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Im Rahmen der Zusammenstellung unserer germanistischen Zeitschrift liegt es uns am Herzen, mannigfaltige Themenbereiche germanistischer Forschung zu erfassen, und daher ist das
vorliegende Heft linguistisch fokussiert, wobei in vielen Beiträgen Interdisziplinarität in Bezug auf Geschichte, Soziologie und Marketing festzustellen ist. Im Mittelpunkt dieses Heftes steht die unbegrenzbare Macht der Sprache.
Angesichts globaler Krisendiagnosen setzen einige Aktivist*innen nicht primär auf Reformen innerhalb der bestehenden Verhältnisse – sie träumen von einer komplett anderen Ordnung. Oftmals ziehen sie sich deswegen aus bestehenden Institutionen und dem Alltag der Mehrheitsgesellschaft zurück. Anstelle von Eskapismus kann es sich bei ihrem Rückzug aber auch um radikalen Widerstand handeln. Philip Wallmeier stellt ein Netzwerk an Aktivist*innen in den Mittelpunkt seiner empirischen Studie, die zwischen den frühen 1970er Jahren und der Jahrtausendwende in den USA in »Kommunen«, »intentionale Gemeinschaften« und »Ökodörfer« zogen. Die Analyse zeichnet die historischen Veränderungen nach und beschreibt anschaulich, welche Widersprüche sich in der Praxis für die Aktivist*innen bei dem Versuch ergaben, alternative Lebensformen zu entwickeln, um so die Verhältnisse grundlegend zu transformieren.
Bei aller Diversität und Variabilität der Körperbilder und Körperregimes, über die die Genese kollektiver Identität erfolgt, ist eine ihnen allen gemeinsame Dimension kaum zu übersehen: als sichtbare‚ Verkörperung des Imaginären der Nation werden ausschließlich weibliche Körperbilder eingesetzt. Plastisch lässt sich diese eigentümliche Politisierung des weiblichen Körpers an künstlerischen Darstellungen der Nation wie etwa an der französischen Marianne als Sinnbild Frankreichs, an der US-amerikanischen Freiheitsstatue oder aber an der bayerischen Bavaria nachvollziehen. Wie lässt sich diese spezifische (ethno-)nationalistische Funktionalisierung des weiblichen Körpers erklären? In welchem Verhältnis steht sie zum jeweiligen historischen Geschlechterdiskurs? Welchen psychosozialen Bedürfnissen kommt sie entgegen? Welche konkreten Folgen zieht sie für die Repräsentantinnen des "anderen Geschlechts" (S. de Beauvoir) nach sich? - diesen Fragen geht der erste Teil des vorliegenden Beitrags nach, während der zweite die "aufgerichteten" weiblichen Siegesallegorien im Nationalsozialismus genauer unter die Lupe nimmt.
Der Christine Kulke gewidmete Sammelband gibt einen Überblick über verschiedene Diskussionen in der Genderforschung und konzentriert sich dabei auf die Bereiche Arbeit, Politik und demokratische Entwicklungen. Die häufig kursorischen Beiträge liefern Einsichten in so verschiedene aktuelle Themenfelder wie Partizipationsforschung, Gender Mainstreaming und Prekarisierung. Zeitgeschichtliche Erkenntnisse bieten Artikel über Bildungspolitik in der DDR und die Arbeitsverhältnisse von Dienstmädchen. Das Versprechen eines gemeinsamen Bezuges auf die Kritische Theorie und auf kritische Vernunft wird jedoch nicht eingelöst. Die Artikel eint lediglich ihre Herkunft aus der Genderforschung.
Um die Wahrnehmung der Liebe geht es im folgenden Beitrag. Nach einer detaillierten Untersuchung der Liebessprache im Parzival kommt Elisabeth Lienert zu dem Ergebnis, daß Wolfram keine neue Liebessprache entwickelt: Lienert argumentiert, daß es dem Erzähler nicht auf die Wahrnehmung von Emotionen ankommt, sondern auf die Darstellungen von wirkenden Kräften, vor allem von Gewaltverhältnissen.
Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit der Frage des Geschlechts der Macht im Kolonialismus anhand der thematischen Konstellation von "Weiblichkeit, Männlichkeit und Asymmetrie" in Alfred Döblins Amazonastrilogie. Anders als frühere Beiträge über die Trilogie, die sich mit den Themen "Kolonialismus", "Interkulturalität", "koloniale Gewalt Struktur" und mit anderen sich auf ästhetische und publizistische Schriften des Autors ergebenden thematischen Schwerpunkten befassen, wird die Dialektik von Macht und Gender im Selbstermächtigungsprozess der Amazonen zunächst als destruktiv für innerindianische Geschlechtsverhältnisse und dann kontraproduktiv für die von eigenen Ehemännern angenommene antikoloniale Strategie betrachtet. Eigene Ehemänner geraten ins Kreuzfeuer der Kritik und Gewalt, wobei antikoloniale Front sozusagen dadurch unterminiert wird. Nachgewiesen wird im Beitrag, wie Amazonen, ihren politischen Zynismus betreibend, eher zu Alliierten der Kolonisatoren werden und unbewusst zur Verankerung des Kolonialismus beitragen. Des Weiteren wird untersucht, wie die selbstreflexionsfähigen und vernunftbegabten Amazonen aus früheren politischen Fehlentscheidungen lernen, ihre gegen eigene Ehemänner gerichteten politischen Gesten und Überzeugungen nun von Grund auf umzudenken, um in eigener Kulturordnung Eintracht zu stiften, wodurch eine zukunftsorientierte gemeinsame antikoloniale Front ermöglicht werden könnte.
Der Beitrag versucht die Lektüre einer wenig bekannten Erzählung Oskar Panizzas unter machttheoretischen Aspekten. Mit ihrer Fokussierung auf Panizzas Kritik an der Hegemonie des wilhelminischen Kaiserreiches reproduziert die Panizza-Forschung ein Machtverständnis, das Macht als Besitz der Herrschenden konzipiert. Ein solches Verständnis verstellt den Blick auf die produktive Qualität und die performative Wirkung von Panizzas Texten. In Anlehnung an Michel Foucaults Konzept von Macht als produktivem Netz von Kräfteverhältnissen zeigt mein Beitrag, wie sich das Verhältnis zwischen Norm und Abweichung nicht in der zentralen Ausübung einer einzelnen Machtinstanz, sondern in dem dezentralen und produktiven Spiel der Kräfteverhältnisse beschreiben lässt. Vermittels literarischer Techniken inszeniert Panizzas Erzählung Ein scandalöser Fall ein solch dynamisches Machtverständnis und macht dabei die prekäre Beschaffenheit hegemonialer Konstellationen sichtbar.
Este artigo é uma introdução à Análise do Discurso da Sociologia do Conhecimento (ADSC). Trata-se de uma abordagem da pesquisa discursiva dentro das ciências sociais que goza de antiga recepção no espaço de língua alemã e recentemente também em âmbito internacional. Essa abordagem combina a análise de regimes de saber/poder postulada por Foucault com o paradigma interpretativo da sociologia, em especial com a tradição pragmática do interacionismo simbólico e da sociologia do conhecimento social-construtivista. São apresentados importantes conceitos fundamentais, além de sugestões para a metodologia e a aplicação metódica de estudos discursivos correspondentes.