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Für viele phraseologische Phänomene und Prozesse sind historische Sprach- und Kulturkontakte innerhalb Europas nach wie vor ein ergiebiges Forschungsfeld. Nach kurzen Bemerkungen zu dem gegenwärtigen Stand in der germanistischen,fennistischen und skandinavistischen Lehnphraseologieforschung werden in dem Beitrag einige wenige aufgrund der Burger'schen weiten Phraseokonzeption (besonders beachtet werden unterschiedlich strukturierte Idiome, Geflügelte Worte und Sprichwörter) und der lexikographisch bestimmbaren Äquivalenztypologie von Korhonen herangezogene Phraseologismen in Hinsicht auf ihre Struktur, Semantik und Textpragmatik en detail besprochen: Sprachlich-kulturelle Eigenarten der Entlehnung deutscher Phraseologismen ins Schwedische und ins Finnische (auch mit Blick auf das Dänische und auf das Estnische) werden in ihrer sowohl gegenwartbezogenen als auch historischen Dynamik exemplarisch umrissen, indem maßgebliche Wörterbücher und Textkorpora miteinander kritisch vergleichend für sprachphilologische Einzelbeobachtungen zu Rate gezogen werden mit dem Ziel, angesichts der reichen europäischen Phraseotraditionen auch zu allgemeineren, sprachempirisch eruierbaren Erkenntnissen über die Rolle der deutschen Sprache und Kultur in unserer globalen Welt gelangen zu können.
Zu den zahlreichen kritischen Intellektuellen, die im 20. Jahrhundert den Essay als kritisches Instrument erprobt haben, gehört – neben Robert Musil, Heinrich Mann, Jean-Paul Sartre, Theodor W. Adorno und Herbert Marcuse - auch Peter Weiss. Seine berichterstattende Prosa, die 1968 und 1971 in zwei Bänden erschien, nannte Weiss "Rapporte". Die Rapporte-Bände wurden offensichtlich auf Initiative des Autors veröffentlicht, was einem Hinweis auf einen verschollenen Brief des Autors an seinen Verleger Siegfried Unseld zu entnehmen ist. Die Rapporte umfassen nicht nur Essays, sondern auch Reden, politische Stellungnahmen und offene Briefe. Der erste Band enthält neun kürzere Texte, die 1960 bis 1965 in literarischen Zeitschriften und Anthologien veröffentlicht wurden. Der zweite Band mit seinen dreizehn Pamphleten zur aktuellen Tagespolitik hat einen ausgesprochen politischen Charakter. Die Notizbücher, die in zwei Teilen veröffentlicht wurden, bieten eine Art Fortsetzung der Rapporte, aber in verkürzter Form. Eine Sammlung essayistischer Arbeiten liegt mit Rekonvaleszenz vor, einem Buch, das während eines Krankenhausaufenthaltes nach dem ersten Herzinfarkt 1970 entstand. Darin äußert sich Weiss zur Tagespolitik, Kunst und Literatur, aber auch zu spezifisch schwedischen Phänomenen, etwa dem Niederreißen der alten Bausubstanz Stockholms. Auch das erzählerische Werk des Autors, vor allem 'Die Ästhetik des Widerstands' (1975-1981), trägt ausgeprägt essayistische Züge. So wurde in der Sekundärliteratur etwa bezweifelt, dass es sich bei Weiss' Magnum Opus um einen Roman handele. Vielmehr entziehe sich 'Die Ästhetik des Widerstands' jeglicher Gattungsbestimmung; dieses Werk sei ein essayistisches Gebilde: "Die Gattungsbezeichnung 'Roman' wird diesem nicht gerecht, handelt es sich doch kaum um Figurenkonstellation, Charakterentwicklung, Handlungsstrukturen, sondern eher um Abhandlung, Essay, Traktat, um kunsttheoretische, politische und wissenschaftliche Überlegungen mehr als um erzählerische Ausfabulierung eines Gesellschaftspanoramas oder eines individuellen Konflikts." Nun ist aber gerade das essayistische Werk des Autors in der Weiss-Forschung eher stiefmütterlich behandelt worden.
Die synchrone wie diachrone Untersuchung von vier Passivauxiliaren in der deutschen Standardsprache und in deutschen Dialekten, im Schwedischen und im Luxemburgischen liefert deutliche Evidenz dafür, dass Vollverben nicht direkt zu Passivauxiliaren grammatikalisieren, sondern dass dieser Pfad über die Inchoativkopula verläuft. Inchoativkopulas sind soweit grammatikalisiert (und damit reduziert), dass sie über den Weg einer Reanalyse zu Vorgangspassivauxiliaren mutieren können: Erst verbinden sie sich mit (prädikativen) Substantiven, dann mit Adjektiven und schließlich partizipialen Verben. Bereits im Kopulastadium haben sie sich (sofern vorhanden gewesen) ihres Dativ- und Akkusativobjekts entledigt (Intransitivierung). Das Subjekt ist nach seiner Entkoppelung mit dem Agens eine neue Koppelung mit dem Patiens eingegangen. Damit hat die einstige Handlungsperspektive eine Umkehr zur Geschehensperspektive erfahren. Diese Schritte dokumentiert die folgende Figur: .... Als weniger problematisch hat sich, bedingt durch die Ausgangssemantik, der Grammatikalisierungspfad bei nhd. werden, bair.lalem. kommen und schwed. bli erwiesen im Gegensatz zu lux. ginn 'geben', das in jeder Hinsicht die stärksten Reduktionen erfahren hat und einen besonders langen, verschlungenen und "steinigen" Weg absolviert hat. Mit Sicherheit kann geben nicht als Idealkandidat für Passivgrarnmatikalisierungen gelten. Nur so lässt sich erklären, weshalb diese Grarnmatikalisierung in anderen Sprachen der Welt bisher nicht beobachtet wurde.
Auto - bil, Reha - rehab, Mikro - mick, Alki - alkis : Kurzwörter im Deutschen und Schwedischen
(2001)
Das Kurzwort wird nach BELLMANN 1980 und KOBLER-TRILL 1994 definiert als eine sowohl graphisch als auch phonisch realisierte gekürzte Form, die aus einem längeren sog. Basislexem (einschließlich eines Wortgruppenlexems) hervorgeht (im Folgenden auch Vollform genannt). Dabei besteht zwischen Kurzwort und Basislexem, die weiterhin nebeneinander bestehen, eine Synonymie-Beziehung, d.h. beide referieren auf das gleiche Objekt (vgl. Limo und Limonade, Kripo und Kriminalpolizei).
In contradistinction to main verbs copula verbs like 'sein', 'werden' or 'bleiben' ('be', 'become' or 'remain') can, though with some restrictions, take projections of all lexical categories as complements. Semantically 'werden' and 'bleiben' are considered to be dual operators, related to each other by inner and outer (= dual) negation. But there are contexts where 'bleiben' seems to assume the meaning of its dual 'werden'. What at first glance appears to be an idiosyncracy of German turns out to hold for Swedish, Brazil-Portuguese and other unrelated languages as well.
'Werden' is more restricted than 'sein' and 'bleiben', it cannot have a locative complement. 'Bleiben' has the widest distribution, it can also take infinitives of verbs of position as complement. But in this case 'stehen bleiben' is ambiguous between a "remain" -reading and a "become" -reading.
In 15th century the Swedish verb 'bliva' - a borrowing from German - has undergone a change from the "remain"-reading to the "become"-reading. The "become"-reading of 'bliva' (later form 'bli') is only blocked (as is the German verb 'werden') in the case of a locative complement, where the "remain"-reading has survived. The two readings of 'bli' do not produce any ambiguity, except when taking a verb of position as complement - much the same as in German.
The paper attempts to pinpoint the conditions that lead to this surprising shift of meaning between duals.
Auf viele Schweden wirken deutsche Familiennamen wie Weiß und Groß oder Berufsbezeichnungen wie Schneider, Richter und Koch sehr befremdlich, da diese Namentypen in Schweden nicht vorkommen. Tatsächlich sind solche sprechenden beziehungsweise motivierbaren Namen in Deutschland so üblich, daß man nur in seltenen Fällen über sie witzelt: So etwa gibt es in Freiburg eine Anwaltskanzlei Mörder; doch ist es schon kaum mehr bemerkenswert, wenn ein Metzger Bäcker heißt oder ein Bäcker Metzger oder Fleischer. Umgekehrt erregen aus deutscher Sicht die schwedischen Familiennamen und deren Regelung Aufmerksamkeit: Bis vor etwa hundert Jahren war in Schweden der sogenannte patronymische Familienname vom Typ Johansson überproportional häufig vertreten, also Familiennamen, die aus einem Rufnamen im Genitiv + -son bestehen. Die einstige Produktivität war erloschen, das heißt, auch Frauen hießen und heißen Johansson (und nicht mehr Johansdotter), und der Vater selbst muß nicht - wie noch zu früheren Zeiten - mit Rufnamen Johan heißen. Da nun die meisten Schweden um die Jahrhundertwende einen solchen Allerweltsfamiliennamen trugen und außerdem einige wenige dieser Patronyme extrem häufig vorkamen (eben z.B. Johansson, Andersson, KarLsson), gaben viele ihren Familiennamen ohne größeren bürokratischen Aufwand ab und nahmen einen neuen Familiennamen an. Diese Möglichkeit des Namenwechsels besteht auch noch heute und wird ausgiebig genutzt.
Trubetzkoy's recognition of a delimitative function of phonology, serving to signal boundaries between morphological units, is expressed in terms of alignment constraints in Optimality Theory, where the relevant constraints require specific morphological boundaries to coincide with phonological structure (Trubetzkoy 1936, 1939, McCarthy & Prince 1993). The approach pursued in the present article is to investigate the distribution of phonological boundary signals to gain insight into the criteria underlying morphological analysis. The evidence from English and Swedish suggests that necessary and sufficient conditions for word-internal morphological analysis concern the recognizability of head constituents, which include the rightmost members of compounds and head affixes. The claim is that the stability of word-internal boundary effects in historical perspective cannot in general be sufficiently explained in terms of memorization and imitation of phonological word form. Rather, these effects indicate a morphological parsing mechanism based on the recognition of word-internal head constituents. Head affixes can be shown to contrast systematically with modifying affixes with respect to syntactic function, semantic content, and prosodic properties. That is, head affixes, which cannot be omitted, often lack inherent meaning and have relatively unmarked boundaries, which can be obscured entirely under specific phonological conditions. By contrast, modifying affixes, which can be omitted, consistently have inherent meaning and have stronger boundaries, which resist prosodic fusion in all phonological contexts. While these correlations are hardly specific to English and Swedish it remains to be investigated to which extent they hold cross-linguistically. The observation that some of the constituents identified on the basis of prosodic evidence lack inherent meaning raises the issue of compositionality. I will argue that certain systematic aspects of word meaning cannot be captured with reference to the syntagmatic level, but require reference to the paradigmatic level instead. The assumption is then that there are two dimensions of morphological analysis: syntagmatic analysis, which centers on the criteria for decomposing words in terms of labelled constituents, and paradigmatic analysis, which centers on the criteria for establishing relations among (whole) words in the mental lexicon. While meaning is intrinsically connected with paradigmatic analysis (e.g. base relations, oppositeness) it is not essential to syntagmatic analysis.
In meinem Beitrag möchte ich einerseits die Hauptfunktionen von Multiethnolekten hervorheben, wie etwa Identitätsmarkierung, Gruppenzugehörigkeit, Sozialstatus und Protest, und andererseits möchte ich das Gebrauchsmuster solcher ethnisch geprägten Varietäten als spontane Ausdrucksweisen sozialer Lebenswelten darstellen. Meine Schlussfolgerung ist, dass Vielsprachigkeit heutzutage nicht als Bedrohung oder als Problem betrachtet werden sollte, sondern vielmehr als Bereicherung alltäglicher Interaktionen, als Gelegenheit für die Entfaltung des Menschen und als eine Chance für den Erfolg des interkulturellen Dialogs.
Eigennamen stehen in einem vielfältigen Spannungsverhältnis zu Appellativen: Auf der einen Seite entwickeln sie sich fast immer aus - meist konkreten - Gattungsbezeichnungen (Eichstätt, Lindenstraße, Schneider), auf der anderen Seite besteht ihre Hauptfunktion - ganz im Gegensatz zu den Appellativen - in ihrer Monoreferentialität, d.h. in einem 1: 1- Bezug zu nur einem einzigen außersprachlichen Objekt (meist Örtlichkeiten im weitesten Sinn und Personen).