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Ali Arbia von Zoon Politikon hat vor kurzem zusammen mit Beiträgen in der ZiB zur deutschen IB-Bloglandschaft einen kleinen Blogkarneval ausgerufen, in Kooperation mit dem Bretterblog und dem IR Blog. Als IB-BloggerInnen können wir es uns natürlich nicht nehmen, auf die Beiträge zu antworten. Liest man die bisherigen Artikel, so fällt auf: Von den drei immer wieder genannten Zielen des akademischen Bloggens – als Werkzeug in der Lehre, zur Vernetzung von Forschern und zur Außenwirkung der Disziplin – kommt vor allem letzteres zu kurz...
Ausgangspunkt der Arbeit sind feministische Auseinandersetzungen um den Begriff Subjekt auf der theoretischen Ebene und daran anschließend die Frage der Politikfähigkeit mit bzw. ohne eine fest umrissene Kategorie ‚Frau’. Judith Butler hat mit ihren poststrukturalistischen Thesen zum Subjekt eine feministische Debatte um Subjektkonstitution und politische Handlungsfähigkeit zwar nicht ausgelöst, aber doch maßgeblich beeinflusst. Daher steht Butler in dieser Arbeit stellvertretend – so eigenständig und speziell sie auch sein mag – für eine poststrukturalistische Strömung in der feministischen Theorie, die die Vorstellungen von Subjektivität und politischen Strategien verändert hat. Butler begreift die politische Handlungsfähigkeit des Subjekts als einen Effekt, der sich aus den Mechanismen der Subjektkonstitution selbst ergibt (Subjektivation). Diese Subjektkonstitution beschreibt sie als performativen Prozess, dessen Ausgang offen bleibt. Die Arbeit geht der Frage der Subjektkonstitution und politischen Handlungsfähigkeit in Texten Judith Butlers systematisch nach und wirft am Ende dir Frage nach Widerständigkeit auf. Ausgangspunkt ist die Aufsatzsammlung ‚Der Streit um Differenz’ um die bereits einige Jahre zurückliegende Debatte über das politische Subjekt des Feminismus theoretisch und politisch kontextualisiert zu rekonstruieren. Damit lässt sich zeigen, in welches theoretische und politische Feld Butler mit ihrer Theorie interveniert und dass diese Kontroverse nicht von feministischer Theorie und Praxis zu trennen ist. Schematisiert lautete der zentrale Vorwurf an Butler, dass mit ihrer Konzeption des Subjekts, das keinen vorgängigen, authentischen Kern denkt, ein politisch handlungsfähiges Subjekt hinfällig wird. Anhand von Butlers Texten und auch der Rezeption der Debatte lässt sich herausarbeiten, dass es jedoch in erster Linie um die Frage geht, unter welchen Bedingungen Handlungsfähigkeit entsteht. Um Butlers Denkbewegung der Subjektkonstitution genauer nachzuspüren, sind zentrale Begriffe wie Diskurs, Performativität, Materialität und Subjektivation anhand ausgewählter Textstellen herausgearbeitet worden, die in Bezug auf ihre Bedeutung für Handlungsfähigkeit diskutiert werden. Dabei sind folgende Kategorien festzuhalten: Handlungsfähiges Subjekt, performative Handlungsfähigkeit, widerständige Handlungsfähigkeit. Wenn die politische Handlungsfähigkeit des Subjekts als Effekt der Subjektivation verstanden wird, beteiligt sich das Subjekt maßgeblich an der Reproduktion von Normen, denen es zuvor unterworfen wurde. Wie kann sich das Subjekt also gegen seine eigenen Konstitutionsbedingungen wenden und damit widerständig sein? Butler antwortet darauf mit einem Begriff der Bestimmtheit von Handlungsfähigkeit, die nicht determinierend ist. Sich entwickelnder politischer Widerstand könne durch das Leiden der Subjekte an den sie konstituierenden Verhältnissen erklärt und gedacht werden. Es müsste also eine politische Auseinandersetzung darüber stattfinden, welche Konstitutionsbedingungen für politische Subjekte relevant sind, welche sie verletzen und unter welchen sie leiden, welche es also anzugreifen und zu verändern gilt. Es handelt sich bei dem Subjekt als politische Kategorie um einen Ort, der unter neuen Vorzeichen politisch verhandelt werden muss und an dem die Kategorien infrage gestellt werden, durch die die Subjekte politisch mobilisiert werden. Es ist dieser Ansatz Butlers, den es für politische Praxis umzusetzen und weiterzuentwickeln gilt: Ambivalenzen zuzulassen, Begriffe und Kategorien offen zu halten, um in einer politischen Praxis keinen Stillstand zu erleiden, sondern auch über die eigene Praxis reflektieren zu können. Abschließend wird Slavoj Žižeks Kritik an Butler diskutiert, die darauf hinweist, dass ihr politisches Konzept der Resignifizierung, das sich aus ihrem Performativitätskonzept speist, bestimmte gesellschaftliche Verhältnisse nicht erfassen kann, wie beispielsweise gesellschaftliche Produktionsverhältnisse. Hier wird deutlich, dass das Problem politischer Handlungsfähigkeit bei Butler nicht ihrem Subjektentwurf, sondern ihrem fehlenden Begriff von Gesellschaft anzulasten ist.
Wo sind bloß die Ukrainer?
(2014)
Die allgemeine Verunsicherung lässt sich allein an der Anzahl der Sondersendungen und Talkshows zum Thema ablesen. Wie immer nach größeren Terroranschlägen in westlichen Demokratien, folgt derselbe mediale Mechanismus, der das ohnehin schon entsetzliche Ereignis in einer Art Dauerschleife in den Köpfen festsetzt und damit unvermeidlich den psychologischen Effekt steigert, auf den die Terroristen setzen. Verbunden wird das Ganze mit der fast schon doktrinären Aufforderung, sich nicht verunsichern zu lassen und „normal“ weiter zu leben. In vielen Aspekten handelt es sich um eine – seit 2001 – immer wiederkehrende Erfahrung, die zumeist mit den gleichen Fragen begleitet wird. Das eigentliche Neue an den Pariser Anschlägen ist jedoch, dass es sich um den ersten größeren, komplexeren, koordinierten und erfolgreichen Anschlag des Islamischen Staates in Europa handelt. Schon zuvor gab es kleinere Anschläge und Anschlagsversuche, offenbar vom gleichen Netzwerk belgisch-französischer Dschihadisten organisiert. Wofür stehen diese Anschläge und warum wählt der IS die Gewaltstrategie des globalen Terrorismus?
Immer mehr Menschen fühlen sich in ihrer Existenz bedroht – selbst im Globalen Norden. Zugleich wird der politische Streit auf nationaler wie internationaler Bühne unversöhnlicher. Hängen diese beiden Beobachtungen zusammen und wenn ja, wie? Dieser Frage geht der Soziologe Thomas Scheffer in seinem Beitrag nach.
Wohin steuert China?
(2012)
Von den deutschen Medien nur am Rande berichtet vollzieht sich in der Volksrepublik China ein Machtkampf innerhalb der Kommunistischen Partei (KPCh). Im Mittelpunkt: Bo Xilai, ehemaliger Parteichef in Chinas größter Stadt, Chongqing. Angesichts der wachsenden Macht Chinas ist verwunderlich, dass die Frage nach der personellen wie inhaltlichen Konsequenzen dieses Prozesses bislang weitgehend ausgespart blieb.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, den Wohnungsbau der letzten 15 Jahre im Frankfurter Europaviertel mit Hilfe David Harveys Raumökonomie des Kapitals zu betrachten. Dazu wird der Frage nachgegangen, inwiefern sich die im Europaviertel zu betrachtenden Urbanisierungs- und Investitionsprozesse mit Hilfe Harveys gesellschaftstheoretischer Raumökonomie erklären lassen. Zur Beantwortung dieser Frage wird eine Recherche und Analyse diverser Datenquellen aus Wissenschaft, Medien und Politik vorgenommen. Die Analyse der Quellen zeigt, dass Harveys an Karl Marx angelehnte Theorien der Urbanisierung des Kapitals und einer ‚uneven geographical development‘ aufschlussreiche Erklärungsmöglichkeiten für die Investitionsprozesse vor Ort liefern können. Die Betrachtung findet dabei auf einer makroökonomischen Ebene statt und bezieht die Finanzialisierung von Immobilien sowie die Miete von Wohnraum als mögliche Aspekte zur Sicherstellung der Kapitalzirkulation ein.
Warum ist die Entwicklung des Hochhausbaus in Deutschland anders verlaufen als in den USA? Warum hat Frankfurt im Gegensatz zu den übrigen deutschen Großstädten eine Skyline ausgebildet? In den USA waren Hochhäuser schon in den 1920er Jahren Symbole für den prosperierenden Kapitalismus. In Deutschland versuchte man einen anderen Weg: Hochhäuser ja, aber keine Zusammenballung in den Innenstädten. Was Städten wie München und Hamburg gelang, Hochhäuser nur ausnahmsweise zu genehmigen, führte in Frankfurt zu einer gegenläufigen Entwicklung – durch eine Politik, die unter dem Druck wirtschaftsstarker Unternehmen und Spekulanten immer wieder die Ausnahme von der Ausnahme genehmigte.