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Rezension zu Dieter Lamping u. Frank Zipfel: Was sollen Komparatisten lesen? Berlin (Erich Schmidt) 2005. 90 S.
Ein speziell auf die Vergleichende Literaturwissenschaft zugeschnittener Kanon darf sich keinesfalls in der unkritischen Übernahme der für ihre Verkehrssprachen bereits erstellten, im gleichen Verlag erschienenen Lektüre-Empfehlungen erschöpfen, sondern muß anderen Anforderungen genügen: Gemäß dem der Disziplin eigenen Selbstverständnis heißt es, einen Kanon zu konstruieren, der, auf die Beziehungen zwischen den einzelnen Nationalliteraturen ausgerichtet, unweigerlich den Begriff der Weltliteratur berührt. Der vorliegende Band leistet demnach, obwohl auch als Leitfaden für das Studium der Komparatistik nutzbar, einen nicht geringen Beitrag zu der unweigerlich grundsätzliche Fragen anschneidenden Kanondiskussion.
2018 ist Georgien Ehrengast der Frankfurter Buchmesse. Zum ersten Mal nach der Wende wird die georgische Literatur damit prominent in einer fremden Sprache präsentiert. Gerade die Literaturen kleiner Nationen sind auf internationale Anerkennung dieser Art besonders angewiesen. Doch gibt es einen qualitativen Unterschied zwischen Literaturen 'kleiner' und 'großer Nationen'? Diese Frage ist im Spannungsfeld zweier Konzepte zu diskutieren, die mit dem der Nationalliteratur als lange dominierendem Ordnungsprinzip literarischer Texte konkurrieren: kleine Literatur und Weltliteratur.
What are called 'natural languages' are artificial, often politically instituted and regulated, phenomena; a more accurate picture of speech practices around the globe is of a multidimensional continuum. This essay asks what the implications of this understanding of language are for translation, and focuses on the variety of Afrikaans known as Kaaps, which has traditionally been treated as a dialect rather than a language in its own right. An analysis of a poem in Kaaps by Nathan Trantraal reveals the challenges such a use of language constitutes for translation. A revised understanding of translation is proposed, relying less on the notion of transfer of meaning from one language to another and more on an active engagement with the experience of the reader.
La plupart des théories de la littérature mondiale ont émergé pendant les années de l'ascension de la mondialisation néolibérale et supposent que cette ascension se poursuivra. En conséquence, l'avenir du roman mondial suscite une grande inquiétude, compte tenu de l'hégémonie de l'anglais et de la mondialisation d'un modèle culturel particulier. Des événements plus récents, que ce soit le Brexit et l'élection de Donald Trump ou la pandémie de COVID-19, remettent en cause l'inéluctabilité de la mondialisation de diverses manières, même s'ils laissent présager des avenirs encore plus inquiétants. Cependant, ces défis propres à la mondialisation peuvent présenter de nouvelles opportunités pour le roman mondial: des opportunités de raconter des crises globales dans des contextes glocaux.
Kafka und die Weltliteratur
(2005)
Tagungsbericht zum internationalen Symposion an der Universität des Saarlandes, Saarbrücken, vom 20. bis 23. September 2004
Die Veranstalter des Saarbrücker Symposions 'Kafka und die Weltliteratur', Manfred Engel (Saarbrücken) und Dieter Lamping (Mainz), wußten, daß sie mit ihrer Tagung die vielfältigen Differenzen innerhalb der Kafka-Forschung nicht würden ausräumen können. Wohl aber hofften sie, die schmale Konsensbasis der Kafka-Forschung durch einen neuen Zugangsweg zu vergrößern: Statt den Autor, wie schon so oft, als (bewunderten) Einzelgänger innerhalb der klassischen literarischen Moderne zu betrachten und alle Anstrengungen auf eine Deutung der Einzeltexte zu konzentrieren, ging es in Saarbrücken erstmals darum, Kafkas Dichtungen in komparatistischer Hinsicht zu kontextualisieren.
Für Lessing [...] war die Epoche der Nationalliteratur [...] an der Zeit gewesen; und er hat in Hamburg nicht wenig für den "süße[n] Traum" gewirkt, "den Deutschen ein Nationaltheater zu verschaffen, da wir Deutsche noch keine Nation sind". Gleichwohl operierte er als Autor wie als Kritiker schon früh und je später desto mehr im Horizont der Weltliteratur. Um diesen literarischen Ausgriff in die "große Welt" besser zu verstehen, muß man sich zunächst seine ursprüngliche "kleine Welt" vergegenwärtigen.
Der Ausdruck "Weltliteratur" ist eine der folgenreichsten Wortprägungen des späten Goethe: hat er sich doch nicht nur in der deutschsprachigen Literaturwissenschaft und -kritik rasch durchgesetzt, sondern inzwischen auch im Ausland seinen Niederschlag in Titeln wie J. T. Shipleys Dictionary of World Literature oder der im "Maksim-Gorkij-Institut für Weltliteratur" in Moskau entstehenden vielbändigen Istorija vsemirnoj literatury gefunden. Für den damit angestrebten enzyklopädischen Überblick über die verschiedensten Literaturen der Welt hat Goethe selbst in seinen Schriften zur Literatur ein beeindruckendes Beispiel gegeben; denn deren Spannweite reicht von den Literaturen des Nahen und Fernen Ostens über die Klassische Antike und das Mittelalter bis zu den zeitgenössischen europäischen Nationalliteraturen, ja selbst bis zu neugriechischen, serbischen, litauischen und anderen Volksdichtungen.