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Eine Natur jenseits normativer anthropozentrischer Konzepte machen die Mitbegründer und Leiter des Art Laboratory Berlin (ALB), die Kunsttheoretikerin und Kuratorin Regine Rapp und der Künstler und Kurator Christian de Lutz, im Gespräch mit Kunstforum International geltend. Die intensive Auseinandersetzung des ZfL-Forschungsschwerpunkts "Lebenswissen" mit kritischer Ökologie, mit Natur/Kultur-Konzepten und der Verbindung von Biologie und Kulturwissenschaften gab den Anlass, das Gespräch mit dem Art Laboratory Berlin fortzusetzen.
Am Ende seiner 'Archäologie der Humanwissenschaften' hat Michel Foucault darauf gewettet, dass der Mensch - diese "junge Erfindung" - "verschwindet wie am Meeresufer ein Gesicht im Sand." Gemeint war damit nicht die Möglichkeit der physischen Auslöschung der Gattung, die zur Zeit der Erstveröffentlichung des Buches im Jahre 1966 - unter den Bedingungen des Kalten Krieges - immerhin breit diskutiert wurde. Vielmehr erwartete Foucault eine grundlegende Transformation der Episteme, in deren Gefolge 'der Mensch' seine zentrale Stellung zur Erklärung der Gesellschaft und der Geschichte wieder verlieren würde - eine Depotenzierung und Dezentrierung des Menschen, die Foucault in den Arbeiten von Marx, Nietzsche und Freud angebahnt sah. Die aktuelle Konjunktur des Begriffs 'Anthropozän' verdient vor diesem Hintergrund besondere Beachtung.
The Future of the Noosphere
(2014)
In this article, a Koselleckian approach to the issue of time will be employed. In Koselleck's view, modernity has been characterized by a multiplicity of synchronous times, or as Helge Jordheim puts it, by "multiple temporalities". By temporality, Koselleck means something different than epochs or periodizations. More precisely, Jordheim asserts, Koselleck uses this term to reach for experiences of time, such as "progress, decadence, acceleration, or delay, the 'not yet' and the 'no longer', the 'earlier' or 'later than', the 'too early' and the 'too late', situation and the duration". Especially pertinent for this article is Koselleck's category of a horizon of expectations (Erwartungshorizont), understood as perceived prospects for the future. In both the noosphere and the Anthropocene discussion, the notion of an Age of Man seems to merge different timescales into one another, or, as stated by one of the most prominent scientists in the early debate, "The division of historical and geological time is levelled out for us". This article examines the temporality implied in the noosphere concept in order to formulate a specific question regarding the Anthropocene. The article is thus intended to contribute to the on-going examination of the Anthropocene concept by way of historicising its temporality.
Das Werk Rolf Dieter Brinkmanns ist stark geprägt von einer Abscheu gegenüber Zivilisation, was es nahe legt, ihn auch als einen Autor zu lesen, der sich gegen die Tradition anthropozentrischen Denkens wendet. Seine Radikalität erschöpft sich nicht darin, dass er den Menschen allein auf seine triebhaft-animalische Existenz reduziert, sondern drückt sich auch in experimentellen Schreibverfahren aus. In seinen Text-Bild-Collagen wie in seiner Lyrik hebt er durch eine stark visuell orientierte Wahrnehmung der Welt den materiellen Charakter von Sprache hervor. Mit seinem Wunsch nach Sprachlosigkeit entwirft Brinkmann eine "ökologische Ästhetik", die mit dem menschlichen Hegemonialanspruch bricht.
In "'Preventing Malicious and Wanton Cruelty to Animals': Historical Animal Welfare and Animal Rights Education," Andreas Hübner outlines future historical animal welfare and animal rights education, sketching concepts and themes such as animal agency and historicity as well as the relational, spatial, and material practices employed between humans and animals. Hübner then historicizes present-day attitudes toward anthropocentricism and discusses educational and learning processes that (can) help to overcome human-animal dichotomies in the history classroom. Hübner presents subject-specific recommendations for critically integrating topics into future curricula and shows that it is possible to teach in a way that acknowledges the role of nonhuman actors. He thereby challenges conventional human-centered narratives of historical learning.
Der Beitrag skizziert ausgehend von einem merklichen Aufschwung neuerer Anthropozentrismus-kritischer Theorieansätze damit einhergehende Anschlussfragen, die einen eventuellen Modifikationsbedarf zugrunde liegender Prämissen, Möglichkeiten funktionaler Ausdifferenzierung und Klassifikation sowie das Verhältnis zu 'etablierten' Literaturtheorien in den Blick nehmen.
Astrid Deuber-Mankowsky untersucht den Begriff des Lebens, der in Canguilhems Epistemologie der Biologie und seinem Verständnis der Technik sowie in Haraways Schriften zu den technisch geprägten Biowissenschaften vorausgesetzt wird, und findet die Verbindung zum Politischen in der Spannung zwischen Anthropomorphismus und Anthropozentrismuskritik.
Austreibung der Schatten? : die fröhliche Wissenschaft gegen ihre neuen Bewunderer verteidigt
(2017)
Christine Blättler geht in ihrem Beitrag über die "fröhliche Wissenschaft" der Frage nach, warum der Anthropozentrismus derzeit so breit kritisiert wird. Sie will damit anthropozentrische Annahmen nicht verteidigen, sondern auf die unhinterfragten und unbemerkten Verschiebungen in der Anthropozentrismuskritik hinweisen. Habe sich die Rede von einem "Ende des Menschen" im Anschluss an den Philosophen Michel Foucault zunächst gegen ein reduziertes Bild des Menschen in der Moderne gerichtet, sei Anthropozentrismuskritik heute etwa in ökologischen Diskursen als sehr affirmativ zu beurteilen, wenn ein optimaler Zustand der Welt tatsächlich vollständig ohne den unklug handelnden und zerstörerischen Menschen gedacht werden solle. Insgesamt macht sich Blättler mit Nietzsche und Spinoza, dessen Conatus sie um einen negativen Aspekt ergänzt, für das Denken einer offenen Zukunft stark.