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Aufbauend auf einer Synthese der Theorie der sozialen Felder von Pierre Bourdieu und der Theorie der Art-Worlds von Howard Becker und der Institutionentheorie von Peter Berger und Thomas Luckmann wird die Stellung der Institution Frankfurter Musikwerkstatt im Feld der Kunst beschrieben. Mit Hilfe von narrativen Interviews und teilnehmender Beobachtung wird das Spannungsverhältnis zwischen dem Freiheitsideal der Kunstform Jazz-Musik und deren Institutionalisierung expliziert.
Die nationalsozialistische deutsche Vergangenheit erwies sich seit dem Bestehen der Bundesrepublik als Kristallisationspunkt innenpolitischer Kontroversen über nationales Selbstverständnis und politische Orientierung der Deutschen. Ob in den Debatten der späten fünfziger und frühen sechziger Jahre um personelle Elitenkontinuitäten zwischen NS-System und BRD, dem sich in den Studentenprotesten der sechziger und siebziger Jahre äußernden Aufbegehren einer nachgeborenen Generation, oder den heutigen, sich meist anhand mehrdeutiger politischer Symbolik und Gestik entzündenden Diskussionen um Formen und Möglichkeiten des Erinnerns; in den periodisch immer wieder aufbrechenden Konflikten wurden Positionen grundsätzlicher Art formuliert, welche wegweisend für die künftige Entwicklung der Bundesrepublik waren...
Die Kampftänze der afrikanischen Diaspora wurden unter den Umständen der Sklavenzeit und als Weiterführung afrikanischer Rituale entwickelt. Bis ins 20. Jahrhundert hinein wurde ihre Ausübung offiziell verboten. Die Missachtung der Öffentlichkeit über die Jahrhunderte hinweg steht im krassen Gegensatz zu der Bedeutung, die die Kampftänze für die kulturelle Identität der
Bevölkerungen afrikanischen Ursprungs haben. Heute geniessen die Kampftänze als Kampfsport besonders in den westlichen Industrieländern eine wachsende Popularität.
Der folgende Aufsatz bietet eine Übersicht über die Kampftänze Capoeira (Brasilien), Moringue (La Réunion) und Danmyé (Martinique). Aufgrund der Ähnlichkeit der drei Kampftänze wird die ethnische Verbindung historisch rekonstruiert, um den gemeinsamen Ursprung in Afrika auszumachen.
Global betrachtet, bestehen große Unterschiede in der menschlichen Entwicklungsfähigkeit sowohl zwischen verschiedenen Gruppierungen innerhalb einer Gesellschaft als auch zwischen unterschiedlichen Gesellschaften. Diese Differenzen bedürfen einer Begründung. Armut mit ihren Begleiterscheinungen Hunger, Unter- und Mangelernährung (Ernährungsunsicherheit) ist ein menschlich und individuell nicht wünschenswerter Zustand. Angemessene Ernährung ist der Grundstein für jegliche Form von Entwicklung. Armut ist ein absoluter Zustand, der die Betroffenen der Erfüllung grundlegender menschlicher Bedürfnisse und der vollwertigen Teilhabe an der Menschengemeinschaft beraubt. Um Armut als ungerecht verstehen zu können, muss sie von einer bestimmten Art (z.B. strukurell) oder Gründen sein. Biodiversität ist ein grundlegender Baustein, um den Fortbestand der Erde und der Menschheit zu sichern. Ohne biologische Vielfalt ist kurzfristig kein qualitativ hochwertiges und langfristig überhaupt kein Leben möglich. Diverse Regionen und gesellschaftliche Gruppierungen sind unterschiedlich stark von ihrer Nutzung für das alltägliche Überleben abhängig und von einem Verlust der (Agro-)Biodiversität betroffen. Biodiverse Ernährungsstrategien werden selten zur Verringerung der Unterernährung eingesetzt. Die Themen Recht auf Nahrung und landwirtschaftliche Vielfalt sind in dieser Form noch nirgends behandelt worden. Es gibt bislang keine normative Debatte bzw. Literatur, die eine moralphilosophische Begründung des Rechts auf Nahrung versucht und sie in Bezug zu relevanten Abkommen und Rechtskommentaren daraufhin untersucht, welche Gerechtigkeits-konzeptionen implizit und explizit vorhanden sind und inwiefern sie die strukturelle Dimension von Armut und Unterernährung thematisieren. Dies ist ein Versuch der partiellen Aufarbeitung, der sowohl normative als auch empirische Elemente enthält. Nach der umfassenden Analyse landwirtschaftlicher Strukturen sowie der strukturellen Bedingtheiten von Armut untersuche ich die Plausibilität der Begründungsoptionen eines sozialen Menschenrechts und prüfe im Anschluss ob sich Elemente einer moralischen Argumentation innerhalb des UN Sozialpakts, der Allgemeinen Anmerkung 12 des UN Wirtschafts- und Sozialrats sowie der Freiwilligen Leitlinien der FAO rechtfertigen lassen. Abschließend plädiere ich für eine vielfältige Landwirtschaft und die Hinwendung von Ernährungssicherungs-strategien zu biodiverser Ernährung.
In dieser Arbeit werden die zentralen Kernfragen, Probleme und Sorgen skizziert, welche die bürgerlich-radikalen Pionierinnen in den Anfängen der Sexualreformbewegung im Kaiserreich und der Weimarer Republik in ihrer von sexual- und bevölkerungspolitischen Debatten und Refomen gesättigten biopolitischen Welt aufwarfen und auf die sie eine Antwort suchten. Die bislang vorwiegend auf Helene Stöcker und den Bund für Mutterschutz gerichtete Sicht wird erweitert durch die Analyse der Schriften von Rosa Mayreder und Grete Meisel-Hess. Im Mittelpunkt stehen nicht die im engeren Sinn körperpolitischen und bevölkerungspolitisch-eugenischen Positionen dieser feministischen Sexualreformerinnen, sondern die vielfältigen Bezüge ihres Diskurses zu zeitgenössischen geschlechtertheoretischen Debatten, kultur- und sozialgeschichtlichen Untersuchungen sowie zu medizinischen und sexualwissenschaftlichen Theorien.
"Von der Freizeit in die Delinquenz" - Der Titel der vorliegenden Arbeit impliziert die Unterstellung, dass Freizeit als ein Bereich des menschlichen Lebens zu verstehen sei, welcher stets mit abweichendem und insbesondere strafbarem Verhalten einhergehe. Es ist hier zu betonen, dass bestimmte Verhaltensweisen, die in der Freizeit gezeigt werden, nicht zwangsläufig mit Delinquenz in Beziehung stehen müssen. Dieser Arbeitstitel wurde vielmehr gewählt, um zu provozieren. Er ist zugleich eine Anspielung auf die derzeit aktuellen öffentlichen Diskussionen über das Freizeitverhalten von Jugendlichen und dessen mögliche Auswirkungen auf delinquente Handlungen. Ziel dieser Arbeit ist eine Bestandsaufnahme der Zusammenhänge von Freizeitverhalten und Delinquenz im Jugendalter. Zur Beschreibung des theoretischen Rahmens werden vornehmlich soziologische Begriffsdefinitionen und Erklärungsansätze herangezogen. Die aufgestellten Hypothesen sowie die Ergebnisse verschiedener Untersuchungen zum Thema werden anhand eines Datensatzes von 3661 Jugendlichen überprüft. Es handelt sich dabei um eine im Rahmen der "Schülerbefragung 2006" des Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen getätigte Vollerhebung aller Schüler der neunten Jahrgangsstufe in Hannover, d. h. die zum Zweck dieser Arbeit durchgeführte Auswertung ist sekundäranalytisch. Die Betrachtung dieser Schülergruppe ist dazu geeignet, als Beispiel der Datenlage einer deutschen Großstadt zu dienen, in der sich viele Zusammenhänge (auch die in der Literatur beschriebenen) widerspiegeln könnten. Bei Neuntklässlern, die im Mittel 15 Jahre alt sind, ist der "eigentliche Kern des Jugendalters" zu finden, da in diesem Altersabschnitt die Ausformung jugendtypischen Verhaltens beginnt und gleichzeitig persönliche Grundausrichtungen verfestigt werden. Da männliche Jugendliche weitaus häufiger zu delinquenten Handlungen neigen als weibliche Jugendliche, wird sich diese Arbeit insbesondere mit dem Verhalten von Jungen befassen.
Das heutige Westafrika stand von Mitte des 19. Jahrhunderts bis zu Anfang der 1960er Jahre unter vorwiegend französischer und britischer Kolonialherrschaft, welche die vorkolonialen politischen Einheiten zerstörte und der Bevölkerung lange Zeit grundlegende politische und zivile Rechte sowie repräsentative Institutionen vorenthielt (vgl. Gellar 1990: 132). Sie hinterließ den afrikanischen Ländern nach der Unabhängigkeit ein hochgradig zentralisiertes und hierarchisiertes administratives Herrschaftssystem, welches jedoch gleichzeitig dezentrale Elemente integrierte. Es handelte sich um „hierarchisch und raumstrategisch dekonzentrierte, meist zentralörtlich organisierte Verwaltungssysteme“ (Thomi 2001: 24). ... Der Aufbau der Arbeit ist folgender: zunächst werden die verschiedenen strategischen Konzepte der Dezentralisierung erläutert, wobei für die vorliegende Arbeit der Begriff der demokratischen Dezentralisierung (Devolution) entscheidend ist und der Zusammenhang zwischen Dezentralisierung und Demokratisierung herausgearbeitet wird. Diesem folgt eine Definition der zentralen Kategorie dieser Arbeit, dem Begriff der Partizipation. Politische Partizipation soll dabei weiter gefasst werden und nicht nur formal institutionalisierte, sondern auch informelle Formen der Beteiligung einbeziehen. Dieser Ansatz bietet die Möglichkeit, die Partizipation der ländlichen Bevölkerung und besonders der Frauen neu zu definieren. Denn der oft weniger bedeutsamen formellen Partizipation (Wahlbeteiligung, Teilnahme an öffentlichen Versammlungen und schwachen Repräsentation in den Entscheidungsinstanzen) steht ein hohes Maß an Engagement in Basisgruppen gegenüber. Auch wenn es den Selbsthilfegruppen zunächst um die Sicherung der alltäglichen Lebensbedürfnisse geht, bedeutet diese Form der Partizipation einen wichtigen Beitrag zur Konsolidierung der Demokratie. Der Analyse der aktuellen Partizipationschancen im Senegal ist ein kurzer historischer Abriss der Dezentralisierungsreformen seit den 1960er Jahren vorangestellt. Für das Verständnis der heutigen Situation ist es vor allem wichtig zu erkennen, welche Ziele mit den Reformen jeweils verbunden waren. Da die Effektivität von Reformen jedoch von dem ihnen zugrundeliegenden politischökonomischen Kontext abhängt, geht der Beschreibung der Dezentralisierungsmaßnahmen an sich eine Beschreibung der innenpolitischen Entwicklung Senegals mit den spezifischen Merkmalen ihrer politischen Kultur voraus. Meine Annahme ist, dass einige Formen der Partizipation, wie z.B. die Wahlbeteiligung, im Senegal recht positiv bewertet werden können, dass es allerdings strukturelle Hindernisse gibt, die einer weiter reichenden Partizipation im Wege stehen. Der Analyse der elektoralen, direkten und informellen Partizipationsmöglichkeiten, die im Zusammenhang mit den Dezentralisierungsreformen entstanden sind, folgt in einem weiteren Schritt die Untersuchung der Faktoren, die eine erfolgreiche Dezentralisierung und stärkere Partizipation hemmen. Hier sind sowohl auf staatlichinstitutioneller, als auch auf politisch-kultureller Ebene strukturelle Hindernisse zu konstatieren. Chancen zur Partizipation können kaum genutzt werden, wenn die dezentralisierten Strukturen nicht demokratischer Kontrolle unterworfen sind. Daher werden zum Abschluss die institutionelle Leistungserbringung und verschiedene Hebel zur Durchsetzung der Rechenschaftspflicht untersucht.
Ausgangspunkt der Arbeit sind feministische Auseinandersetzungen um den Begriff Subjekt auf der theoretischen Ebene und daran anschließend die Frage der Politikfähigkeit mit bzw. ohne eine fest umrissene Kategorie ‚Frau’. Judith Butler hat mit ihren poststrukturalistischen Thesen zum Subjekt eine feministische Debatte um Subjektkonstitution und politische Handlungsfähigkeit zwar nicht ausgelöst, aber doch maßgeblich beeinflusst. Daher steht Butler in dieser Arbeit stellvertretend – so eigenständig und speziell sie auch sein mag – für eine poststrukturalistische Strömung in der feministischen Theorie, die die Vorstellungen von Subjektivität und politischen Strategien verändert hat. Butler begreift die politische Handlungsfähigkeit des Subjekts als einen Effekt, der sich aus den Mechanismen der Subjektkonstitution selbst ergibt (Subjektivation). Diese Subjektkonstitution beschreibt sie als performativen Prozess, dessen Ausgang offen bleibt. Die Arbeit geht der Frage der Subjektkonstitution und politischen Handlungsfähigkeit in Texten Judith Butlers systematisch nach und wirft am Ende dir Frage nach Widerständigkeit auf. Ausgangspunkt ist die Aufsatzsammlung ‚Der Streit um Differenz’ um die bereits einige Jahre zurückliegende Debatte über das politische Subjekt des Feminismus theoretisch und politisch kontextualisiert zu rekonstruieren. Damit lässt sich zeigen, in welches theoretische und politische Feld Butler mit ihrer Theorie interveniert und dass diese Kontroverse nicht von feministischer Theorie und Praxis zu trennen ist. Schematisiert lautete der zentrale Vorwurf an Butler, dass mit ihrer Konzeption des Subjekts, das keinen vorgängigen, authentischen Kern denkt, ein politisch handlungsfähiges Subjekt hinfällig wird. Anhand von Butlers Texten und auch der Rezeption der Debatte lässt sich herausarbeiten, dass es jedoch in erster Linie um die Frage geht, unter welchen Bedingungen Handlungsfähigkeit entsteht. Um Butlers Denkbewegung der Subjektkonstitution genauer nachzuspüren, sind zentrale Begriffe wie Diskurs, Performativität, Materialität und Subjektivation anhand ausgewählter Textstellen herausgearbeitet worden, die in Bezug auf ihre Bedeutung für Handlungsfähigkeit diskutiert werden. Dabei sind folgende Kategorien festzuhalten: Handlungsfähiges Subjekt, performative Handlungsfähigkeit, widerständige Handlungsfähigkeit. Wenn die politische Handlungsfähigkeit des Subjekts als Effekt der Subjektivation verstanden wird, beteiligt sich das Subjekt maßgeblich an der Reproduktion von Normen, denen es zuvor unterworfen wurde. Wie kann sich das Subjekt also gegen seine eigenen Konstitutionsbedingungen wenden und damit widerständig sein? Butler antwortet darauf mit einem Begriff der Bestimmtheit von Handlungsfähigkeit, die nicht determinierend ist. Sich entwickelnder politischer Widerstand könne durch das Leiden der Subjekte an den sie konstituierenden Verhältnissen erklärt und gedacht werden. Es müsste also eine politische Auseinandersetzung darüber stattfinden, welche Konstitutionsbedingungen für politische Subjekte relevant sind, welche sie verletzen und unter welchen sie leiden, welche es also anzugreifen und zu verändern gilt. Es handelt sich bei dem Subjekt als politische Kategorie um einen Ort, der unter neuen Vorzeichen politisch verhandelt werden muss und an dem die Kategorien infrage gestellt werden, durch die die Subjekte politisch mobilisiert werden. Es ist dieser Ansatz Butlers, den es für politische Praxis umzusetzen und weiterzuentwickeln gilt: Ambivalenzen zuzulassen, Begriffe und Kategorien offen zu halten, um in einer politischen Praxis keinen Stillstand zu erleiden, sondern auch über die eigene Praxis reflektieren zu können. Abschließend wird Slavoj Žižeks Kritik an Butler diskutiert, die darauf hinweist, dass ihr politisches Konzept der Resignifizierung, das sich aus ihrem Performativitätskonzept speist, bestimmte gesellschaftliche Verhältnisse nicht erfassen kann, wie beispielsweise gesellschaftliche Produktionsverhältnisse. Hier wird deutlich, dass das Problem politischer Handlungsfähigkeit bei Butler nicht ihrem Subjektentwurf, sondern ihrem fehlenden Begriff von Gesellschaft anzulasten ist.