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Rezension zu Beate Burtscher-Bechter/Martin Sexl (Hg.): Theory Studies? Konturen komparatistischer Theoriebildung zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Innsbruck, Wien, München, Bozen (Studien-Verlag) 2001 (= Comparanda; Bd. 4). 330 Seiten.
Eine Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen literaturtheoretischen Ansätzen sowie eine kritische Reflexion des eigenen Faches gehören mittlerweile zur guten literaturwissenschaftlichen Praxis. Die an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck im November 2000 veranstaltete Tagung "Theory Studies? – Vergleichende Literaturwissenschaft und Literaturtheorie" nahm die von Erwin Koppen bereits zu Beginn der 70er Jahre gestellte Frage nach einer spezifischen Theorie der Vergleichenden Literaturwissenschaft zum Ausgangspunkt.
Dass der Begriff 'Raum' in den gegenwärtigen Literatur- und Kulturwissenschaften eine hohe Konjunktur besitzt, belegen nicht nur Begriffe wie spatial- oder topographical turn, sondern auch eine Vielzahl von Publikationen und Tagungen, die sich mit dem Raumbegriff auseinandersetzen. Trotz dieser immensen Präsenz der Raumtheorie wird immer wieder die Frage nach deren konkreter Anwendbarkeit gestellt. Diese Frage möchte Anja K. Johannsen in einer gut zweihundert Seiten langen Monographie für die Literaturwissenschaft beantworten. Sie wählt mit W. G. Sebald, Anne Duden und Herta Müller drei AutorInnen, in deren Werken Räume nicht nur ein "Modell der Struktur des Raumes der ganzen Welt" entwerfen (Lotmann nach Johannsen, S. 7), sondern auch zum organisierenden Modell des Textes werden. Dies bedeutet einerseits, dass sich die jeweiligen Raumentwürfe durch eine starke Semantisierung auszeichnen und andererseits, dass die literarischen Texte "ihr eigenes Funktionieren anhand dieser Raumfigurationen" beschreiben und damit drei Varianten "literarischer Selbstreflexion" vorlegen, "die auf je sehr spezifische Weise die Potentiale der Gegenwartsliteratur ausloten." (S.7) Der aktuellen Diskussion folgend, besitzt auch Anja K. Johannsen einen dynamischen Raumbegriff, der diesen als Produkt kultureller Bezüge begreift und als "Effekte körperlicher Praktiken" (S. 17) versteht. Für die Analyse des literarischen Raumes beruft sich Johannsen vorerst im Wesentlichen auf Elisabeth Bronfen, die zwischen drei Raumkategorien innerhalb der Textwelt unterscheidet, nämlich zwischen "konkret vorhandenen, begehbaren Räumen, Raummetaphern und Texträumen." (S. 19). Sich an diesem Muster orientierend arbeitet Johannsen mit drei Analyseschritten. Im ersten Schritt wird der Bestand aufgenommen, d.h., es werden die unterschiedlichen Raumtypen verzeichnet. Dann folgt die Analyse des Raums im Hinblick auf seine Semantisierung, also auf die Frage, inwiefern der beschriebene Raum eine "Ordnung des Koexistierenden" (S. 23) liefert. Im dritten und letzten Schritt geht es um die Bedeutung des Raums für die Struktur und Ordnung des Textes, folglich um die Reflexion seines Selbstverständnisses und der ihm zugrunde liegenden Poetologie. Diese Analyseschritte erweisen sich für Johannsens Vorhaben als äußerst zielführend und ermöglichen nicht nur kenntnisreiche, sondern auch nachvollziehbare Analysen.
Rezension zu Walter Schmidt (Hg.): Demokratie, Agrarfrage und Nation in der bürgerlichen Umwälzung in Deutschland. Beiträge des Ehrenkolloquiums zum 70. Geburtstag von Helmut Bleiber am 28. November 1998.(Gesellschaft - Geschichte - Gegenwart. Schriftenreihe des Vereins "Gesellschaftswissenschaftliches Forum e.V.", Bd. 29), Berlin: trafo Verl., 2000
Rezension zu Walter Schmidt (Hg.): Bürgerliche Revolution und revolutionäre Linke. Beiträge eines wissenschaftlichen Kolloquiums anläßlich des 70.Geburtstages von Helmut Bock. (Gesellschaft - Geschichte - Gegenwart. Schriftenreihe des Vereins "Gesellschaftswissenschaftliches Forum e.V.", Bd. 21) Berlin: trafo-Verl., 2000.
Rezension zu Demokratie und Arbeiterbewegung in der deutschen Revolution von 1848/49. Beiträge des Kolloquiums zum 150. Jahrestag der Revolution von 1848/49 am 6. und 7. Juni 1998 in Berlin. (Gesellschaft - Geschichte - Gegenwart. Schriftenreihe des Vereins "Gesellschaftswissenschaftliches Forum e.V." Berlin, Bd.22). Berlin: trafo Verl., 2000.
Rezension zu Christian Moser: Kannibalische Katharsis. Literarische und filmische Inszenierungen der Anthropophagie von James Cook bis Bret Easton Ellis. Bielefeld (Aisthesis) 2005. 124 S.
Die Idee des Kannibalismus besetzt in der westlichen Vorstellungswelt eine bizarre Position zwischen ethnologischem Forschungsgegenstand, xenophobem Abgrenzungsphantasma und unerträglichem Tabu-, wenn nicht Zivilisationsbruch. Die viszerale Faszination des Menschen für das Menschenfressen spiegelt sich nicht nur im regen multidisziplinären Interesse der Wissenschaften für die Anthropophagie wider. Reale Einzelfälle wie derjenige des Armin Meiwes entfesseln weltweit Boulevard-Exzesse, Serienmörder mit kannibalischen Methoden - fiktionale ebenso wie ihre wirklichen Vorbilder - genießen in der Pop-Kultur ikonischen Status. Das unerschöpfliche Faszinationspotential des Kannibalismus hält einen munteren wissenschaftlichen Diskurs am Leben, dem Christian Moser mit seinem Essay eine disziplinenübergreifende Meta-Betrachtung hinzufügt.