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Gekommen, um zu bleiben : der Fachinformationsdienst Germanistik als digitaler Forschungsbegleiter
(2019)
Aktuell erleben wissenschaftliche Bibliotheken in Deutschland einen Paradigmenwechsel, maßgeblich initiiert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft als wichtigste bibliotheksrelevante Förderinstitution: "Fachinformationsdienste für die Wissenschaft (FID)" heißt das Infrastrukturprogramm der Stunde, das eine alte Förderlinie ersetzt. Das vorherige, am Gedanken einer Art "Universalbibliothek" angelehnte Programm ist nun stärker fachspezifisch ausgerichtet und bietet so Raum für neue Infrastrukturen im Fach, beispielsweise im Bereich einer auf das Fach zugeschnittenen Literaturrecherche. Diese bietet für Forschende einen erheblichen Mehrwert, denn jetzt gilt die Devise: Eine Bibliothek muss nicht mehr alles besitzen, aber (fast) alles soll man finden können. Dies gilt auch in der germanistischen Sprach- und Literaturwissenschaft. Verfolgt wird dieser Leitgedanke seit Juli 2018 im "Fachinformationsdienst (FID) Germanistik".
Zur Weiterentwicklung seiner Services hat der Fachinformationsdienst (FID) Germanistik an der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Frankfurt/M. im Februar 2021 eine Online-Umfrage durchgeführt. Ziel der Befragung war es, typische Informationsgewohnheiten in der germanistischen Forschung zu erheben und die Einschätzung der Fachcommunity hinsichtlich der Versorgung mit Informationsressourcen (insb. Fachliteratur) zu ermitteln. Von Interesse war darüber hinaus die fachliche Einordnung seitens der Befragten zu einem Fachinformationsdienst für die 'Germanistik', einer Disziplin, die - wie die Umfrageergebnisse zeigen - von enormer Diversität geprägt ist.
Die gegenwärtigen medientechnischen Entwicklungen, der schrankenlose weltweite Daten- und Kommunikationsfluss, für den das Internet steht, fordern traditionelle Informationsversorgungseinrichtungen heraus und verlangen nach neuen Denkweisen und Strategien. Als viel versprechendes Konzept gelten seit Ende der 1990er Jahre so genannte Virtuelle Fachbibliotheken (ViFa), die in der Regel von einem Konsortium aus Sondersammelgebiets- Bibliotheken, Fachgesellschaften und anderen einschlägig spezialisierten Institutionen deutschlandweit realisiert werden. Über einen zentralen WWW-Einstiegspunkt versammeln sie ausgewählte konventionelle und elektronische Medien zu einem Fachgebiet, bereiten diese systematisch auf und bieten diese einer ausgewiesenen Scientific Community über differenzierte Zugriffsmöglichkeiten an. Der Beitrag zeichnet die Entwicklung des ViFa-Konzepts kursorisch nach und stellt - in Auswahl - problematische Aspekte vor, die sich im Laufe der Realisierung ergaben und die noch immer aktuell sind.
Die UB Frankfurt/M. als Sondersammelgebietsbibliothek für "Germanistik, Deutsche Sprache und Literatur" ist federführend beim Aufbau der "Virtuellen Fachbibliothek Germanistik - Germanistik im Netz (GiN)" (http://www.germanistik-im-netz.de). Ziel ist es, einen zentralen Einstiegspunkt für die Recherche nach germanistischen Medien und Fachinformationen anzubieten. Unter einer Oberfläche recherchierbar bereits die Frankfurter Kataloge (darunter ein Fach-OPAC mit ausschließlich germanistikrelevanten Titeln), das Katalogsystem des Deutschen Literaturarchivs in Marbach sowie mit BDSL Online die wichtigste Bibliographie des Faches. Angeboten werden dem Nutzer auch fachbezogene monatliche Neuerwerbungslisten sowie - im wöchentlichen Rhythmus - thematisch strukturierte Neuerscheinungslisten via Deutsche Nationalbibliothek. Was elektronische Zeitschriften und Fachdatenbanken betrifft, kooperiert Germanistik im Netz mit den einschlägigen Angeboten der UB Regensburg (Elektronische Zeitschriftenbibliothek, EZB und Datenbankeninformationssystem, DBIS) und bietet eine dem GiN-Sammlungsprofil entsprechende Zusammenstellung an. "Germanistik im Netz" versammelt nicht nur bereits bestehende zentrale Nachweisinstrumente unter einer Oberfläche, sondern produziert seinerseits Inhalte: Der Webkatalog mit Namen "GiNFix" präsentiert eine Auswahl fachrelevanter und inhaltlich erschlossener Internetressourcen zur deutschen Sprache und Literatur, darunter Autoren-Websites, Primärtexte, bibliographische Hilfsmittel, Nachschlagewerke u.v.m. Ein zweiter Webkatalog (Titel: "Wer-Was-Wo") listet ausgewählte Informationsangebote (u.a. Tagungen, Call for Papers, offene Stellen), vornehmlich für die Scientific Community auf. Als DFG-Projekt ist "Germanistik im Netz" darauf hin angelegt, sich binnen des Förderzeitraums auf eine kooperativ zu pflegende Basis zu stellen. Ob die Integration neuerer Digitalisierungsvorhaben gelingt, hängt zudem von erfolgreichem Projektmanagement an anderer Stelle ab.
Germanistik im Netz - das Fachportal zur deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft - ist seit Juni 2006 online. Germanistik im Netz richtet sich vorrangig an Germanistinnen und Germanisten in Forschung und Lehre und ermöglicht eine übergreifende Suche nach ausgewählten digitalen und konventionellen Medien sowie nach weiteren fachrelevanten Informationen. Beteiligt waren bei Projektstart Ende 2004 vier Partner: Die Universitätsbibliothek Frankfurt/Main (SSG-Bibliothek für Germanistik), das Deutsche Literaturarchiv Marbach, der Deutsche Germanistenverband sowie die Initiativgruppe Fachportal Germanistik, im Juni 2005 stieß die Mailingliste H-Germanistik hinzu, in Förderphase II verstärken u.a. die Anna Amalia Bibliothek Weimar und die Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel das Projektkonsortium.