahrhunderts in Deutschland absolute Innovationen darstellten. Das Ideengut, das er während der Gießener Zeit sammelte, verarbeitete er sowohl im Hessischen Landboten als auch Jahre später in Woyzeck. Das Hauptanliegen dieser Arbeit ist es, eine Verknüpfung von Büchners eigenen Erfahrungen aus der Gießener Studienzeit mit seinem Wirken als Schriftsteller und politischer Agitator sichtbar zu machen, um schließlich dessen revolutionäre Errungenschaften, die aus diesem Lebensabschnitt hervorgegangen sind, herauszuarbeiten. Zum ersten Mal sollen nun Büchners gesamte Neuerungen aufgezeigt werden, die er während einer für ihn höchst brisanten Zeit entwickelt hatte.