Refine
Document Type
- Article (3)
Language
- German (3)
Has Fulltext
- yes (3)
Is part of the Bibliography
- no (3)
Keywords
- life forms (3) (remove)
Für die Bewertung der Reproduktion bzw. Erhaltung von xerothermen Vegetationseinheiten wurde die Zusammensetzung der Diasporenbanken von neun Pflanzengesellschaften in der Porphyrkuppenlandschaft des unteren Saaletals nordwestlich von Halle untersucht, die von halbnatürlichen Trockenund Halbtrockenrasen (Thymo-Festucetum, Filipendulo-Helictotrichetum, Galio-Agrostidetum, Festuco-Stipetum, Festuco-Brachypodietum) bzw. Zwergstrauchheiden (Euphorbio-Callunetum) bis hin zu mehr oder weniger ruderalisierten Grasdominanzbeständen (Festuca rupicola-Gesellschaft, ruderale Ausbildung des Arrhenatheretum elatioris, Convolvulo-Agropyretum) reichen. Sowohl die Anzahl der aus der Diasporenbank auflaufenden Keimlinge als auch die Artenzahl variierten zwischen den Gesellschaften stark und stiegen mit zunehmendem Hemerobiegrad deutlich an. Der Vergleich der im Boden tatsächlich enthaltenen Diasporen lag dabei deutlich höher, wobei deren Keimfähigkeit aufgrund von Dormanz gehemmt bzw. durch Beschädigungen bei einem Großteil nicht vorhanden war. Die Zusammensetzung der Diasporenbank ist von saisonalen Rhythmen abhängig. Im Herbstansatz liefen sowohl deutlich mehr Arten als auch Individuen auf, wobei im Frühjahr vor allem Arten, die eine langlebige Diasporenbank aufbauen, zu finden waren.
Der Vergleich zwischen Diasporenbank und Zusammensetzung der aktuellen Vegetation ergab bei den einzelnen Gesellschaften nur geringe Übereinstimmungen zwischen ca. 20 bis 40 %. Die Samenbanken werden in der Hauptsache von Arten mit einem langlebigen Diasporenbanktyp aufgebaut, während sich zahlreiche Xerothermrasenarten durch kurzlebige Diasporen auszeichnen. In den Samenbanken der Gesellschaften nimmt der Anteil der Arten mit transientem Diasporentyp mit steigendem Hemerobiegrad ab, wohingegen der Anteil mit long-term persistenten Diasporenbanktyp steigt. Der Anteil von Therophyten (sowohl Arten als auch Individuen) ist in den Samenbanken gegenüber der aktuellen Vegetation um das Doppelte bis Dreifache höher und stieg mit zunehmender Ruderalisierung an. Dies gilt ebenso für die Ruderalstrategen.
Das reproduktive Potential der Diasporenbanken von Xerothermrasen ist mit zunehmender Naturnähe als gering einzuschätzen, wobei die Diasporenbanken von Beständen auf historisch alten Standorten artenärmer sind als die von Gesellschaften auf jüngeren Standorten. Die Erneuerung bzw. Wiederherstellung von artenreichen Xerothermrasen ist deshalb ein schwieriger und langwieriger Prozess und sollte bei der Konzeption eines Pflegemanagements entsprechend berücksichtigt werden.
In Anbindung an die Stadtbiotopkartierung von Frankfurt am Main in den Jahren 1992 und 1993 wurde das Industrie- und Gewerbegebiet des Osthafens floristisch und vegetationskundlich untersucht. Auf einer Fläche von 195 ha wurden 407 spontan und subspontan auftretende Farn- und Blütenpflanzen sowie über 70 Vegetationseinheiten nachgewiesen. Für die floristisch-ökologische Analyse wurde eine methodenkritische Darstellung der verwendeten Anthropochorenklassifikation nach SCHROEDER (1969) und der Differenzierung der Flora nach Lebensformtypen durchgeführt. Die Kombination der unterschiedlichen Einteilungsprinzipien trägt zur besseren Charakterisierung der Ruderalflora bei. Die Forderung nach einem geographischen und zeitlichen Bezugsrahmen wird begründet und für die Bewertung der Flora des Frankfurter Osthafens sowie des gesamten Stadtgebietes ein Bezugsgebiet in den Grenzen des Rhein-Main-Tieflandes vorgeschlagen.
Die Narzissenwiesen werden im Untersuchungsgebiet regelmäßig ein- bis zweimal pro Jahr gemäht oder extensiv mit Rindern beweidet; auch ein bis zwei Schnitte und eine anschließende Weidenutzung sind möglich. Sie werden nicht oder nur sehr schwach vorwiegend mit Wirtschaftsdünger gedüngt. - Die Narzissenwiesen besiedeln im Untersuchungsgebiet mäßig feuchte bis halbtrocken-wechselfeucht veranlagte Standorte. Sie kommen auf Kalkbraunlehmen und Kalklehm-Rendsinen vor; ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt allerdings auf tiefgründigen Kalkbraunlehmen. Die Oberböden der Narzissenwiesen weisen einen sehr niedrigen Gehalt an lactat- und wasserlöslichem P auf. Der pH-Wert reicht vom Al-Pufferbereich bis in den Karbonat-Pufferbereich (pH CaCl2: 4.0-7.2). N und P sind die primär limitierenden Nährstoffe für das Pflanzenwachstum. Ein niedriger mineralischer N- und lactatlöslicher P-Gehalt im Oberboden, ein tonreicher Boden, ein schneereiches, subozeanisches, kühl-feuchtes Klima und eine regelmäßige extensive Bewirtschaftung sind Voraussetzungen für die Existenz von Narzissenwiesen.
Die Narzissenwiese ist eine an Hemikryptophyten und Geophyten reiche, montane Pflanzengesellschaft; der Therophytenanteil ist relativ gering. - Die Narcissus radiiflorus-Gesellschaft ist ein eigenständiger Vegetationstyp des Verbandes Polygono-Trisetion. Dafür sprechen die spezifischen Standortbedingungen, die besondere Phänologie und Struktur sowie die charakteristische Artenverbindung. Die Gesellschaft kann im Untersuchungsgebiet in zwei Untereinheiten gegliedert werden. Die Untergesellschaft von Trollius europaeus besiedelt überwiegend tiefgründige Kalkbraunlehme auf lokalklimatisch kühleren Standorten. Die Untergesellschaft von Thymus pulegioides besiedelt tiefgründige Kalkbraunlehme bis flachgründige Kalklehm-Rendsinen auf lokalklimatisch wärmebegünstigten Standorten. Die extensiv mit Rindern beweideten Narzissenwiesen unterscheiden sich von den regelmäßig gemähten floristisch kaum. Nährstoffreichere und intensiver genutzte Pflanzenbestände leiten je nach Höhenlage zu einer Alchemillo monticolae-Arrhenatheretum elatioris - Geranio sylvatici-Trisetetum flavescentis-Übergangsgesellschaft oder zum Geranio sylvatici-Trisetetum flavescentis über. In brachgefallenen Narzissenwiesen kann sich vor allem Molinia caerulea ausbreiten und ein artenärmeres, relativ stabiles Molinia caerulea-Stadium bilden. - Die Moosflora der Narzissenwiesen ergibt kein einheitliches Bild. Moose des schwach sauren und mäßig feuchten Waldbodens überwiegen.
Die Wurzeln von Narcissus radiiflorus sind mit vesikulär-arbuskulären Mykorrhizapilzen kolonisiert. Der Mykorrhizierungsgrad ist sehr hoch. Die Stern-Narzisse ist somit eine bevorzugte VAM-Wirtspflanze.
Die Narzissenwiesen zählen im Untersuchungsgebiet hinsichtlich Gefäßpflanzen zu den artenreichsten Pflanzengesellschaften; es sind wertvolle Rückzugsgebiete und Lebensräume für viele seltene und gefährdete Pflanzenarten.