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Die Wildkatze (Felis silvestris silvestris) gehört in Deutschland zu den stark gefährdeten Tierarten, in Sachsen Anhalt gilt sie als vom Aussterben bedroht. Grundlage für einen effektiven Wildkatzenschutz sind detaillierte Kenntnisse über die ökologischen Ansprüche der Art. Hierbei sind Informationen über die Lebensraumbedingungen, die den Erfolg der Reproduktion einschließlich der Entwicklung der Jungtiere sicherstellen, von essentieller Bedeutung. Eine Telemetriestudie im geplanten Biosphärenreservat „Karstlandschaft Südharz“ soll dazu beitragen, den Themenkomplex „Reproduktion – Entwicklung – Dismigration“ zu erforschen. Die erfolgreiche Besenderung von jungen Wildkatzen hat erstmals Einblicke in die Jungendentwicklung von Felis sylvestris im Freiland ermöglicht. Dem Totholz im reich strukturierten Laubwald kommt bei der Aufzucht der Jungtiere offenbar eine essentielle Bedeutung zu. Über diese Erkenntnis hinaus gelang es, die Lebensabschnitte, in denen die Jungtiere einem erhöhten Mortalitätsrisiko ausgesetzt sind zu bestimmen und teilweise die Ursachen für die Verluste von Jungtieren zu ermitteln.
Seit einigen Jahren wird für Teilpopulationen der Wildkatze (Felis s. silvestris) in Deutschland ein positiver Ausbreitungstrend beobachtet. Auch an der Peripherie ihres nördlichen Verbreitungsgebietes, dem Harz, wird die Art wieder häufiger nachgewiesen. Dennoch beschränkt sich die Verbreitung der Wildkatze heute lediglich auf einen Bruchteil ihres ursprünglichen Areals, so dass die Art weiterhin als gefährdet gilt und eines hohen internationalen wie nationalen Schutzes bedarf. Neben der Gefahr einer zunehmenden Hybridisierung mit Hauskatzen (Felis catus), ist heute der Straßenverkehr die häufigste anthropogen bedingte Gefährdungsursache für die Wildkatze. Wie stark der Einfluss der Straßenverkehrsmortalität auf die Entwicklung einer Population ist, wurde bisher nicht untersucht. Die genaue Erfassung von Verkehrsopfern ermöglicht, Gefahrenschwerpunkte zu benennen, um effektive Artenschutzmaßnahmen herzuleiten. Diese Studie, die im Auftrag der Biosphärenreservatsverwaltung Karstlandschaft Südharz erstellt wurde, fokussiert auf die Ermittlung von Verkehrsstrecken mit erhöhter Mortalität und Unfallschwerpunkten. Im Folgenden werden Methoden und Ergebnisse vorgestellt sowie Handlungsempfehlungen für den Wildkatzenschutz formuliert.
Im südöstlichen Teil des Harzes steht die Europäische Wildkatze (Felis s. silvestris) (Abb. 1) bereits seit den 1950er Jahren im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Artenschutzes. Rudolf Piechocki (1919–2000) beruft sich in seiner 1990 erschienenen und heute als Standardwerk geltenden Monografie der Wildkatze immer wieder auf umfangreiche Datensammlungen aus dem östlichen Gebiet der Harzpopulation (Piechocki 1990). Einen Großteil der ökologischen Erkenntnisse über die Wildkatze gewann er im Südharz zusammen mit dem engagierten Artenschützer Harro Möller (1923–2001) aus Sangerhausen.