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Literatur kann volkskundliche Aufgaben übernehmen, und umgekehrt wird die 'Culturhistorie' mit literarischen Aufgaben betraut. Die (noch) instabilen disziplinären Grenzverläufe werden durchkreuzt von Wissensfeldern: Beide beanspruchen die Bereitstellung eines Wissens, das heutzutage als 'ethnographisches Wissen' deklariert wird. Im Folgenden analysiert Christoph Schmitt-Maaß diese Dialektik in drei Schritten: Einen einleitenden Überblick über die institutionellen Entwicklungen vorausschickend, interpretiert er zunächst Auerbachs Dorfgeschichte "Die Frau Professorin" (1846) und anschließend Riehls "culturgeschichtliche" Novelle "Die Dichterprobe" (1865). Eine konzentrierte Lektüre der ausgewählten Texte soll aufzeigen, dass beide Autoren die Entstehungsbedingungen ihrer Texte im Text und als Text bewusst reflexiv im Sinne einer Poetologie entfalten und zwar im Gefüge einer vordisziplinären Wissenspoetik.
Kein literarisches Plagiat geschieht ohne ausreichenden Grund. Wenn Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen (1622–1676) das Szenario aus Johann Michael Moscheroschs (1601–1669) "Schergen-Teuffel", dem ersten der Wunderlichen und Wahrhafftigen Gesichte Philanders von Sittewald", in ein Kapitel des Simplicissimus überführt, dann animiert ihn dazu der vielsinnige Überraschungseffekt, dass ein böser Geist die Rolle des guten Helden einnimmt. Bei Moscherosch erklärt nämlich dieser 'genius malignus' einem exorzierenden Pater und den Umstehenden, dass nicht der vor ihnen stehende Mensch von ihm besessen sei, wie es vielleicht den Anschein habe, sondern andersherum; er, der böse Geist, sei von diesem Menschen besessen [...]