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Eine Untersuchung der Vegetation von nicht-industriellen Mülldeponien und Kläranlagen im nördlichen Bayern zeigte, dass für junge Hausmüll- und Klärgutschüttungen eine bisher unbeschriebene, von Solanum lycopersicum dominierte Pflanzengesellschaft typisch ist. Bei den diagnostisch wichtigen Arten dieser Zönose handelt es sich ausschließlich um neophytische bzw. ephemerophytische Nahrungs- und Vogelfutterpflanzen. Die Anteile der Vertreter dieser beiden Artengruppen in den einzelnen Beständen weisen eine ausgeprägte und substratabhängige Variation auf. In ihrem floristischen Spektrum spiegelt die Citrullus lanatus-Solanum lycopersicum-Gesellschaft aktuelle Konsumgewohnheiten unserer (Wohlstands-)Gesellschaft wider. Die Entwicklung dieser modernen Phytozonöse im Laufe des 20. Jahrhunderts lässt sich anband floristischer Literatur rekonstruieren.
Beobachtungen zu Konstanz und Dynamik in der Anthropochoren-Flora des Stadtgebietes von Würzburg
(1992)
Bemerkenswerte Neu- und Wiederfunde von Adventivarten im Stadtgebiet von Würzburg werden vorgestellt. Ihre Rolle in der Stadtflora, die Entwicklung der Bestände und deren Bindung an städtische Strukturen, sowie die Vergesellschaftung der Arten werden diskutiert. Es zeigt sich, daß 40% der Arten, sowohl Archaeophyten als Neophyten, eine Ortskonstanz ihrer Populationen oder eines Teiles ihrer Populationen aufweisen, und daß eine Einbürgerung häufig über ortskonstante Populationen verläuft. Dagegen lassen sich Beziehungen zwischen dem Alter von Populationen bzw. Beständen und der Vergesellschaftung nur bei wenigen Arten feststellen.
Von 1992-1997 wurde auf insgesamt 50 Deponien in Ober- und Unterfranken das Spektrum spontaner Ergasiophyten und Neophyten erfaßt. Es fanden sich 450 Sippen, die sich den beiden Kategorien zuordnen ließen; weitere 133 Sippen zählen zur Gruppe mehr oder minder ruderaler Arten, die sich im Untersuchungsgebiet durch besondere Dynamik (expansiv oder regressiv), Rote-Liste-Status oder durch thermophilen Charakter auszeichnen. 75% der verzeichneten Taxa erreichen lediglich Stetigkeitsstufe I, 31% wurden nur auf jeweils einer Deponie beobachtet. Eine deutliche Dominanz von Kulturflüchtlingen und Neophyten ist nur in Pionierstadien gegeben; in den folgenden Sukzessionsphasen gelangen indigene Arten zur Vorherrschaft. Im Gegensatz zum (etablierten) Neophyteninventar repräsentieren Deponien nur sehr bedingt das aktuelle Potential an Ergasiophyten; die dafür maßgeblichen Faktoren werden diskutiert. Aufgrund ihrer engen Bindung an Deponiestandorte lassen sich im Untersuchungsgebiet 81 Arten als zumindest deponietypisch einstufen. Die meisten von ihnen zeigen darüber hinaus eine Präferenz für eine der beiden Substratgruppen Bauschutt/Erdaushub bzw. Klärsubstrat/Hausmüll. „Deponie-Verbreitungsmuster“ einzelner Sippen widerspiegeln auf regionaler Ebene deren aktuelle Dynamik oder unterstreichen die Vorpostenfunktion von Deponien für bestimmte Arten. Insgesamt wurden 71 Arten der Roten Liste Bayern nachgewiesen. Wegen der spezifischen Dynamik von Deponiestandorten (Refugien auf Zeit) wird deren Bedeutung im Rahmen des Artenschutzes aber als eher gering veranschlagt. Ein überregionaler Vergleich zeigt zumindest für Mitteleuropa bezüglich des erfaßten Anthropochorenspektrums und dessen deponiespezifischen Charakters eine durchaus vergleichbare Situation. Dagegen wird rückblickend für das 20. Jahrhundert ein enormer Wandel der synanthropen Deponieflora deutlich: innerhalb der letzten 50 Jahre sind zahlreiche Woll-, Südfrucht-, Ölsaat- und Saatgutbegleiter verschwunden. Die geringe Anzahl neu auftretender Sippen rekrutiert sich schwerpunktmäßig aus den Gruppen der Ziergehölze und importierten Nahrungspflanzen. Zu zahlreichen bestimmungskritischen oder bemerkenswerten Sippen der Florenliste werden Anmerkungen gebeben; nomenklatorische Probleme werden diskutiert.
Aus dem Stadtgebiet von Aschaffenburg (Unterfranken) werden auf der Grundlage von etwa 170, zumeist 1983 erstellten pflanzensoziologischen Aufnahmen insgesamt 24 ruderale Pflanzengesellschaften (darunter 19 Assoziationen) vorgestellt.
Das Untersuchungsgebiet wird geprägt vom Matricario-Polygonetum (bezeichnende Trittgesellschaft), Hordeetum (charakteristische annuelle Ruderalgeseilschaft), Alliario-Chaerophylletum (dominierende nitrophile Saumgesellschaft) und dem Artemisio-Tanacetetum (häufigste Hochstaudenflur). Bemerkenswert sind daneben Vorkommen des Chenopodietum botryos, einer Panicum capillare-Gleisgesellschaft und von Parietaria officinalis-Säumen. Gegenüber Gesellschaftsausbildungen im Oberrheingebiet bzw. im Mittleren Maintal zeigen sich die hier untersuchten Bestände oft deutlich verarmt; dies trifft besonders für die von OBERDORFER (1983) zur Differenzierung westlicher oder östlicher Rassen herangezogenen geographischen Trennarten zu.