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"People here are all in a state of delirium about the Mexican War. A military ardor pervades all ranks – […] Nothing is talked of but the 'Halls of the Montezumas'", notiert Herman Melville am 29. Mai 1846 in Lansingburgh, New York. Der US-Senat und -Kongress hatten zwei Wochen zuvor die von Präsident James K. Polk (1795-1849) eingebrachte Kriegserklärung gegen Mexiko angenommen. Mit "Halls of the Montezumas" spielt Melville auf die Eroberung Mexikos durch die Spanier unter Führung von Hernán Cortés an. Im Januar 1848 stehen nach zweijährigem blutigem Krieg US-Truppen in der mexikanischen Hauptstadt. Im gleichen Jahr malt Emanuel Leutze in Düsseldorf 'The Storming of the Great Mexican Teocalli, by Cortez' (im Folgenden: The Storming of the Teocalli), das im März 1849 im Galeriesaal der Düsseldorfer Akademie ausgestellt wird und "in den nächsten Tagen gleich den übrigen Bildern des jungen Meisters nach seiner amerikanischen Heimath gesandt" werden soll, wie dem 'Düsseldorfer Journal und Kreisblatt' in seiner Ausgabe vom 2. März 1849 zu entnehmen ist. Ab Juli war das Werk dann in der Galerie der American Art Union am Broadway zu sehen. Als es 1991 in der Ausstellung 'The West as America: Reinterpreting Images of the Frontier, 1820-1920' im Washingtoner National Museum of American Art präsentiert wurde, provozierten Ausstellung und Gemälde eine heftige Kontroverse.
[Rezension zu:] Stephan-Alexander Ditze: America and the Americans in Postwar British Fiction
(2008)
Rezension zu Stephan-Alexander Ditze: America and the Americans in Postwar British Fiction. An Imagological Study of Selected Novels. Heidelberg (Winter) 2006. 368 S.
Die Ergebnisse imagologischer Forschung stehen gelegentlich unter dem Verdacht, Literatur nur als Quellenmaterial für eine im Grunde soziologische Fragestellung zu funktionalisieren, ohne dabei den spezifischen Bedingungen, unter denen in der Literatur Bedeutung generiert wird, Rechnung zu tragen. Insofern gibt es eine ganze Reihe methodologischer Probleme und erkenntniskritischer Vorbehalte gegenüber der komparatistischen Imagologie, die wissen will, wie Selbst- und Fremdbilder der Nationen in der Literatur entstehen und verhandelt werden. - Es ist das Verdienst der gleichermaßen gründlichen wie verständlich geschriebenen Arbeit von Stephan-Alexander Ditze, die methodologischen Probleme der Imagologie nicht zu ignorieren, sondern der Methodenfrage etwa ein Drittel des Umfangs zu widmen.
Mit der Identität der Literatur selbst und mit dem institutionellen Rahmen ihrer Produktion und Rezeption wird sich der vorliegende Beitrag nicht weiter beschäftigen. Statt dessen soll auf der Textebene eines einzelnen Romans nach Spuren bestimmter, eher auf Europa als auf seine Bestandteile bezogene Identitätsmuster gesucht werden. Das Werk, das dieser Untersuchung zugrunde gelegt wird, Hilde Spiels zunächst 1961 auf Englisch erschienener Roman 'Lisas Zimmer' ('The Darkened Room'), bietet für diese Suche einen in mehreren Hinsichten aufschlussreichen Untersuchungsgegenstand. Der Roman spielt unter europäischen Emigranten in New York, deren Blick für die europäische Herkunft durch die Distanz geschärft ist. Der Roman arbeitet geradezu modellhaft mit europäischen Amerika-Bildern und projizierten amerikanischen Europabildern, womit ihm eine imagologische Perspektive quasi eingebaut ist.
Ich stand am Niagarafall,
Bespritzt von weißem Schaum,
Da weckt’ in mir der Wogen Schall
Gar manchen ernsten Traum.
So beginnt das erste von vier Gedichten, die der junge Schriftsteller August Peters im Rahmen seines Lyrik-Bandes von 1844 unter dem Titel 'Transatlantische Lieder' zu einer speziellen Sequenz zusammenfasste. Darin phantasiert sich Peters in das von ihm nie besuchte Nordamerika, um kritische Blicke auf die deutsche Heimat zu richten und das Ideal der Freiheit und des Lebens aus eigener Kraft zu feiern. Peters gliedert seinen Gedichtband in zwei Hauptteile, wovon er den ersten mit 'Liebe' und den zweiten mit 'Freiheit, Vaterland, Heimath' überschreibt.
Damit deckt er das breite Spektrum der in den frühen 1840er Jahren erkennbaren romantischen und politischen Gedichtkonjunktur des Vormärz ab. Der zweite, oft eine aufbegehrende Tendenz zeigende Teil weist einen größeren Umfang auf und entspricht inhaltlich etwa dem, was Friedrich von Sallet innerhalb seiner viel gelesenen Sammlung 'Ernsthafte Gedichte' nannte. Als Vorbilder und Inspiratoren der jüngeren Vergangenheit für seine lyrischen Arbeiten führt Peters Ludwig Uhland, Ernst Moritz Arndt, Friedrich Gottlieb Klopstock, Theodor Körner, Heinrich von Kleist und Friedrich Schiller an, womit er auf den Enthusiasmus der in den Befreiungskriegen eskalierenden Nationalbewegung, den Sturm und Drang, aber auch auf leisere klassische Töne zurückgreift.
Die in diesem Artikel vorgestellten Überlegungen sind das Ergebnis breitflächiger empirischer Untersuchungen von Zeitungen und Zeitschriften aus den USA, Kanada, Großbritannien und Frankreich. Sie rekonstruieren also die Verwendungen des Begriffs in denjenigen Ländern, die sich seit Entstehen des Begriffs als 'westlich' verstanden haben und deren Zugehörigkeit zum 'Westen' kaum je in Frage gestellt worden ist. Es wird also die Binnenperspektive 'des Westens' dargelegt. Da das Anliegen dieses Artikels konzeptionell ist, wird darauf verzichtet, Quellenmaterial zu zitieren, stattdessen nur auf weiterführende Literatur verwiesen, die die Sachverhalte, auf die in der Analyse des Begriffs des Westens Bezug genommen wird, näher erläutern.