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Mays Schriften sind derart ausgiebig von komischen Elementen geprägt, daß man von einer humoristischen Disposition des Autors sprechen kann. Heinz Stolte hat auf die Bedeutung des Humors für Werk und Persönlichkeit Mays hingewiesen. In den Geschichten tauchen ›Narren, Clowns und Harlekine‹ auf, welche die charakterlichen Eigenarten des Autors personifizieren. Stoltes Studie weist darauf hin, daß May ein »komischer Mensch« gewesen sei, der eine »Überkompensation erfahrener Minderwertigkeit in einer nicht zu bändigenden Sucht nach Geltung« anstrebte. Der psychologische Ansatz Stoltes wird im folgenden vertieft, wobei der Aspekt der lebenslangen Neigung Mays zu einer infantilen Vorstellungswelt Beachtung findet. Die Affinität von humoristischer Grundstimmung und kindlicher Spielerei ist von psychologischer Seite betont worden. Stoltes Definition des Humors als »seelische Kraft und Elastizität, Tragisches in Komisches zu verwandeln«, dargestellt an der Figur Sam Hawkens, sagt wenig über dessen Auswirkung auf den Leser aus. Im Blickpunkt stehen deshalb die erzähltechnische Bedeutung des Humors und sein Einfluß auf Autor und Publikum. Die Palette humorvoller Episoden in Mays Werk ist derart umfangreich, daß für die Untersuchung eine Auswahl getroffen werden muß. In Frage kommen Texte, die in möglichst komprimierter Form grundlegende Strukturen des Humors beinhalten und unterschiedlichen Schaffensbereichen entstammen. Die Auswahl traf ein besonders grelles Beispiel Mayscher Komik, nämlich die Jugenderzählung ›Der blau-rote Methusalem‹. Außerdem werden das Kapitel ›Im Taubenschlag‹ aus der Reiseerzählung ›In den Schluchten des Balkan‹ und die Erzgebirgische Dorfgeschichte ›Das Geldmännle‹ untersucht.
Die Neuartigkeit des hier gewählten Ansatzes besteht darin, Komiktheorie, Wissenschaftslogik und Sprachphilosophie so aufeinander zu beziehen, daß die komische Abweichung als Resultat diskursiver Dummheit beschrieben werden kann. In diesem Zusammenhang soll die Entfaltung des Peirceschen Abduktionsbegriffs dazu dienen, die bei der "komischen Abweichung von der Norm" zusammenspielenden anthropologischen, kulturellen und diskursiven Theorien des Lachens und des Komischen unter einem einheitlichen systematischen Gesichtspunkt zu explizieren. Dies wirft insofern ein neues Licht auf die bisherigen Komiktheorien, als diese die komische Unangemessenheit in erster Linie als Abweichung von konventionalen Normen begriffen hatten, deren offensichtlichste Form die karnevaleske Verkehrung ist. Dagegen werde ich mit Blick auf die "Logik der Abduktion" zeigen, daß die komische Unangemessenheit als karnevalisierende Verkehrung der ökonomischen Leitprinzipien abduktiven Folgerns aufzufassen ist – und zwar hinsichtlich der psychologisch motivierten Denkökonomie des einzelnen, der forschungslogisch motivierten "Economy of Research" und der dialogisch-kommunikativ motivierten "Ökonomie des Diskurses".
Mit dem Beitrag "Seinfeld und das Tabu der Masturbation" betrachtet Elisabeth Werner Inszenierungen von Tabus und Tabubrüchen in audiovisuellen Formaten. Die Autorin fokussiert die (De)Thematisierung von Sexualität und Autoerotik vor dem Hintergrund der medialen Bedingungen des Formats Sitcom und des spezifischen kulturellen Zuschnitts der Sitcom "Seinfeld", die zuweilen mit ihrer Figurenkonstellation an überlieferte Narrative der jüdischen Kultur anschließt.
Humorgebilde der Übertragung : die schöpferischen Akte des Symptoms, die Träume und das Lachen
(2018)
Weit entfernt von einer Klassifikation "psychischer Erkrankungen" mittels objektivierter Zeichen begreift die analytische Konzeption das Symptom als eine singuläre "Kompromissbildung", die für das Subjekt den Wert eines Rätsels hat. Diese Singularität sowie ein In-Perspektive-Setzen des Rätsels wecken die Kreativität des Symptoms in der analytischen Kur, sobald das Symptom hier auf einen "Traumapparat" trifft und es möglich wird, die fundamentalen Fragen des Subjekts in der Übertragung in Bewegung zu setzen. Daher kann der Vorwand des Symptoms die Realisierung aufkeimender Übertragungsbildungen auslösen, bis diese häufig ein lautes Lachen verursachen: Zeichen der Bewältigung innerer Konflikte und der Enthüllung der Wahrheit des Begehrens. Von der Klage zum Humor, vom Leiden zum Lachen - die fruchtbaren Bewegungen, die durch die Sprache des Symptoms initiiert werden, durchlaufen den komplexen und beweglichen Überschwang der Träume, die die interpretierbaren Beziehungen durch die sprachliche Modifikation des Körpers und der Affekte liefern. Wäre die subversive Kraft des durch die Deutung hervorgerufenen Lachens dann eine Art der Heilung der zuvor im Symptom eingekapselten Figuren?
Der aus Ungarn stammende israelische Satiriker Ephraim Kishon (1924–2005) gilt als ‚Versöhnungsfigur‘ zwischen Deutschen und Jüdinnen und Juden im bundesdeutschen Nachkriegsdiskurs. Seine „israelischen Satiren“ erfreuten sich in der freien Übertragung durch Friedrich Torberg vor allem in den 1960er bis 1990er Jahren enormer Beliebtheit. Dabei wurde zunächst verdrängt, dass Kishon selbst Überlebender der Schoah war und seinen Humor als Überlebensstrategie entwickelt hatte. Bisher wurde die Bedeutung der Schoah für Kishons Schreiben nur unzureichend berücksichtigt.
Birgit M. Körner beleuchtet das Phänomen von Kishons Erfolg in der Bundesrepublik nun von drei Seiten: von der Seite des Autors und Schoah-Überlebenden Kishon, von der Seite des Mitschöpfers und Übersetzers Friedrich Torberg und von der Seite der Rezeption durch ein postnationalsozialistisches deutschsprachiges Publikum.
Im Fokus steht zunächst die Rekonstruktion von Kishons Verfolgungs- und Überlebenserfahrung anhand bisher unbekannter Akten und der Nachweis, dass sich deren Spuren in Kishons Satiren finden lassen. Kishon und Torberg konstruieren einen „israelischen Humor“, der maßgeblich auf den europäischen jüdischen Humortraditionen – dem ostjüdischen Witz und der jüdischen Tradition des literarischen Sarkasmus – sowie auf Kishons Schoah-Überleben basiert. Deutlich wird dabei Torbergs Tendenz, das deutschsprachige Publikum zu ‚schonen‘ und explizite Stellen zu streichen, u.a. um eine positive Haltung zu Israel zu fördern. Kishon selbst stand seiner Rolle als ‚Versöhnungsfigur‘ für ein westdeutsches Publikum durchaus ambivalent gegenüber.
This paper begins with a Bakhtinian reflection on Javanese shadow puppet theatre (wayang kulit), and explores errancy through carnival laughter embodied and performed by the wise, grotesque figures of clown-servants (punakawan). I argue, however, that here the real subversive power lies not in a combative position that erupts in a social revolution but in offering an alternative way of thinking and being, a deviation from the philosophical (Platonic) obsession for truth and heroic/historic gestures that claim to overcome ignorance and hegemonic/normative structures. Responding to the critique of so-called feudal elements in 'Javanism', I explore how the Javanese mantra, 'manunggaling kawula gusti' (the union of servant and lord), incessantly rehearsed in the stories and life of the people, reveals neither blindness nor self-dissimulation.
Im 15. Abschnitt seiner Aesthetik kommt Theodor Mundt auf den Humor als 'burleske Philosophie' zu sprechen. Als erster deutscher Ästhetiker hatte der von dem berühmt-berüchtigten Verbotsbeschluss des Bundestags vom 10. Dezember 1835 gegenüber dem sogenannten Jungen Deutschland hart getroffene Autor 1837 in seiner Abhandlung Die Kunst der deutschen Prosa systematisch die "zeitgemäße Stellung" der deutschen Prosa und damit deren Vorrangstellung gegenüber der Poesie begründet. [...] Richtete Mundt in dieser Abhandlung den Fokus noch auf die "Emancipation der Prosa", ist es in der Aesthetik nun "das Prinzip der Unmittelbarkeit" als "Philosophie der That". Mundt selbst spricht im Vorwort selbstbewusst von dem "von mir neu aufgestellte[n] Prinzip der Aesthetik". [...]
A trio of themes recur across prominent Western theories of laughter: violence, the human/nonhuman, and error. The paper traces this trio through a series of frequently cited paradigms for understanding laughter, including superiority, incongruity and relief theories, Henri Bergson's theory of laughter and V. S. Ramachandran's false alarm theory; and argues that it reflects a shared, if partially submerged concern with the instability and demise of a particular figure of the human, one that is circumscribed by the culturally specific (if globally influential) values of Eurocentric/Western thought, largely corresponding to Sylvia Wynter's 'Man'. This suggests that laughter has an ambiguous immanent potential for both undermining and/or reasserting, de- and/or restabilising the illusion of Man's universalizing drive to identify itself with the human per se.
Die Bedeutung von Humor, Ironie und Witz ist keineswegs eindeutig zu fassen. Es gibt da nicht nur im Wortverständnis erstaunliche Unterschiede und Varianten sprachlicher und nationaler Art. Man kann darüber hinaus bestätigen, daß der Sinn für das Komische, "the sense of humour", in ähnlichem Maße persönlich geprägt ist wie der Sinn für das Religiöse. (Jean Paul nennt Humor übrigens, in einer anderen Formulierung, "das umgekehrte Erhabene".) Wenn ich über komische Musik spreche, kann ich also nur von einer Auswahl von Musikstücken ausgehen, die ich persönlich komisch finde, und mich dabei des Wortes "komisch" bedienen, um eine Qualität zu bezeichnen, die allen diesen Stücken gemeinsam ist. Wie man gewisse Überraschungen und Inkongruenzen rein musikalischer Natur registrieren wird - ob man sie komisch, seltsam, unheimlich oder verstörend findet -, muß vom psychologischen Klima des einzelnen Stückes ebenso abhängen wie von der Seelenlage des einzelnen Hörers.
Der vorliegende Artikel befasst sich mit den Schwierigkeiten der Übersetzung von Humor und verschiedenen möglichen Übersetzungsstrategien für die Übertragung von Humor von einer Sprache bzw. Kultur in eine andere. Er enthält ferner eine Fallstudie, die sich mit den sehr erfolgreichen Synchronisationen des Synchronregisseurs und -sprechers Rainer Brandt in den 1970er/ 80er Jahren befasst. Dabei wird gezeigt, dass Kreativität und Mut zum Risiko in manchen Fällen sogar die synchronisierte Fassung erfolgreicher als das Original machen können. Es zeigt sich also, dass es sinnvoll ist, auch in der Synchronisation öfter vom Postulat der unbedingten Treue zum Original abzuweichen.