Zum Wandel der Flora von Bochum im Ruhrgebiet (Nordrhein-Westfalen) in den letzten 120 Jahren
(2009)
In der vorliegenden Arbeit wird die historische Flora von Bochum (HUMPERT 1887) mit der rezenten Online-Flora von Bochum (JAGEL 2009) quantitativ und qualitativ verglichen. Der Wandel in der Flora wird exemplarisch anhand verschiedener Lebensräume dargestellt und der Landschaftswandel in Bochum aufgezeigt. Die dargestellte Entwicklung kann als typisch für die gesamte Region des Ballungsraumes Ruhrgebiet angesehen werden. Trotz der 142 ausgestorbenen Arten liegt die Gesamtartenzahl der dauerhaft ansässigen Arten in Bochum heute bei 779 und damit höher als bei HUMPERT (602 dauerhaft ansässige Arten). Die Anzahl der Neuzugänge überwiegen die Abgänge, dies wird beispielsweise durch den Anstieg eingebürgerter Neophyten von 26 (4 % der Gesamtflora) in HUMPERTS FLORA auf 110 (16 %) heute deutlich. Ein "Rückgang der Arten" liegt also quantitativ nicht vor, wohl aber qualitativ. Der tiefgreifende Wandel der Flora kommt im Wesentlichen durch einen deutlichen Rückgang der Arten landwirtschaftlicher Flächen (Äcker und Grünland) zustande. Insbesondere Arten mit Ansprüchen an nährstoffarme Standorte sind deutlich im Rückgang begriffen. Einige dieser Arten konnten einen Standortwechsel auf Bahn- und Industriebrachen vollziehen und sind nur deswegen noch nicht aus dem Stadtgebiet verschwunden. Ungefähr die Hälfte der Rote-Liste-Arten Bochums wachsen heute auf solchen Brachflächen (fast ein Drittel sogar ausschließlich), nur knapp ein Viertel dagegen in Naturschutzgebieten. Mit der zunehmenden Bebauung bzw. durch eine sog. “Inwertsetzung“ dieser Brachen gehen nun auch diese Standorte zunehmend verloren und durch den Niedergang der Montanindustrie und dem bereits vollzogenen Strukturwandel fallen heute keine neuen Industrieflächen mehr brach, die diesen Flächenverlust kompensieren können. Es ist daher zu befürchten, dass viele der gefährdeten Arten in näherer Zukunft aussterben werden. Ebenfalls einen starken Rückgang erfuhren die Arten der Gewässer. Dieser begann bereits Ende des 19 Jhds. durch den Einfluss der Zechen und Schwerindustrie, hält aber auch heute noch durch Eutrophierung der Landschaft und den hohen Freizeitdruck auf entsprechende Lebensräume an. Verglichen mit der verheerenden Situation dieser Lebensräume zu Zeiten des Bergbaus hat sich die Situation der Bachsysteme heute aufgrund erfolgter Renaturierungsmaßnahmen aber etwas gebessert.
In Gartencentern findet man im Herbst und Winter manchmal die Knollen der Eidechsenwurz (Sauromatum venosum = S. guttatum, gelegentlich als "Arum cornutum" angeboten). Man kann diese Knollen so, wie sie sind, auf die Fensterbank legen. Im Frühjahr erscheint dann eine außergewöhnliche "Blüte". Aufgrund dieser ungewöhnlichen Kultur wird die Eidechsenwurz auch "Wunderblume" genannt. Neben dem spektakulären Blütenstand wird die Art aber auch wegen ihrer ungewöhnlichen, fußförmigen Blätter kultiviert. Die Stiele der Blätter sind etwa 50 bis 75 cm lang und gepunktet, die Blattspreite wird bis 50 cm breit. In Nordrhein-Westfalen wurde im Jahre 2008 erstmals ein verwildertes Vorkommen der Eidechsenwurz nachgewiesen.
Vorkommen von Aucuba japonica THUNB. (Japanische Aukube) in Wäldern des mittleren Ruhrgebietes
(2010)
Die Japanische Aukube (Aucuba japonica, Cornaceae), ein immergrünes Ziergehölz aus Ostasien, konnte an insgesamt sechs verschiedenen Waldstandorten im mittleren Ruhrgebiet beobachtet werden. In den meisten Fällen handelt es sich offensichtlich um Vorkommen, die aus ausgebrachten Gartenabfällen entstanden sind. In einem Fall konnte allerdings eine generative Vermehrung nachgewiesen werden. Über die näheren Umstände der Verwilderungen wird berichtet.
Im Flachland Nordrhein-Westfalens konnten in den letzten Jahren mehrere Vorkommen der montanen Sippe Dryopteris affinis s. l. (Spreuschuppiger Wurmfarn i. w. S.) beobachtet werden. Mögliche Tendenzen einer Arealexpansion der Sippe sowie in Frage kommende Ursachen für diese Ausbreitung wie z. B. ein für Nordrhein-Westfalen prognostizierter Klimawandel werden diskutiert. Des Weiteren werden Bestimmungshilfen für den kritischen Formenkreis Dryopteris affinis s. l. gegeben.
Zur Bestandserfassung der Mauerflora und Mauervegetation in Herne, Bochum, Hattingen und Witten im mittleren und südlichen Ruhrgebiet wurden in den Jahren 2007 und 2008 insgesamt 68 Vegetationsaufnahmen nach Braun-Blanquet angefertigt. Ziel dieser Untersuchung war, nicht nur ein Bild von der Verbreitung und den Häufigkeiten einzelner Sippen zu gewinnen, sondern zu untersuchen, ob nicht auch typische Pflanzengesellschaften ausgebildet sind oder ob die Vergesellschaftung der aus anderen deutschen Städten bekannten, vielerorts häufigen und hinlänglich beschriebenen Mauergesellschaften im mittleren Ruhrgebiet möglicherweise nur unvollständig bzw. fragmentarisch ausgebildet ist. Ein besonderer Schwerpunkt der Untersuchungen lag dabei auf den Farnpflanzen und den von ihnen aufgebauten Pflanzengesellschaften. Die Ergebnisse werden in einen naturräumlichen, chorologischen, vegetationskundlichen und stadtökologischen Kontext gestellt. Des Weiteren werden bemerkenswerte Taxa, wie beispielsweise gefährdete und seltene Sippen, ausführlicher kommentiert.
Es wird über ein rezentes Vorkommen von Orobanche hederae (Efeu-Sommerwurz, Efeu-Würger) in Dortmund-
Lütgendortmund berichtet sowie eine Einschätzung bezüglich der Herkunft, der Gefährdung und des floristischen
Status dieses Vorkommens vorgenommen. Des Weiteren wird die pflanzengeografische Bedeutung des Fundes,
speziell für den Ballungsraum Ruhrgebiet, aber auch für Westfalen insgesamt, diskutiert. Ferner wird eine Übersicht
über die jüngsten Funde der Art in Nordrhein-Westfalen in den letzten zehn Jahren geliefert.