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Verschiedene Autoren geben die Art Salix bicolor nur als mitteleuropäische Form von Salix phylicifolia (Nordische Zweifarbige Weide) an. Salix bicolor unterscheidet sich jedoch durch einige Merkmale von Salix phylicifolia (LAUTENSCHLAGER 1994) wie z. B. durch ganzrandige Blätter mit einigen Drüsen am Blattrand, unterseits gestriegelt behaarte Erstblätter (die Sommerblätter zeigen auch diese Behaarung, verkahlen dann aber schneller), zahlreichere und kürzere Kätzchen und eine meist kürzere gekrümmte Blattspitze. Das geschälte Holz hat bei Salix bicolor etwa 3-4 mm lange zerstreute Striemen (Längsrippen), bei Salix phylicifolia sind es dagegen nur 1-2 mm große punktförmige Wölbungen. Salix phylicifolia hat ein geschlossenes Verbreitungsareal von Island über Skandinavien, über das nördliche Nordosteuropa bis zum Ural und das boreale Westsibirien (CHMELAR & MEUSEL 1979). Im Gegensatz dazu hat Salix bicolor nur eine punktuelle Verbreitung in den west-, mittel- und südosteuropäischen Gebirgen: u.a. Pyrenäen, Vogesen, Zentralalpen, Harz, Riesengebirge, Tatra, Karpaten und Balkan. Die natürlichen Standorte dieser Art sind montane Hochstaudenfluren bzw. hochmontane Blockhalden an der Baumgrenze. Im HEGI (1981) wird sie als Salicion pentandrae-Verbandscharakterart angegeben.
In der Familie der Salicaceae (Weidengewächse) dominiert Salix L. als artenreichste Gattung mit ca. 300 bis 500 Arten, davon 70 in Europa (RECHINGER 1964, CHMELAR 1967, MEIKLE 1984, CHMELAR & MEUSEL 1986, NEWSHOLME 1992, HÖRANDL 1992). Die Variation in der angegebenen Artenzahl ist in der unterschiedlichen Definition des Artbegriffs verschiedener Autoren zu suchen. Weiden sind, außer in Australien, Neuseeland und in der Antarktis, über die gesamte Erde verbreitet. Der Großteil der Arten kommt jedoch in den gemäßigten Breiten der Holarktis vor (RECHINGER 1981, CHMELAR & MEUSEL 1986, HÖRANDL 1992, LAUTENSCHLAGER-FLEURY 1994). Aus systematisch-taxonomischer Sicht gelten die Weidenarten bei Botanikern als sehr problematisch und schwer bestimmbar (LEMKE 1960, CHMELAR 1967 und 1980, NEUMANN 1981, MEIKLE 1992). Innerartliche Variabilität und eine häufig beschriebene Bastardierung kennzeichnen allgemein die Weidenarten (HÖRANDL 1992, RECHINGER 1992). Die Häufigkeit natürlich vorkommender Weidenbastarde wird dabei allerdings sehr überschätzt (CHMELAR & MEUSEL 1986). Vor allem in unvollkommener Kenntnis der reinen Arten ist eine regelrechte „Hybridomanie“ unter Botanikern zu beobachten. In diesem Zusammenhang findet die Variabilität der Arten zu wenig Beachtung (BUSER 1940).
Der Speierling (Sorbus domestica L.) gehört zu den seltensten einheimischen Baumarten im Wald und in der Kulturlandschaft. In Deutschland wird der Bestand an Alt-Speierlingen auf etwa 6000 Exemplare geschätzt (KAUSCH-BLECKEN v. SCHMELING 2000). Das Vorkommen des Speierlings in Sachsen-Anhalt umfaßt schätzungsweise 110 bis 150 Bäume (NATZKE pers. Mitt. 1998). Die Landesforstverwaltung Sachsen-Anhalt unternimmt daher Bemühungen, den Speierling in seiner genetischen Vielfalt zu sichern. Im Rahmen einer Diplomarbeit an der Fachhochschule Eberswalde, Fachbereich Forstwirtschaft (STEFFENS 2000), wurden die Vorkommen des Speierlings in Sachsen-Anhalts hinsichtlich der Verbreitung, der standörtlichen Ökologie und der genetischen Variation untersucht.