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In einem modernen Staat finden immer wieder Gedenkveranstaltungen unterschiedlichster Art statt. Man will sich schöner und weniger schöner, beglückender und traumatischer Ereignisse erinnern, um daraus sich selbst und der Welt ein Wir- Gefühl und ein Selbstbild zu präsentieren. In diesem Sinn wurden am 8. Mai 1985 und am 8. Mai 2005 Gedenkveranstaltungen im Plenarsaal des Deutschen Bundestages abgehalten; Hauptredner waren die jeweiligen Bundespräsidenten, 1985 Richard von Weizsäcker, 2005 Horst Köhler. Beide Reden - sie werden Gegenstand der nachfolgenden Analysen und Interpretationen sein - sind heute im Internet leicht abrufbar: Die Rede von Weizsäckers habe ich von der Homepage der Bundeszentrale für politische Bildung, die Rede Köhlers vom Internetauftritt des Bundespräsidialamtes bezogen. Die beiden Texte, die mir in dieser Form zugänglich wurden, werde ich nun beschreiben.
A tradução de Samuel Putnam de "Os Sertões" : "Rebellion in the Backlands" de Euclides da Cunha
(1997)
The present paper looks at certain aspects of Samuel Putnam's translation of Euclides da Cunha's "Os Sertões", "Rebellion in the Backlands". Of great importance is the fact that "Os Sertões", usually seen as a work of literature in Brazil, is seen more as a factual narrative in English, and placed by its publisher, the University of Chicago Press, in the Literature/History section. Putnam also adds a large number of footnotes to those of Euclides de Cunha. Also of interest is the fact that Putnam, translating just when the US was entering the Second World War, goes to great lengths in his preface to emphasize how close "Os Sertões" is to the American experience of division in both the Civil War and the entrance of the US into the Second World War.
Das Interesse an den literarischen Antworten auf den Krieg war in Österreich nicht besonders ausgeprägt, sonst hätte die Literatur zum Krieg einen größeren Stellenwert als sie hatte und hat – bei den Lesern wie bei den Literaturhistorikern. Es gibt zwar Aufsätzen zu einzelnen Werken, doch es existiert – mit Ausnahme einer Monographie zur Dramatik – bis heute keine umfassende Arbeit zum Thema. Die Ausstellung ‚Verbrechen der Wehrmacht’, die sie begleitende wissenschaftliche Debatte und die durch beide ausgelösten öffentlichen Kontroversen haben unseren Blick auf den Zweiten Weltkrieg entscheidend verändert. Sie haben ihn geschärft für das, was den anderen angetan werden sollte und tatsächlich angetan wurde. Das lässt auch eine Lektüre der Literatur über diesen Krieg nicht unberührt. Was ist vom nationalsozialistischen Vernichtungskrieg gegen diese Personengruppen in der österreichischen Literatur sichtbar? Der folgende Bericht bezieht sich auf die unmittelbare Nachkriegszeit bis zum Abschluss der Staatsvertragsverhandlungen 1955. Dieses politische Datum bildet, wie sich zeigen wird, einen auffallenden Einschnitt.
Was war und ist heute die Rolle der Griots im alten Afrika? Es besteht darin, über das Leben der Gemeinschaft durch die verschiedenen historischen Begebenheiten zu berichten. So begreift auch Sembene Ousmane seine Bestimmung als Filmemacher. Er soll ein "Griot der modernen Zeiten sein". Diese Rolle als Vertreter der eignen Gemeinschaft in den modernen Medien, wie z. B. dem Kino, entspricht auch Djibril Diop Mambetys Auffassung, jenes Filmemachers aus dem Senegal, der den Film als revolutionäres Vehikel begreift. Aber was wäre der afrikanische Film, fragt sich Signer, hätte man nicht Regisseure wie Idriss Ouadreogo oder die regionale Institution des FESPACO, die jährlich Preise für afrikanische Filmemacher vergibt. Dies bedeutet, dass der afrikanische Film seit der Unabhängigkeit präsenter geworden ist und versucht, selber als Vehikel realer oder fiktionaler Faktenin Afrika zu sein. So verspricht es auch der 1988 gedrehte Film Camp "Thiaroye" von Sembene Ousmane und Thierno Faty Sow, der kolonialgeschichtliche Geschehnisse in Afrika möglichst authentisch zu erzählen.
Das menschliche Gedächtnis ist kollektiv gebildet - so ein Konsens seit Maurice Halbwachs grundlegender Studie (1939). Bei der Genese, Konstituierung und Transformation des kollektiven Gedächtnisses haben Denkmäler dabei eine widersinnige Funktion inne: Sie werden zumeist anlässlich von politischen und sozialen Konflikten mit der Absicht errichtet, bei ihrer Betrachtung eine Form positiver Identifizierung mit Geschichte zu evozieren. Gleichzeitig haben Denkmäler die Rolle einer "prekären Erinnerungsfunktion" (Dietrich Erben), weil sie weniger über historische Sachverhalt als vielmehr über die Form der Geschichtsaneignung durch die Initiatoren des Denkmals erzählen. Gerade Denkmäler nehmen eine bedeutende Rolle in der Kultur des Erinnerns wahr, weil der Hergang ihrer Planung und Aufstellung Fragen zum Erinnern, Vergessen und Verschwinden provoziert: Wie kann ein statisches Denkmal für die Nachkommen aktuell und aussagekräftig bleiben? Wie kann ein Denkmal als Erinnerung dienen ohne seine Wirkung zu verlieren? Wie lassen sich unvorstellbare Verbrechen mit künstlerischen Mitteln angemessen darstellen?
In dem fast schon nietzscheanisch anmutenden Gestus der Umwertung aller Werte bzw. der kaiserschnittlichen Geburt neuer Erkenntnisse aus dem Geiste der Wende revidiert die polnische Geschichtsschreibung nach 1989 die bisher geltenden, ideologisch offenbarten Wahrheiten. Ihre politisch dekretierte, jahrzehntelang dauernde weltanschauliche Monolithizität bekommt infolgedessen immer mehr Sprünge und Risse, an deren Erweiterung und Vertiefung nun emsig gearbeitet wird. Das Movens hinter diesen "reformatorischen" Aktivitäten, die nun die noch vor Kurzem in Forschung und Lehre allgemein verbindlichen Geschichtsinterpretationen dementieren und auf den Müllhaufen der Geschichte befördern, sorgt coram publico für nicht selten heftig ausgefochtene, medien- und publikumswirksame Debatten.
Ein Teil der Historikerzunft entaxiomatisiertdie bisherigen geschichtshermeneutischen Dogmen im Akt expiatorischer Selbstgeißelung, die ihn – trotz früherer freiwilliger Involvierung in die ideologisch tendenziöse wahrheitsverzerrende Faktendeutung – in den Genuss eines "Persilscheins" für die demokratische Zeit kommen helfen soll. Das von den einen nur vorgespielte, von den anderen aber tatsächlich tief empfundene Schuldbewusstsein angesichts ihrer Servilität gegenüber dem volksdemokratischen Ancien Régime lässt sie allesamt in das Lager der exaltierten Huldigung des magisch-mythisch gefärbten polnischen Patriotismus migrieren, der sich, das konstituierende thanateische Element von der englischen Hochromantik (Byron, Keats, Shelley) übernehmend, schon seit ca. zwei Jahrhunderten kaum aus dem Identitätsgründungswiderspruch zwischen der hegelianischen Apotheose des Staates, mit dem insbesondere in der Teilungszeit von 1795-1918 die Nation gleichgesetzt worden ist, und der herderschen Volksseele, deren Konkretisierung als Volkskultur das Fundament zur Bildung der Nation lege, befreien kann.
In 1989 the triumphant discourse on the 'end of history' brought the death of socialism and the expansion of liberal democracy. The proclamation of the end of history could also be read literally, as the death of 'history' as a discipline with a homogenized narrative. It is in the same year that Pierra Nora wrote a groundbreaking article, which disentangled the fundamental opposition between history and memory, and at the end assumed the standpoint of memory. The article departs from the diagnosis of post-Yugoslav contemporary accounts of Yugoslav and partisan events. The critique of nationalist and Yugonostalgic discourses discloses shared assumptions that are based on the 'romantic' temporality of Nation and on history as a closed process. In the main part of the article the author works on the special, multiple temporality of partisan poetry that emerged during the WWII partisan struggle. The special temporality hinges on the productive and tensed relationship between the 'not yet existing' - the position of the new society free of foreign occupation, but also in a radically transformed society - and the contemporary struggle within war, which is also marked by the fear that the rupture of the struggle might not be remembered rightly, if at all. The memory of the present struggle remains to be the task to be realized not only for poets, but for everyone participating in the struggle. This is where the revolutionary temporality of the unfinished process comes to its fore, relating poetry to struggle, but again producing a form of poetry in the struggle.
Kurt W. Marek, der Herausgeber der Erstausgabe des anonym erschienenen Tagebuchs "Eine Frau in Berlin", berichtet in seinem Nachwort von 1954, dass es ein halbes Jahr dauerte, bis die Verfasserin ihm erlaubte, ihr Kriegstagebuch lesen zu dürfen, und dass er mehr als fünf Jahre brauchte, bis er sie zu überzeugen vermochte, dass der Text publiziert werden müsse (FB, 281). Nach Marek braucht der Wunsch der Autorin, anonym zu bleiben, „einem Leser des Buches wohl nicht begründet zu werden“ (FB, 282). Auch dem Herausgeber der 2003-Edition scheint der Wunsch der Verfasserin nach Anonymität begreiflich zu sein (FB, 6). Nach vielen Rezensionen, die 2003 veröffentlicht wurden, erklärten die damals herrschende Moral und die Tabuisierung der Vergewaltigungen deutscher Frauen nicht nur den Wunsch nach Anonymität seitens der Verfasserin, sondern auch die kühle Rezeption des Textes in der Bundesrepublik der 50er Jahre (zum Beispiel: Döbler, 2003; Jaizer, 2003; Schwartz, 2003). Als einzigartiges Zeugnis eines Opfers der Massenvergewaltigungen bei der Eroberung Berlins 1945 wurde das Tagebuch 2003 enthusiastisch diskutiert. […] Die Behauptung, dass die Vergewaltigungen deutscher Frauen ein Tabu in der Bundesrepublik der Adenauerzeit waren und dass erst mit dieser Veröffentlichung das jahrzehntelang aufgezwungene Schweigen endlich gebrochen würde, lässt sich aber nicht begründen. Erfolgreiche Texte wie Johannes Kaps' Berichtssammlung Martyrium und Heldentum Ostdeutscher Frauen (1954), Hans Graf von Lehndorffs' Ostpreußisches Tagebuch. Aufzeichnungen eines Arztes aus den Jahren 1945-1947 (1961) und die Bände des Bundesprojekts Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa (1953-1962) […] berichten ausführlich über solche Ereignisse. […] Auch die Tatsache, dass es sich im Tagebuch Eine Frau in Berlin um eine Frauenstimme, die über sexuelle Gewalt berichtet, handelt, kann nicht als Einzelfall betrachtet werden. […] Die Einmaligkeit des Tagebuchs Eine Frau in Berlin im Spektrum der westdeutschen Kriegsmemoiren hängt nicht von der Thematik selber, sondern von dem Umgang der Verfasserin mit der Thematik ab: ihr Geständnis, dass sie Sex im Austausch für Sicherheit und Lebensmittel benutzt hat, ihr vernichtendes Bild der deutschen Männer angesichts der Massenvergewaltigungen, ihr differenziertes Bild der Soldaten der Roten Armee oder die Verbindung, die sie herstellt, zwischen den Vergewaltigungen in Berlin und den deutschen Verbrechen im Osten können wahrscheinlich die negative deutsche Rezeption des Textes 1959 besser erklären. Die Darstellungs- und Deutungsmoden der sexuellen Gewalt gegen die deutschen Frauen, die Schilderung der deutsch-russischen Begegnung in Berlin, die kritische Auseinandersetzung mit dem deutschen Leid passten schwerlich zu der nationalen Identität der Bundesrepublik der 50er Jahre, auch wenn der Text sich für die antikommunistische Propaganda des kalten Kriegs eignete. 1959 wurde Eine Frau in Berlin abgelehnt, nicht weil das Tagebuch an eine tabuisierte Vergangenheit erinnert, sondern weil sich seine Bilder und Deutungen dieser Vergangenheit nicht in die hegemonischen Diskurse der Bundesrepublik integrieren ließen.