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Die gegenwärtige Entwicklung innovativer Medizintechnologien erweist sich als ein lebendiges wie gespenstisches Geschehen. Sie erzeugt therapeutische Handlungsspielräume für Krankheitsformen, die vormals als nicht mehr behandelbar galten und sich jeglicher kurativen Einflusssphäre entzogen. Gleichermaßen berühren sich mit der Effizienz der Eingriffsmöglichkeiten, Regionen des Ungewissen über die Wirkmechanismen des jeweiligen technologischen Verfahren. Die hieraus resultierenden Deutungsherausforderungen betreffen sowohl die beteiligten Ärztinnen, Patienten und Angehörige (Peter, Funcke 2013). Als exemplarisch für ein solche gleichzeitige Hervorbringung medizinisch hoffnungsvoller sowie vertraute Erfahrungsweisen verunsichernder Technologien wird in diesem Vortrag die neurochirurgische Behandlungsmethode der tiefen Hirnstimulation (THS) als Gegenstand soziologischer Betrachtung thematisiert. Die THS ist ein reversibler Eingriff, bei welchen vermittels stereotaktischer Techniken impulsgebende Elektroden tief ins Hirn eingesetzt werden. Die je nach diagnostizierten Störungsbild anvisierten Zielregionen werden im Anschluss an die Implantation elektronisch stimuliert. Medikamentös nicht mehr zu behandelnde Symptome können reduziert werden. Trotz ihrer infolge zahlreicher klinischer Studien nachgewiesenen Effizienz bildet die THS weiterhin eine kontroverse Behandlungsmethode, die sowohl unter medizinischen als auch ethischen Prämissen diskutiert wird. Einerseits kristallisiert sich am Nicht-Wissen über die spezifischen Wirkungszusammenhänge die Notwendigkeit einer erweiterten klinischen Forschung. Andererseits verweist das Auftreten nicht-intendierter Nebenwirkungen, die von Patient_innen, wie deren Angehörigen als individuelle Persönlichkeitsveränderungen wahrgenommen werden, auf die Relevanz einer interpretativen Bestimmung der subjektiven Erfahrung von Seiten der Betroffenen. Der Beitrag nimmt sich zum Ziel, entlang einer empirischen Fallstudie, in der eine Patientin vor und nach der Operation begleitet wurde, und vermittelt durch eine ereignistheoretische Konzeption, auf die Auslegungsbedingungen für betroffene Patient_innen im Zuge der neurotechnologischen Anwendung der THS aufmerksam zu machen.
Ausgehend von der grundlegenden narratologischen Bedeutung von Ereignissen in ihrer konstitutiven Funktion für Erzähltexte wurde im Projekt "Evaluating Events in Narrative Theory" (EvENT) ein Ansatz entwickelt, mit welchem Ereignisse auf der Textoberfläche und daher maschinenlesbar modelliert werden können. Dieser Beitrag skizziert bisherige Arbeitsschritte und ausgewählte Ergebnisse des Projekts, zu denen die Generierung von Narrativitätsgraphen zählt.
Gilles Deleuze, borrowing from Maurice Blanchot's distinctive vocabulary in "The Space of Literature", offers death as the ultimate example of the event. In this paper, I propose reversing the current of concept-metaphor against a certain performance theory of sovereignty and ask, not what the concept-metaphor death does for the thought of the event, but what the concept-metaphor event does for the thought of death on the hunger strike in order to explore the divide between the space of dying and the space of politics, which are incompatibly distinct and yet inextricably linked. Revealing an irreducible anachrony between two deaths - the passage of time that separates dying as pure potentiality from death as a radically contingent event that comes either too early or too late - I argue that the political efficacy of hunger striking depends less on the consummation of death in the immediacy of an ecstatic moment than on the prolongation of this interval of time by potentially endless repetitive enactments, which imply both finality and incompletion.
Es ist ein Gegenstand andauernder Diskussionen, wie der Strukturalismus, der im Werk von Claude Lévi-Strauss vielleicht seine aufregendste und theoretisch ambitionierteste Ausprägung gefunden hat, sich zum Modell verhält. Während Marcel Hénaff betont hat, dass der Strukturalismus von Lévi-Strauss ohne eine Klärung des Modell-Begriffs kaum verstanden werden könne, hat Robert Matthias Erdbeer am Beispiel des französischen Ethnologen zuletzt das Fehlen einer strukturalistischen Modelltheorie beklagt: "Man kann hier einen echten Theorieverlust, ja Theorieverzicht beklagen, wenn man konstatiert, dass am Beginn der strukturalen Theoriebildung nicht die Strukturen stehen, sondern das Modell. Modelle, so die überraschende Erkenntnis, sind das epistemische Arkanum, das verdeckte Andere des strukturalen Theoriedesigns." Aus der Perspektive der Modelltheorie literarischer Texte, die Erdbeer in hoch anregender Weise ausgearbeitet hat, ist diese Diagnose nachvollziehbar. Jedoch sollte sie nicht in den Hintergrund geraten lassen, dass der Modell-Begriff von Lévi-Strauss, so ungenügend er sich zur Lösung aktueller theoretischer Fragestellungen erweisen mag, aus historischer Sicht überaus aufschlussreich ist, ja dass er gerade auch in seinen Unschärfen, Schwierigkeiten und Dunkelheiten Auskunft darüber gibt, wie sich die strukturale Analyse im wissenschaftlichen Feld ihrer Zeit positioniert und an welche wissenschaftlichen Traditionen sie anschließt. In den folgenden Ausführungen wird der Modell-Begriff bei Lévi-Strauss deshalb noch einmal in den Blick genommen. Im Anschluss an Hénaff soll dabei vor allem an zwei Diskussionsfeldern gezeigt werden, dass die Auseinandersetzung mit Modellen insofern ins Herz der strukturalen Analyse führt, als Lévi-Strauss Modelle sowohl von der Struktur als auch von den konkreten Ereignissen her denkt und sie immer wieder als Vermittler von Struktur und Ereignis positioniert. Hierfür wird zunächst rekonstruiert, wie Lévi-Strauss das Modell im Zusammenhang von Reflexionen zur Ethnologie und deren Rolle im Gefüge der Wissenschaften behandelt - in den Mittelpunkt werden dabei die Begriffe des 'mechanischen Modells' und des 'statistischen Modells' rücken. Danach wird betrachtet, wie er das Modell in das 'Das wilde Denken' ins Zentrum seiner ästhetischen Theorie stellt und die Kunst hier als 'verkleinertes Modell' konzipiert, bevor abschließend zumindest umrissen werden soll, in welche wissenschaftliche Tradition sich Lévi-Strauss mit seinen Erörterungen zu Modellen stellt.
Bruno Besana's article 'Badiou's Pasolini: The Problem of Subtractive Universalism' also deals with Pasolini's script about Saint Paul, but from the perspective of Alain Badiou's theoretical essay "Saint Paul and the Foundation of Universalism" and of Badiou's different thoughts on Pasolini, on the logic of emergence of novelty, and on its thwarted relation with universalism. Two main points appear in Besana's comparative reading. First, the idea that radical novelty or change can only be built in a 'subtractive manner', i.e. via the appearance of something that, by its sole presence, erodes the consistency upon which the present is structured. This is developed through Pasolini's ideas of 'inactuality' and 'forza del passato' and by Badiou's concept of 'event'. Second, a fundamental paradox inherent to the logic of change: change is only possible if it is organized in a set of coherent consequences, but the organized mode (for instance, the party) of such consequences inevitably reduces change to a constant compromise with the present.